Special: Mind Quiz (Geschicklichkeit)

von Jan Wöbbeking



Mind Quiz
Entwickler:
Publisher: Ubisoft
Release:
22.03.2007
16.11.2006
Spielinfo Bilder Videos
Vorhang auf für den Casual Gamer: Keine Spezies wird derzeit so heftig von Spieleherstellern umworben. Besonders auf dem DS kämpfen immer mehr Hundestreichelsimulationen und Hirn-Trainer um die Gunst jener Konsumenten, die sich von komplexen Titeln bisher abschrecken ließen. Mit Mind Quiz bringt Ubisoft jetzt Segas Fitness-Programm fürs Oberstübchen nach Deutschland, und ein Hund ist auch dabei! Na, dann kann ja nix mehr schief gehen, oder?

Nicht ganz fit im Schädel?Wer mir schon einmal in Natura begegenet ist, wird es bezeugen können. Besonders morgens wirke ich, nun ja, etwas lethargisch auf manche Personen. Nein, ich rauche keinerlei betäubendes Kraut. Ich bin einfach ruhiger geworden im Laufe der Jahre. Und reifer natürlich.
Beim Alterstest klickt ihr die Zahlen und Buchstaben an.
Doch wenn ich Ubisofts Mind Quiz Glauben schenke, ist mein Gehirn fast doppelt so schnell gealtert wie der Rest meines 28-jährigen Luxuskörpers. Ganze 42 Lenze soll der schlaffe Bregen schon zählen. Ist nicht wahr. Sollte ich meine Zeit bisher zu sehr der körperlichen Ertüchtigung gewidmet haben, statt meinen Verstand zu schärfen?

"Um es kurz zu sagen, sie haben ein superungesundes Gehirn", attestiert mir Dr. Osami Kajimoto von der Osaka University nach meinem ersten Hirnalter-Test. Wie Nintendo hat sich auch Ubisoft einen Medizinmann ins Boot geholt, der die wissenschaftliche Grundlage der Übungen bestätigen soll. Was der werte Herr Kajimoto den ganzen Tag in der Osaka University anstellt, erfahre ich nicht. Bei meiner Vorabversion liegt aber auch keine Anleitung bei. Vielleicht findet sich ja dort ein erklärendes Grußwort des Wissenschaftlers. Immerhin besitzt er ein in allen Farben des Regenbogens leuchtendes Gehirn, kann ja auch nicht jeder von sich behaupten. Und er hat einen putzigen Comic-Hund, der ihm bei den meisten Übungen assisiert.

Den Bregen regen bringt Segen

Na gut, Herr Kajimoto, wollen wir doch mal schauen, wie wir den Datendurchsatz in meinem Oberstübchen optimieren können. Es kann ja nicht schaden. Schließlich hat Kollege Paul im vergangenen Jahr mit der Nintendo-Konkurrenz von Dr. Kawashima trainiert. Und Paul ist alles andere als geistig träge, eher hyperaktiv. Aber zurück zu Dr. Kajimoto und meiner Wenigkeit. Nach besagtem Alterstest lasse ich meinen Gehirnstress messen. Dieser Test funktioniert ähnlich wie der Erste: Ich tippe in der richtigen Reihenfolge auf Zahlen und Buchstaben. Diesmal misst das Programm, wie stark die Konzentration nach einer bestimmten Zeitspanne nachlässt. Ergebnis: Mein Gehirn ist entspannt. Geht doch, immerhin etwas.

Doch die 42 Jahre Hirnalter lasse ich nicht auf mir sitzen und mache mich frisch ans Training -  eine Woche lang an jedem Tag das komplette Programm. Manche Aufgaben werden aber erst im Laufe der Zeit freigeschaltet. Um das Reaktionsvermögen zu verbessern, gibt es diverse Schiebe-Puzzles und Muster, die nachgemalt werden müssen. Zwischendurch ziehe ich öfter mal den jaulenden Bello mit dem Stylus nach unten, bevor er den oberen Bildschirm erreicht und das Spiel beendet. Durch die Konzentration auf den Hund und das Puzzle stimuliere ich den Stirnhirnlappen und entwickle ein entspanntes und kontrolliertes Verhalten. Sagt zumindest der Doktor. Auch bei den anderen Übungen erklärt mir ein Text, was das Training im Denkorgan bewirken soll. Außerdem gibt es Tipps, wie durch Verhalten im Alltag die Hirnnutzung optimiert wird.

