Musik im Spiel17.09.2005, Benjamin Schmädig
Musik im Spiel

Special:

Jeder ehemalige C 64-Besitzer hat mit Sicherheit schon einmal den Namen Rob Hubbard gehört, oder zumindest die Musik, die er erschuf. Spiele wie International Karate, Thing on a Spring, Monty on the Run oder Commando bekamen Melodien aus der Feder des Engländers spendiert und zählen zu den absoluten Klassikern des Genres. Wir haben mit dem Maestro gesprochen.

4Players: Viele Spielefans kennen ihre Titel für den Commodore 64. Wann haben sie eigentlich angefangen, sich für Musik zu interessieren?

Rob Hubbard: Das war im Alter von sieben Jahren. Zu dieser Zeit habe ich klassisches Piano gelernt. Später tourte ich sogar mit einigen Bands durchs Land, bevor ich schließlich zur Uni kam. Ich studierte Computertechnik und Programmierung. Damals schrieb und arrangierte ich eine Menge Titel. Ich arbeitete also schon früh als professioneller Musiker. Das alles führte wohl schließlich 1984 dazu, meine erste Musik für Computerspiele zu schreiben...

4Players: ... was sie zu einer Legende speziell für Musik auf dem Commodore 64 machte. Hatten sie so etwas erwartet? Konnten sie erahnen, dass Menschen ihre Musik mögen würden?

Rob Hubbard: Nein, eigentlich habe ich nie erwartet, dass sich diese Sache so entwickeln könnte. Vorallem nicht, dass sie solange andauern würde. Ehrlich gesagt, ich dachte das ganze wäre ein Trend, der nach einem oder zwei Jahren wieder vorbei wäre. Wirklich, niemand dachte damals daran, dass es in eine Industrie münden würde, wie wir sie heute kennen.

4Players: Wie kann man sich eine Musikproduktion zur Zeit des Commodore 64 eigentlich vorstellen? Wie lief das ab? Heutzutage arbeiten Komponisten monatelang an den Spielen.

Rob Hubbard: Abhängig von den Terminen, konnte ich der Musik für ein Spiel ein paar Stunden für das Komponieren widmen-manchmal sogar ein paar Tage.

Rob Hubbards Melodien verliehen etlichen Kinderzimmern ihren unverwechselbaren Klang.
Oftmals bekam ich eine Demo des Spiels, die ich mir anschauen konnte, um Inspirationen zu sammeln. Manchmal wurde mir auch einfach eine Beschreibung des Konzepts gegeben. Einige Produzenten hatten zudem recht genaue Vorstellungen davon, wie die Musik klingen sollte. Ich versuchte immer, möglichst viel Material zu bekommen, um mir ein genaues Bild machen zu können.

4Players: Als sich die Ära des Commodore 64 dem Ende neigte, welche Karriere haben sie eingeschlagen?

Rob Hubbard: 1987 / 1988 zog ich nach meiner freiberuflichen Arbeit an Commodore 64 – Spielen nach Kalifornien. Ich bekam ein Angebot von Electronic Arts, das ich nicht abschlagen konnte. Ich schrieb dort die Musik für viele Spiele, bevor ich 1996 ins Management wechselte und als Audio Director bzw. Audio Technical Director tätig wurde. Insgesamt blieb ich über 14 Jahre bei Electronic Arts und kehrte dann 2001 nach England zurück.

4Players: Man kann also sagen, dass sie sich in der Welt der Spielemusik wie kein anderer auskennen. Denken sie, dass sich Spielemusik über die Jahre verändert hat? Zum Guten oder Schlechten?

Rob Hubbard: Nun, mit Sicherheit wurde die Spieleindustrie über die Jahre hin immer erwachsener. Natürlich geht damit einher, dass es kompatibel für den Massenmarkt gemacht werden muss. Das zeigt sich auch in der Spielemusik, als Beispiel sei hier nur die Lizensierung von Musiktiteln genannt, wie es bei bekannten Bands der Fall ist. Es gibt aber immernoch eine Menge guter Spielemusik in heutigen Produktionen. Gleichzeitig gibt es viel zu tun, echte interaktive Musik zum Beispiel ist etwas, dass unbedingt ausbaufähig ist.

4Players:Wenn wir über den Massenmarkt sprechen, in welchem Licht sehen sie die Konzerte in Leipzig?

Rob Hubbard: Zunächst: ich bin unheimlich aufgeregt und froh, ein Teil des Konzerts zu sein – der Klang eines Orchesters ist absolut beeindruckend! Konzerte wie das in Leipzig bringen die Aufmerksamkeit der Leute, und das ist eine gute Sache. Meiner Meinung nach riskieren wir die Qualität der Musik nicht dadurch, dass wir sie einem Massenpublikum zugänglich machen. Viele Filmkomponisten zum Beispiel schreiben unglaublich gute Musik in hoher Qualität, die von vielen Leuten gemocht wird.

4Players: Wie haben sie an der Orchesterfassung von International Karate gearbeitet?

Rob Hubbard: Ich schrieb die Musik vor so vielen Jahren, ich wollte den Retro – Effekt beibehalten, damit sich Fans der Musik erinnert fühlen. Auf der anderen Seite wollte ich natürlich einige neue Ideen einbringen, schließlich wurde der Titel von einem symphonischen Orchester aufgeführt!

4Players: Vielen Dank für das Interview.    

 
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