Atari21.03.2005, Mathias Oertel
Atari

Special:

Gut zwei Monate vor der E3 lud Atari nach Berlin, um die Highlights dieses Jahres in Augenschein zu nehmen. Erfreulich hierbei war vor allem, dass von den neun gezeigten Spielen nur zwei Fortsetzungen auftauchten und der Rest aus unverbrauchten Franchises bestand. Doch welches Potenzial haben die neuen Produkte?

Dragonshard (PC)

Die Dungeons & Dragons-Welt nimmt Kurs auf die Echtzeit-Strategie. Wen kümmert es angesichts einer Mischung aus opulentem Basis-Aufbau und Schlachten einerseits sowie Höhlen-Erforschung mit Helden andererseits, dass das Regelwerk etwas gedehnt wird? Mich persönlich nicht, denn eingebettet in eine Grafik, die einem aufgepeppten Warcraft 3 alle Ehre macht und eingepackt in Mechanismen, die positiv an Warhammer 40K Dawn of War erinnern, könnte hier ein kleines Juwel schlummern, dass vor allem mit den frei konfigurierbaren Siegbedingungen im Mehrspieler-Modus auf lange Sicht Spaß machen könnte.

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Boiling Point (PC)

Man nehme: eine 625 Quadratkilometer große, optisch opulente Welt ohne Ladezeiten, ein umfangreiches Waffen- und Fahrzeugarsenal, Missionen ohne Ende sowie eine Hauptfigur, die im südamerikanischen Dschungel ihre entführte Tochter sucht. Und prompt hat man einen Ego-Shooter, der spontan Erinnerungen an eine Mischung aus Stalker und GTA weckt.

Allerdings wird sich in einer spielbaren Fassung zeigen müssen, ob das Missionsdesign all das halten kann, was Optik und Atmosphäre versprechen.

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Getting Up (PS2, Xbox, PC)

Auf der letztjährigen E3 gab es außer einem zugegeben stylischen Trailer (der allerdings keine Spielausschnitte zeigte) nichts zu Marc Eckos Getting Up: Contents under Pressure zu sehen. Gut ein Jahr später konnte der Meister höchstpersönlich zwar immer noch keine vor Ort spielbare Fassung präsentieren, hat aber mit den Videos bewiesen, dass Getting Up ein mehr als ambitioniertes Projekt ist – vielleicht sogar ein Geheimtipp.

Mit den vier Grundelementen Erforschung, Action (in Form u.a. knallharter Prügeleien), Sneak (nicht zu verwechseln mit dem militärisch angehauchten Stealth) und Graffiti, eingebaut in eine lebendige Welt, in der es nur darum geht, "nach oben zu kommen" (getting up), werden zwar größtenteils bekannte Elemente genutzt, doch die Kombination ist in sich schlüssig und optisch gut umgesetzt.

Ob Eckos erklärtes Ziel, der Graffiti-Scene ein Denkmal zu setzen, damit aufgeht, wage ich zu bezweifeln. Doch als Franchise haben die Gameplay-Videos Lust auf viel viel mehr geweckt.

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Video: Promo (1:17 Min.)  

Timeshift (PC, Xbox)

Saber Interactive? Richtig, das waren doch die Jungs von Will Rock. O.k.: Spielerisch konnte der rockende Willi keine Bäume ausreißen, doch grafisch hat die Saber Engine durchaus Potenzial an den Tag gelegt. Mit der stark verbesserten neuen Version legt man nochmals eine Schippe drauf – und reichert den Shooter sogar mit einem interessanten Gameplay an. Denn ähnlich wie Xbox-Kater Blinx habt ihr die Möglichkeit, die Zeit zu manipulieren und könnt entweder eine Verlangsamung, einen vollkommenen Stillstand oder sogar ein begrenztes Rückspulen aktivieren.

Dabei ersetzt aber das Zurücksetzen nicht etwa eine Quicksave-Funktion: Werdet ihr vorher getroffen, seid ihr immer noch verletzt. Logik hin oder her: Timeshift bringt frischen Wind ins Genre, wird sich aber letzten Endes trotz aller netten grafischen Spielereien und der Zeiträtsel mit den Referenzen messen lass müssen. Daher vorerst:

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Fahrenheit (PS2, Xbox, PC)

Fernab ausgetretener Adventure-Pfade geht das Team von Quantic Dream mit dem von Vivendi vor gar nicht langer Zeit fallen gelassenen Fahrenheit neue Wege, die sich nicht nur als bahnbrechend, sondern auch als richtungsweisend herausstellen könnten.

New York wird durch seltsame Ritual-Morde erschüttert. Und ihr seid als Täter, der sein Opfer in Trance auf der Toilette eines Diners ermordet, mitten drin. Doch ihr spielt in dem ambitionierten Abenteuer insgesamt vier Charaktere, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

Was Fahrenheit erfreulich von all dem abhebt, was man normalerweise mit Adventure-Spielen verbindet, ist die Abkehr von üblichen Point&Click-Orgien. Stattdessen steuert ihr den jeweiligen Charakter direkt und müsst Entscheidungen treffen. Dies geht schon direkt nach dem Mord los: Rennt ihr in Panik aus dem Restaurant oder versucht ihr, erst einmal die Spuren zu verwischen? Je nachdem und zusätzlich noch abhängig von den Entscheidungen, was ihr wie macht, verändert sich die Geschichte. Dies kann in besonders wichtigen Punkten sogar dazu führen, dass Figuren, die euch begegnen, auf Grund eurer Auswahl nie wieder in der Story auftauchen.

