Special: Adventure (Action-Adventure)

von Jan Wöbbeking



Adventure (Action-Adventure) von Atari/Sears
Der Pionier des Easter-Eggs
Entwickler:
Publisher: Atari/Sears
Release:
kein Termin
kein Termin
Spielinfo Bilder Videos

Warum sollen immer nur Publisher die Lorbeeren ernten? Im Jahr 1979 war es noch nicht üblich, dass Videospiele mit einem Abspann enden - also setzte sich Programmierer Warren Robinett selbst ein Denkmal. In Adventure für den Atari VCS 2600 versteckte er das erste digitale Easter-Egg der Geschichte. Wir werfen einen Blick zurück auf den Pionier, der auch im Kinofilm „Ready Player One“ eine wichtige Rolle spielt.



Punkt, Punkt, Drache, Strich

In einem Geheimraum blitzte sein Name damals in großen Lettern auf: „Created by Warren Robinett“. Der Schriftzug hinterlässt auch in Ernest Clines Roman „Ready Player One“ einen derart starken Eindruck, dass Konzernchef James Halliday sich davon zu einer gigantischen Schnitzeljagd in der virtuellen Realität inspirieren lässt. Nicht nur die Buchstaben in Adventure wirken blockig: Auch alles andere erinnert daran, dass es sich um ein sehr frühes Spiel der Konsole handelt. Wenn man gerade noch Horizon Zero Dawn oder Assassin's Creed Origins in der PlayStation 4 hatte, kann man kaum glauben, wie krass sich virtuelle Abenteuer in knapp 40 Jahren verändert haben.

Je nach Enstellung des Schwierigkeitsgrades (damals noch direkt per Kippschalter am Gerät) änderte sich die Größe der Spielwelt und das Verhalten mancher Bewohner.
Je nach Enstellung des Schwierigkeitsgrades (damals noch direkt per Kippschalter am Gerät) änderte sich die Größe der Spielwelt und das Verhalten mancher Bewohner.
Damals musste man noch viel Fantasie aufbringen, um in das schlichte Quadrat auf dem Schirm einen Helden hinein zu interpretieren. Die flackernden Drachen, Schlüssel oder Schlosstore würden nach heutigen Maßstäben immerhin noch als Symbol im Retro-Design durchgehen. In Ataris frühem Höhlenabenteuer erkundete man aus der Draufsicht ein blockiges Labyrinth, das in "dunklen" Passagen sogar nur zum Teil sichtbar blieb.

Endlich Action UND Abenteuer!

Für seine Zeit war es trotzdem ein Fortschritt, das Labyrinth tatsächlich vor Augen zu haben. Das Vorbild aus dem Jahr 1976 war schließlich noch ein reines Text-Adventure, das auf raumfüllenden Mainframes in Universitäten lief und später von anderen Spielern weiterentwickelt wurde. Will Crowther hatte damals seine Faszination für real existierende Höhlensysteme in Kentucky in Spielform umgesetzt. Es folgten einige Nachahmungen und Interpretationen wie „Colossal Cave Adventure“, bis Robinett das Thema aufgriff und endlich auf seine Weise umsetzte – mit echter Grafik! Endlich konnte man im ersten Action-Adventure der Geschichte persönlich in die Rolle eines Fantasy-Helden schlüpfen, sich in zahlreichen Tunnels und Kerkern verlieren, vertrackte Abzweigungen erforschen und sogar mit Fabelwesen kämpfen.

Eeenton!
Eeenton!
Der Erfolg gab Atari recht: Über eine Million Käufer wollten den verzauberten Kelch finden, den ein finsterer Zauberer im Irrgarten versteckt hat. Hatte man ihn geschnappt, musste man ihn noch im goldenen Palast abliefern. In diversen Räumen und Palästen stellten sich dem Abenteurer einige Drachen in den Weg, die man dem Aussehen nach auch mit Schnabelwesen auf Sprungfedern verwechseln könnte. Die Ähnlichkeit zu einer Ente war kein Zufall, sondern dem Umstand geschuldet, dass der Entwickler mit dem sehr knappen Speicher der Konsole haushalten musste. In einem Interview mit dem Magazin Wired erklärte Robinett vor drei Jahren: „Ich habe meine Entendrachen mittlerweile liebgewonnen. Falls ich je ein Sequel produziere, wird es die Rückkehr der Entendrachen.“

Diebische Dunkel-Elstern

Ein angriffslustiges grünes Exemplar etwa bewachte den Magneten, eine Brücke und den Kelch. Um die Fabelwesen zu besiegen, brauchte man natürlich ein Schwert. Hatte man es gefunden, konnte man es ganz gewöhnlich am Mann führen oder es ablegen und die Biester in die Klinge locken. War man weniger erfolgreich, landete man im Magen des Drachen und das Spiel war vorbei. Wer wollte, konnte bei einem direkten Neustart immerhin die Objekte an ihrem Platz belassen, musste sich danach aber erneut mit den Drachen herumschlagen.

Vorsicht, Fledermaus! Das diebische Biest ließ sich übrigens auch einfangen, damit man ein von ihr geklautes Item nutzen kann.
Vorsicht, Fledermaus! Das diebische Biest ließ sich übrigens auch einfangen, damit man ein von ihr geklautes Item nutzen kann.
Weitere Hindernisse waren anhängliche diebische Fledermäuse - und der Umstand, dass man ohne ein Inventar unterwegs war und nur einen Gegenstand zur Zeit tragen konnte. Ein zentraler Motivationsfaktor war also, Objekte clever abzulegen, sie mit dem Magneten zu bewegen und sie nicht von flatternden Dieben stibitzen zu lassen. Der Magnet war übrigens ein Trick der Entwickler, mit dem sie verhinderten, dass der Spieler nicht mehr an Objekte herankam, die von der Fledermaus verschleppt wurden. Atari und dessen Nachfolgefirmen veröffentlichten den VCS-Klassiker später in diversen Retro-Sammlungen, darunter Atari Flashback Classics Vol. 2 für PlayStation 4 und Xbox One oder Atari Vault auf Steam.

Kommentare

C64-Phenom 2-1982-2011 schrieb am
Kann mich auch noch gut an Adventure erinnern. Das Easteregg hatte ich allerdings nie gefunden. Lange her.
schrieb am