E3 200620.05.2006, 4P|Team
E3 2006

Special:

Die Electronic Entertainment Expo (E3) bleibt trotz rückläufiger Zahlen die wichtigste Spielemesse der Welt: Knapp 60.000 Besucher schlenderten über die Flure in Los Angeles, etwa 1,5 Millionen mal wurde die offizielle Webseite aufgerufen und tausende Titel, darunter zig Weltpremieren waren erstmals zu sehen. Was ist hängen geblieben? Wir haben die Eindrücke Revue passieren lassen und die zehn wichtigsten E3-Erkenntnisse gesammelt.

1. Alle wollen den Wii! Wir wollen ihn!

Menschentrauben, fiebrige Blicke und einige Stunden Wartezeit: Nicht an den Ständen von Sony oder Microsoft, sondern an dem von Nintendo bildeten sich diese langen Schlangen von Neugierigen, die unbedingt den Star der Messe ausprobieren wollten: den Wii

Die Aufsehen erregende Umbenennung hat ihm nicht geschadet, die schwächere Hardware hat ihm nicht geschadet und auch die enttäuschende Pressekonferenz ohne Ternin und Preis hinterließen kaum Spuren. Als hätte die Spielewelt darauf gewartet, dass sich jemand aus der Polygonspirale löst und einen neuen Weg einschlägt. Der Wii scheint den kollektiven Wunsch nach einer kreativen Alternative zum hoch aufgelösten Einheitsbrei zu befriedigen. Selbst Skeptiker wurden von der Nunchak-Steuerung überzeugt.

2. Keiner weiß genau, wie gut der Wii ist...

Doch bei aller Euphorie muss man sich fragen: Wie gut ist der Wii wirklich? Wie gut sind die Spiele? Vermittelt der neue Controller ein ebenso präzises wie intuitives Spielgefühl? Hier gehen die Meinungen auseinander, was auch daran liegt, dass nicht alle Spiele in Los Angeles testreif wirkten. In unseren ersten Praxiserfahrungen treffen sich daher Skepsis und Faszination. Und im ersten Titelaufgebot vermisst man diesen einen Kracher, den man blind kauft. Zelda, Mario, Metroid - alles bewährte Qualität, aber es sind neue Titel wie Red Steel , Elebits oder Sadness , die sich beweisen müssen.

3. Der Wunsch nach emotionaler Tiefe

Quo vadis Spielewelt? Es scheint es nicht nur den Wunsch nach kreativen Ideen, sondern auch den nach mehr Emotionalität zu geben: Die Charakterstudie Heavy Rain von Quantic Dream (Fahrenheit ) konnte sich von null auf hundert in die Herzen der Trailerfans spielen. Selbst Szenen aus Halo 3, Gears of War oder Zelda waren nicht wesentlich beliebter in den Bildschirmkinos von 4PlayersTV. Dieser Film bewegte und inspirierte, weckte bei vielen die Hoffnung auf erwachsenere, erzählerisch anspruchsvollere und nachhaltig beeindruckendere Spiele. Aber es ist wie mit dem Wii: Keiner weiß genau, wie gut, ja selbst was Heavy Rain letztlich wird, das übrigens in Echtzeit auf der PlayStation 3 lief...

4. PlayStation 3 hat ernüchtert

Ist die Konsole mit 599 Euro nicht zu teuer? Musste man unbedingt wie Microsoft  zwei Varianten anbieten? Musste man den Controller so konservativ designen und so ähnlich wie Nintendo bestücken? Wo bleibt Killzone 2? Irgendwie wollte sich keine große PlayStation 3 -Begeisterung auf und nach der Messe in LA einstellen. Vor allem einen Beweis konnte Sony nicht liefern: Den, dass man der Konkurrenz technisch voraus ist. Es gab kein Spiel, das die theoretische grafische Überlegenheit der PS3, die auch John Carmack bestätigt, demonstrieren konnte. Auch das Titelaufgebot war bis auf Assassin's Creed und Metal Gear Solid 4 eher ernüchternd. Wo blieben die starken Sony-Titel? Vor amerikanischem Publikum wurde sogar der europäische Exot Formel Eins 06  gezeigt.

