Hinsichtlich Rennserien findet man sowohl bei Project Cars 2 als auch Forza Motorsport 7 so ziemlich alles, was das Herz begehrt: Die Auswahl reicht von Rennen in sportlichen Straßenfahrzeugen über GT-Boliden und Oldtimer bis hin zu Veranstaltungen für Indycars, Formel-Flitzer, Prototypen und Rallye-Boliden. Selbst Renn-Trucks zählen bei Forza mittlerweile zum beeindruckenden Repertoire, während die Slighly Mad Studios das starke Aufgebot um Rallycross erweitert haben. Bei GT Sport fokussiert man sich dagegen primär auf Rennen in GT- und Sportwagen, die von kleinen Abstechern auf Rallye-Pisten und Drift-Wettbewerben umrahmt werden. Die große Variation der beiden Konkurrenten wird hier nicht geboten. Anfang November starten aber die drei großen Online-Meisterschaften, darunter ein einzigartiger Wettbewerb mit dem offiziellen Reglement der FIA (Federation Internationale de l'Automobile).
Beim Fahrverhalten hat jedes Spiel seine eigenen Stärken und Schwächen: Wer den größten Wert auf eine fordernde und möglichst realistische Physik legt, findet in Project Cars 2 eine beinharte Simulation, die auch Profis viel Feingefühl hinter dem Steuer abverlangt, viele Anfänger dagegen trotz zahlreicher Hilfen abschrecken und überfordern dürfte. Forza 7 und GT Sport sind im direkten Vergleich deutlich zugänglicher, versprühen aber dennoch ein großartiges und authentisches Fahrgefühl, obwohl viele Boliden vor allem im Grenzbereich etwas zahmer reagieren und die Heckpartie der Forza-Wagen immer noch ungewöhnlich schnell zum Ausbrechen neigen, während bei GT Sport die Bodenhaftung auf Rallye-Pisten erschreckend niedrig ausfällt. Trotzdem wirken die meisten Reaktionen der Fahrzeuge nachvollziehbar. Wie immer wird man feststellen, dass einem manche Fahrzeuge hinsichtlich der Fahrphysik mehr, andere dagegen weniger zusagen. Zwar verfolgt jeder der drei Titel bei einen eigenen Ansatz, doch versprühen sie allesamt auf eigene Weise einen herrlichen Fahrspaß und hinterlassen einen sehr guten Eindruck, was das Gefühl hinter dem Steuer angeht.
Die Pad-Steuerung von Project Cars 2 wurde im Vergleich zum Vorgänger zwar überarbeitet, doch manche PS-Monster lassen sich angesichts der hohen Sensibilität weiterhin kaum beherrschen und es fällt mitunter schwer, ein richtiges Gefühl für die Wagen und ihre Grenzbereiche zu entwickeln. Dieses Kunststück gelingt Forza 7 deutlich besser – sicher auch deshalb, weil man ein alternatives Fahrmodell für die Steuerung mit dem Controller anbietet. Es fühlt sich hier einfach traumhaft an, wie man die Boliden im Griff hat und kleine Schlenker noch abfangen kann. Die Impulse Trigger des X1-Controllers tragen mit ihrem gelungenen Feedback sicher ebenfalls ihren Teil dazu bei. GT Sport merkt man ebenfalls an, dass sich die Reihe traditionell vornehmlich an Spieler richtet, die mit dem Controller Gas geben wollen.
Project Cars 2 ist prädestiniert, mit einem Lenkrad gespielt zu werden: Zwar erreicht das Force Feedback trotz vorbildlicher Anpassungsmöglichkeiten nicht ganz das herausragende Niveau eines Assetto Corsa, aber das fantastische Fahrgefühl kann sich erst dann richtig entfalten, wenn man ein Lenkrad in den Händen hält. So entwickelt man ein viel besseres Gespür dafür, was Streckenbedingungen und das Verhalten der Fahrzeuge angeht. Ähnlich, aber nicht ganz so beeindruckend präsentiert sich die Lenkrad-Steuerung bei GT Sport, die ebenfalls zu einem gesteigerten Fahrspaß beiträgt, aber hinsichtlich der Anpassungsmöglichkeiten noch Luft nach oben hat. Diese kann Forza 7 zwar vorweisen, doch fällt das Force Feedback im Vergleich zu den beiden anderen Kandidaten angesichts fehlender Details relativ mau aus, wodurch auch die Freude am Fahren mit Lenkrad etwas leidet.
Egal ob Fahrwerk, Bremsen, Getriebe, Aerodynamik oder Differenzial, egal ob Project Cars, Forza oder Gran Turismo: In allen drei Simulationen darf man in der Garage fleißig an den Komponenten der Boliden schrauben, um deren Fahrverhalten dem eigenen Stil oder den Streckenbedingungen anzupassen. Zudem bieten alle drei Kandidaten die Möglichkeit, fertige Setups mit anderen Spielern zu teilen oder deren Einstellungen zu übernehmen. Da Project Cars 2 noch mehr Feinheiten bei den Anpassungen erlaubt, erobert man in der Kategorie mit einem knappen Vorsprung die Pole Position.
Nanu, was ist das denn? Ausgerechnet die Serie, die Tuning-Upgrades in Rennspielen salonfähig gemacht hat, schmeißt das attraktive Feature jetzt mehr oder weniger über Bord. Aber es ist, wie es ist: Das Aufrüsten der Boliden spielt bei GT Sport abseits einer mageren Schnelltuning-Funktion keine Rolle mehr! Da bei Online-Rennen die Leistung der Fahrzeuge für die Wettbewerbsfähigkeit automatisch angepasst wird und es keine klassische Karriere gibt, erscheint die Streichung aber zumindest nachvollziehbar. Gleiches gilt für Project Cars 2, bei dem bewusst der traditionelle Motorsport im Zentrum steht, bei dem aufgemotzte Karren keinen Platz haben. Einzig bei Forza 7 können sich Tuning-Freunde noch weiter austoben und einmal mehr auf ein riesiges Angebot an Teilen zurückgreifen, um Leistung, Fahrverhalten und Optik ihrer Flitzer aufzubohren. Schade nur, dass durch künstliche Beschränkungen innerhalb der Serien die Bedeutung des Tunings im siebten Teil der Serie abgenommen hat.