Im Test:
Angriff der Klon-Flitzer
Die Entwickler sind keine großen Experimente eingegangen: Wie im Vorbild rasen und rempeln bis zu vier Spieler im Splitscreen in kleinen, wendigen Karts um die Wette. Vieles wurde einfach kopiert: Die Bananen aus Mario Kart sind hier Bienenstöcke, statt Panzern huschen Fußbälle im Zickzack über die Fahrbahn und das Ufo bringt chancenlos zurückliegende Schlusslichter genau so verlässlich an die Spitze wie die große Kanonenkugel. Eine eigene Idee ist z.B. die wurffähige Eichel, welche auf der Stelle einen Baum aus dem Boden wachsen lässt. Eine der wenigen innovativen Waffen: Die Wurfeichel lässt blitzschnell einen Baum aus dem Asphalt wachsen.
Wii-Besitzer dürfen nur auf dem geteilten Bildschirm gegeneinander antreten. In der DS-Fassung gibt es immerhin einen sehr einfach gehaltenen Online-Modus ohne Leaderboards oder ähnliche Vergleichsmöglichkeiten. Leider dürfen ähnlich starke Gegner nicht in einer Rivalen-Liste gespeichert werden - stattdessen hantiert man mit den üblichen Freundes-Codes. Immerhin gibt es einen lokalen Duell-Modus für zwei Spieler mit nur einem Modul. Drei oder vier Spieler dürfen nur dann um die Wette rasen, wenn jeder ein eigenes Exemplar der DS-Fassung besitzt.
Einfacher als Dreirad fahren
Die Boliden besitzen ein extrem arcadelastiges Fahrverhalten - nur das Schliddern erfordert eine Spur mehr Feingefühl. Die Boost-Energie lässt sich hier übrigens nicht nur mit Drifts, sondern auch mit Remplern und Sprüngen aufladen.
Je nachdem, wie voll die Leiste ist, kann es sich lohnen, durch matschiges Terrain abzukürzen. Der Schlamm lässt sich dank der äußerst schlichten und kantigen Grafik allerdings kaum vom normalen Straßenbelag unterscheiden. Jetzt geht's rund: Erwischt euch ein Wirbelsturm, wird kurz darauf das komplette Bild auf den Kopf gestellt.
Durch geschickten Einsatz von Boost-Kombos und Waffen lässt sich zwar ein ordentlicher Vorteil erfahren - insgesamt fallen die weitläufigen Strecken aber reichlich bieder und uninspiriert aus. Die Pisten schlängeln sich durch die Pampa, über Bergpässe, am Strand entlang und über einfach gehaltene Gerüste im Stil von Future-Racern. Passend zum knuffigen, aber familienfreundlich braven Design der MySims-Serie erwarten den Spieler keine durchgeknallten Gags im Stil von Mad Dash Racing oder Pen Pen TriIcelon. Statt lustigen Sprüchen geben die aus der Serie bekannten MySims-Charaktere wie DJ Candy nur das typische Sim-Gebrabbel von sich.
Tuning in offener Welt
Erfreulich ist, dass dass der Einzelspielermodus, anders als Mario Kart Wii, mit einer kompletten Karriere aufwartet: Als aufstrebender Rookie soll ich mit guten Erbegnissen bekannte Fahrer in die verfallene Rennmetropole vergangener Tage locken. Wie in der Serie üblich, darf ich einige Dinge in der Spielwelt nach meinem Gusto verunstalten. Mein brabbelnder Sim bekommt zuerst einmal eine dicke Sonnenbrille und einen noch dickeren Afro verpasst. Auch meine drei unterschiedliche großen Karossen darf ich nach Herzenslust frisieren:
Nachdem ich es in kunterbunt-pschedelischen Hippie-Farben angestrichen habe, wird noch ein stilechter Totenkopf nebst brennender Kerze als Galionsfigur auf die Motorhaube gepappt. Das Heck dekoriere ich gemäß Rennfahrer-Feng-Shui mit einem knallroten Propeller. Trotz kleiner Sprünge und Rampen wirkt das Streckendesign nicht gerade einfallsreich.
Natürlich gibt es nicht nur bunten Unsinn, sondern auch leistungssteigernde Extras. Damit die junge Zielgruppe nicht mit einem dicken Fragezeichen über dem Kopf vor der virtuellen Garage sitzt, funktioniert das Aufmotzen ähnlich einfach wie im Quad-Raser Pure: Ein simples Balken-Diagramm zeigt an, wie sich ein neues Teil auf Attribute wie Beschleunigung, Endgeschwindigkeit, Gewicht und die Handhabung auswirkt. Bevor es montiert wird, wollen allerdings ein paar Voraussetzungen erfüllt sein: Zunächst einmal muss der Spieler einen Bauplan in einer Rennveranstaltung gewinnen oder ein verstecktes Exemplar auf einer der Abkürzungen entdecken. Außerdem müssen die für den Bau erforderlichen Zutaten - die Essenzen - herangeschafft werden.
