Monster Lab19.12.2008, Michael Krosta
Monster Lab

Im Test:

Dr. Frankenstein hat es in der Literatur vorgemacht, jetzt tritt man in seine Fußstapfen und erschafft ebenfalls eigene Monster auf dem DS, der PS2 und Nintendos Wii. Zum Glück richten sich die Kreationen aber nicht gegen ihren Erschaffer, sondern helfen ihm im Kampf gegen andere Biester, die der verrückte Baron Mharti auf die Welt losgelassen hat. Ist Eidos mit Monster Lab (ab 6,58€ bei kaufen) ein erfolgreiches Experiment gelungen oder erwartet euch ein enttäuschender Fehlschlag?

"Es leeeeebt!"

I.G.O.R. - nein, das ist nicht der osteuropäische Bekannte von Nico Bellic, sondern steht für "Inventargenerierter Operationsresonator". Klingt wichtig? Ist es auch, denn I.G.O.R. fasst nicht nur sämtliche Aufträge im Quest-Log zusammen und speichert interessante Statistiken, sondern listet auch alle gesammelten Zutaten und Rezepte auf, die man für den Monsterbau benötigt. Was man mit Schrauben, Schrott, Sägeblättern, Metallplatten, fauligen Fischen, Mutantenlarven und anderen Dingen so alles anstellen kann, zeigt am Anfang des Abenteuers der Mentor Dr. Unsicher - einer von vier Wissenschaftlern der Aberwitz-Liga, zu der auch einst der abtrünnige Baron Mharti gehörte. Im späteren Verlauf werden die Mitglieder wieder zusammengeführt und greifen euch ebenfalls mit neuen Gerätschaften unter die Arme, damit man das ultimative Monster bauen und die fiesen Pläne des Barons durchkreuzen kann. Darf man am Anfang lediglich mechanische Teile bauen, gesellen sich mit der Ankunft der beiden anderen Wissenschaftler auch biologische und alchemistische Zutaten hinzu, mit denen man fröhlich herumexperimentieren darf. Wer genügend Teile zusammen hat, muss diese nicht nur in die Kreation eines einzigen Monsters investieren. Im Gegenteil: Es dürfen eine ganze Reihe an Kreaturen gebastelt werden, so dass man vor jeder Mission immer entscheiden kann, welches den Anforderungen am besten gewachsen ist. Tipps beim Monster-

Im Labor bastelt ihr euch euer Monster aus Einzelteilen zusammen.
und Teilebau liefern euch die Wissenschaftler der Aberwitz-Liga, die zumindest auf PS2 und Wii mit passenden Stimmen synchronisiert werden, während auf dem DS lediglich Textpassagen eingeblendet werden, die in den Zwischensequenzen allerdings zu schnell ausgeblendet werden.

Laborratten

Die Arbeit im Labor stellt neben den eigentlichen Kämpfen einen wesentlichen Bestandteil der Aufgaben dar, denn hier werden in diversen Minispielen die Grundvoraussetzungen dafür geschaffen, wie gut und schlagfertig die Kreaturen ausfallen. Zu Beginn wählt man zwei Zutaten, die zusammen gemischen werden sollen. Diese bekommt man sowohl nach Kämpfen als auch in diversen Herausforderungen und als Belohnung für das erfolgreiche Abschließen von Aufträgen, so dass sich das Inventar sehr schnell mit allem möglichen Zeug füllt. Hier wird schnell klar, dass der Text auf der Packungsrückseite nicht übertreibt, wenn er von Millionen von Kombinationsmöglichkeiten spricht. Welches Experiment es auszuführen gilt, hängt nicht nur vom gewählten Körperteil ab, sondern auch von den Zutaten, die bekanntlich aus einem der drei Bereiche Mechanik, Biologie und Alchemie stammen. Wer z.B. mechanische Arme basteln will, setzt sich an den Schweißomat und zieht mit Stylus, Remote oder dem Analogstick des PS2-Controllers die Schweißnaht. Verlässt man zu oft den vorgegebenen Pfad, geht man allerdings das Risiko ein, das Schweißgerät zu überhitzen. Dem wirkt man vor allem auf dem DS witzig entgegen, indem für die Kühlung ins Mikrofon geblasen werden muss. Will man lieber einen robusten Körper herstellen, müssen dagegen Nägel getroffen und lockere Schrauben fest gedreht werden, was vor allem mit dem Stylus und Wii-Controllern spaßig ist. Überhaupt merkt man Monster Lab an, dass es in erster Linie für die beiden Nintendo-Geräte konzipiert wurde. Auf der PS2 werden die Bewegungen, die mit Stylus und Remote ausgeführt werden, meist mit dem rechten Analogstick imitiert. Dadurch büßt die PS2-Version auch aufgrund ihrer häufigen Ladeunterbrechungen einiges an Spielwitz ein, obwohl alle drei Fassungen mit ihren sechs Gebieten, diversen Minispielen und Experimenten inhaltsgleich sind, aber bei der Steuerung je nach Plattform etwas variieren. Schade ist nur, dass gerade in der Anfangsphase beim Experimentieren wenig Abwechslung geboten wird, da man sich immer wieder zu den gleichen Geräten begeben und die entsprechenden Aufgaben absolvieren muss.

