Test: Siren: Blood Curse (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Siren: Blood Curse
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
29.10.2008
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ab 69,95€
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Re-Imagination: Das modische Synonym für Remake steht derzeit hoch im Kurs. Vor allem die TV-Bosse in Hollywood holen gerne ihre ollen Kamellen aus der Versenkung, frischen sie mit neuen Gesichtern auf und verkaufen das Ganze als innovativen Retro-Trip. Manchmal geht die Rechnung auf - wenn im Fall von Battlestar Galactica z.B. über eine neue Figurenkonstellation eine vollkommen andere Geschichte erzählt wird. Manchmal entpuppt sich das Ergebnis allerdings als plumper Wiederholungstäter, der schon im Original keinen Oscar gewonnen hätte - wie im Fall Siren: Blood Curse eben.

Geschnittener Faden

Ein abgeschiedenes Dorf irgendwo in den Bergen Japans: Vor 30 Jahren wurden hier angeblich Menschen geopfert - eine grausige Legende, der ein amerikanisches Kamerateam auf den Grund gehen will. Aber sie sind nicht die einzigen, die das Geheimnis um Hanuda enträtseln wollen. Während ihr deshalb erlebt, wie sieben Schicksale immer tiefer in das Furcht erregende Grauen gesogen werden, kommt ihr nach und nach dem Mysterium um ein uraltes Ritual auf die Spur. Bis irgendwann das unheilvolle Heulen einer Sirene das Blut in euren Adern gefrieren lässt...

Selbst wenn die Geschichte um das Heraufbeschwören finsterer Mächte nicht des Einfallsreichtums letzter Schluss ist: Die ungewöhnliche Erzählweise macht sie spannend. Denn weil der rote Faden nicht in einem Zug vom Knäuel gerollt, sondern in zeitlich versetzten Bruchstücken abgeschnitten wird, ist der Kopf stets mit entschlüsseln beschäftigt - ein geschickter Trick, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Vielleicht verlassen sich die  Entwickler dabei zu sehr auf das Zerteilen
Was geschieht in Hanuda? Howard muss dem Rätsel auf den Grund gehen.
ihrer Geschichte, denn viel mehr als die Frage nach dem "Was passiert denn nun in Hanuda?" wird in den meisten Filmszenen nicht beantwortet. Charakterzüge werden meist nur oberflächlich skizziert und selbst die Verbindungen zwischen den teils tragischen Protagonisten nur angekratzt. Hinzu kommt, dass nahezu der komplette Ablauf bereits aus dem ersten Siren (hierzulande in Forbidden Siren umgetauft) bekannt ist. Auch die Charaktere existierten in nahezu identischer Form bereits im ersten Teil der Horror-Trilogie. Mit dem neuen Fokus auf größtenteils englisch sprechenden Akteure zeichnet sich deshalb schnell ab, was Re-Imagination in diesem Fall bedeutet: Eine Neuauflage, die für den weltweiten Mainstream zurechtgeschnitten wurde.

Altes Grauen

Kenner des ersten Teils werden zudem bemerken, dass die Entwickler für ihren PS3-Einstand nicht nur die alte Story, sondern selbst die alten Schauplätze hervorgekramt haben. Natürlich wurden die Kulissen gehörig aufgefrischt, die PS2-Herkunft sieht man ihnen allerdings deutlich an. Besonders auffällig ist das Technik-Recycling an den vergleichsweise hölzernen Figuren. Im mitgelieferten Making Of-Video (Daumen hoch!) erklären die Macher zwar, dass sie nach dem zweiten Siren bereits die PS3-Fortsetzung geplant hatten. Äußerlich verleitet Blood Curse allerdings zu Spekulationen über einen PS2-Titel, der erst spät den Sprung in die aktuelle Generation geschafft hat. Selbst die ehemals sehr greifbaren und im Falle der Untoten sehr verstörenden Gesichter - statt bewegter Polygone dienen animierte Bilder als Grundlage - wirken heute zwar noch detailliert, aber auch relativ starr.

Erstaunlicherweise hinterlässt Blood Curse aber trotz der technischen Schwächen einen gelungenen Eindruck. Denn weil Siren den Eindruck eines sehr alten Horrorfilms erwecken wollte, liegen diverse Filter über dem Bild. Und die erzeugen ein dermaßen stimmiges Unwohlsein, dass die angestaubten Kulissen kaum ins Gewicht fallen. Einen Großteil zur bedrückenden Atmosphäre tragen auch die gruseligen Lichtspiele bei: Da ihr meist mit Taschenlampe unterwegs seid, verdeckt manch unheimlicher Schatten die technischen Schattenseiten. Schade nur, dass Sony im Vergleich zu Forbidden Siren auf die teils verstörenden Gesichtsanimationen
Seine besten Momente hat Siren: Blood Curse, wenn hinter dem Licht der Taschenlampe lebendige Schatten zucken.
einiger Untoter verzichtet. Die Filmszenen vermitteln zudem weniger überzeugend den Eindruck, sie wären auf einer ausgeleierten Kassette gespeichert. Und auch die Geräusche sorgen trotz einiger verstörender Grunzlaute "nur" für eine gewohnt düstere Grundstimmung.

