Battlestations: Pacific29.05.2009, Michael Krosta
Battlestations: Pacific

Im Test:

Die Schlacht um Midway ist zwar gewonnen, aber der Krieg geht weiter: In Battlestations: Pacific (ab 29,95€ bei kaufen) geht die Auseinandersetzung zwischen Japan und den USA in die nächste Runde. Hat sich Eidos die Kritikpunkte des Vorgängers zu Herzen genommen? Gibt es eine noch bessere Mischung aus Action- und Strategiespiel?

Zurück in den Pazifik

Viele der Kulissen sorgen für Urlaubsstimmung. Allerdings tobt der Zweite Weltkrieg drumherum...
Wer sich schon durch Battlestations: Midway gekämpft hat, wird sich auch beim Nachfolger heimisch fühlen, denn das Grundprinzip ist immer noch das Gleiche: Entweder steigt man als Pilot in die authentisch modellierten Flugzeuge ein und liefert sich spannende Dogfights oder versucht sich als Kapitän von Schlachtschiffen und U-Booten. Zu allen Einheiten hält die Enzyklopädie massig Infos bereit, so dass historisch Interessierte auf ihre Kosten kommen. Als Spieler übernimmt man nicht die Rolle einer bestimmten Person, sondern schaltet einfach mit dem Digitalkreuz zwischen den verschiedenen Einheiten hin und her. Ohne einen Helden entwickelt sich in der Geschichte allerdings keine Dramaturgie, die ohnehin nur durch gesprochene Texte erzählt wird. Auch den Verlust von namenlosen Soldaten empfindet man als relativ gleichgültig, weil schon das nächste Geschwader darauf wartet, vom Spieler übernommen zu werden. Auf der anderen Seite steht dafür das Gefühl, an wirklich großen Schlachten teilhaben zu können - und das sowohl aktiv in der Rolle von Piloten oder Kapitänen als auch passiv als Stratege an der Karte. Denn wer es vorzieht, kann die Missionen auch angehen, ohne selbst MG-Salven, Artillerie-Geschosse, Torpedos oder Wasserbomben in Richtung des Gegners abzufeuern. Da die Steuerung nicht unbedingt optimal ist - vor allem Flugzeuge reagieren oft sehr träge - erledigt die KI die Aufgaben oft eh zuverlässiger, auch wenn sie ab und zu mit üblen Aussetzern zu kämpfen hat. Ich konnte z.B. mehrmals beobachten, dass KI-Piloten beim angeordneten Landeanflug auf einen Flugzeugträger immer wieder abstürzten bzw. gegen den Kommandoturm flogen.

Zwei Kampagnen

Durfte man im Vorgänger nur in Mehrspieler-Partien die japanischen Einheiten steuern, präsentieren die ungarischen Entwickler jetzt zwei separate Kampagnen und erlauben so nicht nur das Nachspielen historischer Schlachten aus der Sicht der Amerikaner, sondern inszenieren auch einen alternativen Kriegsverlauf, aus dem die Japaner - angefangen mit dem Angriff auf Pear Harbor - siegreich hervorgehen. Beide Kampagnen bieten jeweils 14 Missionen, womit der Umfang etwa doppelt so groß ausfällt als noch bei Midway. Zwar sind auch hier die ersten Aufträge relativ schnell abgehakt, doch ziehen sich die Schlachten später auch schon mal mehr als eine Stunde hin, so dass sie auch manchmal etwas zäh wirken. Dabei tauchen immer wieder dynamische Sekundärziele auf, die einen ganz schön ins Schwitzen bringen können: Vor allem, wenn das Oberkommando

Da es zwei separate Kampagnen gibt, darf man auch die Kontrolle über japanische Einheiten übernehmen und den Lauf der Geschichte neu schreiben.
kurz ein feindliches U-Boot gesehen haben will, aber man es trotz Sonar einfach nicht finden kann, kommt Panik auf, obwohl die Auseinandersetzungen eher von einem niedrigen Spieltempo geprägt sind. Teilweise schwankt der Schwierigkeitsgrad aber sehr stark und auch die Übersicht geht im Einheiten-Gewusel manchmal verloren.

Hilfe benötigt?

Gerade als Neuling ist man zunächst mit den vielen Optionen und verschiedenen Controller-Belegungen überfordert. Zwar kann man in der Marineakademie ein Tutorial absolvieren, doch ist das nicht gleichbedeutend damit, dass sich die Steuerung einprägt. Wer irgendwann verwirrt und überfordert im Flieger oder Schiff sitzt, kann jederzeit über das Pausemenü Tipps und Hilfestellungen aufrufen - ein nützlicher Service! Insgesamt hat man sich jedoch bemüht, die komplexe Menüstruktur des Vorgängers zu entschlacken. Gerade als Kapitän war es bei Midway extrem nervig, wenn es um die Reparatur von Schäden ging, bei denen man mit Hilfe kleiner Icons die Prioritäten festlegen musste. Diese Zeiten sind jetzt vorbei: In Pacific reicht ein Klick auf den linken Analogstick, mit dem man die vier Schadensbereiche (Waffen, Feuer, Maschine, Wasser) einblendet und blitzschnell auswählt. Auch der Support-Manager ist sehr komfortabel ins Spiel eingebettet, denn schon mit einem Druck auf den Schulterknopf blendet man das Menü ein, mit dem man weitere Einheiten anfordern und deren Bewaffnung festlegen kann. Genau diese einfache Handhabung hätte ich mir schon beim Vorgänger gewünscht - schön, dass man jetzt daran gedacht hat!      