Kleine Mechaniklehre für Anfänger: Wie bringe ich zwei Teile zusammen? Ganz einfach: Schweißen!
Erst wenn nach einiger Zeit die anderen Wissenschaftler dazu stoßen und auch das Anfertigen von biologischen sowie alchemistischen Teilen möglich wird, bekommt ihr mehr spielerische Möglichkeiten - sowohl im Labor als auch in der Außenwelt.

Der Blick durch das Zoffoskop

Streng genommen verlässt man nie das Schloss des Professors, denn mit Hilfe des so genannten Zoffoskops hat man nicht nur die idyllische Spielwelt im Blick, die mit ihren Feldern an Brettspiele wie "Mensch ärger dich nicht" und stilistisch an eine Mischung aus Tim Burton und den alten LucasArts-Adventures erinnert. Auch das eigene Monster behält man mit dem nützlichen Werkzeug im Auge, dirigiert es durch die Gegend, führt Kämpfe aus oder geht in Minispielen auf Teilejagd, während im Hintergrund schöne, aber nicht aufdringliche Melodien erklingen, die entfernt an die Werke von Danny Elfman erinnern und folglich zum etwas abgedrehten Stil von Monster Lab passen. Im Prinzip kann man sich den Erkundungs-Bildschirm wie die Oberwelt aus Super Mario World vorstellen - mit dem Unterschied, dass sich potenzielle Gegner hier in Echtzeit über die Felder bewegen. Dabei hat man auf dem DS den großen Vorteil, auf dem oberen Bildschirm eine Mini-Karte zu sehen, auf der auch die Feindbewegungen abgebildet werden. Dadurch kann Kämpfen dank der optimalen Übersicht einfacher aus dem Weg gegangen werden, wenn man gerade nicht in der Stimmung für Reibereien ist. Trifft man auf ein Monster, schaltet die Kamera automatisch in den Kampfmodus um, in dem sich die beiden Kontrahenten wie in einem klassischen 2D-Prügelspiel gegenüberstehen. Im Gegensatz zu Street Fighter & Co erfolgt der Schlagabtausch hier aber nicht in Echtzeit, sondern rundenbasiert. Dabei besteht sowohl das eigene als auch das gegnerische Monster aus fünf Teilen: Kopf, linker Arm, rechter Arm, Torso und Beine. Jede Zone bietet jeweils zwei Angriffs- oder Verteidigungsmöglichkeiten. Welche Aktionen zur Verfügung stehen und wie stark diese ausfallen, hängt von der Qualität der Teile ab, die zuvor im Labor angefertigt wurden. Allerdings verbraucht jede Attacke oder Abwehr Energie. Ist diese aufgebraucht, muss man die nächste Runde zur Aufladung nutzen, indem man entweder durch Ausweichen einen Teil der Energie wieder herstellt oder sich komplett regeneriert, dabei aber angreifbar ist. Da man aber auch den Energiehaushalt des Kontrahenten auf dem Bildschirm sieht, sind dessen Schritte oft vorhersehbar. Es ist klar, dass das Gegenüber die Aktion "Aufladen" oder "Ausweichen" nutzen wird, wenn keine Power mehr für Angriffe zur Verfügung steht. Dies kann man einfach zum eigenen Vorteil nutzen, indem man die eigene Regeneration entsprechend mit dem Zeitpunkt abgleicht, an dem der Gegner sich mit Sicherheit heilt. Insgesamt gibt es zwei Möglichkeiten, den Kampf zu gewinnen: Entweder zerstört man den Torso und damit das zentrale Bauteil der Kreaturen, oder man trennt alle anderen Teile ab, bis nur noch der Torso übrig bleibt, der ohne Kopf und Gliedmaßen allerdings völlig nutzlos ist.      

