Dynasty Warriors: Gundam 215.05.2009, Benjamin Schmädig
Dynasty Warriors: Gundam 2

Im Test:

Ich hasse solche Tage! Tage, an denen der Test zu "Dynasty Warriors: The Same Procedure as Every Year" bevorsteht. Gibt's da draußen denn keine guten Spiele mehr? Ist hirnloses Knopf-Verprügeln WIRKLICH alles, was Koei zum Thema Massenschlachten einfällt? Viereck, Viereck, Viereck, Dreieck, Kreuz - und wieder von vorne. Immer das Gleiche. Variationen finden im kaum messbaren Bereich statt. Da spricht selbst das RTL2-Nachtprogramm mehr Hirnzellen an als dieser Extrem-Kloppmist aus Japan!

Kloppmistus Stupidus

Tja, aber das sie sind eben: Solche Tage, die einfach nicht enden wollen. Tage, an denen mich Kloppmistus Stupidus bis in die Nacht wach hält. Aber nicht etwa, weil der Test endlich fertig werden muss. Oh nein! Ich hätte das Gamepad längst in die Ecke schießen können. Ich komme nur partout nicht davon los, meine niederen Instinkte wieder und wieder mit dem Schrott zu füttern, 

Spiel- und Filmszenen: Der Trailer gibt einen kurzen Einblick in den frischen Sci-Fi-Ableger.der mir hier tonnenweise um die Ohren fliegt! Viereck, Viereck, Viereck, Dreieck, Kreuz - und wieder von vorne - weil es nämlich so ungemein befriedigend ist, zig Dutzend KI-toten Zielscheiben mit einem Blick auf den Kombo-Zähler eins Reinzuwürgen!

Nein, die Fortsetzung des Sci-Fi-Ablegers der Traditionsserie kommt auch diesmal keinen echten Schritt voran: Die Dynasty Warriors-Auslegung des Gundam-Universums ist immer noch eine genauso dünne Action-Brühe wie ihr Vorgänger. Allerdings hat Koei den Suppenteller diesmal um ein Vielfaches vergrößert! Die Anzahl der Mechs, in welchen die zahlreichen Charaktere Platz nehmen wurde z.B. von knapp 20 auf über 60 erhöht - alle mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Aus dem simplen Abspulen aufeinander folgender Aufträge, einschließlich einer oberflächlichen Möglichkeit zum Aufrüsten, wurde hingegen ein umfangreicher Karrieremodus.

Tekken und Hochzeitstorte

Aber erst mal von vorn! Dynasty Warriors: Gundam 2 (ab 40,75€ bei kaufen) ist immer noch ein furchtbar einfältiges Knopdruck-Stakkato, das auf einem hauchdünnen Geflecht aus roten Fäden balanciert. Anders als aus Dynasty oder Samurai Warriors gewohnt, dreht sich dabei alles um haushohe Roboter, mit denen die Protagonisten in den Kampf ziehen - Mobile Suits oder einfach Mechs. Von Handlung kann allerdings kaum die Rede sein, wenn man in einer der beiden Spielvarianten (Offizieller Modus) stichpunktartig die Ereignisse der ursprünglichen Anime-Serie abarbeitet, während man in der anderen Variante (Missionsmodus) den speziell fürs Spiel verfassten Stichpunkten folgt. Dem viel zu groben Abriss im Offiziellen Modus wird niemand folgen können, dem der Begriff "Universal Century" nichts sagt. Den platten Sprüchen im Missionsmodus will man hingegen ohnehin nur bedingt folgen. Der Plot ist wie das Papier unter einer Hochzeitstorte - niemanden interessiert's.

Spielerisch sind allerdings beide Varianten von Interesse, denn wer im geradlinigen Offiziellen Modus (vergleichbar mit dem Arcade-Modus aus Tekken,  Street Fighter & Co.) Bauteile zerstörter Mobile Suits aufliest, darf die daraus gebauten Mechs im Missionsmodus nutzen! Und das ist vor allem deshalb reizvoll, weil einige der freischaltbaren Mobile Suits über andere Angriffskombos verfügen als der Rest

In der der Karrier stehen meistens zahlreiche Missionen zur Auswahl.
der zweibeinigen Flotte. Das Herzstück ist jedoch der Missionsmodus, denn auch hier erlebt jede Figur ihre eigene Geschichte - in einem spielerischen Gerüst aus Forschung, freier Missionswahl, Download-Aufträgen aus dem Internet sowie dem Pflegen von Beziehungen. Hier sieht man z.B., welche neuen Teile das Labor herstellen könnte und welche es dafür benötigt. Und man kann sehen, wie es um das das Verhältnis zu den anderen Charakteren so steht. Amuro kann mich nicht leiden? Dann nehme ich eben einen Auftrag an, in dem (aus irgendeinem Grund, aber welche Rolle spielt das hier) schon im Vornherein klar ist, dass ich anderen Piloten unter die Arme greifen muss. Das tut der Kumpelhaftigkeit gut und ich muss mir weniger Sorgen machen, wenn ich seinen Mech in der nächsten Mission mal wieder durch die Schrottpresse jage.

