Drawn to Life: SpongeBob Schwammkopf und der magische Stift07.10.2008, Paul Kautz
Drawn to Life: SpongeBob Schwammkopf und der magische Stift

Im Test:

Vor gut einem Jahr wurde das Konzept des »Game 2.0«, also quasi das Spiel zum Selberbasteln, erstmals auf dem DS verdeutlicht: In Drawn to Life habt ihr nicht nur den Helden gesteuert, sondern ihn auch selbst gezeichnet - genau wie einen Teil der Levelarchitektur. Ein unterhaltsamer, wenn auch arg simpler Spaß, der uns seinerzeit 76% wert war. Jetzt wird nachgelegt: Gleiche Grundidee, gleiches Spielprinzip, aber komplett neues Szenario: Bikini Bottom!

Ich und Kumpelblase

Bekanntes Spiel, nur jetzt schwammiger: Spongebob und der magische Stift bleibt dem Drawn to Life-Spielprinzip treu - allerdings gibt es jetzt weniger Adventure und mehr Gehüpfe.
 Spongebob-Fans, hoch die Hände: Wer erinnert sich an die Episode, in der mittels magischem Bleistift ein böser Kritzelbob gemalt wird, der sich zur Gefahr für Bikini Bottom (BB) entwickelt? Dieser Mistkriebel ist wieder da! Ein Zeichner, der auf hoher See nach Inspiration sucht, lässt zwei Bleistifte ins Meer plumpsen, einen davon direkt vor die rosa Füße des debilen Seesterns Patrick Star. Der hat so ein längliches Ding schon mal gesehen und versucht nun, sich daran zu erinnern, was er damit auf keinen Fall zeichnen durfte - was er natürlich prompt tut. Wah, Kritzelbob! Der schnappt sich den magischen Stift, zischt von dannen und beginnt sofort, sich Bikini Bottom untertan zu machen. Gut, dass da noch ein zweiter Stift ist: Mit dem malt der »Kritzel-Superheld« (also ihr) einen Heroen, der das Böse bekämpft und die Wogen der Knechtschaft wieder glättet. Also das Übliche.

Dieser Spruch gilt im Großen und Ganzen für das gesamte Spieldesign von Drawn to Life: Spongebob Schwammkopf und der magische Stift (der Fingerverknotungsgefahr wegen künftig »DTLS« abgekürzt). Ihr malt euren Helden, ihr malt den Checkpunkt, ihr malt das Siegerpodest am Ende des Levels, ihr malt euer Haus in Bikini Bottom, ihr malt das Bett darin (das als Speicherpunkt dient), ihr malt Draufspringblasen, Hüpfwolken, das Symbol für Power-Ups, Gondeln für das Riesenrad, eine gigantische Karate-Hand oder einen Achterbahnwagen. Ihr malt sogar bestimmte Gegner neu, so dass sie nach einem erfolgreichen Kopfsprung eure Kumpels werden. Kurz gesagt: Ihr malt verdammt viel. Und es macht riesig Spaß! Das integrierte Zeichenprogramm beschränkt sich auf das absolut Nötigste, entsprechend simpel sind die Ergebnisse. Nichtsdestotrotz ist es ein schönes Gefühl, lange an einer einfachen Pixelfigur herumzufeilen und sie dann schließlich automatisch animiert durch Bikini Bottom hüpfen zu sehen. Was euren Helden betrifft: Falls ihr akut keine Lust darauf haben solltet ihn selbst zu pixeln, könnt ihr auch aus einer guten Hand voll Vorlagen wählen, die Bewohnern von BB nachempfunden sind. Aber wenn ihr nicht zeichnen wollt, was macht ihr dann mit diesem Spiel?

