Dynasty Warriors: Strikeforce05.03.2010, Mathias Oertel
Dynasty Warriors: Strikeforce

Im Test:

Wie oft hat man eigentlich schon die "Rebellion der gelben Turbane" nieder geschlagen? Gefühlte zwei Millionen Mal? Egal. Doch ebensowenig wie Koei an der Story der Dynasty Warriors-Serie feilte, wurde die Spielmechanik verändert. Massenschlachten, einfach zugängliche Kombos, Hack & Slay in seiner puren Form. Doch vor gut einem Jahr kam Strikeforce für die PSP und konnte mit unerwarteten Verbesserungen punkten. Bleibt der gute Eindruck auch in den jetzt erhältlichen 360- und PS3-Versionen erhalten?

Massenschlachten im Mittelmaß

Es gibt Spieleserien, die es partout nicht schaffen, dem Ruf des Mittelmaßes zu entfliehen. Koeis Dynasty Warriors gehören zweifellos in diese Kategorie. Was vielleicht auch daran liegen mag, dass die größte mechanische Änderung bereits von Teil 1, seinerzeit ein waschechter Prügler, der Namcos Tekken auf der PSone herausfordern wollte, hin zu Teil 2 auf einem neuen System (PlayStation 2) stattgefunden hat. Seitdem hielt man an den einfachen Kombo-Mechaniken und dem Kampf eines einzelnen Helden gegen Hunderte und Tausende auf einen einstürmende Klongegner fest. Die Samurai Warriors verlegten das Spielprinzip nach Japan, die Orochi-Krieger brachten Team-Aspekte hinzu und vermischten beide Serien. Und die "Empires"-Ableger versuchten, taktische Elemente einzubringen, doch unter dem Strich spielten sich sämtliche "Warriors"

Massenkeilereien mit ansehnlichen Effekten in zumeist weniger ansehnlichen Kulissen: So kennt, liebt und hasst man die Dynasty Warriors-Serie.
sehr ähnlich. Eine weitere Gemeinsamkeit war die im Bestfall durchschnittliche Technik, die mit Dynasty Warriors 6 zu spät auf einen aktuellen HD- Stand gebracht wurde.

Selbst wenn es immer wieder kleine Änderungen gab, die von den vorrangig in fernöstlichen Gefilden ansässigen Fans wohlwollend aufgenommen wurden, schien die Reihe still zu stehen. Dieser Eindruck wird sich auch nicht beim jüngst erschienenen Dynasty Warriors Strikeforce (DWS) ändern, denn obwohl die altchinesischen Recken mittlerweile mit einigen (zumindest für die Serie) frischen Mechaniken für neue Motivation sorgen, weht über allem der Hauch einer Portierung. Denn Strikeforce nahm seine Anfänge vor gut einem Jahr auf der PSP.

Der Charme eines Upgrades

Das merkt man nicht nur der kargen Menüführung an, die außer Optionen, "New Game" sowie "Continue" nichts anzubieten hat. Es gibt keinerlei Datenbank bzw. Enzyklopädie wie in älteren Ablegern, oder gar gesonderte, vielleicht sogar exklusive Modi.

Ähnlich spartanisch ist man bei der technischen Umsetzung vorgegangen: Man hat zwar die Textur- und Effektqualität von PSP- an HD-Verhältnisse angepasst, aber Optimierung sieht anders aus. Nicht nur, dass gewisse Spielmechaniken, wie sie mit DW6 eingeführt wurden (z.B. das Erklettern von Leitern) erfolglos gesucht werden -obwohl überall Leitern herumstehen-, auch der Hochglanz-Look, der den bislang letzten Ableger ausgezeichnet hat, ist mit der Nutzung der alten Engine (ich vermute DW 5) kein Thema mehr - von gewissem Texturflimmern oder Problemen mit Schattenwürfen ganz zu schweigen.

