Hitman - Jeder stirbt alleine13.12.2007, Michael Krosta
Hitman - Jeder stirbt alleine

Special:

Was fällt euch bei Kinofilmen ein, die auf Videospielen basieren? Trash, Low-Budget, Mist - das dürften wohl die häufigsten Schlagwörter sein. Kein Wunder, denn die erbärmlichen Lizenzausschlachtungen eines gewissen Dr. Uwe Boll belegen immer wieder aufs Neue, dass "Videospielfilme" der letzte Müll sind. Jetzt wagt mit "Hitman" ein weiterer Videospielheld den Sprung auf die große Leinwand. Wird der Film der populären Vorlage gerecht?

Killer mit Gefühlen?

"Jeder stirbt allein" - so lautet der Untertitel zum Hitman-Film. Doch manche sterben nicht nur allein, sondern leben auch so. Gerade am Anfang zeigt der französische Regisseur Xavier Gens "Agent 47" nicht nur als eine präzise Tötungsmaschine ohne Skrupel, sondern auch als einen einsamen Mann ohne Gefühle, der Nachhilfe im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht in Illustrierten-Artikeln sucht. Timothy Olyphant, der zuletzt als Gegenspieler von Bruce Willis in Stirb Langsam 4.0 zu sehen war, gibt als Hitman eine außergewöhnlich gute Figur ab und bringt nicht nur die eiskalte Härte und typische Bewegungen des digitalen Vorbilds, sondern auch die emotionale Seite des Charakters überzeugend rüber, die im Laufe der Handlung stärker an Bedeutung gewinnt. Wer jetzt eine schmalzige Liebesgeschichte befürchtet, kann aufatmen: Zwar bekommt der Hitman mit der attraktiven Nika (Olga Kurylenko) einen Sidekick, der nicht mit weiblichen Reizen geizt und Gefühle

Viele Sequenzen könnten direkt aus dem Spiel stammen. Hauptdarsteller Timothy Olyphant hat den digitalen "47" für seine Rolle genau studiert.
in ihm weckt, doch lässt er sich nicht von ihnen übermannen und gibt nach außen hin immer den eiskalten Killer. Schön, denn damit bleibt man der Vorlage aus den Spielen treu. Es wäre wohl kaum etwas schlimmer gewesen, als der Handlung auf Teufel komm raus eine Liebesgeschichte aufzuzwingen...

Fieses Komplott

Stattdessen dreht sich alles um ein Komplott, in dem plötzlich der Jäger zum Gejagten wird. Dabei fängt alles mit einem simplen Auftrag an - einem Auftrag, wie fast jeder andere: "Schalte das Ziel aus, aber sorge dafür, dass es öffentlich ist." Agent 47 legt das Scharfschützengewehr an. Langsam wandert der Blick durch die Menschenmasse, bis sich der Kopf des gesuchten Ziels groß im Fadenkreuz befindet. Kein Zittern. Keine Nervosität. Alles Routine. Mit einer tödlichen Präzision zieht der Auftragskiller den Abzug seines Werkzeugs und streckt die Zielperson mit einem Kopfschuss nieder. Überlebenschance? Null. Umso erstaunter ist der Killer, als sein vermeintliches Opfer am nächsten Tag völlig unversehrt vor die Kameras tritt und gleichzeitig sein eigener Auftraggeber, das russische Militär sowie der Interpol-Mann Mike Whittier (Dougray Scott) die Jagd auf ihn und die einzige Person eröffnen, die das Verwirrspiel aufklären könnte: Nika. Was am Anfang noch sehr verwirrend erscheint, entwickelt sich relativ schnell zu einer vorhersehbaren Geschichte ohne große Überraschungen. Doch zumindest die Inszenierung hat es in sich, denn vor allem die Actionsequenzen wirken sehr stylisch, wenn ihr in Bullet-Time die Flugbahn einer Kugel verfolgt, 47 sich mit mehreren Gegnern in bester Jack Sparrow-Manier einen Schwertkampf liefert oder Maschinenpistolen aus allen Richtungen auf den Protagonisten feuern. Ja, wenn es auf der Kinoleinwand

Zusammen mit der attraktiven Nika (Olga Kurylenko) muss der Hitman (Timothy Olyphant) ein Komplott gegen ihn aufdecken und entdeckt dabei gleichzeitig seine emotionale Seite.
actionreich zur Sache geht, dann richtig und schonungslos. Kein Wunder, dass der Gewaltfaktor mit seinen zahlreichen Kopfschüssen und einem entsprechenden Bodycount recht hoch angesiedelt ist.

Die Ruhe nach dem Sturm

Doch die Handlung weist auch verhältnismäßig viele ruhige Seiten auf, in denen man mehr über die Vergangenheit des Hitman und seinen inneren Konflikt erfährt. Selbst vereinzelte Situationskomik kommt nicht zu kurz, wenn 47 z.B. auf seiner Flucht durch ein Hotelzimmer stürmt, in dem gerade zwei Kids einen Hitman-Titel an der Konsole zocken. Manche Szenen lassen hingegen etwas Logik vermissen: Warum checkt der Auftragskiller gerade an einem belebten Ort wie einem Bahnhof seine ultra-geheimen Daten? Und warum bedrohen sich die Killer, die alle gemeinsam Jagd auf 47 machen, vor dem folgenden Schwertkampf zuerst noch gegenseitig? Ja, das sieht cool aus! Ja, das wirkt stylisch! Aber wenn man nur einen Moment darüber nachdenkt, ist es total unsinnig... Okay, in einem Actionfilm schaltet man schon mal gerne das Gehirn aus. Doch gerade mit der Ästhetik und dem visuellen Style hebt sich Hitman vom typischen Strunz-Actionbrei ab, auch wenn die explosiven Auseinandersetzungen im Gegensatz zum Spiel hier mehr im Vordergrund stehen als das unauffällige Vorgehen mit Verkleidung und Schalldämpfer. Insgesamt wird man über die Laufzeit von etwa 100 Minuten trotz des eher durchschnittlichen Scripts des Drehbuchautors Skip Woods (Password: Swordfish) gut unterhalten. Auch wenn sich die Handlung einige Freiheiten nimmt, dabei stellenweise unlogisch erscheint und den Fokus stärker auf Action legt, gibt es noch viele Referenzen zur Videospielreihe aus dem Hause Eidos. Vor allem die Figur des Hitman bleibt mit Olyphants typischen Bewegungen beim Gehen oder in Exekutionsszenen sehr nah am Original und auch einige Kameraeinstellungen bzw. Kulissen könnten direkt aus dem Spiel stammen. Insgesamt ist Hitman damit eine der besseren Filmumsetzungen eines Videospiels geworden, die sich angenehm von den verhunzten Bollwerken abhebt und dem Kinogänger einen soliden sowie stilvoll inszenierten Action-Streifen bietet. 

  

 
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