Super Mario Odyssey23.10.2017, Jan Wöbbeking
Super Mario Odyssey

Special: 3D-Marios im Wandel der Zeit

Super Mario 64 war 1997 die Initialzündung für das neue Genre der 3D-Jump-n-Runs, das massenhaft Nachahmer auf den Plan rief. Und mit Super Mario Odyssey (ab 49,99€ bei kaufen) scheint Nintendo nach langer Zeit endlich wieder an seine Frühwerke mit offener Welt anknüpfen zu wollen. Kurz vorm Start des Switch-Titels werfen wir einen Blick zurück auf die Geschichte von Marios 3D-Ausflügen.

Super Mario 64 (Nintendo 64, 1997)

Super Mario 64 ist praktisch die Mutter aller Starttitel. Weil Nintendo das N64 nicht ohne Killer-App auf den Markt werfen wollte, wurde sogar der Start der neuen 3D-Konsole verschoben. Eine gute Entscheidung, die Plattform litt zu Beginn schließlich unter Softwaremangel. Doch es gab diesen einen magischen Titel, der für viele wie ein Blick in eine neue Welt wirkte und in Spielwarenläden selbst bei Nutzern hochgerüsteter PCs für ungläubige Blicke sorgte: Völlige Bewegungsfreiheit! Offene 3D-Welten! Eine zumindest für damalige Verhältnisse erstaunlich freie Kamera plus die Steuerung mit einem neuartigen Analogknubbel, der Mario mit geschmeidigen Bewegungen über die Wiese laufen ließ. Auch technisch nutze man einige Neuheiten der Konsole, die man heute als völlig selbstverständlich erachtet: Dank Anti-Aliasing und gefilterten Texturen wurde die Illusion einer dreidimensionalen Welt nicht mehr so stark von groben Pixel-Blöcken oder Treppchen gestört. Der winzige Texturspeicher des N64 konfrontierte den Spieler zwar mit hässlich kahlen Wänden, doch das war schnell vergessen, wenn man begann, die fantasievollen Levels zu erkunden.

Man fühlte sich wie in einem riesengroßen Themenpark, in dem es an jeder Ecke neue Geheimnisse zu entdecken gab: Von Wassertunneln über das Innere einer Pyramide bis hin zu kniffligen Sprungpassagen über brodelnder Lava konnte man mit Marios neuen Fähigkeiten wie einer Flügelkappe experimentieren. Sogar komplette Minispiele wie eine Rutschbahn waren enthalten – damals noch keine Selbstverständlichkeit. Statt dem Erreichen des Level-Endes wie in 2D-Marios orientierten sich die Entwickler erstmals stärker an Action-Adventures, so dass man z.B. einem Pinguin sein Junges zurückbringt oder andere geheime Ecken auskundschaftet. Im Jahr 2005 bekam Super Mario 64 übrigens eine leicht überarbeitete Neuauflage für den DS – die mangels Analogstick allerdings nicht ganz die Präzision des Vorbilds erreichen konnte.

Super Mario Sunshine (GameCube, 2002)

Marios Sommerurlaub auf dem Gamecube war etwas kniffliger als der Vorgänger und spaltet seit 2002 die Fangemeinde: War die noch freiere, größtenteils manuelle Kamera nun schlichtweg genial oder völlig daneben? Auch die neuartige Wasserspritze „Dreckweg 08/17“ sorgt heute noch für erbitterte Grabenkämpfe unter Fans. Manch einer empfand sie als erfrischend andere, herrlich präzise Mischung aus Jetpack und Waffe – andere fast schon als Verbrechen an der Serie. Man benutzte die Wasserspritze entweder wie ein Jetpack zum Schweben oder um frontal Gegner zu attackieren und gefährliche Farbschmierereien zu beseitigen. Sogar die tropische Kulisse sorgte für erhitzte Gemüter: Nintendo war zwar ein sehr idyllisches Tropenparadies gelungen, einige Fans vermissten aber die Abwechslung aus dem Vorgänger. Für Versöhnung sorgte die Rückkehr des Reittiers Yoshi. Er konnte mit seiner riesigen Zunge Gegner fressen, sie seinem Erbrochenen in Plattformen verwandeln oder andere Tricks starten – je nachdem, welche Frucht er vorher verspeist hatte.  Bei uns hat es im Test mit 88% abgeschnitten und Gold erobert. Jörg resümierte seinerzeit: "Akrobatisch wie nie und mit den coolen Wasserdüsen ausgerüstet, macht die Jagd nach Münzen, Sternen und Secrets einen Heidenspaß."

