Off Road28.03.2008, Jan Wöbbeking
Off Road

Im Test:

Henry Ford war es, der zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die Fließband-Produktion von preisgünstigen Automobilen für den Massenmarkt startete. Hundert Jahre später huldigen die Entwickler von Razorback dem technologischen Durchbruch von damals und bringen ihrerseits wie am Fließband Ford-Rennspiele zum kleinen Preis auf den Markt. Doch diesmal führt euch die Spazierfahrt nicht auf den Asphalt, sondern ins Gelände.

Jetzt wird es schmutzig!

Das Spiel erscheint unter dem Budget-Label Xplosiv und ist, wie die Vorgänger, dementsprechend günstig zu haben: Nur 29,99 Euro müsst ihr für den Geländeausflug investieren, bekommt dafür aber auch nur einen recht konservativ gestrickten Arcade-Racer.

Die Computer-Gegner rempeln oft und gerne.
Icewaterdesert.com lautet die Internet-Domain, die sich Publisher Empire Interactive für den Titel gesichert hat, und der Name ist Programm: Ihr pflügt mit 18 Fahrzeugen aus dem Fuhrpark von Ford und deren Tochter Land Rover durch die Pampa.

Im Karrieremodus arbeitet ihr euch auf einer Landkarte von der Wüste an Flussläufen entlang ins verschneite Gebirge. Ziel der Veranstaltungen ist stets das gleiche: Ihr müsst als Sieger daraus hervorgehen, um zum nächsten Abschnitt zu gelangen. Mal fahrt ihr dazu ein gewöhnliches oder ein K.O.-Rennen, ein anderes mal sammelt ihr auf der Strecke verstreute Gegenstände ein, schlängelt euch durch Slalom-Tore oder unterbietet die vorgegebene Zeit. Bevor ihr in einer Herausforderung verzweifelt, könnt ihr an vielen Stellen die alternative Route wählen und euch an einer anderen versuchen.

Hübsch aber detailarm

Zu Beginn quält ihr euch noch durch öde, mit breiten Fahrrinnen versehenen Wüstenstrecken. Die Settings wirken zwar glaubwürdig und realistisch, doch irgendwie fehlt es den Strecken und dem Drumherum an Details. In einer kargen Wüste mag das nicht weiter verwunderlich sein, aber auch in den anderen 

Die malerischen Umgebungen fliegen butterweich an euch vorbei. Leider fehlt es den Kulissen an charakteristischen Detais.
Umgebungen ähneln sich die Hintergründe recht stark. Positiv fällt dagegen die blitzsaubere Technik auf. Die realistisch anmutenden Dünen und Felsen flutschen stets butterweich an euch vorbei und auch Pop-Ups glänzen durch Abwesenheit.

Die Motoren eurer Geländemaschinen brummen ein wenig kraftlos aus den Boxen. Der kernige Instrumental-Rock sorgt allerdings von Anfang an dafür, dass sich Sega Rally-Veteranen wie zu Hause fühlen. Je näher ihr dem Gebirge kommt, desto interessanter wird die Streckenführung: Es ist schon ein erhebendes Gefühl, einen steilen Hang hinunter zu rauschen und sich durch aus dem Boden ragenden Felsen bis zum Flussbett hindurchzuschlängeln. Dort könnt ihr mit vollem Karacho weiterfahren, denn Wasser oder steiniger Untergrund bremsen euch kein Bisschen ab.           

Unsinniges Schadensmodell

Ebenso unrealistisch ist das Schadensmodell ausgefallen: Bei Kollisionen füllt sich lediglich ein Balken und auf der PS2 zieht sich euer Lack ein paar unschöne Kratzer zu. Außerdem fängt euer Bolide auf Sonys alter Heimkonsole ab einer bestimmten Schadenshöhe an, zu qualmen. Trotz alle dem könnt ihr euren Trip ungehindert fortsetzen, da das Schadensmodell keine Auswirkung auf das Fahrverhalten hat.

Operation gelungen: Auch auf der PSP gibt es atmosphärische Hintergründe und eine stets flüssige Bildrate.
Dementsprechend sinnlos sind die Reperaturen zwischen den Rennen - spart euch das Geld lieber für neue Autos und sammelt auf der Strecke Reperatur-Icons ein, damit das Auto aufhört zu rauchen. Nur im Modus Schadensgrenze sollte die Leiste sich nicht all zu sehr füllen, denn sonst verliert ihr das Rennen.

Doch selbst wenn ihr vorsichtig fahrt, macht euch nicht selten die KI einen Strich durch die Rechnung. Die anderen Fahrer rempeln nämlich schlimmer als beim Stock-Car-Rennen. Manchmal fahren sie außerdem ohne Not mit vollem Tempo in einen Felsen - künstliche Intelligenz kann man das nicht gerade nennen. Immerhin haben die Entwickler den Schwierigkeitsgrad gut dosiert, so dass sich trotz der genannten Mankos spannende Rennen entwickeln. Schließt ihr ein zweites Pad an die PS2 an, könnt ihr gegen einen Freund antreten, allerdings nicht in der normalen Karriere. Außerdem müsst ihr dann mit einer etwas niedrigeren, aber noch akzeptablen Bildrate leben.

Unterschiede auf der PSP?

Die Umsetzung für das Sony-Handheld unterscheidet sich kaum von der PS2-Version. Auf der PSP absolviert ihr die selbe Karriere. Auch die anderen Modi wie das Tournier, das schnelle Spiel und der Multiplayer-Modus sind mit von der Partie. Auf der PSP dürft ihr sogar zu sechst um die Wette rasen, allerdings benötigt jeder Fahrer ein eigenes Exemplar des Spiels. Die Grafik läuft trotz nur kleiner Abstriche genauso flüssig über den Bildschirm wie in der PS2-Version und auch die Mankos wie die agressive KI wurden übernommen.          

Fazit

Der Off Road-Ausflug der Ford Racing-Serie ist wie ein Trip in die Vergangenheit: Es ist zwar durchaus unterhaltsam, mit der einfachen Arcade-Steuerung über steinige Wege zu brettern, aber im Vergleich zu aktuellen Rallyspielen wirkt das ganze etwas altbacken. Es kommt kaum Offroad-Atmosphäre auf, da sich weder verschiedene Untergründe noch das Schadensmodell auf das Fahrverhalten auswirken. Wer statt Realismus durchgeknalltes Arcade-Gameplay a la Excite-Truck sucht, wird ebenfalls nicht fündig. Immerhin haben die Entwickler den Schwierigkeitsgrad motivierend dosiert und sowohl auf PSP als auch auf der PS2 eine ordentliche, technisch fehlerfreie Grafik abgeliefert. Fans von Rennen über Stock und Stein dürfen also ruhig eine Probefahrt wagen.

Pro

recht originalgetreu nachgebildete Ford- und Landrover-Wagen
spannende Positionskämpfe
gut dosierter Schwierigkeitsgrad
teils interessante Streckenführung

Kontra

Computergegner rempeln und machen dämliche Fehler
öde Streckenführung auf einigen Kursen
altbackene Spielmodi
keine Online-Unterstützung
Kulissen mangelt es an Details
Schadensmodell wirkt sich nicht auf das Fahrverhalten aus
dadurch unsinniges Reparatursystem

Wertung

PlayStation2

Konservativer Gelände-Racer mit ordentlicher Technik aber Schwächen in Punkto KI und Fahrverhalten.

PSP

Technisch gelungene Umsetzung des durchwachsenen Offroad-Rennspiels.

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