Final Fantasy: Crystal Chronicles - Echoes of Time09.04.2009, Jens Bischoff
Final Fantasy: Crystal Chronicles - Echoes of Time

Im Test:

Mit Echoes of Time, dem neuesten Ableger der Final Fantasy Crystal Chronicles-Saga, können sich DS- und Wii-Besitzer erstmals gemeinsam in ein Abenteuer stürzen. Für Konsolenspieler ist dieser Luxus allerdings mit erheblichen Zugeständnissen verbunden. Gibt es dafür einen entsprechenden Ausgleich oder kommen lediglich Handheld-Spieler voll auf ihre Kosten?

Vom Hinterwäldler zum Weltenretter

Zum 16. Geburtstag müssen sich die Bewohner eines kleinen Walddorfs einer Mutprobe unterziehen, um in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen zu werden. Auch der namenlose Held des Spiels,

Video: Der Trailer vergleicht in groben Zügen den Spielablauf auf Handheld und Konsole.den man aus vier Charakterklassen selbst wählen darf, muss sich dieser Prüfung stellen. Nach seiner Rückkehr wird allerdings nicht gefeiert, sondern getrauert, da eine Freundin plötzlich von einer Krankheit befallen wird, für die es im Dorf kein Gegenmittel gibt.

Vielleicht gibt es Hilfe in der nächsten Stadt, doch die Regeln des Dorfes erlauben es nur wenigen, den schützenden Wald überhaupt zu verlassen. Dem Held ist dies natürlich egal, und so macht er sich allein auf den Weg, das Mädchen zu retten. Und siehe da, in der Stadt findet er nicht nur ein Gegenmittel, sondern auch ein paar Gefährten, mit denen er sich schon bald einer weit größeren Bedrohung gegenüber sieht...

Teamwork mit Hindernissen

Diesem Abenteuer kann man sich entweder allein als auch mit bis zu drei KI-Mitstreitern oder Freunden stellen. Letzteres ist natürlich am unterhaltsamsten, auch wenn die Story-Fortschritte nur beim Gastgeber einer Partie festgehalten werden. Dafür kann man aber auch auf die Hilfe von Spielern zurückgreifen, die schon viel weiter und stärker sind, was aber auch dazu führen kann, dass man sich selbst völlig unnütz vorkommt. Wirklich frustrierend wird es aber erst, wenn man als Gast unterwegs ist und plötzlich in einer Partie landet, die wesentlich weiter ist als man selbst, so dass man fast bei jedem Feindkontakt das Zeitliche segnet.

Ein vernünftiges Matchmaking gibt es nämlich nicht. Zwar ist es löblich, dass man erstmals nicht nur mit anderen DS-Spielern, sondern auch mit Wii-Besitzern zusammen spielen kann, aber passende Mitspieler außerhalb des eigenen Freundeskreises zu finden, ist reine Glückssache. Man kann lediglich aussuchen, ob man Host oder Gast sein will und ob man mit Einheimischen oder Spielern aus der ganzen Welt losziehen möchte. Kommunizieren kann man lediglich über vorgefertigte Floskeln, die für jeden Spieler in seiner Sprache angezeigt werden. Voice-Chat ist komplett tabu und Textchat via umständlicher Software-Tastatur nur unter Freunden erlaubt.

Handheld-Spieler bevorzugt

Sinnvolle Absprachen sind eigentlich nur unter Spielern möglich,  die sich im selben Raum befinden oder nebenher am Computer oder per Telefonkonferenz miteinander verbunden sind. Dabei wäre doch sowohl auf DS als auch Wii direkte Sprachübertragung möglich gewesen.

Die Darstellung auf dem Fernseher ist alles andere als optimal - vor allem auf kleinen Geräten (Wii).
Wii-Spieler müssen aber noch ganz andere Einschränkungen über sich ergehen lassen. Da Echoes of Time eigentlich ein DS-Spiel ist, wird es auf der Konsole lediglich emuliert und das sieht man dem Titel leider deutlich an: Die Grafik wirkt wie ein schlechter Scherz, die Soundkulisse ist trotz hörenswerter Kompositionen äußerst bescheiden und die Bildschirmnutzung eine Zumutung. Ein großer Teil der Mattscheibe bleibt völlig ungenutzt, während in zwei kleinen Fenstern der Dualscreen des DS simuliert wird.

Allerdings ist das Ergebnis sehr ernüchternd, da man auf den kleinen Fenstern kaum etwas erkennt. Man kann zwar jedes Fenster mehrfach vergrößern, das andere wird im Gegenzug aber immer kleiner, wodurch man dort am Ende überhaupt nichts mehr sieht. Vor allem Besitzer kleinerer TV-Geräte werden beim Hin und Herzoomen schnell verzweifeln oder sich eine Lupe zulegen müssen. Die allgemeine Bedienung via Remote und Nunchuk klappt zwar ganz gut, aber auch hier genießen DS-Spieler dank Touchscreen-Unterstützung den besseren Komfort.        

Solo pfui, gemeinsam hui

Etwas umständlich wird es nur, wenn man alleine mit KI-Gefährten in den Kampf zieht. Auf diese kann man sich nämlich trotz grob zuteilbarer Verhaltensmuster nicht wirklich verlassen und muss daher immer wieder den Charakter wechseln und selbst zur Tat schreiten.

