Special: Deus Ex: Human Revolution (Rollenspiel)

von Benjamin Schmädig



Deus Ex: Human Revolution (Rollenspiel) von Square Enix
Deus Ex: Human Revolution
Publisher: Square Enix
Release:
26.08.2011
kein Termin
26.08.2011
26.08.2011
25.10.2013
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ab 6,61€
Spielinfo Bilder Videos
Wenn Adam Jensen Anfang nächsten Jahres in der Zukunft schleicht, hackt, kämpft und vor allem quasselt, dürften manche auf der Strecke bleiben, die nicht mit den Nuancen des Englischen per Du sind - gäbe es nicht eine komplett deutsche Version des Spiels. Denn Square Enix hat eine aufwändige Lokalisierung in Auftrag gegeben. Aber kann die deutsche Fassung dem Original überhaupt ebenbürtig sein? Wir haben einen Tag im Tonstudio verbracht und waren dabei, als aus englischer Sprache deutsche Dialoge wurden.

Gute Synchro, schlechte Synchro

Seit elf Jahren gibt es das Hamburger Studio toneworx - eine lange Zeit, in der man vor allem Erfahrungen in der Synchronisation von Computer- und Videospielen sammeln konnte. Ubisoft, Electronic Arts und Codemasters vertrauen u.a. auf toneworx, Eidos gehört ebenfalls dazu. Aber nicht erst seit Deus Ex 3; auch Tomb Raider wurde jahrelang an der Elbe eingedeutscht. Wir wollten wissen: Was muss eigentlich passieren, bevor ein Schauspieler deutsche Texte einspricht? Mathias Geißler, Projekt- und Aufnahmeleiter bei toneworx, hat uns durch das Studio geführt.

Über Zahlen spricht er natürlich nicht - Geschäftsehrensache. Mit einem vierstelligen Betrag wird eine dialogschwere Lokalisierung wie Deus Ex: Human Revolution oder das ebenfalls bei toneworx eingedeutschte Dragon Age:
Nicht immer sind die deutschen Helden so cool wie die englischsprachigen Originale. Erinnert sich jemand an »Holt einen, der ihn hochkriegt!«
Origins allerdings im Traum nicht machbar sein. Rechnet man weitere Synchronisierungen für andere Länder hinzu, wird schnell klar, warum noch immer nicht alle Spiele in Landessprache tönen und weshalb manche Übersetzung unter dem knappen Geldhahn des Publishers leiden. Im Studio ist auch Schauspieler Konstantin Graudus, der nicht nur in Serien wie Tatort oder SOKO auftrat, sondern dank Dune oder Sopranos sowie Dragon Age und Mass Effect 2 bereits Erfahrungen als Synchronsprecher besitzt. Und als es um die Qualität von Sprachaufnahmen geht, redet sich Graudus beinahe in Rage: Von Studios, die für wenig Geld mäßige Qualität abliefern, hält er jedenfalls wenig. Ohne Regisseur werde da gearbeitet. Ob Stimme, Stimmlage oder Betonung zum Charakter und zur Situation passen, interessiert dort nicht; ein Tontechniker nickt die technische Passform des gesprochenen Textes ab und fertig. Hört man den Schauspieler so reden, ahnt man jedenfalls, warum manche Eindeutschung bei Spieler oder Zuschauer nur Kopfschütteln verursacht.

Das Geschäft mit der Sprache

Toneworx und ähnlich ambitionierte Studios arbeiten anders. Projektleiter Geißler weiß zwar, wie stark der Konkurrenzkampf ist. Trotzdem wolle man hochwertige Arbeit abliefern - nicht nur für Videospiele, sondern auch für Filme, Hörspiele oder beim Aufnehmen von Musik. Vier Studios wurden dafür eingerichtet, nachdem man vor vier Jahren umgezogen ist. Aber wer legt eigentlich fest, wie viel eine Lokalisierung kosten soll? Gibt der Kunde einen Betrag vor oder macht das Studio ein Angebot? Letzteres ist der  Fall - der Publisher muss dem Angebot »nur« noch zustimmen oder hart verhandeln. Immerhin: Man »kann ziemlich gut von Videospielen leben«, sagt Geißler.

Und dann? Dann ist zunächst einmal ein von toneworx unabhängiger Übersetzer gefragt. Bei vielen Projekten können sich die Tonstudios deshalb auch nicht an den auswärtigen Übersetzer wenden, falls während der Aufnahmen Begriffe oder erzählerische Zusammenhänge geklärt werden müssen.
Hörprobe gefällig?

Exklusiv und zum ersten Mal auf Deutsch: So klingt Deus Ex: Human Revolution, wenn es Anfang nächsten Jahres komplett lokalisiert erscheint.

Hörprobe zur deutschen Version
Mit Human Revolution hat toneworx aber Glück, denn der Übersetzer beantwortet aufkommende Fragen umgehend. Zu seinen Aufgaben gehört übrigens nicht nur das Übertragen der Texte - er oder sie muss auch festlegen, wie fiktive Fachbegriffe und Namen im Deutschen ausgesprochen werden.