Darüberhinaus gibt es Klonkrieger im Dutzend billiger zu bestaunen und in einigen Momenten gerät die Engine trotz kleiner, immer wieder nachzuladender Areale (ein weiteres offensichtliches  Überbleibsel des PSP-Ursprungs) ins Stocken - sowohl auf PlayStation 3 als auch auf Xbox 360. Zusammen mit den Kameraproblemen, einer sprunghaften Zielerfassung sowie einem Hang zu schwachen Umgebungstexturen erinnert die Kulisse an vergessen geglaubte Technik der Dynasty Warriors-Vergangenheit. 

Die Zukunft der Warriors

Allen Unkenrufen und allen harten Widerworten der Kollegen trotzend, die nicht einmal mehr bemitleidend, sondern eher

Mit On- oder Offline-Freunden sind diese Schmusekatzen leichter zu zähmen...
spottend einen kurzen Blick auf den Bildschirm geworfen haben, bevor sie das Weite suchten, übt Strikeforce allerdings nach den ersten spröden Gehversuchen mittlerweile eine größere Faszination auf mich aus als die letzten Ableger.

Was nicht an der kaum veränderten Kombo-Mechanik liegt, mit der man seine Gegner reihum wahlweise mit Waffen- oder Musoueinsatz  (Magie) plättet. Auch nicht an den Geschichten der drei Clans, die man als Fan der Serie schon zig Mal gelesen oder gehört hat.

Es ist vielmehr das Umfeld, das seinerzeit auch schon auf der PSP frischen Wind in eine mehr und mehr in die Gleichgültigkeit abdriftende Hack&Slay-Form bringen konnte. Denn auch wenn man sich im Kern sofort wie zu Hause fühlt, gibt es genug unverbrauchte Elemente.

Verbeugung vor dem Westen

Wobei der Begriff "Unverbraucht" natürlich relativ ist. Denn das Prinzip ist einfach und wird seit geraumer Zeit reihum von Titeln angefangen bei Baldur's Gate Dark Alliance bis hin zu Sacred 2 erfolgreich praktiziert: Jagen,  Sammeln und Charakter-Aufstieg. Für die Dynasty Warriors-Serie, die in ihrer über zehnjährigen Geschichte bislang mit nur rudimentären Anleihen dieser Elemente auskam, ist dies jedoch ein neuer, erfrischender Ansatz, der Hoffnung auf eine bessere Zukunft macht.

      

Insgesamt gut 200 auf Massenkeilereien und Bosskämpfe ausgelegteMissionen warten auf fleißige Krieger, wobei Fans, die die PSP-Version bereits bewältigt haben, auf über 40 neue Aufgaben, neue Figuren und weitere neue Inhalte treffen.

Getötete Gegner können Rohstoffe in verschiedenen Kategorien hinterlassen, manche seltene Materialien gibt es nur bei Bossen oder am Ende einer erfolgreichen Mission. Und wer die meist kleinen Abschnitte akribisch durchsucht, wird nicht nur Körbe mit entweder die Musou- oder Lebensleiste wieder aufladenden Stoffen entdecken, sondern auch die eine oder andere Kiste mit Materialien.

Die Kampfmechanik ist eingäng, aber letztlich auch limitiert.
Diese Materialien in jeglicher Form schließlich sind neben harter Währung das A und O in der Strikeforce-Welt. In den Stützpunkten gibt es allerlei Annehmlichkeiten wie einen Shop für Heilmittel und andere Salben etc., einen Schmied, eine Akademie usw. Und überall braucht man Rohstoffe und/oder Geld, wenn man einen Nutzen aus dem Angebot und der damit verbundenen Personalisierung sowie Aufwertung der eigenen Figur schlagen will. Man kann Waffen schmieden lassen, diese verstärken und schließlich sogar mit Elementarzaubern wie Feuer, Gift etc. versehen. Wer möchte, kann auch besondere Fähigkeiten wie einen Doppelsprung oder die Fähigkeit des schnelleren Laufens oder gar temporäres Schweben lernen - natürlich kann man auch wie in "House of Flying Daggers" oder anderen einschlägigen Filmen in der Luft kämpfen, wenngleich man niemals die Dynamik der Filmchoreografien nacherleben kann!

