Special: Dreamweb (Adventure)

von Benjamin Schmädig



Dreamweb (Adventure) von Empire
Die böse Macht der Träume
Entwickler:
Publisher: Empire
Release:
1994
1994
Spielinfo Bilder  
Der Ausgang ist von Streifenwagen umstellt, als Ryan die U-Bahn verlässt und bevor er es sich versieht, reißt ihn der Kugelhagel zu Boden. Ein anderes Ende hätte seine Geschichte nicht nehmen können – die Geschichte eines Mannes, der eine Hand voll Menschen ermordet hat. Wofür? Um die Welt zu retten. Davon war Ryan jedenfalls fest überzeugt.

Dreamweb

Dreamweb: ein Spiel von Neil Dodwell und David Dew, auf den ersten Blick ein unscheinbares Point&Click-Adventure, veröffentlicht im Jahr 1994. Von oben habe ich auf Ryan und seine Umgebung geschaut, wichtige Gegenstände gesucht, Glas mit Wasser kombiniert, es auf einen Schaltkreis gegossen, Zahlencodes gefunden, Dialoge geführt.

"Ich weiß, was zu tun ist"

Das Dreamweb: eine Sammlung von Gedanken, Träumen. Ist es im Gleichgewicht, halten sich Gut und Böse die Waage. Gewinnt eine Seite die Oberhand, droht Chaos. Und genau das sollen sieben Auserwählte erreichen. Sieben Menschen, die kurz davor stehen, in das Dreamweb einzudringen.

Die Zukunft der Menschheit ist in Gefahr.

Und so bitten die Wächter des Dreamwebs einen Menschen um Hilfe, in dessen Träumen sie schon seit einiger Zeit
  
Dreamweb ist nicht nur dank der durchdachten Geschichte ein Spiel für Erwachsene.
Dreamweb ist nicht nur dank der durchdachten Geschichte ein Spiel für Erwachsene.
Kontakt herstellen: Ryan.

Als sich ein Wächter ihm offenbart, weiß Ryan längst, was zu tun ist. Er soll die Welt von den Sieben befreien. Er wird sich eine Waffe besorgen, den Aufenthaltsort jedes Verschwörers ausfindig machen und sie erschießen oder auf andere Weise töten.


Blut und Regen

Das Spiel hatte ähnlich wenige Skrupel wie seine Hauptfigur. Pixelkunst und Speichergrößen setzten der Gewaltdarstellung zwar Grenzen, dennoch zerplatzten in Dreamweb Köpfe und ganze Körper.

Das Abscheuliche stand dem Spiel aber. Denn Dodwell und Dew traten nicht in die erzählerischen Fußspuren von Monkey Island oder Space Quest. Sie erschufen einen futuristischen Albtraum aus Gewalt, Arbeitslosigkeit und ständigem Regen.

Blade Runner diente als Vorbild, erkennbar schon am Donnern der einführenden Titelsequenz. In Nachrichten erfuhr man von einer namenlosen Stadt, die auf zunehmende Gewalt in den Straßen nur mit dem Aufrüsten ihrer Polizeikräfte reagieren konnte. Ryan selbst verlor seinen Job. Sein bester Freund war ein heruntergekommener Taugenichts.
Das Dreamweb wartet!

Das Spiel ist inzwischen kostenlos verfügbar: Für ScummVM erhältliche Fassungen gibt es legal auf der offiziellen Webseite.

Die Downloads enthalten auch das "Diary of a (Mad?)Man" - das Tagebuch enthält immerhin wichtige Hinweise, ohne die mindestens ein Rätsel nahezu unlösbar ist.

Funktionierende Science-Fiction

Die schmutzige Science-Fiction erschloss sich nicht nur über die Aufmachung und einen famosen Klang – der für Komposition und Ton verantwortliche Matt Seldon vereinte die ausweglose Melancholie ruhiger Synthesizer mit den Beats elektronischer Clubmusik. Dodwell und Dew waren auch clever genug, Spiel und Erzählung funktional zu verbinden.

Um verschlossene Türen zu öffnen, musste ich etwa jedes Mal den richtigen Code eingeben. Computer habe ich durch das Eingeben echter Befehle bedient. Und so unhandlich es für die Bedienung war: Ich musste Gegenstände immer erst dort ablegen, wo ich sie benutzen wollte, sie öffnen, bevor ich sie benutzen durfte und Türöffner betätigen, bevor Ryan den Ausgang erreichen konnte.

Es gab zudem wesentlich mehr Gegenstände als für das Lösen der Aufgaben notwendig waren – die Welt von Dreamweb existierte auch ohne das Spiel. Das machte sie greifbar. Die ungeschönte Darstellung von Sex und Gewalt machte sie im Sinne eines guten Thrillers glaubwürdig.

Dreamweb war ein erwachsenes Spiel, bevor Spiele damit begannen, langsam erwachsen zu werden.

Kommentare

Itchy.de schrieb am
Ich glaube, ich war damals einfach noch nicht alt genug für das Spiel. Habe die Story nicht wirklich verstanden und die Rätsel waren zu schwer. Evtl. jetzt, 20 Jahre später mal in der ScumVM probieren.
FuerstderSchatten schrieb am
Als ich es damals im PC Joker gesehen habe, dachte ich das muss das geilste Spiel überhaupt sein, Jahre später als ich dann selbst Hand anlegen durfte, war ich doch recht ernüchtert. ^^ Nach 10 Minuten hatte ich keine Lust mehr und ich bin leidensfähig, die NLT kann ich immer wieder spielen.
bloub schrieb am
gute frage. voielleicht sind da eingie nicht fähig, die dateien von den disketten bzw. diskfiles zu extrahieren ;).
johndoe1238056 schrieb am
NoFFaC hat geschrieben:Jetzt noch bitte ein Retro Rückblick zu "Cannon Fodder" :wink:
Steht das nicht immer noch auf dem Index?
Ich habe mal eine Frage bezüglich der Spiele, die man bei ScummVM herunterladen kann. Wieso gibt es dort eigentlich immer nur die DOS Versionen? Der Publisher müsste doch bei den Amiga Versionen der gleiche gewesen sein, insofern dürfte es keine rechtlichen Probleme geben, die einer Veröffentlichung dort im Wege stehen.
NoFFaC schrieb am
Wahnsinnig gutes Spiel.
Hab ich erst kürzlich wieder durchgesuchtet weil es so genial ist.
Ich spiel selten alte Spiele nochmal weil ich mir das Feeling von damals nicht versauen will, aber bei dem Spiel brauch ich mir keine Sorgen zu machen.
Ist und bleibt einfach eines meiner All Time Favorites.
Jetzt noch bitte ein Retro Rückblick zu "Cannon Fodder" :wink:
schrieb am