5. Xbox 360 gewinnt an Stärke

Technisch auf par mit der PlayStation 3, den zeitlichen Vorsprung im Rücken und die zweite Spielewelle vor Augen: Microsoft konnte seine Position stärken und bringt den Marktführer ganz schön ins Schwitzen. Obwohl auch die Titel für die Xbox 360, wie z.B. der GTA-Klon Crackdown , nicht alle begeisterten, und die Ergebnisse in Japan mehr als ernüchternd sind, kann man doch auf ein wesentlich stärkeres Spiele-Portfolio verweisen als noch zu Xbox-Zeiten. Microsoft hat scheinbar aus den Fehlern gelernt und immerhin jede Menge renommierte Entwickler an Bord. Hinzu kommt, dass sich Xbox Live als Online-Service für Konsoleros etabliert hat und Sonys Blue-Ray bereits mit HD-DVD-Ankündigungen gekontert werden...

       

6. PC-Spiele wieder auf dem Vormarsch

Dieses Jahr standen auf der E3 noch stärker als zuvor die Produkte von Sony, Microsoft und Nintendo im Fokus der Besucher. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen zeigte sich die PC-Front ebenfalls präsenter als in den Jahren zuvor: Crysis , Supreme Commander , Medieval 2 , Command & Conquer 3 , nicht zu vergessen Spore , Gothic 3 oder ParaWorld hinterlassen den Eindruck, dass Rechenknecht-Spiele ein glorreiches Comeback feiern. Es gibt berechtigte Hoffnung, dass in den letzten Monaten 2006 sowie Anfang 2007 endlich auch die PC’ler wieder Grund zur Freude haben werden. Und auch die Hardware-Hersteller wie intel blasen zum Angriff auf die nächste Generation an Fertigspielsystemen, egal ob sie nun als Konsole oder als Computer deklariert auf den Markt kommen. Doch ob das alles reicht, um den PC auch in mittlerweile von Konsolen dominierten Ländern wie USA wieder an die Spitze zu bringen, bleibt abzuwarten.

7. Blizzard ruht sich auf WoW-Lorbeeren aus

Was ist mit StarCraft 2? Wo bleibt Diablo 3? Oder wenigstens WarCraft 4? Schon wieder nichts. Die Entwickler von Blizzard haben die Chance vertan, diese Messe mit einem frischen Spiel für Offliner zu beleben. Das hätte für Aufsehen abseits von Wii und PS3 sorgen können. Stattdessen konzentriert man sich weiter auf den ergiebigen Goldesel World of WarCraft und präsentiert die Erweiterung World of WarCraft: The Burning Crusade . Wie spannend für alle Online-Abenteurer, wie langweilig für alle anderen.

8. Geheimtipp: Warhammer Online 

Aber vielleicht wackelt der Fantasy-Thron schon? Wenn es ein Spiel gibt, das die MMORPG-Herrschaft gefährden könnte, dann ist es nicht Vanguard: Saga of Heroes , nicht Tabula Rasa  oder Der Herr der Ringe Online , sondern Warhammer Online . Mal abgesehen davon, dass Blizzard starke Konkurrenz bitter nötig hat: Schon der E3-Trailer war erstklassig und weckt die Hoffnung auf eine Online-Welt, die einen Tick brachialer, witziger und packender ist als der Rest vom Fantasyfest.

9. Deutsche Spiele bleiben Randgruppe

Im Schatten von Spore & Co gab es auch einige Projekte aus deutscher Produktion auf der E3. Aber trotz der durchweg hohen Qualität fristen sie noch ein Schattendasein. Egal ob das viel versprechende und höchst ansehnliche ParaWorld oder selbst das Volksstrategiespiel Anno 1701 . Nur ein Titel konnte das Interesse der Besucher länger halten: Crysis . Der kommende Shooter aus dem Hause Crytek befriedigt Bedürfnisse, die auch international geteilt werden. Denn auch wenn Wii und Heavy Rain interessante Alternativen aufzeigen, übt die lupenreine Action in Traumkulisse zeitlose Faszination aus: hier geht's zum E3-Trailer!

10. Nokias N-Gage ist unkaputtbar

Wer zur Hölle spielt mit dem N-Gage ? Wir kennen keinen, wir haben nie einen gesehen und selten davon gehört. Aber nach dem pompösen Stand der Finnen in Los Angeles zu urteilen, müssten es Hunderttausende sein, die die Symbiose Mobiltelefon und Gaming genießen. Oder war das bloß der prächtigste Leichenschmaus der E3, bevor der N-Gage offizielle begraben wird? Immerhin: Selbst Microsofts Peter Moore bewundert die Beharrlichkeit der Finnen. So viel Lob kommt selten allein: Vielleicht baut Nokia als Redmonder Tochterkonzern ja bald den "Xboy "- trotz Dementi.

 

 
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