Special: Foto-Modus war gestern
Screenshots als Fotos von Spielen
Keine Frage: Spiele können heutzutage wirklich schick aussehen - egal, ob akribisch nachgebildete Boliden auf Rennstrecken ihre Kreise ziehen, ferne Science-Fiction-Welten erforscht werden, Kämpfe auf historischen oder futuristischen Schlachtfeldern ausgetragen werden, fiese Sandstürme in der Postapokalypse lauern oder eine malerische Phantasiewelt wie Beauclair besucht wird. Spiele in Retro-Optik mit Pixelart oder stärker stilisierter Grafik eignen sich gleichermaßen als virtuelles Foto-Motiv. Nicht nur auf dem PC werden eifrig Screenshots gemacht, geteilt und bewertet, mit stellenweise eindrucksvollen Ergebnissen (wie an diesen Beispielen zu sehen ist), auch auf Konsolen lassen sich, teils mit speziellen Foto-Modi, eigene Aufnahmen erstellen.
Fotos mit Ansel
Neben den obligatorischen Möglichkeiten Screenshots zu erstellen, zum Beispiel mit der Druck-Taste, mit F12 bei Steam oder mit einer spielinternen Taste für das Bildschirmfoto, gibt es mit Ansel von NVIDIA ein 360°-Screenshot-Tool, das auf allen GeForce-Grafikkarten seit der 6er-Serie zur Verfügung steht (Laptop/Notebook-Versionen eingeschlossen; Liste mit Ansel-kompatiblen Grafikkarten bzw. Grafikprozessoren).
Jedoch dürfte längst nicht allen GeForce-Grafikkarten-Besitzern diese Funktion bekannt sein, weswegen wir diesen Foto-Modus an dieser Stelle näher vorstellen.
Abgesehen davon, dass eine entsprechende GeForce-Grafikkarte vorhanden sein muss, gibt es eine weitere Einschränkung: Das jeweilige Spiel muss eine Ansel-Unterstützung aufweisen, wobei den Entwicklern Plug-Ins für die Unreal Engine und die Unity Engine zur Verfügung stehen. Ansel ist jedoch nicht nur auf diese Engines beschränkt. Folgende Spiele sind derzeit Ansel-kompatibel: ARK: Survival Evolved, Conan Exiles, Dishonored 2, For Honor, Formula Fusion, Ghost Recon: Wildlands, Kona, Mass Effect: Andromeda, Mirror's Edge Catalyst, Obduction, Snake Pass, War Thunder, Watch Dogs 2, The Witcher 3: Wild Hunt und The Witness - sowie künftig bei Dark and Light, Lawbreakers und Raiders of the Broken Planet.
Bei normalen Screenshots wird lediglich das aktuelle Geschehen auf dem Bildschirm (meist als JPG oder PNG) festgehalten. Viele zusätzliche Optionen gibt es meist nicht. Bietet ein Spiel einen Fotos-Modus, lassen sich meist diverse Post-Processing-Effekte (Nachbearbeitung) auf das aufgenommene Bild anwenden oder andere Einstellungen wie Helligkeit oder Kontrast anpassen. Ansel bietet in der Hinsicht mehr Möglichkeiten. Die fünf wichtigsten Funktionen sind freie Kameraplatzierung, Filter, Super-Rez, EXR und 360°-Aufnahmen, die nachfolgend näher vorgestellt werden sollen.
Ansel-Nutzung und freie Kameraplatzierung
Die Ansel-Benutzeroberfläche lässt sich im laufenden Spiel mit der Tastenkombination Alt+F2 aufrufen. Das Spielgeschehen wird dabei pausiert, weswegen die Ansel-Nutzung in Mehrspieler-Partien oftmals eingeschränkt ist. Bei War Thunder können allerdings die Replays in Angriff genommen werden. Ist das Bild einmal eingefroren, können mit vielen Schiebereglern weitere Einstellungen und Veränderungen vorgenommen werden.
Im Bereich "Camera & Capture" können die Weite des Sichtfeldes (Field of View) und die Neigung (Roll/Pitch) eingestellt werden. Unterstützt das Spiel die "freie Kamerapositionierung", können Kamerastandort, Betrachtungswinkel, Erhöhung und Entfernung in der pausierten Spielszene komplett verändert werden. Bei The Witcher 3 kann man beispielsweise die feste Verfolgerperspektive verlassen und Geralt im Kampf von der Seite zeigen. Oder man erhöht die Kameraentfernung und versucht Landschaftsaufnahmen bei Ghost Recon Wildlands hinzubekommen. Die freie Kamera ist noch in War Thunder, Obduction, ARK: Survival Evolved, The Witness, Mirror's Edge Catalyst und Mass Effect: Andromeda verfügbar. In Dishonored 2 bleibt die Kamera hingegen starr. Die Entwickler der Spiele entscheiden selbst, welche Ansel-Funktionen sie zulassen möchten und welche nicht.
