Malte Behrmann wird ein Ehrenpreis zugesprochen. Den hat sich der Rechtsanwalt, Dozent und Buchautor durchaus verdient, ist er doch schon seit Anbeginn aller Zeiten in den hiesigen und internationalen Verbänden unterwegs und hat reichlich Lobbyarbeit für die Branche geleistet. Nachdem deutsche Studios auch langsam im Konsolenbereich Fuß fassen würden, sei es nun Zeit, endlich auch im Onlinebereich eine Duftmarke zu hinterlassen, mahnt Behrmann in seiner Dankesrede.
Die Auszeichnung für den besten Soundtrack darf sich Dynamedion für die musikalische Untermalung Drakensangs an das Rever heften. Das in Mainz ansässige Studio ist in viele hiesige Produktionen involviert - u.a. auch Sacred 2, Anno 1404 -, ist aber zunehmend auch auf dem internationalen Markt umtriebig.
Der Nanosuit dürfte der Hauptgrund sein, dass Crysis in der Gamedesign-Kategorie obsiegt. Das eigentlich 2007 erschienene Spiel war in diesem Jahr am Start, da es seinerzeit nicht für den Wettbewerb eingereicht worden war.
Erstmals wird beim Deutschen Entwicklerpreis auch das beste Browserspiel prämiert - immerhin ein Bereich, in dem der hiesige Markt nicht hinterherhinkt. Ich applaudiere eifrig, als der Gewinner (DSA: Verschwörung in Ferdok) bekannt gegeben wird. Eifrig und nichtwissend, da ich keinen der nominierten Titel jemals gespielt habe. Wer wie ich die Aufmerksamkeitsspanne eines retardierten Wiesels hat, meidet derartig langfristige Unterfangen wie der Luibl das Online-Rollenspiel.
Die stimmigste Spielwelt und Story hat, so die Jury-Entscheidung, Drakensang. Die Vertreter von Radon Labs dackeln abermals auf die Bühne und bedanken sich diesmal u.a. auch - "trotz der Reibereien" - bei dtp.
Harvey mischt mit
Christine ist weiterhin gut gelaunt und trägt mittlerweile das 242. Kostüm zur Schau. Gelegentlich wird sie jetzt von Außenreporter Harvey begleitet. Der ist nicht nur virtuell, sondern gar virtuell imaginär. (Lesern, die an dieser Stelle fragend in die Landschaft schauen, sei der Konsum von Edna bricht aus nahegelegt.) Vor allem aber ist er eines: Recht unterhaltsam. Neben dem einen oder anderen wohl dosierten Seitenhieb auf das Publikum sinniert das Viech auch darüber, warum der Karotten-Manager 3D denn bitte sehr nicht für den Grafikpreis berücksichtigt wurde. Der geht nämlich an - na was wohl? - Crysis bzw. Crysis Warhead. Ich versuche, überrascht auszusehen. Klappt aber nicht.
Es folgt eine kurze Werbeunterbrechung, wenn man das so nennen kann. Ein finnischer Handy-Hersteller darf daran erinnern, dass er zu den Sponsoren der Veranstaltung gehört und verlost fünf seiner Produkte. Der anwesende Vertreter des Unternehmens schlumpft dabei wie von Sinnen über die Bühne und bietet ein paar nicht gar so zitatwürdige Äußerungen über diverse Konkurrenzprodukte dar. Classy.
Jetzt wird das beste internationale PC-Spiel prämiert. Zuerst werden die nominierten Titel genannt. 2weistein. Hm. Assassin's Creed. Ok. Brothers in Arms: Hell's Highway. Na ja. Crysis. Ach so, ich dachte international. Crysis Warhead. Na gut, wenn schon, denn schon. Far Cry 2. Wäre schon lustig, wenn das Ding Crytek den Preis vor der Nase wegschnappen würde. Goin' Downtown. Aha. Pro Evolution Soccer 2009. Dann müsste FIFA 09 ja auch kommen. Es kommt aber nicht. Sacred 2. Dann tritt es vermutlich gegen Mass Effect oder die Enhanced Edition von The Witcher an. Tut es nicht. Worldshift. Ich fange an, mir alle in den vergangenen zwölf Monaten veröffentlichten RTS-Titel und deren Durchschnittswertungen in Erinnerung zu rufen. Warum ausgerechnet Worldshift berücksichtigt wird, bleibt unklar. X³: Terran Conflict. Hrms. World of Subways. W.T.F.Sacred 2 gewinnt und, zumindest gefühlt, entleert sich der halbe Saal gerade auf die Bühne. Ascaron scheint fast vollständig vertreten, daheim bleiben mussten nur jene, die derzeit an den Konsolenumsetzungen werkeln. Noch versuchend, die für jene Kategorie gültigen Kriterien zu ergründen, verleihe ich dem Preis für das beste internationale Spiel an dieser Stelle schon mal den Preis für den bizarrsten Preis. Glückwunsch.
Ascaron stürmt die Bühne
Als 'Studio of the Year' wird Crytek ausgezeichnet. Der Preis wird entgegen genommen von Faruk und Avni Yerli, den Nicht-Cevats des Gebrüder-Trios. Gerüchten zufolge stampft die Frankfurter Firma allein während der Dankesrede vier neue Studios in Osteuropa und Asien aus dem Boden.Für den Hauptpreis - das beste Spiel - taucht einmal mehr der unvermeidliche Thomas Jarzombek auf. Der CDU-Mann, wie üblich bestens gegelt, kann sich einen kleinen Seitenhieb auf die weniger spielefreundliche Schwesterpartei CSU nicht verkneifen, mahnt als NRW-Vertreter (und somit natürlich: gamescom-Befürworter) zur Zusammenarbeit. Einen innerdeutschen Konkurrenzkampf gelte es zu vermeiden, wenn man eine internationale Leitmesse auf die Beine stellen will. Auch der Hauptpreis wandert nach Frankfurt. Bernd Diemer schaltet seinen Anzug auf Maximum Zotenreißer und macht, in Anspielung auf Avni Yerli, dessen Stimme an diesem Abend versagt, einen Patenwitz, nicht ohne eine Vito Corleone-Impression zum Besten zu geben. Yerli lächelt gequält. Diemer grinst zufrieden. Noch weiß er nicht, dass er am nächsten Morgen neben einem Pferdekopf aufwachen wird.
Crytek zum Ausklang
Mit der Verleihung des Hauptpreises an Crytek wird die Veranstaltung dann auch beendet. Die Organisatoren haben sich am Riemen gerissen und einen Vier-Stunden-Event mit langweiligen Showeinlagen und einem Publikum, das manisch auf die Uhr schaut und auf eine Ende hofft, vermieden. Die Selbstbeweihräucherung hielt sich erfreulicherweise in Grenzen, die International-Kategorie ist in dieser Form allerdings lächerlich und sollte verändert oder ganz aus dem Programm genommen werden.
Ein abschließender Vorschlag für das nächste Jahr: Harvey bitte als Vollzeitmoderator verpflichten.
