Test: IL-2 Sturmovik: Birds of Prey (Simulation)

von Paul Kautz



IL-2 Sturmovik: Birds of Prey
Publisher: 505 Games
Release:
10.09.2009
10.09.2009
10.09.2009
10.09.2009
Spielinfo Bilder Videos
Okay, IL-2 Sturmovik ist eine Marke, eine Hausnummer. Eine beinharte Simulation für Spieler, deren Flightstick nebst Equipment locker einen ganzen Schreibtisch füllt. Und so ein Realitätsmonster, so ein Biest - das erscheint auf Konsole? Auf diesen Dingern mit Gamepad, wo es doch nur um Krachbumm und schnelle Erfolge geht? Sakrileg! Oder doch nicht?

Der simuliert doch!

Natürlich geht das, aber logischerweise nur mit Abstrichen: Wer sich das Pilotenleben unbedingt schwer machen möchte, der hält die vielen Tutorials bis ganz zum Schluss durch und ist daraufhin berechtigt, den Schwierigkeitsgrad »Simulation« anzuwählen. Hier zittern die Maschinen dünnhäutiger als Pergament durch die Lüfte, hier fehlen sämtliche


Video: Nicht nur grafisch hat Birds of Prey verdammt dicke Hosen an - auch spielerisch gelingt ihm der knifflige Spagat zwischen Arcade und Simulation.
Zielhilfen, die Erfassung von Gegnern wird nur manuell und die Unterscheidung zwischen Freund und Feind ausschließlich mit den eigenen Augen gemacht - und zwar nur aus der Cockpit-Perspektive, was für eine klaustrophobische und unübersichtliche Erfahrung sorgt. Kurz gesagt: Wer sich zum Rambo der Lüfte berufen fühlt, bekommt hier die vermatschten Bodentexturen weitaus öfter aus der Nähe zu sehen, als ihm lieb sein dürfte - Strömungsabriss, dein Dasein sei simuliert! Etwas einfacher wird's auf »realistisch«, doch Otto-Normal-Naziausderluftholer dürfte mit »Arcade« wohl in jeder Hinsicht am besten bedient sein: Hier gleiten die Maschinen sicher wie auf Schienen durch den Äther, hier haben auch die wildesten Fassrollen und Loopings keine Auswirkungen (es sei denn, der Magen des Steuernden ist leicht reizbar), hier geht's nach Abschuss oder übertrieben wildem Stunt an derselben Stelle direkt weiter, hier kann man sowohl die Außenansicht als auch das sehr praktische virtuelle Cockpit nutzen. Und dennoch bleibt eine Herausforderung, denn anders als der Name impliziert, ist Birds of Prey (BOP) an keiner Stelle ein After Burner im Zweiten Weltkrieg, auch wenn unbegrenzte Munitionierung und Treibstoffvorräte eine andere Sprache sprechen. Wer es richtig arcadig haben will, der greift zum parallel in den Läden stehenden Heroes over Europe - Sturmovik behält sich auch auf der einfachsten Stufe einen gewissen Realismus vor.

Die Abwesenheit des vom PC gewohnten Ultra-Realismus' wird mit einer deutlich besseren Grafik versüßt: Das Konsolen-Sturmovik sieht nicht nur tausend Mal besser aus als sein PC-Bruder - es setzt gegenwärtig auch auf 360 und PS3-die Maßstäbe für alle »Flugsimulationen«! Ob Ace Combat 6 , Blazing Angels 2 , H.A.W.X. oder Heroes over Europe - keines dieser Spiele kann mit der Grafik von BOP mithalten. Die sechs Schlachtfelder von Sizilien über die Küste von England bis nach Berlin sehen unverschämt gut aus; Weitsicht, Bodendetails, Fluffigkeitsgrad der Wolken, Wettereffekte - Wahnsinn! Dazu kommt noch ein Schadensmodell, das seinesgleichen sucht: Mit jedem Treffer geht mehr und mehr der Außenhaut verloren, Flügelteile brechen ab, dicke Stechflammen bersten aus der Flugzeugspitze heraus. Abgeschossene Maschinen torkeln in wilden Spiralen und mächtige Rußwolken hinter sich her ziehend gen Boden, vergehen in einer fetten Explosion und verbleiben als qualmendes Wrack am Boden,
Sehet und begehret: Die Kulisse von Birds of Prey ist einfach atemberaubend! Allerdings geht die Geschwindigkeit bei aufwändigeren Gefechten des Öfteren in die Knie.
während der Pilot am Fallschirm baumelnd nach unten segelt. Das füllt sehr schnell den Bildschirm aus, denn in BOP ist am Himmel echt die Hölle los - teilweise sind mehr als 50 Einheiten gleichzeitig aktiv, beim Kampf über Stalingrad sieht der Radar z.B. schon kurz nach Einsatzbeginn wie eine wild schwirrende, blau-rote Mückenkolonie aus! Und das Bemerkenswerteste daran: Die Ladezeiten sind gerade im Vergleich zu den Mitbewerbern beeindruckend kurz.

