Special: Mögen die Würfel mit dir sein
Abstrakte Strategie
Leuchtendes Gelb, Grün, Orange und Rot vor einem dunkelblauen Sternenhimmel? Okay, das ist Retro auf den ersten Blick. Ich musste beim Aufbau von Pulsar 2849 jedenfalls an das "Spiel des Wissens" aus dem Jahr 1984 denken. Zumindest erinnerte mich das altmodisch anmutende Artdesign des Spielplans an den Quiz-Klassiker von MB. Das widerspricht farblich der modernen Gestaltung der Box, die mit ihren Sternenflotten und grellen Portalen ein wesentlich stimmungsvolleres futuristisches Bild à la Homeworld zeichnet. Spätestens beim Aufbau dieser Strategie merkt man jedenfalls, dass es eher abstrakter zur Sache geht.
Die Macht der Würfel
Und schon hier beginnt das Grübeln: Welchen Würfel brauche ich für welche Aktion? Denn in der zweiten Phase habe ich nur diese beiden zur Verfügung, um z.B. mit dem Erkundungsschiff zu fliegen, Pulsare oder Technologien zu entwickeln, Energietransmissionen oder das Hauptquartier auszubauen. Jede dieser fünf Möglichkeiten bringt einem natürlich gewisse Vorteile, wobei es gerade zu Beginn darum geht, als Erster unbekannte Planetensysteme aufzudecken, um dort eine Station zu bauen und den Bonus einzusacken - das erinnert angenehm an Eclipse. Jeder Spieler startet am Rande des Universums und versucht so effizient wie möglich zu expandieren sowie seine Basis zu entwickeln, die auf einem separaten Tableau abgebildet wird.
Entwicklung des eigenen Unternehmens
All das führt dazu, dass man an vielen Stellen feinjustieren kann und dass ein angenehm freies Spielgefühl entsteht. Aufgrund der hübsch illustrierten Transmitter sowie des immer volleren Spielplans kommt übrigens trotz des eher abstrakten Artdesigns durchaus futuristische Atmosphäre auf. Die Transmitter baut man in seinem Hauptquartier, wobei ein wenig Puzzleflair hinzu kommt, denn es gibt bis zu drei zusammen passende Teile. Dabei wird auch die Bauphase gut simuliert: Erst wenn ein Transmitter voll bezahlt und aktiv ist, bringt er einem direkte Boni, wird umgedreht und sorgt in dieser fertigen Struktur für permanente Boni am Ende der Runde - dann erntet man quasi regelmäßig.
Auf dem Spielplan konstruiert man wiederum in drei Größen sich drehende Ringe namens "Gyrodine" (eigentl. Rotorsystem eines Helikopters; so hieß übrigens auch ein Shooter auf dem NES) um besetzte Pulsare, die schnell rotierende Neutronensterne darstellen sollen. Sprich: Wer mit seinem Raumschiff diese Sterne als Erster besetzt, kann dort einen Ring ablegen, diesen in den nächsten Runden fertig bauen und dann regelmäßig Punkte ernten. Der Clou: Wer zwei Gyrodine derselben Art vollendet, bekommt nochmal Boni. Aber bei all dem gilt: Man braucht auch die enstprechenden Würfel, um aktiv zu werden!
Spannender Wettlauf um Siegpunkte
Apropos: Auch die Bewegung des Erkundungsschiffes ist kein reiner Selbstläufer, sondern es gibt durchaus eine relevante Routenwahl inkl. Sackgassen sowie Tempovorteilen und - falls man das Projekt in seinem Hauptquartier vollendet - coolen Sprungfolgekombos. Wer auf diese Art mehrere Tore einer Farbe passiert, bekommt nochmal Bonuspunkte. Gerade mit drei oder vier Spielern ist es wichtig, sich nicht nur frühzeitig die besten Planetensysteme zu sichern, sondern auch diese Routen im Auge zu behalten. Man sieht schon: Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, sein Unternehmen noch effizienter zu gestalten.
Fazit
Auch wenn Pulsar 2148 auf lange Sicht weder Eclipse noch Terraforming Mars gefährlich werden kann, ist es eine sehr gute Alternative für Freunde kompetitiver futuristischer Strategie! Das biedere Artdesign hat mich zu Beginn etwas abgeschreckt und wir brauchten zwei Partien, um richtig warm zu werden, zumal das Regelwerk verinnerlicht werden muss. Aber wenn man erstmal mit den Wechselwirkungen von Erkundung, Bau und Forschung vertraut ist, entsteht ein spannender sowie angenehm freier Wettlauf um Siegpunkte. In den acht Runden muss man sich effizient spezialisieren, um am Ende als bestes Unternehmen dazustehen. Aber in welche Richtung? Und was ist, wenn einem jemand zuvorkommt? Es ist klasse, wie viele kleine modifizierbare Rädchen von der Initiative über die Pulsar- und Transmitterkombinationen bis hin zur Würfelanpassung ineinander greifen, zumal die Würfel als zentrales Element der Spielmechanik viel zur angenehmen Grübelei beitragen. Es gibt zwar keinerlei miltärische Komponente, aber dafür etwas Puzzle- und Konstruktionsflair. Das ist ein durchdachtes und langfristig motivierendes Strategiespiel, das ich vor allem Vielspielern empfehlen kann, die auch mal bis zu zwei Stunden am Tisch verbringen.
Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps, Klassiker oder ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet. Mehr Brettspiel-Tests und eine Top 20 findet ihr hier.
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.