Er mag mich, er mag mich nicht...

Es gibt auch spezielle Aufträge, bei denen ich vor allem Einzelteile sammele, außerdem unabhängige Missionen sowie Prüfungen zum Erwerb einer neuen Mech-Lizenz und Einsätze, die ich per (bislang kostenlosem Download) über das PlayStation Network geladen habe. Ob es die zusätzlichen Inhalte auch für 360-Piloten geben wird, können wir zurzeit übrigens noch nicht sagen. Rechnet man die zahlreichen Charaktere, die Vielzahl der Missionen und die Möglichkeiten zum Freischalten neuer Mobile Suits mit dem Aufrüsten derselben zusammen - dann ist das zweite Dynasty Warriors: Gundam ist ein verdammt umfangreicher und erstaunlich motivierender Kloppmist!             

Nur bleibt es im Kern eben jener serientypische Minimal-Kloppmist, der es seit eh und je war. Spielerisch hat sich vor allem im Vergleich zum direkten Vorgänger praktisch gar nichts getan. Um eine Hand voll Kleinigkeiten hat sich Koei dabei durchaus gekümmert: So kann ich die Steuerung inzwischen auf allen Systemen horizontal und vertikal anpassen, das Sprinten per Boost geht wesentlich flüssiger von der Hand, ich kann den Schwierigkeitsgrad vor jeder Mission wechseln und kann Einsätze endlich mittendrin abbrechen. Aber das sind Selbstverständlichkeiten, die man heute ohnehin erwarten darf. Schade übrigens, dass man nicht mehr wie zuletzt zwischen japanischer und englischer Tonspur wechseln kann und dass die deutschen Untertitel sämtliche Umlaute einfach auslassen. Eine sinnvolle Änderung sind hingegen die neuen Reaktionsspiele, wenn einer der besonderen Gegner (Amuro z.B.) im selben Moment 

Spannende Lichtschwert-Duelle dank Reaktionsspielchen.
die Lichtklinge schwingt wie ich: Dann erscheinen mehrere Tasten sowie ein knappes Zeitlimit und wenn ich schnell die richtige Kombination drücke, schlage ich den Kontrahenten zurück - andernfalls muss ich den Hieb einstecken. Das ist zwar nur eine kleine Dreingabe, erinnert aber wohltuend an das Klingenkreuzen alter Musketier-Verfilmungen.

Der Weltraum, unendliche Plattformen!

Und der Rest? Der Rest ist eben altbekannt: Ich prügele mich an relativ großen, dafür furchtbar detailarmen Schauplätzen mit den Mechs gegnerischer Parteien und nehme kleine Gebiete ein, wenn ich den Großteil der dort stationierten Mobile Suits verschrottet habe. Oft genug stehen mir dabei Wachen oder die an der Handlung beteiligten Figuren im Weg, um der Massenschlacht zumindest einen Hauch von Taktik zu entlocken. Apropos: Ich bin enttäuscht, dass man mit den Standardmodellen immer noch nur eine Hand voll Kombos ausführen kann. Wenn ich schon auf einer inhaltlich flachen Bühne um einfältige Blechbüchsen tänzeln muss, will ich das wenigstens mit Stil tun! Gelegentliche Boni für Verteidigung, Angriff oder Boost täuschen zwar Abwechslung vor - mit mäßigem Erfolg. Viele Einsätze spielen zudem im offenen Weltall. Dort wirkt es aber unfreiwillig albern, dass die unendlichen Weiten auf dieselben zweidimensionalen Plattformen reduziert werden, auf denen auch der Kampf am Boden stattfindet...

Mein Ziel ist jedenfalls meist die Zerstörung eines bestimmten Mobile Suits oder die Verteidigung eines bestimmten Sektors - das zieht sich durchs gesamte Spiel. Und mehr gibt es zum Inhalt denn auch nicht zu erklären. Die Umgebung wirkt starr, wegen der wenigen und vor allem detailarmen Objekte erhält man nie ein echtes Gefühl für die gigantische Höhe der Mechs und einige matschige Oberflächen scheint Koei noch heute aus den PS2-Vorgängern zu recyceln. Immerhin spiegeln die Kampfmaschinen den Comiclook der Animes wider, bei Treffern funkeln etliche farbenfrohe Effekte und bis auf die spät auftauchenden Objekte wirkt Gundam 2 zumindest technisch sauber. Der schrullige Gitarren-Rock rutscht zwar  eher früh als spät ins Eintönige ab, aber ich hatte nichts anderes erwartet.

Siehste mal! Oder?

