Special: Wolfgang Hohlbein (Unternehmen)

von Jörg Luibl



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Spielinfo
 4Players: Auch das Spiel kann sich erst so langsam als Kulturgut neben Film, Buch und Musik etablieren, wird aber gerade in Deutschland immer noch gerne als Schund diffamiert oder in die Gewaltschublade geschoben. Stichwort: "Killerspiel". Was halten Sie von der Debatte?

Wolfgang Hohlbein: Die Bandbreite des Angebots ist ja gewaltig. Ich habe übrigens auch ganz gerne Doom oder Half-Life gespielt. Das Problem ähnelt dem der Filme oder Bücher: Letzten Endes muss der Konsument entscheiden, was er mit der Welt macht, in die er abtaucht. Es gab da z.B. mal die Gore-Romane von Jack Norman und eine große Diskussion in den USA, als jemand angeblich einen Mord begangen hat, nachdem er die Romane gelesen hatte - und schon war das Geschrei groß. Man hat natürlich eine gewisse Verantwortung als Autor. Aber letzten Endes darf man sich diesen Gewalt-Schuh nicht anziehen, wenn man nicht gerade etwas verherrlicht.

4Players: Gibt es eine literarische Fantasy-Welt, in die Sie nicht nur als Leser, sondern auch als Spieler gerne abtauchen würden?

Wolfgang Hohlbein: Also wenn, dann sicher Mittelerde. Allerdings lieber Peter Jacksons Mittelerde.

4Players: Warum mögen Sie die lieber als das Tolkien'sche Original?

Wolfgang Hohlbein: Wegen der Bilder. Er hat diese Welt einfach unheimlich dicht inszeniert. Ich weiß, dass die harten Fans viele Stellen gefunden haben, die nicht mit dem Buch übereinstimmen. Aber es ist bisher der erste Film gewesen, wo ich wirklich gedacht habe: Mensch, genau das habe ich mir beim Lesen so vorgestellt. Diese Gratwanderung zwischen Realität und Phantastik hat Jackson wunderbar gemeistert.

4Players: Denken Sie, dass ein Spiel eine ähnlich gute Geschichte erzählen kann wie ein Buch?

Wolfgang Hohlbein: Ich kenne mich zwar mit Spielen nicht so gut aus, aber ich denke schon. Ich bin zwar kein Fan von Rollenspielen am Computer, aber wenn ich bei meinen Kindern so reinschaue, ist das durchaus faszinierend, was erzählt wird. Die Drehbücher zu Spielen sind ja fast acht Mal so dick wie meine Romane (lacht)…

4Players: Sind Sie selber Spieler?

Wolfgang Hohlbein: Jein. Pen&Paper-Rollenspiele wie Das Schwarze Auge habe ich vor längerer Zeit versucht - ist zwar faszinierend, ich schaue auch gerne zu, aber da springt der Funke einfach nicht über.

4Players: Warum konnte der Funke da nicht überspringen?

Wolfgang Hohlbein: Ich weiß es nicht. Eigentlich müsste ich für diese Art Spiel prädestiniert sein, aber es klappt nicht. Was ich ganz gerne mache sind Tabletops. Aber ehrlich gesagt auch weniger des Spiels wegen, sondern eher deshalb, weil ich Miniaturen anmalen kann. Ich spiele quasi nur als Alibi so drei Mal im Jahr.

4Players: Und am PC?

Wolfgang Hohlbein: Da mehr die Strategiespiele wie Die Siedler oder Age of Empires . Ich habe immer Spaß, wenn ich eigene Welten aufbauen kann.

4Players: In der Welt der PCs und Konsolen dominieren amerikanische, britische und japanische Studios mit ihren Spielen. Wie ist das im Bereich der Fantasy-Literatur? Welchen Stellenwert genießen deutsche Autoren?

Wolfgang Hohlbein: Natürlich überschwemmen die englischsprachigen Autoren den Markt. Und was hier an Übersetzungen ankommt, ist ja nur die Spitze des Eisberges. In den letzten vier, fünf Jahren hat es sich ein bisschen geändert und deutsche Autoren mischen ein wenig mit. Aber in den ersten zehn Jahren meiner Karriere war ich ja fast der einzige Autor, der sich mit der Phantastik beschäftigt hat. Niemand wollte sich "herablassen", einen Fantasy-Roman zu schreiben…

4Players. Warum hat die Fantasy in Amerika schon seit Jahren diesen hohen Zuspruch?

