Hitman 2: Silent Assassin (2002)
Inhaltlich knüpfte Hitman 2: Silent Assassin an die Geschehnisse des Vorgängers an: Nach dem Mord an Ort-Meyer täuschte 47 seinen Tod vor, um sich aus der ICA und damit einem Leben als Auftragskiller zurückzuziehen. Seinen inneren Frieden fand er in einer kleinen Kirche auf Sizilien, wo er als Gärtner für den gütigen Priester Vittorio arbeitete, der gleichzeitig zu seinem besten Freund und Mentor wurde. Doch kurz nach einer überfälligen Beichte ließen die Probleme nicht lange auf sich warten: Nach der Entführung des Priesters sah sich der Ex-Killer dazu gezwungen, wieder zur Agency zurückzukehren. Der Deal: Er würde wieder in Zusammenarbeit mit Diana Burnwood für Auftragsmorde um den Globus tingeln, während die ICA ihn im Gegenzug dabei unterstützen würde, den verschollenen Freund zu retten. Dieser landete zunächst in den Händen des Mafia-Bosses Giuseppe Giuliano, doch stellte sich im Rahmen der Komplott-Story rund um atomare Sprengköpfe und Rachegelüste schließlich heraus, dass der russische Ganove Sergei Zavorotko der Strippenzieher war und den Agenten im Ruhestand für seine Pläne missbrauchte.
Oh, welch Ironie: Ein Klavierspieler wird mit einer Klaviersaite dahingemeuchelt. So kann's gehn...
Spielerisch hielt IO Interactive weiter am bewährten Grundkonzept des Vorgängers fest, feilte aber an manchen Ecken, um das Erlebnis etwas zugänglicher zu machen und damit einen der größten Kritikpunkte der Premiere zu liquidieren. So freute man sich u.a. auf Zusätze wie Chloroform und eine Armbrust, um Widersacher entweder tödlich oder auf andere Art, Hauptsache aber leise auszuschalten. Als Neuerung wurde außerdem eine Verdachts-Anzeige eingeführt, um zu erkennen, wie die Umwelt auf die Aktionen des Spielers reagiert. Verhielt man sich zu auffällig, wurden die Wachen misstrauisch und lösten auf der Suche nach dem enttarnten Assassinen Alarm aus. Das Honorar-System wurde entfernt, doch an den Missionsbewertungen hielt man weiter fest: Nur wer als perfekter Agent ohne Zwischenfälle auftrat, wurde als „lautloser Killer“ ausgezeichnet, während Baller-Fetischisten, die vielleicht aufgrund der alternativen Ego-Ansicht wie in einem klassischen Shooter ans Werk gingen, mit dem schlechtesten Rang „Massenmörder“ abgestraft wurden.
Bei der Größe der Abschnitte nahm man sich im zweiten Teil zwar etwas zurück, erlaubte aber weiterhin verschiedene Wege und Ansätze, um die Missionsziele zu erfüllen. Neben der Grafik schraubte man auch weiter an der KI, doch während die Engine mit weiteren Details überzeugte, ließ die Intelligenz der Widersacher noch zu oft zu wünschen übrig. Für einen großen Aufschrei sorgte eine Mission, bei der man Sikhs an einem Ort umbringen konnte, der in Anlehnung auf deren heilige Stätte Harmandir Sahib gestaltet wurde. Dort fielen 1984 einem realen Massaker zahlreiche Gläubige zum Opfer, so dass IO die entsprechende Stelle abänderte und eine neue Version des Spiels veröffentlichte. Neben dem PC erschien Silent Assassin auch auf den Konsolen PS2, Xbox sowie GameCube und stellt bis heute den kommerziell erfolgreichsten Teil der Hitman-Reihe dar.
Hitman: Contracts (2004)
Bei Contracts betrieb IO viel Recycling.
Knapp zwei Jahre später setzte IO Interactive – mittlerweile aufgekauft von Eidos Interactive – die Reihe mit Hitman: Contracts fort, konnte dabei dem Leben als Auftragskiller aber kaum neue Impulse verleihen. Stattdessen setzte man lieber auf Altbewährtes oder änderte bekannte Elemente nur leicht ab. So wurde z.B. das Chloroform durch eine Betäubungsspritze ersetzt und im Inventar fanden sich nicht länger Begriffe, sondern eine 3D-Darstellung der jeweiligen Objekte. Bei der Spielmechanik hielt man ebenfalls an bekannten Elementen wie der Verdachts-Anzeige oder den Verkleidungen fest und auch das Bewertungssystem blieb identisch zum Vorgänger. Sogar bei den Missionen warfen die Dänen die Recycling-Maschine an, denn bei vier der insgesamt zwölf Einsätze handelte es sich um wiederverwertete Abschnitte aus Hitman: Codename 47, die als Flashbacks in die Handlung eingebettet wurden. So sah man in der Einführung, wie sich der verletzte Auftragskiller durch die dunklen Korridore eines Hotels bis in sein Zimmer schleppte und sich dort an seine vergangenen Morde erinnerte, die man eben auch als Spieler erneut erlebte. Erst nach dem Besuch eines Doktors der Agency kristallisierte sich langsam heraus, was zu der schweren Verletzung und dem Kollaps des Hitman führte: Sein Auftrag bestand darin, einen Kinder-Sklavenring zu sprengen und neben einem US-Botschafter standen auch ein berühmter Tenor und ein korrupter Polizei-Inspektor auf der Abschussliste, wobei Letzerer erst im Finale mit seiner Verstärkung auftauchte, um den Unterschlupf von 47 zu stürmen.
Eine besondere Erwähnung verdient die Soundabteilung – und das in zweifacher Hinsicht: Zum einen wurde Haus- und Hofkomponist Jesper Kyd, der bereits bei den beiden Vorgängern die Musik komponierte, für seinen düsteren Soundtrack mit dem 2005 BAFTA Games Award in der Kategorie „Best Original Music“ ausgezeichnet, obwohl vielen Spielern die epischeren Arrangements aus Silent Assassin besser gefielen. Zum anderen entpuppte sich der Soundtrack, der auch lizenzierte Songs umfasste, als Stolperstein für die geplante Steam-Veröffentlichung: Rechtliche Probleme rund um das Stück "Immortal" von Clutch sorgten dafür, dass Contracts erst 2014 über Valves Vertriebs-Plattform erhältlich war. Im Rahmen der Veröffentlichung der Hitman HD Trilogy wurde der „Problem-Song“ 2013 durch einen anderen Track ersetzt.