Special: Spurensuche auf der Killer-Yacht
Eine Seefahrt, die ist lustig...oder tödlich?
Es deutete alles auf einen herrlich entspannten Urlaub hin, als Inspektor Raoul Dusentier im Jahr 1927 vom wohlhabenden Geschäftsmann Niklos Karaboudjan die Einladung bekam, eine Woche mit ihm und seinen anderen Gästen an Bord einer luxuriösen Yacht zu verbringen. Dummerweise liegt der schwerreiche Gastgeber schon am zweiten Tag tot in seiner Kabine. Ermordet, was auch sonst? Ebenso klar: Jetzt lag es am Spürsinn des gewitzten Schnüfflers und damit in der Hand des Spielers, den Mörder unter den illustren Gästen ausfindig zu machen und zu überführen.
Tick...tack...
Dabei war es wichtig, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Nach bestimmten Szenen oder dem Fund von Hinweisen wurde die Uhr im Spiel weiter nach vorne gestellt, um den Fortschritt zu markieren. Gleichzeitig bedeutete dies, dass sich mit dem Voranschreiten der Minuten möglicherweise auch die Situation an Bord verändert hatte. Passagiere konnten sich mittlerweile an anderen Orten aufhalten und so z.B. weitere Nachforschungen erlauben. Neu gewonnene Erkenntnisse führten außerdem zu weiteren Dialogoptionen in den Gesprächen.
Polygone statt Pixel
Neben den hübsch gestalteten Kabinen und Außenbereichen des Dreimasters überzeugte das Spiel technisch vor allem bei der Darstellung von Figuren. Statt auf die üblichen Pixel und Sprites setzten die Franzosen auf animierte Vektoren und Polygone! Als Folge dessen wurde die Größe der Figuren nicht nur geschmeidig skaliert, sondern auch die butterweichen Animationen waren erste Sahne. Nur in Nahansichten ließen Dusentier & Co schon damals Details vermissen und wirkten recht grob. Als ärgerlich erwiesen sich neben der umständlichen Codewheel-Abfrage vor allem am Amiga die häufigen und langen Ladezeiten. Nannte man keine Festplatte sein Eigen – und das konnten nur wenige Amiga-Besitzer von sich behaupten – musste man außerdem häufig als Diskjockey tätig werden. Mit den fünf Disketten rund um den Segeltörn fiel die Wechsel-Orgie im Vergleich zu einem Indy 4 mit seinen elf Floppy-Disks zwar längst nicht so krass aus, aber nervig war es trotzdem. Aus aktuellem Anlass möchte ich außerdem noch auf eine kleine historische Ungenauigkeit hinweisen, die im Rahmen von Dusentiers Ermittlungen auftrat: Im Spiel wurde ein
Toller Krimi
Trotzdem lieferte Delphine Software mit Cruise For a Corpse damals einen fesselnden Krimi ab, der sich als lohnende Alternative oder Ergänzung zu den Adventure-Hits der großen Abenteuerschmieden präsentierte. Die PC-Version kann übrigens mit dem Emulator ScummVM verwendet werden, während man sich im Internet-Archive auch kostenlos im Browser auf die mörderische Schiffstour begeben darf. Abgesehen von den filmischen Vorbildern wie „Tod auf dem Nil“ war ich damals froh, mit dem Spiel am Amiga eine moderne Variante des C-64-Klassikers Murder on the Mississippi bekommen zu haben, das ich ebenfalls geliebt habe. Aber die Erinnerungen an diesen herrlichen Detektiv-Einsatz an Bord eines Dampfers spare ich mir vielleicht für einen anderen Tag (und einen weiteren Rückblick) auf...
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.