Mit diesen einfachen Mitteln nimmt man sogar das so genannte "Grinden" in Kauf, also den nochmaligen Abstecher in bereits bewältigte Abschnitte;  sei es nun, um Erfahrung zu sammeln oder mit etwas Glück das letzte Materialstückchen zu bekommen, das man für die Waffe seiner Träume benötigt und das auch nicht so einfach an der Börse zu ertauschen ist.

Meine Stadt, meine Figur, meine Entscheidung

Zwar kann man sich keine eigene Figur wie in DW6 erstellen, doch abseits dieser Einschränkung hat man viele Möglichkeiten, seinen Charakter und seine Spielweise zu personalisieren. Man kann seine Figur mit jeder der vorhandenen Primär- und Sekundärwaffen ausrüsten - selbst, wenn die Grundfähigkeiten der Figur dafür nicht geeignet scheinen. Kompensieren lässt sich vieles durch den geschickten Einsatz von Gegenständen und dem vorausschauenden Nutzen der Schmied-Fähigkeiten. In diesem Zusammenhang raten wir, in jedem Fall einen reinrassigen Bogen dabei zu haben. Denn zum einen sind fliegende Gegner mit Nahkampfwaffen trotz einer passablen Zielfixierung unheimlich schwer aus der Höhe zu pflücken. Und zum anderen kann man sich das Balancing zu Nutze machen, dass den Bogen im Vergleich zu anderen Waffen leicht übervorteilt.

Übrigens finden sich immer wieder neue Figuren in der Stadt, die nicht nur zu einem unbedeutenden Plausch bereit sind, sondern auch ihre Visitenkarte hinterlassen - im wahrsten Sinne des Wortes. Diese "Offizierskarten" können quasi für Stadtentwicklung eingesetzt werden und sorgen dafür, dass  im Lauf der Zeit die zur Verfügung stehenden Annehmlichkeiten eine neue Stufe erreichen und damit potentere Ergebnisse wie schlagkräftigere Waffen oder bessere Heilmittel abliefern können.

Zusätzlich kann man im spartanischen Taktikbildschirm vor jeder Schlacht diese Karten den einzelnen Gebieten zuordnen. Hat man entsprechende Offizier-Kombinationen parat, kann man Sondereffekte auslösen, die beim Betreten des entsprechenden Areals aktiviert werden und z.B. die Defensivfähigkeiten der Bosse senken. Allerdings wird man wie bei vielen der Mechaniken sehr häufig allein gelassen und muss herum probieren, ohne dass man weiß, was letztlich bewirkt wird.

Und wer bei der einen oder anderen Mission Probleme hat und nicht auf Teufel komm raus grinden will, bis entweder genügend Rohstoffe oder Charakterstufen angesammelt wurden, um das Gefecht gegen die sich nach wie vor nicht mit ausgeklügelter Taktik oder Intelligenz auszeichnenden Feinde gewinnen zu können, greift auf den Schrein zu. Hier kann man nicht nur die Figur wechseln, mit der man auf Schlachtfeld zieht, sondern auch bis zu drei weitere Kämpfer in sein Team aufnehmen. Dass diese ebenfalls wie die Hauptfigur neue Erfahrungsstufen erreichen, ausgerüstet und den eigenen Spielvorlieben angepasst werden können, ist vor allem für die DW-Serie keine Selbstverständlichkeit und sorgt für zusätzliche Motivation.

In der Stadt gibt es nicht nur Knuddelviecher (nein, dies ist nicht der Kung Fu Panda), sondern vor allem zahlreiche Shops und Werkstätten, bei denen man seine Ausrüstung verbessern kann.
Denn durch die zusätzlichen Kräfte auf dem Schlachtfeld wird nicht nur die Verhältnis-Waagschale in die eigene Richtung verschoben. Bei aller Hektik, die durch die zusätzlichen Kämpfer auftaucht, gibt es natürlich auch zusätzliche Effekte und Sonderattacken. Allerdings kann man während der Gefechte nicht zwischen den einzelnen Figuren wechseln. Dafür aber kann man ihnen rudimentäre Befehle geben, die einem das Leben erleichtern, wenn man seinen Kameraden z.B. den Auftrag gibt, sich entweder auf die feindlichen Offiziere oder stationäre Waffen wie Ballisten zu kümmern.