Die Essenz des Rennsports
Die aus anderen MySims-Titeln bekannten Baustoffe fließen auf mein Konto, wenn ich einen Pokal in einem Rennen gewinne oder Gefälligkeiten für einen Stadtbewohner erledige. In der Wii-Fassung fahre ich dazu auf der Übersichtskarte zu einem
Nur in der DS-Fassung gibt's Online-Rennen - leider mit starken Ruckelanfällen. |
Die DS-Fassung wartet sogar mit einer frei befahrbaren Oberwelt auf, in der man von einem Bewohner zum nächsten düst. Leider wollten die Entwickler auch bei diesem MySims-Ableger nicht mit der hauseigenen Tradition brechen und haben wieder einmal die Handheld-Umsetzung in den Sand gesetzt: Die simplen Sammel-Aufgaben fallen deutlich langweiliger aus als in der Wii-Fassung und auch die anderen Herausforderungen wirken alles andere als ausgereift: Im Skate-Park muss der eigene Flitzer z.B. wie ein Skateboard über Rampen geprügelt werden. Dank der hakeligen Steuerung und der sich wild drehenden Kamera macht das Pseudo-Skaten aber ähnlich viel Spaß wie ein ausgerenktes Knie.
Online-Slideshow
Das größte Manko ist aber die schwache Technik der DS-Version: Schlimm genug, dass trotz der schlichten Kulissen überall Häuser und Bäume aus dem Nichts ploppen. Doch warum muss zusätzlich noch die Bildrate derart in die Knie gehen? In der Kampagne hält sich das Geruckel noch in Grenzen, aber in Online-Rennen sinkt die Bildrate auf geschätzte zehn Bilder pro Sekunde. Wenn man sich mit den tränenden Augen und der deutlich trägeren Steuerung arrangiert hat, kommen mitunter trotzdem lustige Rennen zustande. Doch warum sollte man sich damit abgeben, wenn die Action in Mario Kart DS und Könige der Wellen um Welten flüssiger abläuft?
Fazit
Schade - MySims Racing macht bei weitem nicht so viel Spaß wie es der Trailer verspricht. Dank der Bauplan- und Essenzen-Suche, dem einfachem Tuning und einer Karriere mit Oberwelt hat EAs Raser auf den ersten Blick sogar mehr zu bieten als Mario Kart Wii. Doch die vermeintliche Vielfalt nutzt wenig, wenn in den Herausforderungen kaum Spannung aufkommt. Wenn ihr das Spiel nicht gerade für den kleinen Bruder kauft oder selbst blutiger Anfänger seid, fahrt ihr Siege am Fließband ein. Okay, das Spiel richtet sich an sehr junge Zocker, aber ein alternativer Schwierigkeitsgrad muss drin sein. Ein weiteres Manko ist die Ideenlosigkeit auf der Piste: Die weitläufigen Strecken wirken zusammengeklatscht und der Großteil der Waffen ist vom Vorbild abgekupfert. MySims Racing besitzt aber auch Vorzüge: Die Figuren sind knuffig wie immer und im Editor lassen sich Charakter und Fahrzeuge auf mannigfaltige Weise verunstalten. Die Internet-Unterstützung fällt dagegen noch steinzeitlicher aus als in Mario Kart Wii: Die Version für Nintendos stationäre Konsole bleibt komplett offline und die sehr einfach gehaltenen DS-Matches leiden unter starkem Ruckeln, wodurch sogar die Steuerung träger wird. Und das, obwohl man die Kulissen bestenfalls als schlicht bezeichnen kann. Technisch liefert EA auch auf Wii eine schwache Vorstellung ab - vor allem im Vergleich zu den prächtigen Schlössern, die Shrek Smash n'Crash Racing noch vor zwei Jahren aus dem schwachen PS2-Grafikchip gezaubert hat. Falls ihr einen leichten Fun-Racer für den kleinen Bruder sucht oder Fan der Serie seid, könnt ihr zugreifen - alle anderen sollten lieber auf den anrollenden Overkill an Konkurrenztiteln warten.
Pro
Kontra
Wertung
Wii
Mario Kart-Klon mit interessanten Ideen aber wenig spannenden Rennen und karger Grafik.
NDS
Die DS-Version leidet unter langweiligen Sammel-Herausforderungen und starkem Ruckeln.
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