Super Mario Galaxy (Wii, 2007)

Vor zehn Jahren gelang Nintendo etwas, das kaum jemand erwartet hatte: Das eigentlich ausgelutschte und beinahe tote Genre der 3D-Plattformer wurde völlig auf den Kopf gestellt – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn hier war man auf kugelrunden Planeten unterwegs, manchmal sogar über Kopf. Mario flitzte rund um kleine Himmelskörper, was ganz neue Tricks und Puzzles ermöglichte und zauberhaft inszeniert war. Um die neue Wii-Zielgruppe der Gelegenheitsspieler nicht zu sehr zu verwirren, ist der galaktische Ausflug trotzdem linearer als die Vorgänger: Meist rückt die Kamera das Geschehen automatisch in die passende Perspektive – und leitet den Spieler so auf den richtigen Weg. Trotzdem gab es auch im All Unmengen an Geheimnissen zu entdecken. Mit der Wiimote ließen sich zudem Objekte einsammeln und Schwunghaken greifen – was auch vom zweiten Spieler erledigt werden konnte. Super Mario Galaxy war der erste Serienteil, der von einem voluminös klingenden Orchester-Soundtrack begleitet wurde. Außerdem hat es bei uns im Test satte 94% und Platin erobern können. Hier ein Auszug aus Jörgs Fazit: "Zauberhaft. Einfach zauberhaft. Wenn man von einem Walzer begleitet an einer Ranke in die Höhe klettert, sich dann an einem Blumenstengel vom Wind zu einem Stern treiben lässt, nur um kurze Zeit später wie eine Rakete zum nächsten Planeten zu jagen, dann lächelt man beim Spielen."

Super Mario Galaxy 2 (Wii, 2010)

Das neue Planetenprinzip hatte derart viel Potenzial, dass Nintendo bei weitem nicht alle Ideen und Levels unterbringen konnte. Also arbeitete man an einem großen Erweiterungspaket, das allerdings letztendlich als komplettes Spiel veröffentlicht wurde. Mario wurde zum rollenden Felsen, baute mit Hilfe der Wolkenblume Plattformen in die Luft und durfte auf Yoshi reiten. Einige Bosse wurden allerdings nur leicht überarbeitet aus dem Vorgänger recycelt. Eine Platin-Wertung von 90% konnte sich der faszinierende zweite Weltraum-Ausflug trotzdem sichern. Jörg fasste zusammen: "Auch wenn Mario keinen Riesensprung nach vorne macht: Es ist ein ausgezeichnetes Jump&Run mit fantasievollem Leveldesign!"

Super Mario 3D Land (3DS, 2011)

Fast wie ein kleiner Schaukasten: Mit Super Mario 3D Land wurde der 3DS zum spielbaren Diorama. Dank des 3D-Effekts turnte Nintendos Maskottchen in überschaubaren, aber verwinkelten Levels hinter dem Bildschirm herum, in dem sich Entfernungen gut abschätzen ließen. Ein Grund für die Konzeptänderung war sicherlich der Erfolg der modernen 2D-Teile wie New Super Mario Bros.: Offenbar sollten neue Zielgruppen behutsam an 3D-Welten herangeführt werden, statt sie mit offenen Welten und freien Kameras zu verwirren. Trotzdem mangelte es nicht an Anspruch, denn zumindest die späteren Levels wurden richtig schön knackig. Paul brachte es in seinem Test mit einer 88%-Wertung folgendermaßen auf den Punkt: "Die Präsentation ist eine Wucht, das kleine Mario-Spiel braucht sich in Sachen Kulisse und Abwechslungsreichtum derselben keine Sekunde lang vor Super Mario Galaxy zu verstecken. (...) Etwas konservativ und sehr leicht - davon abgesehen ein in jeder Hinsicht hochklassiges Mario-Abenteuer!"

Super Mario 3D World (2013)

Perfektioniert wurde das Prinzip später auf der Wii U in Super Mario 3D World: Seit langem versprühte kein Jump-n-Run derart viel unbeschwerten Spaß. Es gab jede Menge putzige Gegner, viele Geheimnisse und alberne Spezialfähigkeiten wie den Katzenanzug. Unverständlich wirkte, dass man wie auf dem 3DS einen Knopf zum Sprinten drücken musste. Die eher gemütliche Geschwindigkeit und die nicht allzu großen Areale waren aber die passende Grundlage für einen lustigen Offline-Koop mit bis zu vier Spielern. Wir vergaben im Test 90%, Jans Fazit schloss damals mit folgenden Worten ab: "Super Mario 3D World ein Musterbeispiel für poliertes Design, welches sich ganz auf den Spaß an der Spielerfahrung konzentriert und alles Unwichtige ausblendet. Marios neues Abenteuer ist zwar nicht ganz so innovativ und leichtfüßig wie Super Mario Galaxy, aber trotzdem ein ausgezeichnetes Jump-n-Run!"

Super Mario Odyssey

Nach dem Kickstarter-Erfolg von Yooka-Laylee arbeitet auch Nintendo endlich wieder an einem offenen Erkundungs-Plattformer mit voller Bewegungsfreiheit. Mittlerweile ist offenbar die Zeit reif, um bei Fans von Super Mario 64, Banjo & Co. Nostalgiegefühle zu wecken. Neu dabei ist die schleuderbare Mütze Cappy, mit dessen Hilfe sich Mario in viele verrückte Wesen und sogar Objekte verwandeln kann. Wie uns der erste freie Ausflug seit Super Mario Sunshine gefällt, erfahrt ihr demnächst in unserem Test. Das Spiel erscheint am Freitag, 27. Oktober für Nintendos Switch.

 
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.