Angereichert mit kleineren Geschicklichkeits-Übungen, die zudem noch die physische Anstrengung der Figur auf euch projizieren, sechs verschiedenen Enden, einem weit verzweigten Dialogbaum und der Pflicht, die mentale Stimmung der Charaktere im Auge zu behalten, ist Fahrenheit einer der ganz großen Geheimtipps dieses Jahres.

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Desperados 2 (PC)

2001 sorgte das Team von Spellbound mit Desperados für eine Riesenüberraschung und konnte sich mit dem Western-Taktik-Spektakel in die Herzen der Fans spielen, die bis dato nur mit Eidos´ Commandos ähnlich gelagerte Kost zu sich nehmen konnten.

Im nächsten Jahr kehrt Cooper zurück und hat einige Überraschungen parat: Die Engine erstrahlt jetzt vollkommen dreidimensional, geizt nicht mit optischen Details und lässt natürlich auch freies Schwenken und Zoomen zu, um eine bestmögliche Übersicht zu gewährleisten.

Wer will, kann jedoch so nah an die Charaktere, dass ihr eine direkte Third-Person-Ansicht einnehmt und die Figuren direkt steuert. Dass dabei das taktische Element nicht vernachlässigt wird und ihr wie gehabt die so genannten Quickactions der Helden aufeinander abstimmen könnt, dürfte sowohl Fans als auch Neulinge erfreuen.    

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The Matrix: Path of Neo (PS2, Xbox, PC)

Dave Parry höchstpersönlich ist nach Berlin gereist um The Matrix: Path of Neo zumindest in Video-Form vorzustellen und einige neue Infos preis zu geben. Dabei scheint man sich bei Shiny durchaus der Fankritik angenommen zu haben: Zum einen wird es endlich möglich sein, den Matrix-Helden Neo zu spielen und ihn auf seinem Weg durch die drei Filme (plus einige Missionen, die man nicht aus den Filmen kennt) zu begleiten. Zum anderen wurde das Spiel stromlinienförmiger: Auf das leidlich umgesetzte Autofahren aus Enter the Matrix wurde verzichtet und das Augenmerk auf die Erforschung der Umgebung sowie handfeste Action im Matrix-Stil gelegt.

Die Wachowski-Brüder sind im Übrigen nach wie vor stark in die Entwicklung involviert: Sie haben ein neues, positiveres Ende geschrieben und für die Filmsequenzen die bekannten Szenen der Matrix-Trilogie vollkommen umgeschnitten, um sie ans Spiel anzupassen.

Doch auch grafisch zeigt sich Neos Weg von einer glanzvollen Seite: Selbst auf der PS2 mit dem aus Riddick bekannten Normal Mapping versehen und der Möglichkeit, den Kampf gegen Hunderte Smith-Agenten aufzunehmen, hat The Matrix: Path of Neo alles in der Hand, um den zwar erfolgreichen, aber spielerisch nicht immer überzeugenden Vorgänger in den Schatten zu stellen.

Auf der E3 möchte Shiny mit einer spielbaren Version glänzen und beweisen, dass die Schmiede immer noch für eine Überraschung gut ist. 

Enemy in Sight (Arbeitstitel, PC)

Bislang konnte das Team von Illusion Softworks vor allem durch Mafia und die Hidden & Dangerous-Serie auf sich aufmerksam machen. Mit Enemy in Sight begibt man sich nun auf ein Terrain, das vor allem Operation Flashpoint-Fans gefallen dürfte: Groß angelegte Armee-Schlachten in offenem Gelände, angereichert mit authentischen Waffen und über 60 Fahrzeugen.

Die Gefechte sollen allerdings deutlich actionbetonter ablaufen als die taktischen Querelen aus Flashpoint. Doch da die Entwicklung derzeit noch in einem sehr frühen Stadium ist, lässt sich dazu nicht viel sagen. Fest steht jedoch, dass Illusion Softworks alle grafischen Register zieht: Die Umgebung sieht schon jetzt sehr gut aus und gewinnt ihren Reiz u.a. dadurch, dass das Gelände deformierbar ist. Ein Raketeneinschlag hinterlässt einen entsprechenden Krater und in der Endfassung soll es sogar möglich sein, Schützengräben auszuheben.

Das Team hat zwar vorrangig die Kampagne im Auge, hat aber natürlich auch für die Mehrspieler-Fraktion einiges geplant: Derzeit stehen Gefechte für bis zu 128 menschliche Teilnehmer im Raum und auch der momentan geplante mächtige Editor, der selbst das Erstellen eigener Landschaften ermöglicht, dürfte sich als Community-Powertool erweisen.

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Tycoon City: New York (PC)

Deep Red machen mit Tycoon City: New York da weiter, wo sie mit Vegas Tycoon aufgehört haben: Wirtschaftssimulation im großen Stil. Doch anstatt euch als Besitzer von Casinos nach oben zu arbeiten, habt ihr nun die Gelegenheit, im Big Apple die große Kohle zu machen.

Am Gameplay ändert sich dabei allerdings wenig: ihr müsst die Bevölkerung evaluieren, um ihre Bedürfnisse festzustellen, dann dementsprechend reagieren und Läden und Geschäfte bauen, um diese Wünsche zu befriedigen. Nach und nach könnt ihr ganz Manhattan Island zu euren Besitztümern zählen.

Besonderen Reiz dürfte Tycoon City durch die eindrucksvolle Grafik ausüben: Die Straßen bersten vor Leben und ein stufenloser Zoom aus der Übersicht bis hin auf Bürgersteig-Level zeigt die umfangreichen Details, die in den verschiedenen Stadtteilen auftauchen.

Spielerisch muss der Städtetycoon allerdings erst einmal beweisen, was in ihm steckt. Daher vorerst:  

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