Ich sehe was, was du auch siehst

Trotzdem: Der Wiedererkennungswert ist wie erwähnt sehr hoch - was leider nicht nur das Wiederbeleben der vier Jahre alten Schauplätze betrifft. Auch innerhalb von Blood Curse betretet ihr immer wieder Areale, die ihr mit anderen Charakteren längst hinter euch gelassen habt. Gut, dass Siren so gut wie vollständig auf das in vergleichbaren Titeln berüchtigte Hin- und Herlaufen verzichtet. Schade nur, dass es diesen Vorteil zunichte macht, indem es euch ständig mit neuen Figuren an bekannte Orte schickt. Man hat zwar nie das Gefühl. auf der Stelle zu treten, allerdings ist es wenig reizvoll, eine bereits abgeschlossene Herausforderung noch einmal, aber gegen stärkere Untote zu bestehen.

Dabei gehört das Spielprinzip nach wie vor zu den interessantesten im Horror-Genre, denn Siren ist nach wie vor das, was Vampire Rain nur im übertragenen Sinn war: gruselige Stealth-Action. Dass ihr nicht wie in Resident Evil oder Silent Hill einfach herumlauft, um gelegentlich Zombies/Untote/Geister/sonstige Monster nierderzustechen oder zu erschießen, liegt vor allem an einer Fähigkeit, die in Hanuda bald jeder beherrscht, der sich dem Ort nähert: Ihr könnt euch per Tastendruck in die Köpfe eurer Shibito genannten Feinde versetzen und sie so ausspionieren. Musstet ihr die Gegner in den beiden Vorläufern dabei erst durch Drehen des linken Sticks aufspüren, schaltet ihr heute über die Schultertasten durch die Köpfe der Shibito. Der Vorteil: Das vorsichtige Vorantasten geht schneller von der Hand; fast kommt man sich vor wie Solid Snake mit aufmontiertem High End-Radar. Der Nachteil: Das Gefühl für die nahe Bedrohung kommt durch den bequemen Tastendruck zu kurz.

      
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Kommentare

BenB92 schrieb am
SK3LL hat geschrieben:
Firepeace hat geschrieben:DEAD SPACE :D
ist bei weitem weniger gruselig als Siren! Dead Space hat einfach den üblen Gore 8)
ZUSTIMMUNG: 100% :!:
Opa schrieb am
Also es mag daran liegen, dass ich den Vorläufer nicht kenne oder auf altmodischen Horror stehe aber mir gefällt das Spiel besser als DeadSpace unterm Strich und hat atmosphörisch sogar mal eben im Vorbeigehen Resident Evil ausgenockt. Is echt ne weile her, dass ich nen game nicht mehr weiterspielen konnte solange es draussen dunkel ist ^^ (und nein...so Babyathmo wie DeadSpace schafft das nicht ansatzweise *g*)
Ja es fehlen Rätseleinlagen und ja die Gegner sind nicht gefährlich genug (wenn man denn bewaffnet ist) aber die Atmosphäre geht voll auf. Hab lange lange nicht mehr dieses "bloß keinen Ton machen" Feeling gehabt und die genutzten Filter und Lichtstimmungen sind klasse! Die grafischen Defizide habe ich nebenbei so garnicht wahrgenommen - es ist in sich stimmig wie ich finde bzw. durch die krieselige 8mm Optik sieht man eh keine Details bzw. nimmt diese nicht so wahr wie bei aufpolierter gestochen scharfer klarer Sicht. Das es bei mehreren Sichtperspektiven ruckelt habe ich ehrlichgesagt auch erst jetzt als Fehler wahrgenommen - ich dachte das ist kein Ruckeln sondern Stilmittel. Stellt euch das so vor, dass einige Leute die "Gabe" beherrschen sich mittels enormer Konzentration in die Gegner hineinzuversetzen...das ist aber anstrengend und sie halten sich dann am Kopf...auch die eigene Sicht verschwimmt in diesem Moment und es tauchen so komische farbiger flackernde Flächen auf. Und alles wird hakeliger - stimmt schon! Ich dachte halt das soll so sein das alles hakeliger wird als Folge der Konzentration auf das Ziel...bin übrigens auch nicht restlos überzeugt, dass das ein Fehler ist. Immerhin hakelt es in gleichem Maße egal wieviele Perspektiven man gleichzeitig offen hat und ich finde es durchaus glaubhaft, dass wenn man in seinem Kopf die Bilder aus den Augen eines anderen sieht man auch die seiner eigenen Augen nicht mehr so richtig hat...das irritiert...Kontrolle kostet. Am rande erwähnt ist das hakelige besser spielbar als die völlig normale Sicht...
SK3LL schrieb am
Firepeace hat geschrieben:DEAD SPACE :D
ist bei weitem weniger gruselig als Siren! Dead Space hat einfach den üblen Gore 8)
Sugro schrieb am
HAHA; DIESE GAME IS ein purer hammer, der Preis is richtig gaaaiiil!!
Also ich hab ab und zu so schiss dass ich einfach die PS3 im Game ausschalte, *HILFE*
Angst-Games 4life
PS: Wenn jemand andere Games kennt wo man sich so erschreckt dass man die PS3 ausschalten muss, bitte melden ;)
schrieb am