Viel Rauch um viel

So schön wie die Grafik auf den ersten, zweiten und auch zwölften Blick ist, im Detail finden sich dann aber doch Haare in der Suppe: Wie bei dieser Art Spiel üblich sollte man den allzu genauen Blick auf den Boden vermeiden; in Nahaufnahme offenbart sich fieser Pixelmatsch - irritierend daran ist, dass die Entwickler diesen aufmerksamen Blick in den eigenen Zwischensequenzen immer wieder provozieren. In die Kategorie »Ärgerlich, aber man kann damit leben« fallen außerdem noch die teilweise sehr schlecht erkennbaren Bodenziele (was besonders auf den höheren Realismusgraden zur Pein wird) sowie der bemerkenswert furchtbar lesbare Font, der optional die Funksprüche visualisiert - schwebt man über den Wolken, ist alles prima lesbar, ist man in Bodennähe unterwegs, erkennt man gar nichts mehr. Weitaus nervender ist da schon das immer wieder auftretende, teilweise sehr üble Ruckeln: Geht es am Himmel mit viel Rauch und viel Geballer ordentlich zur Sache, tritt BOP spürbar auf die Bremse - unspielbar wird's nie, aber in diesem Falle wäre wohl ein Verzicht auf eine Hand voll Gegner sinnvoller gewesen als der Verzicht auf die flüssige Darstellung des Restes.

          

Kommentare

Levi  schrieb am
Baddi1100 hat geschrieben:
Sarnar hat geschrieben:...die auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad sehr anspruchsvoll wird
Wieso ist das ein Minuspunkt? Deswegen gibts doch den höchsten Schwierigkeitsgrad oder nicht?
Grüße
Auf schwerem Schwierigkeitsgrad ist es schwer? WTF? :D
wie genial ist das denn? ... ich habe den Test nicht gelesen, guck zum ersten mal in diesen Thread, sehe als erstes diesen Post, und weiß sofort, von wem der Test kommt O_o ... bezeichnend ...
fumpen schrieb am
Fragen zu demolitionsquad.de bitte direkt an den Chef. Der freut sich über jede eMail und antwortet meist auch prompt. Da er meist nachts werkelt kann sich das aber zeitlich etwas verschieben ...
:wink:
Hat jemand mal den Joystick Cyborg F.L.Y.9 Wireless Flight Stick für XBox 360 mit IL-2 ausprobiert? Macht das mehr Laune?
Ich verzweifle am Joypad ...
johndoe990045 schrieb am
@fumpen
DemolitionSquad ist eine nette Seite & hat schöne Tests! Ist als Lesezeichen aufgenommen!
Kann ich das Archiv auch nach speziellen Kriterien suchen, z.B. alphabetisch, nach System etc.?
Ich setz mich mal ein ein Review zu ZP!
fumpen schrieb am
hallo MrReset,
danke für die infos zu ZeroPilot - ich liebe virtuelles fliegen in propellermaschinen.
falls Du mal was schreiben möchtest (und 4players nicht will): mein freund ist der macher von www.demolitionsquad.de. dort hat es comics und reviews zu video- und computerspielen. ich selbst habe dort spieletagebücher zu dragon quest, fable 3 und aktuell golden sun veröffentlicht.
sicherlich wäre da auch platz für eine ZeroPilot- rezi, zumal mein freund selber eine starke japanophilität (?) hat und gerne exoten aus dem land der aufgehenden sonne bespricht.
gruß,
fumpen
johndoe990045 schrieb am
Arkune hat geschrieben: Linker Analogstick vor oder zurück = Elevator
Linker Analogstick rechts oder links = Aileron
Rechter Analogstick rechts oder links = Rudder
Ich sprach von der PSP-Version, bei Zero Pilot wird das Ruder mit den Schultertasten gesteuert. Warum das bei Il-2 BoP nicht möglich sein soll, wissen nur die Programmierer ...
@fumpen
Bei Zero Pilot 2 sind die Menüeinträge in englisch, Zero Pilot 1946 ist allerdings komplett japanisch, aber die Menüeinträge sind anscheinend vom Vorgänger übernommen worden. Und die Missionsbeschreibungen sind mit taktischen Karten unterstützt, so dass man eigentlich immer weiß, was man tun muss! Von Zero Pilot 1 gabs wohl auch eine EU-Version, die dann komplett in englisch ist, aber diese Version habe ich noch in keinem Shop entdecken können!
schrieb am