Der Online-Faktor

Die PSP hat es (mit Einschränkungen) vorgemacht und endlich gehen auch die Dynasty Warriors komplett online - und das mit einem nahezu fließenden Übergang ohne großartige Ladezeit. Allerdings bezahlt man die Möglichkeit, mit insgesamt vier menschlichen Mitstreitern ins Gefecht ziehen oder Offiziere tauschen zu können, mit dem kompletten Wegfall eines lokalen Splitscreen-Koop- oder -Versus-Modus.

Das wäre auch zu verschmerzen, wenn es nicht immer wieder auf beiden Systemen zu Problemen mit dem Netzcode oder der Engine kommen würde. Immer wieder gibt es unerwartete Verbindungsabbrüche und angesichts der bereits offline nicht immer sauber laufenden Engine verwundert es nicht, dass die Geschwindigkeitseinbrüche online in seltenen Fällen sogar ins Unerträgliche abwandern. Das ist sehr schade, da genug Potenzial für kurzweilige Vier-Spieler-Hack&Slay-Ausflüge vorhanden ist, das allerdings wie viele andere Bereiche des Spiels nur ansatzweise ausgeschöpft wird.   

Fazit

Bereits auf der PSP konnte der Strikeforce-Einsatz der Dynasty Warrios vor gut einem Jahr überraschen. Und die offensichtlich dem westlichen Hack&Slay entliehenen Ansätze des "Jagens & Sammelns" sorgen zusammen mit einem gelungenen Crafting-System sowie einer umfangreichen Charakter-Anpassung sowie passablen Rollenspielelementen auch auf PlayStation 3 oder Xbox 360 für Motivation. Denn hier kommen dank der zahlreichen Ergänzungen im Umfeld sowohl Serienkenner als auch Einsteiger auf ihre Kosten. Auf dem Schlachtfeld gehen die Veränderungen nicht ganz so weit, dass sie für ein neues Spielgefühl sorgen, doch Hack & Slay aus dem Hause Koei hat mir schon lange nicht mehr so viel Spaß gemacht. Der hätte aber ungleich höher ausfallen können, wenn man den Titel sauber von der PSP auf die HD-Konsolen portiert hätte: Engine-Probleme oder unsauberer Netzcode, der den konzeptionell gelungenen Online-Modus für bis zu vier Spieler torpediert, sind ein vollkommen unnötiges Übel.  Schwächen im Texturdetail, Probleme mit Kamera oder Zielerfassung sind teilweise schon auf der PSP ein Problem gewesen und wurden offensichtlich nicht behoben. Das ist bedauerlich, da Strikeforce das Zeug gehabt hätte, die Serie samt aller Variationen aus der Freak-Schublade herauszuholen und einem breiteren Publikum schmackhaft zu machen. Das muss allerdings in dieser Form einen großen Toleranzbereich haben, um die Vorzüge schätzen zu wissen, die sich hinter den technischen Mankos verbergen.

Pro

eingängige Kampfmechanik...
kooperative Online-Modus für bis zu vier Spieler...
hunderte Missionen
gute Zielfixierung...
dutzende Kämpfer
gut umgesetztes Crafting-System
aufwändige Effekte und Spezialangriffe
Befehle für Offline-Kameraden
umfangreiches Waffenarsenal
motivierende Rohstoffjagd

Kontra

- ... die allerdings schnell ihre Grenzen erreicht- ... der vom unsauberen Netzcode unnötig getrübt wird
Klongegner- ... die aber im Detail hakelige Schwächen zeigt
schwache KI
technisch mit Macken
häufiges Nachladen
Kamera-Probleme

Wertung

360

Inhaltlich einer der motivierendsten Dynasty Warriors-Titel. Die spröde Technik verhindert den Aufstieg in höhere Regionen.

PlayStation3

So motivierend waren die Dynasty Warriors schon lange nicht mehr. So technisch altbacken auch nicht...

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