Dead or Alive-Film19.09.2006, Paul Kautz
Dead or Alive-Film

Special:

Dead or Alive: Einer der bekanntesten und populärsten Beat-em-Up-Reihen, die sich erst vor kurzem auf der Xbox 360 in die vierte Runde geprügelt hat, schafft den Sprung von der kleinen auf die große Leinwand – für Prügelspiele scheinbar ein Klacks, schließlich gab es auch schon (teils Comic-) Verfilmungen von Serien wie Tekken, Mortal Kombat oder Streetfighter. Funktioniert der spärliche Story-Gehalt der Vorlage auch in Cinemascope? Wir haben uns den am 19. Oktober startenden Streifen vorab für euch angesehen.

Jede Menge Videospiel

Ayane und Kasumi verbindet eine gut gepflegte Feindschaft.
Ayane und Kasumi verbindet eine gut gepflegte Feindschaft.
Die ganze Story, sofern man sie so nennen möchte, dreht sich um die vier aus den Spielen bekannten Schnuckel-Heldinnen: Profiwrestlerin Tina Armstrong (Jaime Pressly, My name is Earl ), Diebin Christie Allen (Popsternchen  Holly Valance, Neighbours ), Ninja-Prinzessin Kasumi (Devon Aoki, Sin City ) und Sonnenschein Helena Douglas  (Sarah Carter, Final Destination 2 ). Die vier erhalten auf unterschiedliche und teils sehr bizarre Art und Weise eine zackige Einladung zum Dead or Alive-Turnier, das auf einer geheimnisvollen asiatischen Insel von einem noch geheimnisvolleren Gönner namens Donovan, der natürlich ganz andere Pläne mit den Fightern hat, abgehalten wird - und neben der Ehre, die Hintern der stärksten Kämpfer der Welt zu treten auch noch eine weitere Motivation in Form von zehn Millionen Dollar Preisgeld bereithält. Doch Geld ist nicht alles, was die Ladies zum Turnier treibt: Die eine sucht ihren verschollenen Bruder, die andere will ihrem Vater beweisen, was sie wirklich drauf hat. Außerdem sind sie nicht allein: Viele andere Fighter, einer böser und härter als der andere, warten auf ihre Chance - die mehr oder weniger mit dem Turnier zu tun hat.

Rolle / Schauspieler

Tina Armstrong / Jaime Pressly

Christie Allen / Holly Valance

Helena Douglas / Sarah Carter

Ayane / Natassia Malthe

Kasumi / Devon Aoki

Zack / Brian J. White

Donovan / Eric Roberts

Hayabusa / Kane Kosugi

Hayate / Collin Chou

Bass / Kevin Nash

Max / Matthew Marsden Der Film von Prügel-Profi Corey Yuen (der nicht nur The Transporter beeindruckend in Szene gesetzt hat, sondern auch einige hervorragende Filme mit Jet Li und Jackie Chan vorweisen kann), hält sich erstaunlich eng an die Videospielvorlage  - was umso verwunderlicher ist, als dass eben diese nicht gerade für eine ausufernd gute Story bekannt ist. Dass ausgerechnet dazu ein Film das Licht der Kinos erblickt, ist irgendwie ironisch. Neben den Hauptdarstellerinnen finden mehr oder weniger ausgeprägt auftretende Nebenfiguren wie Hayate, Hayabusa, Jann-Lee,  Bayman, Lei Fang oder Gen Fu (von dem eine Kampfszene gegen Kasumi rausgeschnitten wurde - klassisches DVD-Bonusmaterial?) ihren Weg aufs Eiland. Außerdem kommt Kennern der Background der Figuren bekannt vor: Bass versucht Tina vor dem zu beschützen, was seiner Meinung nach schlecht für sie ist, Helena ist irgendwie in DOATEC involviert und die lilahaarige Ayane will ständig Kasumi töten, weil sie den Clan verlassen hat. Selbst ein paar Trademark-Moves haben es in den Film geschafft, die merkwürdigerweise

Zack bekommt von Tina Frauenversteher-Nachhilfe.
Zack bekommt von Tina Frauenversteher-Nachhilfe.
oft von einem Pistolen-Klacken begleitet werden. Maske, Requisite und Frisurenabteilung haben ebenfalls ganze Arbeit geleistet, gerade  Charaktere wie Bass, Ayane oder Grinse-Kickboxer Zack, der dankbarerweise nicht in seinem silberglänzenden Teletubby-Dress auftritt, sehen ihren Vorbildern verblüffend ähnlich. Einige Kämpfe werden mit einer xboxigen »Fight!«-Einblendung gestartet, gehen über mehrere Ebenen und durch Wände hindurch, und natürlich fehlt auch die fast schon unvermeidliche Beachvolleyballszene (mit jeder Menge Zeitlupen-Flugszenen) nicht. Nur eines ist auffällig: Dass gerade die Hauptdarstellerinnen nicht mit dem BH-Inhalt ihrer Polygonkolleginnen mithalten können - doch banget nicht, es gibt sehr viel halbnackte Haut und noch mehr davon in Nahaufnahme zu sehen.

