PES 2016 hat aufgeholt: Das Spurten sieht authentischer aus, es gibt viele neue Taumel-, Ausweich- und Stolpermanöver, hinzu kommen emotionale Reaktionen auf dem Platz, wenn man seine Chance nicht nutzt oder der Schiedsrichter pfeift. Die neuen Torjubelanimationen hätte man sich allerdings sparen können, manche Dribblings wie der Regenbogenschnipser wirken übertrieben zirkusreif und man vermisst mehr Glanzparaden bei den Torhütern.
Davon gibt es in FIFA 16 viel mehr und die werden klasse animiert. Auch sonst kann man viele feine Bewegungs- und Abschlussaktionen beobachten, zumal es harmonischere Übergänge in den Zweikämpfen vom Rempeln bis hin zum Trikotzupfer gibt als in PES. Toll sind auch die Kopfballanimationen, aber dafür wirken die neuen Körpertäuschungen stellenweise wie Fremdkörper und in manchen Einblendungen bewegen sich die Spieler unnatürlich schnell.
Mit PES 2015 hatte es Konami endlich geschafft, die Stadionkulisse akustisch so aufzuwerten, dass man wieder die Boxen aufdrehen konnte - vor allem in der italienischen und englischen Liga hört man einige coole authentische Gesänge. An diese Qualität knüpft PES 2016 an, entwickelt sich aber nicht hörbar weiter, zumal man als Wolfsburger oder Gladbacher zu wenig Wiedererkennungswerte findet.
FIFA 16 liegt hier vorne, was Vielfalt und Masse angeht, die weit über die Premier League oder die Serie A hinaus auch die Fans singen lassen: Egal ob HSV oder BVB, Frankfurt oder S04 - man darf sich auf originale Schlachtrufe freuen - das geht runter bis in die 2. Liga zum FC St. Pauli. Allerdings nutzt EA sein Potenzial nicht aus, denn es fehlen nicht nur klassische Ultra-Lieder, sondern es mangelt der Regie auch an Abstimmung, so dass in unpassenden Situationen schon der Walzer angestimmt wird. Schade: Man kann keine Fangesänge importieren!
Lattentreffer krachen satt, der Vollspann ebenfalls, aber eine große Stärke von PES 2016 ist das Raunen und Buhen der Zuschauer in heiklen Situationen. Wenn man nach einem Tempowechsel nach vorne stürmt geht das ganze Stadion mit; wenn man gefoult wird, gibt es böse Pfeifkonzerte. Allerdings wird das teilweise zu inflationär eingesetzt.
Auch in FIFA 16 kracht die Latte satt, wenn sie getroffen wird. Toll ist, dass das Drumherum an der Seitenlinie wie das Reinrufen gut zu hören ist. Aber manche Vollspannschüsse hören sich seltsam "klatschend" an und es hallt etwas blechern, wenn der Ball ins Tor gejagt wird. Außerdem geht das Publikum nicht so dynamisch mit den Situationen mit, so dass manchmal trotz Strafraumspannung nichts zu hören ist.
PES 2016 bietet hohe Wiedererkennungswerte vor allem bei bekannten Profis, aber sobald diese z.B. die Nationalhymne singen, sieht das albern aus. FIFA 16 hat noch mehr erkennbare Profis in den Kadern, aber da wird das Singen erst gar nicht animiert und manche zumindest in der Bundesliga bekannte Spieler wie Weigl, Lasogga & Co sind trotz voller Lizenz nicht zu erkennen - die Diskrepanz zwischen Topstars und gewöhnlichen Profis ist enorm. Toll aber, wie längere Haare animiert werden.
In PES 2016 kann ich drei Rasenstufen einstellen, es gibt dynamisch einsetzenden Regen, der sich spürbar auswirkt, bessere Flutlichteffekte, aber neben elf offiziellen Stadien wie San Siro oder der Allianz Arena nur noch zehn fiktive Arenen. Außerdem sieht der Rasen in manchen Wiederholungen aus wie platter Gummiboden. FIFA 16 bietet mehr Wettereffekte wie diesig, neblig, bewölkt und eine bessere Rasenabnutzung. Hinzu kommen an die 80 offizielle Stadien aus aller Welt. Zwar gibt es auch hier in den Wiederholungen eine Diskrepanz zwischen langem Rasen und zu platter Wiese direkt dahinter, aber die Qualität fällt nicht so deutlich ab.
Obwohl es in PES 2016 mit Marco Hagemann endlich einen Neuzugang neben Hansi Küpper gibt, kann er nicht für Akzente sorgen - im Gegenteil: Nicht nur dass er zu emotionslos ist, stimmt die Abmischung des Gesagten teilweise überhaupt nicht mit dem Gezeigten überein; hinzu kommen zu früh maßlose Übertreibungen wie "Welttor" oder sogar komplett falsche Tor-Kommentare, obwohl der Ball nicht drin ist. Positiv: Die Meisterliga wird speziell kommentiert. Negativ: Die Karriere gar nicht auf Deutsch. Man kann auf Englisch schalten - da wird es inhaltlich besser.
FIFA 16 hat mit dem alten Frank "Buschi" Buschmann und dem neuen (ehemaligen PES-Kommentator) Wolff-Christoph Fuss eine ähnliche Frische anzubieten, wobei Ersterer eher Phrasen drescht und Letzterer zumindest etwas Substanz reinbringt. Aber auch die beiden enttäuschen irgendwann mit unpassenden Kommentaren. Dafür leiten sie die Partien mit interessanten Anekdoten zur Vereinshistorie oder Spielern ein. Auch hier kann man auf Englisch schalten. Unterm Strich sind die beiden hörenswerter als das PES-Duo.
Menüdesign & Benutzerführung
PES 2016 sieht auf den ersten Blick stylisch aus, aber hinter den Kacheln steckt auch Altmodisches: Wer spezielle Dribblings üben will, muss im freien Training erst pausieren, dann die Befehlsliste aufrufen und diese auswendig lernen - anstatt dass man sie einfach einblendet. Außerdem braucht man etwas Geduld, um die richtigen Taktiken und Teamanweisungen einzustellen. FIFA 16 setzt auch auf Kacheln, sieht zwar etwas moderner aus, aber macht es Ballkünstlern noch schwerer: Im freien Training kann man gar nichts einblenden - wer alle Aktionen sehen will, muss auch hier eine Liste aufrufen, allerdings in einem anderen Menü. Abgesehen davon ist die Teameinstellung vielleicht etwas einfacher, weil man taktisch nicht so viel "verstellen" kann.
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