Während man bei Ghost Recon Wildlands die Kamera zum Beispiel sehr, sehr weit vom Spieler-Charakter entfernen kann, darf die freie Kamera bei Mass Effect: Andromeda nur in einem eingeschränkten und bei Watch Dogs 2 in einem sehr eingeschränkten Areal bewegen.
Die freie Kamera-Unterstützung ist eines der zentrales Features von Ansel und Titel, die diese Funktion nicht nutzen, verspielen viel Foto-Potenzial.
Hat man die gewünschte Einstellung gefunden, können Filter angewandt werden. Die vordefinierten Optionen wie Schwarz-Weiß, Sepia oder Halbton erinnern ein wenig an die typischen Filter bei Instagram. Etwas mehr Auswahlmöglichkeiten in diesem Bereich wären schön gewesen. Anschließend lassen sich Kontrast, Helligkeit und Farbverstärkung etc. verändern.
Riesen-Auflösung
Interessanter wird es nun bei der Aufnahmeart. Neben der Standardoption "Screenshot" in der nativen Auflösung des Spiels kann man auf "Super Resolution" (Hohe Auflösung) stellen und JPEG-Bilder mit einer Auflösung von bis zu 64.000x36.000 (kein Schreibfehler) erstellen. Der Screenshot wird dann ungefähr 1 GB Festplattenspeicher belegen. Die maximale Größe für einen normalen 1920x1080-Screenhot ist 63.360x35.640 (33-mal größer als die grundlegende Auflösung).
Um den Screenshot in dieser Auflösung rendern zu können, wird das Bild bei der Berechnung in mehrere Ausschnitte unterteilt, die einzeln in der normalen nativen Auflösung gerendert und später wieder zusammengesetzt werden. Der Vorteil dieses zeitaufwändigen Prozesses (bis zu fünf Minuten; 31 GB Festplattenspeicher erforderlich) ist ein hochauflösendes Bild, das mit starker Kantenglättung (kaum Aliasing) und höheren bzw. schärferen Details aufwartet. Die Videospeichergröße der Grafikkarte spielt beim Erstellen von "Super Resolution Screenshots" übrigens keine Rolle. Betrachtet werden können solche Riesen-Aufnahmen zum Beispiel mit Irfanview oder Adobe Photoshop, je nach Größe des Bildes ist recht viel Arbeitsspeicher erforderlich (Beispiele ).
360°-Panoramaaufnahmen
Alternativ zu der Aufnahmeart "Super Resolution" lässt sich das Bildmaterial im EXR-Typ speichern (offener Standard von ILM). Hierbei wird im Grunde genommen ein Bild im RAW-Format mit maximaler Farbtiefe (bis zu 32 Bit) und Farbgenauigkeit gespeichert. Anschauen lassen sich die Bilder zum Beispiel mit Photoshop, Photomatrix oder Picturenaut, wobei natürlich der Bildschirm/Monitor eine entsprechende Farbtiefe wiedergeben können muss. HDR-Unterstützung (High Dynamic Range; 10 Bit Farbtiefe) ist nur ein Schritt in diese Richtung. Darüber hinaus können 360°-Aufnahmen bzw. 360°-Panoramaaufnahmen in Mono oder Stereo erstellt werden, die sich beispielsweise auf Virtual-Reality-Geräten anzeigen lassen.
Die mit Ansel erstellten Rundherum-Screenshots bzw. 360°-Bilder können unter anderem auf Smartphones, im Desktop-Browser, mit Google Cardboard (via App NVIDIA VR Viewer; VR-Album in Google Photos; maximale Auflösung 4096x4096), mit einem 360°-Stereo-Player wie Whirligig oder den VR-Brillen HTC Vive und Oculus Rift betrachtet werden (Beispiele ). Die Betrachtung der Aufnahmen via HTC Vive und Oculus Rift ist etwas aufwändiger, da das Programm Virtual Desktop (http://store.steampowered.com/app/382110/Virtual_Desktop/; Preis 14,99 Euro) für SteamVR erforderlich ist. Nach dem Start des Programms klickt man auf den Bereich "Photos", kann die 360°-Aufnahmen dort via Drag-and-Drop platzieren und im Anschluss anschauen. Als Betrachter befindet man sich dann im Zentrum der 360°-Aufnahme und kann sich ausführlich in der Umgebung umschauen. Mit den Pfeiltasten können die einzelnen Aufnahmen nacheinander durchgeschaut werden.
Alles in allem ist Ansel ein gelungenes und weitgehend leicht zu bedienendes Screenshot-Werkzeug, das viele Einstellungsoptionen und vor allem viele Ausgabeformate von Riesen-Screenshots bis hin zu 360°-Aufnahmen bietet. Viele normale Foto-Modi können da nicht mithalten. Besonders die frei platzierbare Kamera kann sich sehen lassen, sofern sich die Spiele-Entwickler dafür entscheiden, diese Funktion zu integrieren. Schön wäre es allerdings, wenn NVIDIA noch weitere Features (z.B. mehr Filter) hinzufügen und die Unterstützung der Spiele stetig ausbauen würde.
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