Special: Darksiders (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Darksiders (Action-Adventure) von THQ / THQ Nordic
Nur lautes Poltern?
Publisher: THQ / THQ Nordic
Release:
03.12.2010
03.12.2010
15.09.2011
22.11.2016
22.11.2016
02.04.2019
23.05.2017
22.12.2016
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ab 9,99€
Spielinfo Bilder Videos
Es muss eine schwere Entscheidung gewesen sein: Wen sollten die Entwickler engagieren? Welcher Komponist wäre in der Lage, das offiziell zum God of War-Verschnitt erklärte Darksiders musikalisch zu untermalen? »Ich hab's!«, reckte ein cleverer Kerl den Zeigefinger empor. »Wir fragen Velasco und Reagen. Die haben bestimmt nichts dagegen. Die haben schon dreimal die Musik zu God of War geschrieben.« »Ahhhhh!«, staunten seine Kollegen nicht schlecht. Und Valesco und Reagen hatten nichts dagegen.

Rohe Gewalt

Von Brute Force über Conan , Borderlands bis hin zu God of War : Was Chris Valesco und Mike Reagen - meist in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern - vertonen, gibt sich selten kleinlaut. Vielmehr poltert und dröhnt es, was die Orchester hergeben. Das ist selten einfallsreich, begleitet die spielerische Action aber ganz manierlich. Darksiders macht da keine Ausnahme, denn auch der apokalyptische Reiter Krieg
gallopiert über rollende Trommeln und wird von lauten Chören in den Kampf gerufen.

Am einfallslosesten zitiert Mike Reagen die Filmwelt irgendwo zwischen Hans Zimmer und James Horner. Seine Percussion könnte nicht eintöniger stampfen, seinen Melodien könnten die Lückenfüller irgendeines 1001 Nacht-Abenteuers sein. Zum Glück zeichnet er nur für zwei Stücke verantwortlich, auch wenn er Chor, Gesang und Streicher in »Battle with Greaver« durchaus stimmungsvoll vereint. Der Hauch von etwas Orientalischem zieht sich dabei wie ein roter Faden durch den Soundtrack - Valesco legt ihn allerdings mit mehr Fingerspitzengefühl aus. Zwar bedient auch er sich allzu ungeniert beim banalen »Trommelwirbel«, in ruhigen Momenten erzählt er aber von Emotionen oder baut Spannung auf. In »Light Combat« etwa umschleichen langsame Trommeln die Bühne, während sich ängstliche Hörner in den Vordergrund zittern. In »Chaos Eater« und »Empowered« nutzt er die Bläser auf ähnliche Weise - gerade so als hätte er das Stilmittel frisch entdeckt. Seiner sonst sehr gewöhnlichen Orchestrierung tun solche Akzente aber gut.

Klangmalerei

Doch es ist sind nicht nur God of War-Veteranen, die sich mit Darksiders hervortun. Den Großteil der Stücke hat schließlich Scott B. Morton geschrieben. Morton ist ein nahezu Unbekannter, der im großen Stil bisher nur mit Musik für Titan Quest von sich reden machte - eine Tatsache, die sich hoffentlich ändern wird! Denn so feinfühlig wie er das Orchester dirigiert, dürften seine hiesigen Kollegen verlegen Beifall geklatscht haben. Er lässt Solisten gefühlvoll singen, anstatt die »Klangfläche Chor« als Geräuschmacher abzustellen.

Darksiders ist längst erschienen, der Soundtrack ebenso - warum besprechen wir die Musik erst jetzt? Der Grund ist die am 21. September erscheinende PC-Version. Deren Erstauslieferung enthält nämlich nicht nur ein Artbook sowie einen Comic, sondern auch den Soundtrack.