Bodentruppen ans Ziel bringen

Dank der taktischen Karte kann man sich aus dem aktiven Geschehen zurückziehen und sich einzig auf strategische Entscheidungen beschränken.
Neuerdings zählt es nicht nur zu den Aufgaben, Einheiten zu eskortieren oder den Feind durch gezielte Luftschläge und Seeschlachten zu schwächen, sondern auch Bodentruppen zur Eroberung von Gebäuden und Kommandozentren loszuschicken. Dazu muss man mit seinem Schiffsverband möglichst nah an eine Insel heran fahren, bis man die Option bekommt, Landungsbote ins Wasser zu lassen, mit denen die Truppen das Festland ansteuern. Allerdings gibt es keine Möglichkeit, selbst aktiv an der Eroberung teilzunehmen und auch in die Haut von Infanteristen zu schlüpfen - schade.

Mehrspieler-Einsatz

Doch gerade in den Mehrspieler-Partien mit bis zu achten Teilnehmern kommt den Bodentruppen eine entscheidende Bedeutung zu, wenn es im taktisch angehauchten Modus "Inseleroberung" darum geht, feindliche Kommandoposten oder Nachschub-Depots einzunehmen. Daneben stehen weitere vier Spieltypen zur Auswahl, bei denen man z.B. Geleitschutz leisten, einer Belagerung standhalten oder im Wettkampf um die Höchstpunktzahl kämpfen muss. Eher langweilig präsentiert sich das Duell, in dem lediglich ein vorher bestimmter Einheitentyp zum Einsatz kommt. Dabei tritt man nicht nur im lokalen Netzwerk gegeneinander an, sondern darf auch online um den Sieg kämpfen. Während Xbox Live-Mitglieder für die Online-Scharmützel wie immer zahlen müssen, bekommen PC-Besitzer diesen Service im Rahmen von Games for Windows Live wie gehabt gratis. Zur Not kann man sich aber auch alleine auf den Mehrspieler-Karten und Modi austoben und gegen KI-Truppen in die Schlacht ziehen.

Aufgebohrte Technik

Präsentierte sich Battlestations: Midway grafisch noch sehr bieder, hat man für den Nachfolger mächtig zugelegt und zeigt nicht nur detailreichere Modelle, sondern hat auch die Kulissen deutlich aufwändiger gestaltet. Teilweise möchte man bei der sonnigen Idylle sogar einfach anlegen, den Klappstuhl auspacken und sich einen Cocktail genehmigen. Anders sieht es dagegen bei den Nachteinsätzen aus, bei denen Blitze den düsteren Himmel durchzucken und der Regen gegen die stählernen Kolosse peitscht. Einziger Wehrmutstropfen ist die etwas grobe Schattendarstellung, die besonders bei Flügen in der Cockpitansicht auf der Xbox 360 auffällt.      

Fazit

Inhaltlich bekommt man bei Battlestations: Pacific den gleichen gelungenen Mix aus Strategie und Action, mit dem schon der Vorgänger überzeugen konnte. Allerdings hat sich das ungarische Eidos-Studio die Kritikpunkte zu Herzen genommen und bietet nicht nur deutlich mehr Umfang, sondern hat auch im Bereich Technik deutlich zugelegt. Den größten Fortschritt hat man aber in der Bedienung erzielt, die für den Anfänger zunächst zwar immer noch sehr komplex ausfällt, aber im Vergleich zu Midway gerade als Schiffskommandant deutlich vereinfach wurde. Schade nur, dass sich die Flugzeuge teilweise sehr träge steuern und man teilweise im Gewusel die Übersicht verliert, sich über den schwankenden Schwierigkeitsgrad ärgert oder bei ungewollten Kamikaze-Aktionen der KI mit dem Kopf schütteln muss. Da solche Ausrutscher aber eher die Ausnahme sind und die Entwickler den Pazifik-Krieg in vielen Punkten verbessert haben, sollten sich nicht nur Fans des Vorgängers diese insgesamt gelungene Action-Taktik-Mischung ansehen.

Pro

gelungene Mischung aus Action & Strategie
massig Wasser- und Luft-Einheiten
neue Bodentruppen-Einsätze
zwei Kampagnen (US & Japan)
aufpolierte Grafikengine
tolle Mehrspieler-Gefechte
verbesserte Navigation
komfortabler Support-Manager

Kontra

Steuerung etwas schwerfällig
KI-Aussetzer
Übersicht geht teilweise verloren
Schlachten wirken etwas zäh
schwankender Schwierigkeitsgrad

Wertung

360

Immer noch eine gelungene Mischung aus Strategie und Action, die an den richtigen Stellen verbessert wurde.

PC

Immer noch eine gelungene Mischung aus Strategie und Action, die an den richtigen Stellen verbessert wurde.

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