Vier Engel gegen Donovan

Die Kämpfe sind ansehnlich inszeniert.
Die Kämpfe sind ansehnlich inszeniert.
Ein Prügelfilm lebt von der Qualität der Haudruff-Szenen - und da wurde ganze Arbeit geleistet. Klar, euch erwartet hier kein Tom Yum Goong oder Enter the Dragon , auch merkt man gerade den Heldinnen an, dass sie keine Martial Arts-Spezialistinnen sind. Nichtsdestotrotz sind einige der teils recht langen Kämpfe ordentlich choreographiert, außerdem wird fehlendes Können geschickt mit Technik übertüncht: Allerlei recht offensichtliche Draht- oder CGI-Szenen gesellen sich zu rasanten Kamerafahrten, noch mehr Zeitraffer- und Zeitlupen-Einstellungen sowie Unschärfeeffekten. Außerdem hat das Ganze immer einen augenzwinkernden Touch, denn dem martialischen Titel zum Trotz fließt hier nicht ein Tropfen Blut, darüber hinaus kommt niemand (außer dem Oberbösewicht natürlich) um - Schwertschwingen hier, Knochenknacken da, aber am Ende winden sich alle Beteiligten nur stöhnend auf dem Boden, und das Make-Up sitzt auch nach dem zehnten Kick ins Gesicht noch wunderbar. Stattdessen wird viel geflachst und gegackert, eine weitere Parallele zu den berühmten Engeln : Der Kampf Tina gegen Papa Bass ist genauso schön albern wie die Szenen, in denen zusätzlich noch Christie involviert ist.

Die obligatorische Beachvolleyballszene darf natürlich nicht fehlen, Zeitlupen-Kamera inklusive.
Die obligatorische Beachvolleyballszene darf natürlich nicht fehlen, Zeitlupen-Kamera inklusive.
Übrigens zitiert DoA noch aus vielen anderen Streifen: Der Fight im Bambuswald (Kasumi gegen Ayane) erinnert an Tiger & Dragon , das akupunkturbasierte Feindeslähmen kommt einem aus Kiss of the Dragon bekannt vor, eine Schwertszene ist sehr von Kill Bill inspiriert - und der sehr dämliche Uber-Waffe-Storyteil im letzten Drittel könnte fast aus der grausamen Streetfighter-Verfilmung stammen. Und um nochmal auf die Engel zurückzukommen: Deren Gitarrenriff-Hookline findet sich in fast unveränderter Form mehrmals in Dead or Alive. Davon abgesehen bemüht sich der Soundtrack von Junkie XL redlich, die Fights rockig bis treibend zu unterstreichen.

Schauspielerisch sollte man die Erwartungen gehörig nach unten kurbeln, schließlich haben wir es mit einem Prügelfilm voller B- und C-Darsteller zu tun - Devon Aoki (Kasumi) ist z.B. ungefähr so ausdrucksstark wie ein durchschnittlicher Stein, und unter der Riege von flachen Darstellern gibt es mit Max-Darsteller Matthew Marsden ein unfassbar schlechtes Lowlight. Öde, mopsig, schrecklich langweilig gespielt, nicht mal mehr hölzern, schließlich gibt es in jedem Hackblock noch etwas Leben - Max war daher eher das Vakuum des Films. Dennoch wird man gut unterhalten, auch oder vielleicht gerade, weil der Film recht schnell vorbei ist: Knapp 90 Minuten sind es, gefühlt waren's 70.

Ihr mögt »Drei Engel für Charlie«? Hattet mit der Mortal Kombat-Verfilmung euren Spaß? Pfeift auf Story, Dialoge, Logik und Charaktertiefe? Super, dann ist Dead or Alive genau der richtige Streifen für euch! Als Film an sich ist DoA bestenfalls handwerklich gut - die Figuren bleiben eindimensional und fern, es gibt keinerlei Persönlichkeitsentwicklung, nur ein paar sehr alberne Pseudo-Romanzen. Aber: Keiner erwartet von diesem Film mehr! Stattdessen sind alle Zutaten für einen krachenden Popcorn-her-Hirn-weg-Streifen vorhanden: Alberne Sprüche, gut sichtbar positionierte Bikinis, einige wirklich witzige Szenen, eine gigantische Explosion sowie Piraten (übrigens mit Robin Chou , der in Mortal Kombat den Liu Kang gab, als Chefpirat), die genauso viel Glück im Leben haben, wie ihre Berufskollegen in den Asterix-Streifen. Auf eine richtig coole Beat-em-Up-Verfilmung werden wir wohl also noch ewig warten dürfen, bis dahin ist DoA aber kein schlechter Zeitvertreib. Das ohnehin arg dünne Ausgangsmaterial hätte man auch viel schlimmer verfilmen können - der Name »Uwe Boll« schleicht sich da aus irgendeinem Grund ins Bewusstsein. DoA - Der Film ist Trash, aber wenigstens konsequenter, sich selbst keine Sekunde ernst nehmender, sehr unterhaltsamer Trash. Eben genau wie die Engel oder Mortal Kombat.

 
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