Bleibt die Frage, mit welchen Stimmen die Figuren reden sollen. Hier sind die Erfahrung der Tonmeister, die Zustimmung des Auftraggebers und natürlich eine Datenbank mit möglichen Sprechern gefragt. Mehr als 2000 Schauspieler zählt die toneworx-Liste. Manchmal wünscht ein Kunde ganz bestimmte Sprecher, um ein Spiel oder ein Hörspiel über bekannte Namen zu vermarkten. Man denke an aktuelle Adventures oder Titel wie Outcast. Eidos verfolgte lange eine ähnliche Linie  legt das Hauptaugenmerk inzwischen aber auf die Qualität der Sprecher. Michael Lott (Der Alte, Werner: Eiskalt!) wird vielen Spielern z.B. kein Begriff sein; die Stimme des Deus Ex-Protagonisten Adam Jensen ist allerdings renommierter Theatermime und Synchronsprecher. Ähnlich Konstantin Graudus, der mit Pritchard die Rolle von Jensens Auftraggeber spricht.

            
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Kommentare

RGB schrieb am
Wirklich schade, dass die eigentlich sehr gute deutsche Synchronindustrie sich fast nur auf Filme und US-Serien konzentriert. Games und Animes sind häufig schlecht bis lächerlich synchronisiert. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen und eine ordentliche Synchro ist mir bei Games lieber als ein perfektes Original, aber trotzdem wünsche ich mir doch mehr Ernst bei der Sache.
Wobei die Synchro nicht alles ist, die Simpson sind zB hervorragend Synchronisiert (bis auf diese eine Stimme die quasi JEDEN mänlichen Gaststar spricht) aber die Übersetzung ist tw auf Hauptschulniveau. Da werden Wortspiele die auf Deutsch genauso funktioniert hätten wie auf Englisch kaputtgemacht, da wird der Satzbau so gewählt, dass er nicht zur gezeigten Szene passt oder die Poente mitten im Satz statt am Ende ist, obwohl es auch besser ginge. Manche Sachen werden sogar derart falsch übersetzt, dass man es merkt, ohne das Original zu kennen.
PabloCHILE schrieb am
ich spiele auch lieber in meiner Muttersprache oder Vatersprache ( Muttersprache: deutsch , Vatersprache: spanisch) jedenfalls freu' ich mich wie schmid's Katze auf das Spiel :D
apalause* schrieb am
Ich werde auch das Gefühl nicht los das der Großteil englisch deswegen bevorzugt weil es einfach anders klingt. "Cooler" und moderner.
Unter Bekannten erlebe ich es ganz oft das viel auf Englisch geschaut oder gespielt wird. Die meisten jedoch kein Wort verstehen.
Das ganze nur damit man vllt. rausposaunen kann das man ja alles "voll coool" auf englisch konsumiert. Und weil englisch sich ja auch total toll anhört.
Ich habe nichts gegen Englisch und bin auch nicht abgeneigt immer wieder dazu zulernen da Englisch eine allerweltssprache geworden ist. Dennoch ziehe ich meine Muttersprache Englisch jederzeit vor, da ich Deutsch einfach wesentlich besser beheersche und Missverständnisse gar nicht aufkommen.
Das was mich jedoch wirklich annervt sind Dialekte. Einige sind noch zu verkraften. Aber viele sind schon so extrem das man glaubt es wäre eine andere Sprache. Wenn z.b. nen Urbayer (habe da tatsächlich Verwandte) zu mir nach NDS (meine Herkunft) kommt dann verstehen die mich zwar super, aber wenn die richtig loslegen. Haleluja, der Kauderwelsch hat es in sich.
atoms4peace schrieb am
Primerp12 hat geschrieben:
Doc Angelo hat geschrieben: Es ist aber definitiv irritierend, das Englisch bevorzugt wird, weil es "modern" und "cool" ist - Verzeihung, "kühl". ;) Der Mensch hat ja immer eine gewisse Erwartungshaltung. Kann es sein, das die Verständnislücken* im Originalton genau so gefüllt werden, das einem einfach gefällt, was man da hört? Im Deutschen ist da kein Platz mehr, und wenn die Inhalte einem nicht gefallen, fällt es dort dann schneller auf?
Hmm, hab ich mir auch manchmal gedacht. Die Sprache wird bevorzugt weil es schlicht "anders" und "ungewohnt" klingt, eben weil man ja quasi nix anderes Spricht.
Vielleicht finden sogar viele Menschen ihre eigene Muttersprache schlicht langweiliger als eine ihnen fremder^^
natürlich. ich hab schon einige engländer, aber vorallem amerikaner kennengelernt (online gezockt und auf reisen), die behauptet haben, dass es wesentlich intelligenter oder attraktiver (!) klingt wenn ich mit akzent oder in deutsch spreche... die eigene muttersprache is ganz selbstverständlich nicht halb so interessant wie die anderer. da gehts allen gleich.
Primerp12 schrieb am
Doc Angelo hat geschrieben: Es ist aber definitiv irritierend, das Englisch bevorzugt wird, weil es "modern" und "cool" ist - Verzeihung, "kühl". ;) Der Mensch hat ja immer eine gewisse Erwartungshaltung. Kann es sein, das die Verständnislücken* im Originalton genau so gefüllt werden, das einem einfach gefällt, was man da hört? Im Deutschen ist da kein Platz mehr, und wenn die Inhalte einem nicht gefallen, fällt es dort dann schneller auf?
Hmm, hab ich mir auch manchmal gedacht. Die Sprache wird bevorzugt weil es schlicht "anders" und "ungewohnt" klingt, eben weil man ja quasi nix anderes Spricht.
Vielleicht finden sogar viele Menschen ihre eigene Muttersprache schlicht langweiliger als eine ihnen fremder^^
schrieb am