History Line: 1914 - 191804.12.2018, Michael Krosta
History Line: 1914 - 1918

Special: Geschichtsstunde als Computerspiel

Computerspiele und Bildung – diese Kombination gehört auch heute noch zu den Ausnahmen in der Spielewelt. Anfang der Neunziger Jahre versuchte das deutsche Studio Blue Byte mit History Line: 1914 – 1918 die Rundenstrategie im Stil von Battle Isle mit einem historisch akkuraten Rückblick auf den Ersten Weltkrieg zu verknüpfen. Wir haben uns erneut auf die Hexagon-Schlachtfelder begeben und zeigen, was den Klassiker so besonders gemacht hat...

Aufwändiger Einstieg

Schon das für die damalige Zeit aufwändig gestaltete Intro gab bereits einen ersten Vorgeschmack darauf, dass es die Entwickler mit ihrem „Edutainment-Ansatz“ ernst meinten: In einer Kombination aus animierten Szenen und Texteinblendungen wurden die Ereignisse rekapituliert, die schließlich zum Ausbruch des Weltkrieges geführt haben - angefangen bei der Bündnispolitik unter Otto von Bismarck über den Zerfall und mitunter sogar die Umkehr der Pakte unter Wilhelm II. bis hin zum Attentat von Sarajevo, bei dem Erzherzog Franz Ferdinand und damit der Thronfolger Österreich-

Die wechselnden Jahreszeiten hatten u.a. Einfluss auf die Bewegungsgeschwindigkeit mancher Einheiten.
Ungarns zusammen mit seiner Frau von einem serbischen Nationalisten ermordet wurde und damit eine Kettenreaktion auslöste, mit der die Welt zusammen mit der allgemeinen Kriegslust innerhalb der Gesellschaft ins Chaos gestürzt wurde.

Das Spiel richtete seinen Fokus thematisch auf die Kämpfe an der Westfront und damit den Konflikt zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich, wobei man auf beiden Seiten in die Rolle des Kommandeurs schlüpfen durfte. Mechanisch baute Blue Byte auf dem starken Fundament auf, das man ein Jahr zuvor bei Battle Isle errichtet hatte: Entsprechend standen sich auch bei History Line die beiden Kriegsparteien auf einem Hexagon-Schlachtfeld am geteilten Bildschirm gegenüber, wo die Einheiten verschoben und Angriffe gestartet werden konnten. Dabei wechselten sich potenzielle Bewegungs- und Angriffsoptionen mit jeder Runde ab und verliefen asynchron zum Gegner, dessen Truppen entweder von der KI oder einem weiteren Mitspieler übernommen werden konnten. War also der eine Spieler mit seinen Truppenbewegungen beschäftigt, befehligte der andere parallel seine Angriffe auf feindliche Einheiten, die sich in Reichweite befanden.

Erfahrung zahlte sich aus

Geschehnisse und der Verlauf des Ersten Weltkrieges wurden historisch akkurat wiedergegeben.
Auf den Karten tummelten sich alle erdenklichen Variationen der Kriegswerkzeuge, angefangen bei Infanterie und Kavallerie über diverse Artilleriegeschütze bis hin zu Vehikeln wie Panzern, Flugzeugen und Schiffen sowie Truppentransportern. Zwar standen einem dabei manchmal schon von Beginn an Elite-Truppen zur Verfügung, doch stiegen auch herkömmliche Einheiten durch wachsende Kampferfahrung in höhere Ränge auf und verbesserten dadurch ihre Statistikwerte. Darüber hinaus spielten auch die Gebäude eine Rolle: So konnte man Soldaten in Bunkern verschanzen, angeschlagene Einheiten in Depots wieder reparieren lassen oder sogar Nachschub produzieren lassen. Nicht zu vergessen das Hauptquartier, dessen Eroberung bzw. Verteidigung das Hauptziel der Gefechte markierte. Auch die Beschaffenheit des Geländes zeigte Auswirkungen, so z.B. in Hinblick auf Schutz. Darüber hinaus wurden sogar die wechselnden Jahreszeiten berücksichtigt und dabei z.B. das Vorankommen mancher Einheiten im Winter erschwert.

Historisch korrekt

Zwar wurden die Karten allesamt fiktiv gestaltet und griffen keine realen Schauplätze auf, doch überzeugte das Spiel dennoch durch seine historische Korrektheit und die zahlreichen Hintergrundinformationen. Sämtliche Einheiten basierten auf realen Pendants, die man auch als Vorbild nahm, um Faktoren wie Kampfstärke oder Bewegungsradius möglichst akkurat einzufangen. Selbst die technischen Weiterentwicklungen in den Kriegsjahren wurden im Spiel widergespiegelt: Da die Uhr mit jeder abgeschlossenen Karte um zwei Monate weitergedreht wurde, bekam man anhand von Zwischensequenzen nicht nur aktualisierte Informationen zum Kriegsverlauf und kulturellen Ereignissen aus der Zeit, die teilweise sogar mit eingescannten Bildern oder historischen Dokumenten unterlegt wurden. Auch bekam man nur Zugriff auf solche Einheiten, die zum jeweiligen Zeitpunkt bereits existierten. Für den Einsatz von Panzern musste man sich z.B. bis zum Jahr 1916 gedulden.

Hier hat der rechte Spieler ein Depot entdeckt und eingenommen.
Vor allem dieser Sinn für historische Details zeichnete History Line: 1914 – 1918 aus und machte das Spiel aus Deutschland dank der Verwandtschaft zu Battle Isle nicht nur zu einer packenden und anspruchsvollen Rundenstrategie, sondern ihm gelang auch das Kunststück, gleichzeitig das Wissen über die Geschichte des Ersten Weltkrieges auf nüchterne, aber dennoch interessant Art und Weise an die Spieler zu vermitteln. Eine Geschichtsstunde in Form eines Computerspiels? Blue Byte hat 1992 gezeigt, wie es geht!

Ihr wollt noch etwas über andere Spiele erfahren, die das Szenario des Ersten Weltkriegs aufgegriffen haben? Dann sei euch unser Special zu diesem Thema ans Herz gelegt.

 
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