Die Kamera fängt das Geschehen zwar nicht immer optimal ein, aber wenn sie es tut, zeigt sie farbenfrohe Effekte.

Unangenehmer fällt die Kamera ins Gewicht, denn auf der einen Seite richtet sich der Blickwinkel in bestimmten Situationen z.B. selbst aus, so dass ich z.B. kaum einen Gegner im Blick behalten kann, von dem ich mich gerade mit einem Boost entferne. Auf der anderen Seite "zielt" die Perspektive aber nicht auf den Kontrahenten, den ich gerade bekämpfe, so dass viel Handarbeit gefragt ist. Hier hätten die Entwickler etwas mehr Sorgfalt walten lassen sollen, denn die Mischung wirkt unausgeglichen. Besonders in den Mehrspieler-Gefechten fällt zudem ins Gewicht, dass die Kamera stets das Geschehen direkt vor meinem Mech zeigt. So sehe ich aber nicht, was sich im Hintergrund abspielt - gerade das ist aber wichtig, wenn ich mit drei weiteren menschlichen Mobile Suit-Piloten darum kämpfe, so schnell wie möglich eine bestimmte Punktzahl zu erreichen.

Wer hier z.B. am schnellsten und möglichst ungestört zahlreiche KI-Blechbüchsen erledigt, geht als Sieger aus dem Gefecht hervor. In den anderen beiden Mehrspieler-Varianten spielen die Blechbüchsen hingegen keine Rolle. Stattdessen geht es darum, das direkte Duell zu überleben. Ob man in einem Modus als Jäger das feindliche Team jagt, während das gejagte Team möglichst lange überleben muss oder ob man in einem dritten Modus mit sehr wenig Lebensenergie zum Duell antritt, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Für alle drei Varianten gibt es übrigens auch eine Splitscreen-Variante für zwei Kumpels - die Steuerung der anderen beiden Mechs übernimmt das Spiel. Alles in allem sind die banalen Prügeleien in den recht kleinen Arealen allerdings nicht mehr als eine Ablenkung für ein paar Minuten. Lediglich das gemeinsame Erleben des Offiziellen Modus' auf dem geteiltem Bildschirm ist eine gelungene Dreingabe für das gemeinschaftliche Mech-ern.         

Fazit

Vielleicht muss man ja einfach in der richtigen Stimmung sein, um den zweiten Dynasty Warriors-Ableger zu genießen. Vielleicht hat Koei aber auch an den richtigen Schrauben gedreht... Auf jeden Fall hätte mit etwas mehr Liebe zum Detail sogar ein gutes Spiel aus der Gundam-Fortsetzung werden können: Die Action geht etwas lockerer von der Hand und die umfangreiche Karriere ist auf einem einfachen Niveau ungemein motivierend. Vor allem die zahlreichen Missionen und das Aufrüsten der Mobile Suits - von deren schierer Anzahl ganz zu schweigen - hebt Gundam 2 von seinem Vorgänger ab. Doch insgesamt tut sich auch diesmal einfach zu wenig, als dass sich die Serie endlich über das allzu gewöhnliche Mittelmaß hinaus strecken könnte. Dazu verlaufen die Kämpfe immer noch allzu eintönig, Kulissen und Akteure wirken trotz einiger gelungener Effekte leblos und die banale Mehrspieler-Action ist kaum der Rede wert. Keine Frage: Ich liebe es, Dutzende Blöd-Robos zu verhacksäbeln! Aber das allein kann doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Ich möchte z.B. gerne mal eine gut erzählte Space Opera erleben. Der Missionsmodus ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung - aber jetzt muss das Spiel auch endlich laufen lernen!

Pro

umfangreicher Missionsmodus
Offizieller Modus erzählt Anime-Gundam nach
unterschiedliche Aufgabenstellungen...
ungemein motivierender Kloppmist
etliche Mechs & zahlreiche Charaktere
trotz flüssiger, verbesserter Steuerung...
Offizieller Modus jederzeit kooperativ spielbar
Reaktionsspiele bringen etwas Abwechslung in Mech-Duelle

Kontra

<P>
kaum taktische/spielerische Finessen
wenig Kombo-Möglichkeiten-&nbsp;... die sich letztlich aber kaum unterscheiden
zweidimensionale Weltraumschlachten wirken lächerlich
belangloser Mehrspieler-Varianten-&nbsp;... unhandliche, teils unübersichtliche Kamera
kleine Multiplayer-Areale
einige matschige Oberflächen, wenig Details
stichpunktartig abgearbeitete, pathetische Handlung
Gegner-Intelligenz kaum vorhanden</P>

Wertung

360

Effektvolle Massenschlachten und eine umfangreiche Karriere - im Kern bleibt Dynasty Warriors aber ganz das alte.

PlayStation3

Effektvolle Massenschlachten und eine umfangreiche Karriere - im Kern bleibt Dynasty Warriors aber ganz das alte.

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