Suche nach Schwachstellen

Doch wie erkennt man überhaupt, mit welchem Angriff man den größten Schaden anrichtet? Immerhin sind alle Monster unterschiedlich gebaut, wobei die Robustheit der Teile nach dem Stein-Schere-Papier-Prinzip funktioniert. In Monster Lab ist die Mechanik den biologischen Teilen überlegen, die ihrerseits gegenüber der Alchemie im Vorteil sind. Letztere schlagen dagegen mechanische Komponenten. Um die Wirkung der Angriffe schon im Vorfeld einschätzen zu können, haben sich die Entwickler

Die DS-Fassung ist inhaltsgleich zu den Konsolenversionen und spielt sich von allen am besten.
ein einfaches, aber sinnvolles System ausgedacht: Auf PS2 und Wii leuchten die Teile des Monsters rot auf, die nach der Attacke am meisten in Mitleidenschaft gezogen werden. Noch besser wurde die Sache am DS gelöst, bei dem ein Piktogramm neben den Aktionen genau anzeigt, wie sie sich auf den Gegner auswirken werden. Je heller der Bereich dargestellt wird, desto mehr Schaden wird dort angerichtet. Doch auch an der eigenen Kreation gehen die Auseinandersetzungen nicht spurlos vorbei und wer taktisch unklug kämpft oder einfach unterlegen ist, muss ebenfalls mit abgetrennten Teilen rechnen. Das ist zwar ärgerlich, weil in diesem Fall auch die entsprechenden Angriffs-Optionen wegfallen, aber zumindest sind sie nicht immer verloren, denn nach jedem Kampf darf der sympathische Schrotthaufen repariert werden. Dabei werden die einzelnen Komponenten ausgewählt und mit einer Spule wieder auf Vordermann gebracht, die am DS mit kreisenden Stylus-Bewegungen bedient wird, während an der PS2 der rechte Analogstick und auf Wii die Remote dafür herhalten müssen. Einziger Haken: Es stehen lediglich zehn Sekunden für die Behandlung zur Verfügung, was bei großen Beschädigungen sehr knapp wird. In diesem Fall muss man Kompromisse eingehen und abwägen, welche Komponenten eine Reparatur am nötigsten haben und notgedrungen schon im Vorfeld mit blauen Flecken in den nächsten Kampf einsteigen.

Aufgaben und Minispiele

Daneben warten immer wieder kleine Aufgaben, die sich aber meist darauf beschränken, eine bestimmte Anzahl an Gegenständen auf den Karten zu finden. Manchmal wird allerdings auch etwas mehr verlangt, wenn man sich z.B. in einem Senso-Klon eine bestimmte Reihenfolge von farbigen Feldern merken und diese anschließend wiederholen muss. Darüber hinaus warten Minispiele, bei denen es z.B. gilt, im Flusslauf nach wertvollen Gegenständen zu fischen, an Bäumen zu rütteln oder bei der Elektroverfolgung vorgefertigte Muster nach zu zeichnen. So lange diese keinen Bestandteil einer Aufgabe darstellen, steht es frei, ob man sich den Herausforderungen stellen will oder nicht. Anders sieht es dagegen mit Plagen wie Käferschwärmen oder aufgebrachten Bewohner-Mobs aus, die genau wie die Monster über die Oberwelt huschen und bei einer Berührung umgehend zu einem Minispiel weiter leiten, bei dem man z.B. Stahlrohre auf den Pöbel zurückfeuert, verfaulten Tomaten ausweicht oder nur bestimmte Käfersorten mit der Pranke klatschen darf - ob man will, oder nicht. Genau hier liegt das Problem: Beim ersten oder zweiten Mal sind die Spielchen ja noch ganz witzig, aber wenn man zum zehnten Mal unbeabsichtigt in einen Käferschwarm gerät, wenn man eigentlich nur andere Monster vermöbeln will, wird

Für ein helles Köpfchen braucht man in Monster Lab mehr schnelle Reaktionen und Auffassungsgabe als graue Zellen.
es einfach nur noch nervig. Hier wäre es sehr viel sinnvoller gewesen, den Spieler vor die Wahl zu stellen, ob er die Herausforderung annehmen will oder nicht.

