Special: Mafia 2 (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Mafia 2 (Action-Adventure) von Take 2
Jazzige Unterwelt
Entwickler:
Publisher: Take 2
Release:
13.08.2010
13.08.2010
13.08.2010
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ab 6,35€
Spielinfo Bilder Videos
Matus Siroky - und wieder betritt ein Unbekannter die Bühne. Oder vielmehr die Bretter hinter den Kulissen. Denn für Mafia II schrieb der Slowake seinen ersten großen Soundtrack und gibt damit seinen Einstand als Komponist für erzählstarke Geschichten: Mit Jazz und Schwermut begleitet Siroky das US-italienische Drama.

Nur für Sammler

Es ist gar nicht so einfach, die Musik zum zweiten Mafia in die Hände zu bekommen. Dieser Luxus bleibt nämlich Käufern der noblen Collector's Edition vorbehalten - anderswo ist sie derzeit weder zum Download noch auf Silberling erhältlich. Wer mit dem Kauf der Box
liebäugelt, sollte außerdem wissen, dass die CD keines der lizenzierten Stücke enthält. So gut die Auswahl der zeitgenössischen Radiohits auch war: Auf dem Soundtrack wird ausschließlich orchestral musiziert.

Und Siroky legt vorzüglich auf! Das Klavier spielt für ihn eine tragende Rolle; schon die ersten Anschläge entführen sanft in eine verklärte Vergangenheit. Wehmut schwingt gleich in den ersten Tönen mit - eine Melancholie, die von Violinen und Bässe aufgenommen wird, bevor sie den kämpferischen Aufstieg andeuten, den Vito Scaletta gehen wird. Im zweiten Titel erzählt der Komponist aber zunächst die Vorgeschichte des Protagonisten. Wieder beginnt ein Klavier, das Siroky fast unbemerkt in die Titelmelodie des ersten Mafia führt, bevor das Thema feinfühlig von einer Solistin aufgegriffen wird.

In den ersten Minuten machen Komponist und Prager FILMharmonic Orchestra alles richtig! Mafia II spielt so versiert auf der Klaviatur der Wehmut, dass man Fernweh zum Schauplatz der Geschichte spürt. Weil Siroky auch viele spannende Momente von Bässen tragen lässt, gelingen ihm außerdem nahtlose Übergänge zu den aufregenden Szenen. Das frühe »Misery Lane« ist ein hervorragendes Beispiel, wie sich ein Showdown aus einer Charakterstudie entwickeln kann - das folgende stampfende »Whiskey Heat« geht wie selbstverständlich daraus hervor. Bläser zittern dann unheilvoll, bevor Percussion, Bässe und Violinen wie eine schwere Eisenkugel ganz langsam auf einen Abgrund zurollen. Weil sich Actionmusik in Videospielen viel zu oft mit lauter Panikmache begnügt, ist Sirokys Soundtrack wichtig.

Musik auf Zehenspitzen

Der Komponist nutzt sogar jazzige Arrangements - mal schaut er den Figuren damit bei einer Unterhaltung über die Schultern, ein andermal begleitet er sie auf einer Verfolgungsjagd im rasanten »Hot Rod«.

Hörproben

Auch wenn Mafia II das musikalische Thema seines Vorgängers rezitiert: Statt Mafia-Komponist Vladimir Simunek zeichnet diesmal Matus Siroky für den Soundtrack verantwortlich. Hörproben zu Mafia II sowie weiteren Werken gibt es auf der offiziellen Webseite des Künstlers.
Er beherrscht den Unterschied zwischen explosivem Druck und dem Schleichen auf Zehenspitzen. Über die Dauer des langen Soundtracks fällt allerdings auch auf, dass sich Siroky häufig wiederholt. So gekonnt er den jazzigen Spannungsbogen etwa aufzieht, so gut kennt man ihn spätestens in »A Friend of Ours«. Und so gefühlvoll vor allem die Filmszenen erzählt werden, so fehlt seiner Musik eine gewisse Tiefe. Seine Arrangements treffen immer den Ton der Szene, fangen immer die gewollten Emotionen ein. Anders als bei dem vor kurzem besprochenen Heavy Rain lässt er eine Melodie aber meist recht eingleisig von einer vordergründigen Instrumentengruppe vortragen. Hier und da spielt sich das Orchester zwar untereinander den Ball zu. Zu selten spielt das Klavier aber z.B. entgegen der Melodie der Streicher, um der Musik dadurch eine zusätzliche Dimension zu verleihen.

Nach den starken ersten Stücken verliert sich Mafia II deshalb in Gleichförmigkeit - man erkennt kaum noch einzelne Melodien unter den mehr als 40, chronologisch geordneten Titeln. Erst ganz zum Schluss, wenn das Drama wieder verstärkt auf Gefühle setzt, erzählt auch der Komponist die Geschichte emotional und kraftvoll zu Ende. »An Apple and a Tree« beschwört etwa eine unheimliche Schwere, bevor »The End« später das offene Finale begleitet.

Hoffentlich wird die Musik von Matus Siroky auch außerhalb der Collector's Edition veröffentlicht, denn eine so routinierte Erstvorstellung auf der Bühne des großen Dramas ist selten. Natürlich könnten seine Arrangements filigraner und seine Themen über die Dauer einer so abwechslungsreichen Geschichte vielschichtiger sein. Seine Musik zeigt aber, wie einfallsreich Spielekomponisten arrangieren können, wenn sie nicht die immer gleichen Streicher und Schlagzeuge bemühen. Er führt eindrucksvoll fort, was im ersten Mafia begonnen wurde. Seine große Stärke liegt im gefühlvollen Klavierspiel, unterschiedliche Stilmittel verleihen seiner Musik Farbe. Siroky ist ein Name, den man sich merken sollte!

Einschätzung: gut
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Kommentare

WhiteyWhiteman schrieb am
Die Hörbeispiele sind genial! Vor allem das Main Theme! =)
schrieb am