Test: Red Dead Redemption (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: Take-Two
Release:
21.05.2010
21.05.2010
17.08.2023
17.08.2023
kein Termin
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ab 13,39€
Spielinfo Bilder Videos
Rockstar könnte auch von der Yakuza -Serie lernen, denn in Tokio ziehe ich aus Zufallskämpfen und Minispielen, wie es sie ja auch im Wilden Westen gibt, nicht nur finanzielle, sondern vor allem spielerische Vorteile, weil ich durch Erfahrung neuen Fähigkeiten lerne oder vorhandene stärke. Abgesehen davon fordern mich in Japan die Könner eines Minispiels zu besonders schwierigen Partien heraus. In Yakuza wurde ich nie müde, mich mit Nebentätigkeiten zu beschäftigten - im Wilden Westen fehlt mir dafür auf Dauer der Anreiz.

»Nebensächlichkeiten«

Nicht zuletzt hätten sich die Entwickler auch Gedanken darum machen können, dass John seine Farm bewirtschaften oder per Telegram aus der Ferne verwalten könnte. Immerhin wird seine Familie jenseits von Zuhause festgehalten und der einzige Verbleibende ist ein Tunichtgut. Es sind ja bereits alle Elemente im Spiel vorhanden: Das Treiben von Kühen, das Einfangen von Pferden, es gibt sogar Büffel und die auf der Jagd gesammelten Felle, Federn und Innereien sowie Kräuter darf der Ranger verkaufen. Zusammen mit einer echten Geldnot hätte man den Spieler zwingen können, sich als Räuber durchzuschlagen, die Farm zu verwalten, sich mit Gefallen einen Nebenverdienst
Ein Rancher ohne Ranch: Spielerisch kommt John Marston nie dort an, wo er eigentlich hin will.
zu verschaffen oder einfach auf kleine Vorteile wie zusätzliche Waffen zu verzichten. Aber hier war ich stets sehr gut betucht unterwegs und alle wichtigen Waffen wurden mir zugeteilt, anstatt dass ich sie mir verdienen musste.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich habe etliche Stunden lang Rockstars Wildnis erforscht und einen Heidenspaß dabei gehabt! Es gibt so viel zu tun, dass allein die Abwechslung viel Boden gutmacht. Es kam aber auch der Moment, an dem ich die ersten drei Belohnungen für erlegte Tiere und gesammelte Kräuter eingestrichen hatte und feststellen musste: Spielerisch bringt auch das kaum etwas. Nur wenn es schwierig wäre, die richtigen Kräuter überhaupt aufzuspüren, hätte ich mich vielleicht über die Belohnung gefreut, mit der ich alle in der Umgebung befindlichen Gewächse doppelt so lange angezeigt bekomme... Wenn die Spielwelt schon mit so vielen »Nebensächlichkeiten« zum Leben erweckt wird, dann möchte ich aus diesen auch einen spürbaren Nutzen ziehen. Als Selbstzweck nutzt sich leider auch die schönste Wiederholung irgendwann ab.

Kleider machen Cowboys

Es gibt ja Anreize; ein großer war für mich z.B. das Sammeln verschiedener Outfits, mit denen Marston beim Pokern erst betrügen oder unter den Mitgliedern einer Gang untertauchen kann. Die Kleidungsstücke erhält er nämlich erst durch das Erledigen zahlreicher Aufgaben wie dem Erfüllen bestimmter Missionen, dem Lösen von Nebenmissionen oder dem Aufspüren versteckter Truhen. Den letzten Fetzen Stoff muss er schließlich beim Schneider kaufen. Hier wirkt die Welt plötzlich spielerisch fordernd - eigentlich weiß Rockstar also wie es geht!

Und genau das trifft auch auf den Missionsverlauf zu. Denn während sich John im ersten Akt noch in allen Spielweisen des Wilden Westens - Kühe treiben, Pferde aus einer brennenden Scheune retten, Pferderennen, Duellen und natürlich Schießereien - beweisen muss, beschränken sich Akt zwei und drei komplett auf den gewöhnlichen Schusswechsel. Erzählen diese Kapitel etwa vom (kreativen) Frust im Entwicklerstudio, von dem in den vergangenen Monaten die Rede war? Doch egal, warum: So mitreißend und so authentisch das Grenzland anfangs ist, so sehr dünnt es in Mexiko plötzlich aus und so lange dauert die Erholungsphase.    