Wolfgang Hohlbein: Weil die Amerikaner noch nie diesen Dünkel hatten, den es hier in Deutschland immer noch gibt. Dort gibt es den Unterschied zwischen ernster und trivialer Literatur nicht; außerdem wird auch nicht so schnell die Schund-Schublade aufgemacht.

4Players. Seit einiger Zeit stürmt G.R.R. Martin die Fantasy-Charts in Übersee und Europa. Was halten Sie von seiner groß angelegten Saga Lied von Eis und Feuer?

Wolfgang Hohlbein: Ich hab mir alle sechs Bücher auf einmal gekauft, weil ich ein großer Fan von ihm bin. Aber ich war auch ein klein wenig enttäuscht: Er schreibt wunderbar - keine Frage. Wenn ich sehe, wie er Charaktere oder Situationen beschreibt, werde ich schon neidisch. Ehrlich gesagt würde ich das auch gerne können. Aber mir fehlt so ein bisschen die Geschichte. Es passiert mir zu wenig und ich befürchte, dass er auch noch nicht so genau weiß, worauf er hinaus will. Ansonsten kann ich es nur jedem wärmstens empfehlen, denn es gibt derzeit kaum etwas Besseres auf dem Gebiet der Fantasy.

4Players: Was halten Sie von Online-Rollenspielen im Stile von EverQuest II oder World of WarCraft , die ewig bestehende Welten simulieren?

Wolfgang Hohlbein: Die habe ich nie gespielt, aber ich stelle mir das sehr interessant vor. Vor einiger Zeit habe ich das sogar meinen Kindern bei Todesstrafe verboten, weil es sehr teuer war (lacht)…im Zeitalter der Flatrates ist das natürlich kein Problem mehr und ich werde mich vielleicht selber mal an diese Spiele wagen.
           

Kommentare

johndoe-freename-55290 schrieb am
4Players: Warum mögen Sie die lieber als das Tolkien'sche Original?
Wolfgang Hohlbein: Wegen der Bilder. Er hat diese Welt einfach unheimlich dicht inszeniert
Lächerliche Aussage. Also der Film vermittelt die Welt besser als es das Buch tun konnte?! Das es ne kastrierte, angepasste und langweilige Fassung war ist nicht so wichtig. Ach die schönen Bilder, jaja.
Ich will nicht den intellektuellen Überflieger spielen sondern habe nur meine Meinung geäußert. Putzig das einige sich gleich angegriffen füllen und in die offensive gehen.
Wer das brauch?
eine etwas einfältiges Mainstream-Puplikum natürlich - inkl. mir. Was denn das für ne Frage?
Schon klar.
Witzig was manche Menschen nicht alles "brauchen". Ich fand den Film gähnend langweilig und die Dialoge waren ne Zumutung. Gut, man konnte ihn schon bis zum Ende aushalten. Aber begeistern konnte er mich an keiner Stelle.
johndoe-freename-90434 schrieb am
Wer das brauch?
eine etwas einfältiges Mainstream-Puplikum natürlich - inkl. mir. Was denn das für ne Frage?
Aber vielleicht kommt für intellektuelle Überflieger wie Dich bald auch eine nach Brecht nachempfundene Theater Aufführung.
Gruß
Michael Dilger
www.knightsdivine.de
johndoe-freename-55290 schrieb am
Also wenn, dann sicher Mittelerde. Allerdings lieber Peter Jacksons Mittelerde
Disqualifiziert.
Die Fantasyszenerie wurde zwar ganz gut rübergebracht.
Sonst ist der Film nichts weiter als auf eine etwas einfältige Zielgruppe zugeschnittenes unglaubwürdiges Mainstream-Spektakel. Wer braucht schon die Secondhand-Phantasie eines Peter Jackson?
johndoe-freename-64354 schrieb am
ich habe das Interview mit Interesse gelesen. Sehr gut find ich auch, und das wurde schon erwähnt, das 4Players Themen \"über den Tellerrand\" schreibt. das Lob ich euch
fronz2000 schrieb am
ja toastman, full ack.
wenn man älter wird nerven einfach die sich ständig wiederholenden holprigen formulierungen... aber es sind fast immer gute ideen da
schrieb am