Special: Dig Dug (Plattformer)

von Jan Wöbbeking



Dig Dug (Plattformer) von Namco
Ein Platz für Tiere
Entwickler:
Publisher: Namco
Release:
1982
1982
Spielinfo Bilder Videos

Das Geschäft mit der Nostalgie ist mittlerweile zu einem wichtigen Pfeiler der Industrie geworden, doch nicht alle Helden aus den Achtzigern haben es in die Popkultur geschafft: Mario oder Pac-Man dürften sogar militanten Spielgegnern ein Begriff sein, doch bei Namcos tapferem Schlumpf aus Dig Dug könnte man beinahe schon davon sprechen, dass er seit seinem Erfolg in der Versenkung verschwunden ist.



Wer And‘ren eine Grube gräbt…

Natürlich wissen wir, dass es ein paar Fortsetzungen und Klone gab und dass es sich beim Helden nicht wirklich um einen Schlumpf handelt. Das kleine Männchen mit der Luftpumpe sieht aber mindestens genauso bescheuert aus. Und genau das macht viel vom Charme aus. In dem Spielhallenklassiker aus dem Jahre 1982 ist alles auf albern und niedlich getrimmt - was damals noch keine Selbstverständlichkeit war. Vor dem Erfolg von Donkey Kong (im Jahr 1981) dominierten ernstere Weltraum- und Kriegsspiele die Arcades, doch Dig Dug kam genau im richtigen Moment, um von der Begeisterung für kuriose Figuren wie Mario zu profitieren.

Fast wie auf der Grillparty: Wer zu unvorsichtig pustet, wird selbst geröstet.
Fast wie auf der Grillparty: Wer zu unvorsichtig pustet, wird selbst geröstet.
Die hektische Musik z.B. transportiert das schelmische Gefühl richtig gut. Es handelt sich nur um einen kurzen Loop, doch der düdelt immer nur dann weiter, wenn man vorwärts trippelt. Das kommt besonders gut zur Geltung, wenn man einem Gegner auflauert. Es wuseln zwar nur zwei Tierarten durchs unterirdische Labyrinth, die sind aber für damalige Verhältnisse äußert knuffig animiert. Vor allem natürlich, wenn man sie aufpumpt und platzen lässt! Makaber, aber wirksam. Auf den ersten Blick ist das Ziel simpel: Der Schlumpf muss überleben, die Tiere sterben! In der Hektik ist meist das Aufpusten das Mittel der Wahl. Viermal pumpen und schon platzen Drache Fygar oder Tomatenmonster Pooka wie ein Luftballon.

…hat in Japan oft eine Luftpumpe

Alternativ kann man sie auch kurz „anpumpen“ und damit betäuben, um aus brenzligen Situationen zu fliehen. Wer die Technik gut beherrscht und nebenbei geschickt verschlungene Gänge gräbt, kann seine Opfer auch in einen lagen Tunnel locken, in den man schließlich einen Felsbrocken plumpsen lässt. Das bringt vor allem im tiefen Erdreich deutlich mehr Punkte ein als die Pump-Action. Nähert euch den Steinen dabei aber immer von unten, sonst werdet ihr schnell selbst zerquetscht! Nach dem Fall von zwei Felsen tauchen außerdem in der Mitte des Bildschirms verführerische Snacks auf, z.B. eine Ananas.

Beim ersten Spiel versucht man noch, einfach zu überleben und die Monster abzumurksen. Schon nach wenigen Minuten übernimmt aber im Gehirn das Gemeinheitszentrum die Kontrolle. Ständig tüftelt man fiese kleine Fallen aus, unter denen alle Pookas und Fygars gedanklich schon zu Hack verarbeitet wurden. In der Realität landet man natürlich oft selbst unterm Felsblock. Oder in Fygars horizontalem Feuerstrahl, weil die frontale Attacke mehr Punkte einbringt. Den defensiven Angsthasen zu spielen bringt hier aber auch nicht viel, weil gelangweilte Gegner sich schnell in ein Gespenst verwandeln, das sogar diagonal durch die Erde geistert.