Der Onlineservice krankt an dürftigem Matchmaking und lästigen Chat-Einschränkungen (DS).
Vor allem bei magischen Teamangriffen sehnt man sich rasch nach menschlichen Verbündeten, da das originelle Stapeln von Zaubern, um besonders mächtige Magie zu wirken, alleine sehr umständlich und zeitraubend ist.  Bei Missionen machen die KI-Begleiter sogar komplett Pause und manche Aufträge bleiben Solisten gänzlich verwehrt.

Echoes of Time funktioniert zwar auch allein, entfaltet aber erst in geselliger Runde sein ganzes Potential. Dabei ist das Grundgerüst eigentlich sehr konventionell, fast schon altbacken: Man zieht von Dungeon zu Dungeon, plättet Monster, sammelt Erfahrung und Beutestücke, um seine Ausrüstung und Fertigkeiten zu verbessern, löst clever eingeflochtene Umgebungsrätsel und bestreitet unterhaltsame Bosskämpfe.

Löblich ist auch, dass neue Waffen und Rüstungen nicht nur die Attribute verbessern, sondern auch das Erscheinungsbild ändern und durch häufiges Benutzen nochmals effektiver werden. In der Stadt kann man seine Ausrüstung sogar individuell modifizieren, aus gesammelten Materialien neue Objekte schmieden, nicht benötigte Gegenstände einlagern oder zerlegen, neue Mitstreiter rekrutieren, sich an einer Vielzahl von Koop- und Vs-Missionen versuchen oder sein Glück bei Rubbellosen auf die Probe stellen.

Das geht noch besser!

Die Rahmenhandlung plätschert währenddessen eher belanglos vor sich hin, die Charaktere bleiben trotz gelegentlicher englischer Sprachausgabe vorwiegend blass und uninteressant und das Leveldesign im kantigen Raum-um-Raum-Baukastenstil haut auch keinen vom Hocker. Zudem mangelt es der schrägen 3D-Darstellung oft an Übersichtlichkeit, so dass man sich gerade bei Sprungpassagen immer wieder verschätzt und in irgendwelche Abgründe stürzt. Tödlich sind diese zum Glück nicht, aber die nicht justierbare Kamera kostet trotzdem unnötig Zeit und Nerven.

Liebevolle Level-Interaktionen wie einfrierbare Seen, greifbare Gegner sowie vertrackte Schalter- und Zauberrätsel schaffen es aber immer wieder, einen versöhnlich zu stimmen. Vor allem das Bewältigen von Gegnern und Hindernissen im Team macht immer wieder Laune. Um in Award-Regionen vorzudringen, hätte man sich aber einfach mehr Gedanken um Spielübersicht, Story-Präsentation, Charakterdesign und Online-Funktionalität machen müssen - von der enttäuschenden Wii-Adaption ganz zu schwiegen...          

Fazit

Echoes of Time spinnt das aus Ring of Fates bekannte Spielprinzip gekonnt weiter. Vor allem der Mehrspielermodus wurde erheblich ausgebaut. Neben zahlreichen Missionen darf nun endlich auch das Hauptabenteuer gemeinsam angegangen werden und das nicht nur mit anderen DS-Besitzern, sondern auch mit Wii-Spielern! Das Matchmaking ist jedoch sehr dürftig, das Chatten ziemlich umständlich und inhaltliche Fortschritte werden nur dem Host gut geschrieben. Die nicht justierbare Kamera sorgt leider immer wieder für perspektivische Fehleinschätzungen, was besonders bei Sprungpassagen unnötig Nerven kostet. Zudem bleiben Story und Charaktere ziemlich blass, während Solisten inhaltliche Einschränkungen und umständliche Wechselspielchen über sich ergehen lassen müssen. In geselliger Runde wird man aber nach wie vor gut unterhalten. Zumindest auf dem DS, denn auf Wii zehren vorsintflutliche Präsentation und unübersichtliche Fenstertechnik spürbar am Spielspaß. Auf kleinen TV-Geräten ist Echoes of Time nahezu unspielbar. Die Bedienung ist zwar den Umständen entsprechend gelungen, Handheld-Spieler genießen dank Touchscreen-Unterstützung allerdings mehr Komfort. Wer wählen kann, sollte daher unbedingt zur DS-Fassung greifen. Am besten mit Mitspielern in direkter Umgebung, um sich ohne den sperrigen Ingame-Chat absprechen zu können. Wii-Spieler sollten hingegen lieber auf das konsolenfreundlichere Crystal Bearers warten.

Pro

spaßiges Multiplayer-Rollenspiel
nette Umgebungsrätsel
unterhaltsame Bossfights
originelle Teamzaubereien
reichhaltiges Missionsangebot
modifizier- & sichtbare Ausrüstung

Kontra

dürftiges Matchmaking
hakelige Sprungpassagen
vorsintflutliche Präsentation (Wii)
öder & unhandlicher Einzelspielermodus

Wertung

Wii

Simples, aber kurzweiliges Action-Rollenspiel, das technisch kräftig Federn lassen musste.

NDS

Unspekakulärer, aber in geselliger Runde recht kurzweiliger Ring of Fates-Nachfolger.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.