Wer die Musik separat kaufen möchte, muss hingegen auf digitale Vertriebswege zurückgreifen - in CD-Form wird das Album nicht verkauft. Hörbeispiele gibt es u.a. bei Amazon.
Er braucht keine Rhythmusinstrumente, um Mitreißendes zu komponieren und er schreibt Melodien für filigrane Violinen. In Mortons Stücken spielen sich die Instrumente den Ball zu, anstatt sich mit parallelen Klangteppichen gegenseitig zu übertönen.

In »Uriel« etwa scheint eine einzelne Violine in ein Meer aus Traurigkeit zu fließen, in »Vulgrim« wird eine klagende Solostimme von einer unheilvollen Harfe und bedrohlichen Bässen getragen. Wenn sich das gesamte Orchester aus dem Spiel weniger Streicher erhebt, bevor das Thema von Bläsern gesteigert wird, erinnert »Flight Path« sogar an die Handschrift eines John Williams. Das folgende »Keeping Pace« tut es ihm in Sachen Aufbau und Instrumentalisierung gleich. Gerade für die Stücke von Morton ist es deshalb bedauerlich, dass die meisten Titel mit einer Spieldauer von etwas mehr als einer oder zwei Minuten viel zu schnell vorüber sind.

Mit Morton fällt natürlich kein Meister vom Himmel, denn auch er verarbeitet ausschließlich vertraute Stilmittel. Im Gegensatz zu Valesco und Reagen versteht er es aber, die Klangbreite eines Orchesters auszuschöpfen. Er arrangiert Melodien, anstatt Klangflächen zu erzeugen. Dabei leistet God of War-Veteran Chris Valesco keine schlechte Arbeit: Dramatik bedeutet für ihn zwar lediglich Trommelwirbel, in ruhigen Momenten beschwört er aber gekonnt ein mystisches Unheil. Lediglich die zwei Titel seines Kollegen Mike Reagen donnern ohne nennenswerten Anspruch vor sich hin. Und leider fehlen dem Soundtrack ganz allgemein die markanten Themen - kein einziger Titel setzt sich im Ohr fest. Was hängen bleibt ist die bemerkenswerte Vorstellung von Scott B. Morton, von dem in Zukunft hoffentlich mehr zu hören sein wird.

Einschätzung: gut
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Kommentare

Knightmare schrieb am
Das Spiel hat einen Soundtrack? o_O
Ich hab gestern abend endlich die Zeit gefunden, es durchzuspielen, aber da ich aufgrund meines schlafenden Kindes die Lautstärke immer relativ niedrig halte beim Zocken, ist es mir in den 20h Spielzeit nicht mal aufgefallen, dass dort musikalische Untermalung herrscht.
Ich glaube, ich werde mir den Soundtrack mal anschaffen und separat vom Spiel genießen. Der Arbeitsweg bietet sich für sowas ja immer ganz gut an... vor allem, wenn dann manche Musikstücke langsam an Fahrt aufnehmen und man lieber ab und zu einen Kontrollblick auf den Tacho wirft ;D
3nfant 7errible schrieb am
quantumrunner hat geschrieben:Schöne Besprechung. Nur schade, dass man im Spiel fast nie etwas vom Soundtrack mitbekommen hat. Das erste mal habe ich ihn wahrgenommen, als ich die Schlangenlöcher zum Schnellreisen genutzt habe.
Die restliche Zeit war der Soundtrack gegenüber den anderen Geräuschen leider viel zu leise.
jep, wollt ich auch gerad sagen. 90% des Spiels war der Soundtrack so leise, dass man ihn gleich hätte weglassen können :ugly:
die paar mal wo man ihn hören konnte hat er mir aber sehr gut gefallen
quantumrunner schrieb am
Schöne Besprechung. Nur schade, dass man im Spiel fast nie etwas vom Soundtrack mitbekommen hat. Das erste mal habe ich ihn wahrgenommen, als ich die Schlangenlöcher zum Schnellreisen genutzt habe.
Die restliche Zeit war der Soundtrack gegenüber den anderen Geräuschen leider viel zu leise.
schrieb am