Krickelkrackel mit dem Stylus

Nicht nur die Pixel-Idee, auch das grundsätzliche Spieldesign ist vertraut. Allerdings tummelt ihr euch zwischen den gut 20, teilweise recht langen Missionen jetzt nicht mehr auf einer 2D-Übersichtskarte, sondern rennt in Bikini Bottom herum, speichert das Spiel, kauft in der »Krossen Krabbe« Power-Ups oder neue Farbpaletten und wählt euren Kumpel aus: Spongebob, Patrick und Thaddäus stehen zur Auswahl, jeder hat eine Spezialeigenschaft. Während euch 

Aus Feind mach Freund: Manche Gegner können betäubt und umgepinselt werden - danach sind sie harmlos und sehen so freundlich aus, wie ihr sie gezeichnet habt.
die Schwammbirne für kurze Zeit unberührbar macht, lähmt Thaddäus die Feinde und Patrick verwandelt sich in einen Ninja-Seestern. Ihr könnt allerdings immer nur einen Freund dabei haben, ihn aber zwischen den Aufträgen jederzeit wechseln. Jedoch: Gebraucht wird er kaum. Der Schwierigkeitsgrad ist sehr niedrig angesetzt, selbst auf der höheren der beiden Stufen kommt ein Lebensverlust eigentlich kaum vor, von einem Game Over ganz zu schweigen. Adventure-Elemente gibt's kaum noch, dafür umso mehr Mario -kompatible Sprungeinlagen. Der größte Nervfaktor geht daher weniger von den Gegnern als vielmehr vom ständigen Wechsel zwischen Digikreuz und Stylus aus: Normalerweise steuert ihr euren Helden (der von Spongebob »Kritzelkopf« genannt wird) per Digipad, gehüpft wird mit B, geschlagen mit Y, bestätigt mit A. Sehr oft ,üsst ihr aber schnell irgendwas auf dem Touchpad erledigen; sei es, eine Zeichnung zu machen oder »Krickelkrackel«, das hiesige Pendant zur Drawn to Life -»Schattenschmiere«, zu beseitigen - das geht nämlich nur mit dem Stylus. In ruhigen Momenten ist das kein Problem, lästig wird's erst, wenn dem Krickelkrackel neue Feinde entwachsen, denen ihr digital ausweichen müsst, während ihr analog das schwarze Zeug vom Bildschirm rubbelt. Dieses Problem gab's schon im Vorgänger, genauso wie die ständig nachwachsenden Gegner, wenn man das Bild verlässt - da das allerdings auch für Bonuskisten gilt, halten sich Vor- und Nachteile gelegentlich die Waage.

Technisch ist DTLS etwas weiter als das Original, aber nicht viel: Der Grafikstil ist nach wie vor eher minimalistisch, aber immerhin scrollt jetzt Bikini Bottom butterweich im Hintergrund. Gelegentlich gibt's nett gezeichnete, aber leider nahezu inhaltsleere Zwischensequenzen, die immerhin den Vorteil haben, dass sie dem bekloppten Zeichenstil der Serie treu bleiben - im Gegensatz zu den ebenfalls immer wieder mal auftretenden 3D-Figuren, die schlicht scheußlich aussehen. Trost für alle Augenpein: Die Musik ist wieder mal wunderbar fröhlich und beschwingt. 

Fazit

Ja, ich gebe es zu: Ich finde Spongebob witzig - seine bisherigen Spiele waren aber fast durchgehend Algengrütze. Umso erfreulicher, dass im Fall des neuen Spiels gleich zwei Dinge positiv auffallen: Erstens das nach wie vor faszinierende Design von Drawn to Life, das zweitens ganz hervorragend nach Bikini Bottom passt. Allerdings finde ich es schade, dass der Adventure-Aspekt des Originals erheblich zurückgekurbelt wurde. Das hat nicht nur den Nachteil, dass es kaum noch eine nennenswerte Story gibt, sondern auch, dass die nach wie vor arg simple Action stark in den Vordergrund gerückt wurde. Fortgeschrittene Mariologen können hier also fast mit geschlossenen Augen und gebrochenen Armen antreten, dürften sich aber genau wie Hüpf-Neulinge an dem liebevollen Design und den witzigen Mal-Möglichkeiten erfreuen.

Pro

witzige Idee
grundsätzlich einfache Steuerung
einfaches Mal-System
ordentlicher Umfang

Kontra

bemerkenswert hässliche 3D-Figuren
umständlicher Wechsel zwischen Digital
und Touchpadsteuerung
simples Spielprinzip
niedriger Anspruch

Wertung

NDS

Konsequente Drawn to Life-Fortsetzung im wunderbar bekloppten Schwammkopf-Universum - leider mit all den bekannten Vor- und Nachteilen.

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