Gemeinheiten unter Tage

Aus heutiger Sicht ähnelt das Spielgefühl schon nach kurzer Zeit einem abstrakten Knobelspiel wie Tetris oder Pipe Mania, weil man bei der Highscorejagd ständig versucht, möglichst elegante, punktebringende Wege zu gehen. Trotz der schlichten Grafik lässt sich dem Prinzip also auch heute noch etwas abgewinnen. Das gilt auch beim Beobachten eines guten Spielers, weil man die Schadenfreude beim Zerquetschen ganzer Gegnergruppen so schön nachvollziehen kann. Vielleicht befindet sich das Spiel daher auf Platz 6 der Beliebtheitsskala des internationalen Arcade-Museums, obwohl es dem Titel nie vergönnt war, in bekanntere Sphären der Popkultur vorzudringen (abgesehen von kleinen Auftritten in nostalgischen Serien wie Stranger Things). Hierzulande dürften viele jüngere Spieler bei dem Namen nur verwirrt mit den Schultern zucken. Das liegt vermutlich daran, dass Dig Dug seine große Zeit in den Spielhallen hatte, die deutsche Kinder nach den Jugendschutzdebatten der frühen Achtziger nicht mehr betreten durften.

Ähnlich wie bei Nintendos Wario oder Waluigi handelt es sich auch beim Namen des Dig-Dug-Bergmanns „Taizo Hori“ übrigens um ein Wortspiel. Der Ausdruck „Horitai zo" heißt so viel wie „Ich will graben!"
Ähnlich wie bei Nintendos Wario oder Waluigi handelt es sich auch beim Namen des Dig-Dug-Bergmanns „Taizo Hori“ um ein Wortspiel. Der Ausdruck „Horitai zo" heißt so viel wie „Ich will graben!"
Später wurde das Spiel allerdings für jede Menge Heimkonsolen und Computer umgesetzt, darunter der C64, das NES und der Atari 2600. Auch der Automat wurde von Atari in den Westen gebracht. Es existiert sogar ein glühendes, piepsendes Handheld der Marke „Gakken“, dessen Bildschirm von einer Fresnel-Linse vergrößert wird – also ähnlich wie bei VR-Headsets. Dig Dug 2 von 1985 war bei weitem nicht mehr so erfolgreich wie sein Vorgänger. Später folgten u.a. das 3D-Remake Dig Dug Deeper für den PC (2001) und der DS-Titel Dig Dug: Digging Strike (2005). Auch andere Titel griffen das Prinzip auf, z.B. Namcos Serie Mr. Driller. Selbst modernere Spiele wie Boulder Dash, Steamworld Dig 2 oder der Minecraft-“Vorgänger“ Infiniminer wurden vermutlich ein wenig von Oldies wie Dig Dug inspiriert. In den vergangenen Jahrzehnten ließ sich das Spiel z.B. auf Namcos Classic-Collections spielen. Aktuell ist es einzeln oder im Dreierpack mit Galaga und Pac-Man zu haben, und zwar in den Online-Stores von PS4, Switch, Xbox One und Steam. Das Original ließ sich zu zweit nur nacheinander bestreiten, auf Namcos Classic-Collection Vol. 2 gab es allerdings ein Arrangement für einen Koop-Modus.

Kommentare

Knarfe1000 schrieb am
Auf dem VCS 2600 gezockt. Und ich war richtig gut.
GrinderFX schrieb am
Sieht besser aus und bietet wahrscheinlich mehr als 90% der aktuellen Steam Spiele für den PC.
Switch-Man schrieb am
Habs damals auf meinem C64 gezockt... Lang ist es her. Ca. 35 Jahre...
HellToKitty schrieb am
Redoste hat geschrieben: ?30.03.2018 19:29
Seppel21 hat geschrieben: ?29.03.2018 19:55 Das habe ich damals als kleiner Pups im Italienurlaub in der Spielhalle gezockt. Eine schöne Zeit. Erinnert mich aber auch daran, wie alt ich schon bin.
Ja genau...damals im 82' als Italien Weltmeister wurde und man einen Abend lang gratis zocken durfte :D :Hüpf: :mrgreen:
Zum Glück standen in den Italienischen Spielhallen die alten Klassiker noch bis in die frühen 90er rum. Leider waren das so gut wie nie Dedicated Machines (gibt es dafür einen deutschen Ausdruck?), sondern fast immer irgendwelche Bootlegs und Hacks, wahrscheinlich von der Mafia höchstpersönlich gedumpt und verlötet :) Ach, die 200 Lire Münze wird für mich immer mein persönliches Symbol für den Schlüssel ins Spielparadies sein.
Redoste schrieb am
Seppel21 hat geschrieben: ?29.03.2018 19:55 Das habe ich damals als kleiner Pups im Italienurlaub in der Spielhalle gezockt. Eine schöne Zeit. Erinnert mich aber auch daran, wie alt ich schon bin.
Ja genau...damals im 82' als Italien Weltmeister wurde und man einen Abend lang gratis zocken durfte :D :Hüpf: :mrgreen:
schrieb am