Monströse Duelle

Individuelle Monster basteln und diese in Kämpfe gegen andere Monster schicken: Dieses Konzept schreit doch geradezu nach einem Mehrspieler-Modus, in dem man die eigenen Kreaturen gegen die Kreationen anderer Spieler antreten lässt. Auch bei Backbone Entertainment war man sich dessen bewusst und lässt DS-Besitzer über die drahtlose Verbindung die Biester in den taktischen Rundenkämpfen übereinander herfallen - sofern jeder ein eigenes Modul des Spiel besitzt. Online-Partien über Nintendos WiFi-Service werden leider nicht unterstützt. Über diesen Luxus darf man sich lediglich an der Wii-Konsole freuen, wo die monströsen Erschaffungen in die große weite (Online-)Welt hinaus geschickt werden. Allerdings sind lediglich Kämpfe mit Nutzern möglich, die in der eigenen Freundesliste stehen. Auch wurde die ursprüngliche Idee, auch Teile über die Internetleitung untereinander tauschen zu können, leider verworfen. Trotzdem schön, dass man zumindest ansatzweise die Online-Fähigkeiten der Wii-Konsole nutzt. Einzig PS2-Besitzer schauen in die Mehrspieler-Röhre. Wäre es denn so schwer gewesen, zumindest einen Modus einzubauen, in dem ein Freund mit seinen Monstern auf der Speicherkarte vorbei kommt, um sich ein paar Kämpfe zu liefern?  

Fazit

Was auf den ersten Blick nach einem simplen Pokemon-Klon aussieht, entpuppt sich schon nach wenigen Minuten als eine interessante Mischung aus Sammelwahnsinn, Minispielen und rundenbasierten Kämpfen, die durch die unterschiedlichen Monsterteile durchaus mit einer taktischen Tiefe aufwarten können. Besonders auf dem DS hat mich Monster Lab positiv überrascht, da die Version inhaltlich nicht nur identisch zu den Konsolen-Fassungen ist, sondern auch prima auf Stylus und Touchscreen angepasst wurde. Das Gleiche gilt für Nintendos Wii, wo Experimente und Kämpfe stilecht mit den Bewegungssensoren in Remote und Nunchuk ausgeführt werden. Da kann die PS2-Version nicht mithalten, indem sie die Funktionen einfach auf den rechten Analogstick legt, einige der Minispiele variiert und auch noch einen Mehrspielermodus vorenthält. Hier kommt der Spielspaß bei weitem nicht an die beiden Nintendo-Geräte heran, für die Monster Lab wie gemacht scheint. Schade ist nur, dass sich die Aufgaben sowie Minispiele schnell wiederholen und man in der Anfangsphase nur wenige Möglichkeiten hat, sich Teile zu basteln. Nervig sind zudem Herausforderungen wie das Käferklatschen oder der immer gleiche Kampf gegen den aufgebrachten Mob, denen man oft nicht aus dem Weg gehen kann, obwohl man es gerne würde. So weicht die anfängliche Begeisterung bald der Monotonie, auch wenn sich der Umfang insgesamt sehen lassen kann und es immer wieder neue Kulissen zu entdecken gibt. Trotzdem geht gerade durch das Experimentieren und die Erschaffung neuer, stärkerer Teile für das Monsteraufgebot eine gewisse Faszination aus, die einen bei der Stange hält, obwohl man immer das Gleiche machen muss. Damit ist Monster Lab ein Titel, den man zwar nicht lange am Stück spielt, aber vor allem am DS zwischendurch immer wieder reinhaut und Spaß dabei hat.

Pro

enorm viele Teilekombinationen möglich
drei „Schöpfungsdisziplinen“
strategische Rundenkämpfe
witziger Grafikstil
großer Umfang
variationsreiches Kampfsystem
lustige Minispiele
optimierte Steuerung für Wii, DS
Mehrspieler-Duelle möglich (Wii, DS)
Online-Modus (Wii)

Kontra

Minispiele & Experimente wiederholen sich zu oft
Steuerung suboptimal (PS2)
viele Ladeunterbrechungen (PS2, Wii)
kein Mehrspielermodus (PS2)
keine Onlinemodi (PS2, DS)

Wertung

Wii

Schöne Mischung aus Rundenkämpfen und Minispielen, die wie für Wii gemacht ist.

NDS

Schöne Mischung aus Rundenkämpfen und Minispielen, die wie für DS gemacht ist.

PlayStation2

Inhaltlich identisch zu anderen Fassungen, aber das Steuerungskonzept geht hier nicht ganz auf. Und warum kein Mehrspielermodus?

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