XNA14.05.2004, Phillip
XNA

Special:

Wir haben uns mit Microsoft getroffen, und uns einmal genau erzählen lassen, was es mit XNA auf sich hat. Um es vorweg zu nehmen: XNA ist weniger ein Produkt von dem der Gamer unmittelbar etwas hat. Mittel- und langfristig, wenn XNA denn das wird, was Microsoft verspricht, hat der dann aber durchaus etwas davon: bessere und mehr Spiele. Warum, verrät das Special!

XNA – eXtra Nichtssagende Ankündigung?

Was ist XNA? XNA ist die neue Entwicklungsplattform von Microsoft. Spiele werden heutzutage bekanntlich für mehrere Systeme entwickelt. Es geht sehr viel Zeit dabei verloren, Tools zu erlernen bzw. zu entwickeln (Editoren, etc) oder Grafikeffekte zu programmieren.

Die Folge: Das Gameplay spielt oft am Anfang der Entwicklung nur nebenbei eine Rolle, da sehr viel Zeit aufgewendet wird, erst einmal die Präsentation so hinzubekommen, dass die Spieler da draußen das Gezeigte überhaupt interessant finden.

So rücken Gameplay, Spielbalance und coole Features immer weiter in den letzten Entwicklungsabschnitt, und werden oft unter wachsendem Termindruck der Publisher weggelassen bzw. voreilig fertig gestellt. Lassen sich die Entwickler zu viel Zeit mit dem Gameplay, wirkt die Grafik schon wieder altbacken - ein Teufelskreis, der gerade die kleinen Studios belastet.

Chance für die Kleinen!

Das alles in den Griff zu bekommen gelingt nur den großen Entwicklungsstudios mit der entsprechenden personellen und finanziellen Unterstützung. Die meisten Spiele verkümmern aufgrund einer im Anfangsstadium vielleicht guten, aber im Endeffekt schlecht oder kaum umgesetzten Idee!      __NEWCOL__

Jetzt könnte XNA interessant werden. Denn hier könnte eine enorme Zeitverkürzung eintreten: Wenn den Entwicklern viele der aufwendigen Programmierungs-Prozeduren abgenommen werden, führt das zu Zeitersparnis, niedrigeren Kosten und dadurch -hoffentlich- zu besseren Spielen.

Ganz nebenbei haben dadurch auch kleinere Entwicklungsstudios wieder die Chance, gute und konkurrenzfähige Spiele zu zaubern, die auch den Mainstream treffen und nicht nur in einer Nische verkümmern.

Der Teufel steckt im Detail

Obwohl sowohl Microsofts Konsole als auch die PC-Plattform mit DirectX laufen, und die Xbox im Prinzip ja auch nur ein "PC" ist, ist die gemeinsame Entwicklung nicht so einfach wie man sich das vorstellt. Der Teufel steckt wie immer im Detail. Und so vergeht auch hier viel Zeit bei der Entwicklung um die kleinen Unterschiede abzudecken.

Auch hier setzt XNA an. Ziel ist es, dass nur noch ein Spiel entwickelt wird, und es dann einfach für die Zielplattform kompiliert wird. Selbstverständlich sind zwar immer noch Unterschiede zu beachten wie z.B. bei der Steuerung, aber im Prinzip ist das Spiel nur einmal im Code vorhanden.          

Die Entwicklungsstudios müssen nicht mehr für jedes System (XNA betrifft natürlich nur PC und XBox) ein eigenes Team abstellen, die alle prinzipiell das gleiche machen, sondern die einzelnen System-Teams arbeiten nur noch die Gameplay relevanten Unterschiede heraus! 

Uniformen

Hinter XNA steckt aber auch das Konzept einheitlicher Interfaces. DirectX 9 ist im Prinzip schon eines. Es ist allerdings ein in sich geschlossenes System, mit kaum vorhandenen Plug-In-Mechanismen. Es ist zwar möglich, mittlerweile den Grafikprozessor direkt per Shader zu programmieren, DirectX an sich lässt sich aber kaum erweitern. Physik-Engines sind z.B. ebenfalls ein in sich geschlossenes System. Der Entwickler muss nun selber sehen, wie er seine eigene Game-Engine mit DirectX und der Physik-Engine koppelt. Das ist ein nicht ganz einfacher Prozess. Außerdem sind oftmals Konvertierungen etc. nötig, die auf die Performance schlagen.       

Im Zuge von XNA will Microsoft einheitliche Schnittstellen schaffen. Der Spielentwickler könnte dann z.B. eine Physik-Engine einfach andocken und müsste sich nicht um die Details kümmern.  

XNA = große Hoffnungen

Die Industrie legt natürlich große Hoffnungen auf XNA. Wenn Microsoft hält, was es verspricht, kann die Industrie erstmal wieder aufatmen, denn dann wären schlagartig viele Probleme auf einmal gelöst. Die gesamte Branche droht laut kritischer Stimmen derzeit unter ihrem eigenen Gewicht zu kollabieren.    

Microsoft hat sich mit XNA also viel vorgenommen. Es ist ein ziemlich komplizierter Prozess, nicht nur von der reinen Entwicklungsaufgabe, sondern auch die Zusammenarbeit mit all den beteiligten Unternehmen wird sicherlich nicht leicht.    __NEWCOL__

Kein Monopol?

Microsoft will aber nicht, wie sonst üblich, den kompletten Markt an sich reißen. Auf unsere Frage nach z.B. DirectPhysics haben wir ein klares verdutztes "Nein" gehört.

Hier muss Microsoft also fairen Wettbewerb fördern und gleichzeitig Standards schaffen. Die Spieleentwicklung  besteht aus so vielen Komponenten. Von Grafik, Sound, künstlicher Intelligenz, sogar Datenbanken und User Interfaces – praktisch alles wird abgedeckt. Und umso schwerer ist es, hier durchgängig Standards zu schaffen.

Es ist den Jungs aus Redmond aber durchaus zuzutrauen. Sie haben eine immense Marktmacht, die Erfahrung mit großen und größten Projekten. Microsoft hat mit DirectX gezeigt, dass sie durchaus auch auf die Entwickler hören und auf diese zugehen. Und nicht zuletzt hat Microsoft mit umfangreichen Frameworks sehr viel Erfahrung - .NET, Win32, DirectX etc. um nur einige zu nennen.

Wünschen wir viel Glück!

Hier sollte jeder Spieler, ob PS2-Jünger oder Xbox`ler, ob PC-Gamer oder GameCube-Daddler, ob Linux-Admin oder Mac-User Microsoft viel Glück wünschen. Ein erfolgreiches XNA wäre eine Erholung für die gesamte Industrie.

Abschließend dazu Shame Kim, General Manager der Microsoft Game Studios:

"(...) as developers spend less time worrying about the limitations and more on the possibilities."

Wir wünschen XNA jedenfalls viel Erfolg!

 
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