Darksiders03.09.2010, Benjamin Schmädig
Darksiders

Special: Nur lautes Poltern?

Es muss eine schwere Entscheidung gewesen sein: Wen sollten die Entwickler engagieren? Welcher Komponist wäre in der Lage, das offiziell zum God of War-Verschnitt erklärte Darksiders (ab 9,99€ bei kaufen) musikalisch zu untermalen? »Ich hab's!«, reckte ein cleverer Kerl den Zeigefinger empor. »Wir fragen Velasco und Reagen. Die haben bestimmt nichts dagegen. Die haben schon dreimal die Musik zu God of War geschrieben.« »Ahhhhh!«, staunten seine Kollegen nicht schlecht. Und Valesco und Reagen hatten nichts dagegen.

Rohe Gewalt

Von Brute Force über Conan , Borderlands bis hin zu God of War : Was Chris Valesco und Mike Reagen - meist in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern - vertonen, gibt sich selten kleinlaut. Vielmehr poltert und dröhnt es, was die Orchester hergeben. Das ist selten einfallsreich, begleitet die spielerische Action aber ganz manierlich. Darksiders macht da keine Ausnahme, denn auch der apokalyptische Reiter Krieg

gallopiert über rollende Trommeln und wird von lauten Chören in den Kampf gerufen.

Am einfallslosesten zitiert Mike Reagen die Filmwelt irgendwo zwischen Hans Zimmer und James Horner. Seine Percussion könnte nicht eintöniger stampfen, seinen Melodien könnten die Lückenfüller irgendeines 1001 Nacht-Abenteuers sein. Zum Glück zeichnet er nur für zwei Stücke verantwortlich, auch wenn er Chor, Gesang und Streicher in »Battle with Greaver« durchaus stimmungsvoll vereint. Der Hauch von etwas Orientalischem zieht sich dabei wie ein roter Faden durch den Soundtrack - Valesco legt ihn allerdings mit mehr Fingerspitzengefühl aus. Zwar bedient auch er sich allzu ungeniert beim banalen »Trommelwirbel«, in ruhigen Momenten erzählt er aber von Emotionen oder baut Spannung auf. In »Light Combat« etwa umschleichen langsame Trommeln die Bühne, während sich ängstliche Hörner in den Vordergrund zittern. In »Chaos Eater« und »Empowered« nutzt er die Bläser auf ähnliche Weise - gerade so als hätte er das Stilmittel frisch entdeckt. Seiner sonst sehr gewöhnlichen Orchestrierung tun solche Akzente aber gut.

Klangmalerei

Doch es ist sind nicht nur God of War-Veteranen, die sich mit Darksiders hervortun. Den Großteil der Stücke hat schließlich Scott B. Morton geschrieben. Morton ist ein nahezu Unbekannter, der im großen Stil bisher nur mit Musik für Titan Quest von sich reden machte - eine Tatsache, die sich hoffentlich ändern wird! Denn so feinfühlig wie er das Orchester dirigiert, dürften seine hiesigen Kollegen verlegen Beifall geklatscht haben. Er lässt Solisten gefühlvoll singen, anstatt die »Klangfläche Chor« als Geräuschmacher abzustellen.

Darksiders ist längst erschienen, der Soundtrack ebenso - warum besprechen wir die Musik erst jetzt? Der Grund ist die am 21. September erscheinende PC-Version. Deren Erstauslieferung enthält nämlich nicht nur ein Artbook sowie einen Comic, sondern auch den Soundtrack.

Wer die Musik separat kaufen möchte, muss hingegen auf digitale Vertriebswege zurückgreifen - in CD-Form wird das Album nicht verkauft. Hörbeispiele gibt es u.a. bei Amazon .

Er braucht keine Rhythmusinstrumente, um Mitreißendes zu komponieren und er schreibt Melodien für filigrane Violinen. In Mortons Stücken spielen sich die Instrumente den Ball zu, anstatt sich mit parallelen Klangteppichen gegenseitig zu übertönen.

In »Uriel« etwa scheint eine einzelne Violine in ein Meer aus Traurigkeit zu fließen, in »Vulgrim« wird eine klagende Solostimme von einer unheilvollen Harfe und bedrohlichen Bässen getragen. Wenn sich das gesamte Orchester aus dem Spiel weniger Streicher erhebt, bevor das Thema von Bläsern gesteigert wird, erinnert »Flight Path« sogar an die Handschrift eines John Williams. Das folgende »Keeping Pace« tut es ihm in Sachen Aufbau und Instrumentalisierung gleich. Gerade für die Stücke von Morton ist es deshalb bedauerlich, dass die meisten Titel mit einer Spieldauer von etwas mehr als einer oder zwei Minuten viel zu schnell vorüber sind.

Mit Morton fällt natürlich kein Meister vom Himmel, denn auch er verarbeitet ausschließlich vertraute Stilmittel. Im Gegensatz zu Valesco und Reagen versteht er es aber, die Klangbreite eines Orchesters auszuschöpfen. Er arrangiert Melodien, anstatt Klangflächen zu erzeugen. Dabei leistet God of War-Veteran Chris Valesco keine schlechte Arbeit: Dramatik bedeutet für ihn zwar lediglich Trommelwirbel, in ruhigen Momenten beschwört er aber gekonnt ein mystisches Unheil. Lediglich die zwei Titel seines Kollegen Mike Reagen donnern ohne nennenswerten Anspruch vor sich hin. Und leider fehlen dem Soundtrack ganz allgemein die markanten Themen - kein einziger Titel setzt sich im Ohr fest. Was hängen bleibt ist die bemerkenswerte Vorstellung von Scott B. Morton, von dem in Zukunft hoffentlich mehr zu hören sein wird.

Einschätzung: gut

 
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.