Fang den Knochen!

Zur Verbesserung der Aufmerksamkeit und der Hirnaktivierung stehen ein paar Geschicklichkeitsspielchen zur Auswahl, bei denen ich z.B. den Hund mit den Stylus steuere und Knochen auffange. Statt diesen Aufgaben könnte ich aber genausogut irgendein anderes Geschicklichkeitsspiel zocken.
Achtet beim Schiebepuzzle darauf, dass der Hund nicht zu seinem Herrchen läuft.
Rechenaufgaben wie in Dr. Kawashimas Spiel gibt es dagegen erstaunlich wenige. In einer dieser nur spärlich vertretenen Übungen müssen in kurzer Zeit dreidimensionale Blöcke gezählt werden. Was dagegen auch in Mind Quiz häufig auftritt, sind Probleme mit der Sprach- und Schrifterkennung. Die Ziffer "9" muss ich durchschnittlich ganze dreißig mal auf den Bildschirm schreiben, bis sie das Programm auch als solche erkennt. Zum Glück spielt bei dieser Übung die Zeit keine Rolle.

Anders beim Rufen von Obstnamen. Dabei fallen verschiedene Früchte fallen vom Himmel und ich muss ins Mikro rufen, worum es sich handelt. Um die Sache ein wenig fordernder zu machen, sind die Vitaminspender falsch beschriftet. Unter einem Apfel steht z.B. das Wort Banane. "Apfel" sagte ich laut und leise, schnell und langsam. Doch nichts. Das Programm verweigert mir beharrlich die Erkennungsdienstliche Behandlung. "Verdammte Sch.., wo ist denn hier am DS Lite überhaupt das Mikrophon" brülle ich entnervt. "Dingdong" macht es. Tatsächlich, meinen Fluch hat das Spiel als "Apfel" registriert. Na bestens, also schreie ich haargenau den gleichen Satz nochmal in den aufgeklappten Handheld - "Dingdong" - wieder hat es geklappt. Zum Glück bilden die Schrei- und Kritzelkurse die Ausnahme, so dass sich die meisten Übungen vernünftig bedienen lassen.

FAZIT

Und, hat das einwöchige Training denn nun etwas genutzt? Nicht wirklich. Zwischendurch ist mein Gehirn zwar um zehn Jahre jünger geworden, doch heute bin ich wieder bei den 42 Jahren angelangt, die mir das Programm schon vor einer Woche diagnostiziert hat. Ich vermute, dass liegt an der Art der Aufgaben: Bei Mind Quiz sind die Mehrzahl davon Geschicklichkeitsübungen. Das Spiel empfiehlt mir, mehr Videospiele zu daddeln. Na super - wenn es danach ginge, dürfte ich das Gehirnalter eines Säuglings besitzen. Bei Mind Quiz fehlen mir ein wenig die Merk- und Rechenaufgaben, die das Konkurrenzspiel von Dr. Kawashima so knifflig gemacht haben. Geschicklichkeitstests absolviere ich jeden Tag auch so zur Genüge - und zwar in Form von Actionspielen. Die meisten Mind Quiz-Aufgaben sind für Mathe-Muffel wie mich zwar bequemer. Aber es geht doch genau darum, Hirnregionen zu stimulieren, die man sonst aus Bequemlichkeit nicht fordert. Das behaupte ich jetzt einfach mal, auch ohne einen Doktortitel oder japanische Vorfahren zu besitzen. Vielleicht schlägt das Trainingsprogramm bei der angepeilten Zielgruppe der bisherigen Nichtspieler besser an.

      

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