Kommentare

No Cars Go schrieb am
Hab's nun nachgeholt. Nach dem dramaturgisch unterirdischen Einsteig stand ich schon kurz davor, das Spiel auf der Stelle wieder zu verkaufen, glücklicherweise rettet es sich im Verlauf ein wenig.
Das Spiel scheitert an seinen eigenen Ansprüchen, allen voran dem Anspruch, sich selbst so ernst zu nehmen; während man in GTA einfach mal seinen unernsten Ballerspaß in einer satirischen Welt haben darf, dokumentiert und bewertet RDR die Taten des Spielers in Form von Moral und Fame-Metern - spiele ich ein rücksichtsloses Arschloch, wird sich die Moral-Anzeige aber nicht im allergeringsten auf die Cutscenes auswirken, in denen Marston sich stets höflich und besonnen, teils sogar weise gegenüber Gutmeinenden beträgt.
Die große Spielwelt mit ihrer gigantischen Weitsicht ist (gerade für das Jahr 2010) atemberaubend schön, aber immer, wenn ich mich gerade mit meinem Pferd in der Atmosphäre verlieren möchte, kommt aus irgendeiner Ecke ein Algorithmus, der meint, er müsse mein unterstelltes ADHS mal wieder mit irgendeinem random event wie Banditen am Wegesrand usw. wegstupsen;
Kontakt mit Wasser über Lendenhöhe hinaus bedeutet den sofortigen Tod; manchmal fallen zwei Quests dramaturgisch so ungünstig auf demselben lokalen Fleck zusammen, dass eine Cutscene, in der Marston einen freundlichen Plausch hält, vor dem Hintergrund eines Dutzends Banditen stattfindet, die ihm gerade eigentlich den Kopf wegschießen wollen.
Ein anderes Mal werde ich von mehreren NPCs jäh auf offener Straße beschossen, ohne einen einzigen roten Blip auf der Minimap vorzufinden. Wehre ich mich, riskiere ich, dass die Polizei auf der Stelle mit einer ganzen Kavallerie nach mir fahndet, obwohl mir das Spiel im Laufe der Story an anderen Stellen weismachen will, dass die Polizei ihre Bürger nicht richtig schützen könne und unterbesetzt sei.
Innerhalb von Storymissionen kann ich alles und jeden über den Haufen schießen, ohne dass es jedwede moralische Konsequenz für mich hat. Außerhalb von Storymissionen...
johndoe1197293 schrieb am
Hatte bisher die PS3 Variante zu dem Game ausgeliehen und fand es sehr gut. Die relative durchschnittliche Grafik und die teilweise kellerigen FPS gingen mir aber auf die Nerven. Habe mir heute die GOTY Version für die Xbox geholt und freue mich schon nacher auf`s Zocken!
Shadow22 schrieb am
Ich habe es letzte Woche endlich mal gespielt! Aufgrund finanzieller und zeittechnischer Knappheit, habe ich es aufgrund des Tests erstmal liegen lassen.
Ich bin so froh, dass ich es gespielt habe! Was ein Wahnsinsspiel! Sicher, es ist nicht perfekt und teilweise kann man dei Kontrapunkte des Tests nachvollziehen. Das wird aber imo alles wieder ausgeglichen, durch die (über weite Strecken) sehr gute Story, den coolen Helden, die grandiose Kulisse und vor allem: dem Reiten. Rockstar hat die Bewegungen des Pferdes absolut toll hinbekommen und als ich meinen ersten Rappen gefangen hab, war das einfach ein geiles Gefühl.
Weltklasse Spiel und vor allem hat es mir viel besser gefallen als z.B. GTA IV, welches einfach überbewertet wurde.
Genauso wie Bayonetta - omg.
schrieb am