Test: Red Dead Redemption (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: Take-Two
Release:
21.05.2010
21.05.2010
17.08.2023
17.08.2023
kein Termin
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Schwammig, aber fair

Das tut dem Spiel schon deshalb nicht gut, weil gerade im ständigen Bleiregen deutlich wird, dass die Action aus der Schulterperspektive nicht so packend ist wie bei der Konkurrenz. Selbst das als Action-Adventure geborene Uncharted 2 hat hier die Nase vor, von echten Deckungs-Shootern ganz zu schweigen. Dass John mitunter hinter oder gar vor der falschen Deckung »Schutz« sucht, wäre z.B. schnell zum Ärgernis geworden - zum Glück kann er eine knifflige Stelle nach seinem Ableben von durchgehend
Shootout mit dem besten Kumpel: Bis zu 16 Gringos dürfen die offene Spielewelt online erkunden.
fair gesetzten Rücksetzpunkten noch einmal angehen. Und auch die ungenaue Steuerung steht ihm nicht gut: Anstatt sofort zu reagieren, »schwimmt« er oft auf der Stelle oder gegen einen Zaun, bevor er in die gewünschte Richtung läuft. Dass ihn seine Gegner zudem nicht bemerken, wenn er sie flankiert und sehr lange weiter auf Johns Verbündete schießen, anstatt sich der unmittelbaren Gefahr zuzuwenden, festigt leider den unzeitgemäßen Eindruck. Im Gegenzug ist es immerhin sehr befriedigend, wenn sich Marston taktische Vorteile verschafft, indem er das Lager eines per Kopfgeld gesuchten Banditen erst ungesehen umgeht, bevor er sich den Anführer aus einer klugen Position schnappt.

Aber dann fängt sich Red Dead Redemption plötzlich wieder! Ich werde kein Wort zu den Ereignissen im dritten und vierten Akt verlieren - wichtig ist, dass sich Rockstar zum Schluss plötzlich wieder bewusst macht, worauf es ankommt: starke Figuren, gefühlvolle Momente, ein abwechslungsreiches Spiel. Ihm gelingt zwar aber auch im Finale nicht der entscheidende Schritt von enormer Handlungsvielfalt zu spielerisch bedeutsamer Entscheidungsfreiheit, aber es macht noch einmal deutlich, dass es trotz aller Schwächen der derzeit stimmungsvollste und umfangreichste Western ist!

Die echte Online-Freiheit?

Immerhin: Die große Freiheit weht sogar durch die Online-Prärie. Im Freien Modus treffen sich nämlich bis zu 16 Spieler, duellieren sich oder schließen sich zu Banden zusammen, überfallen alleine oder als Gruppe Banditennester, erfüllen auch online Herausforderungen wie das Kräutersammeln oder die Jagd bestimmter Tiere und starten Einzel- sowie teambasierte Schusswechsel. Jeder Erfolg bringt Erfahrungspunkte - und mit jedem Stufenaufstieg erhalten Multiplayer-Cowboys und -girls Zugang zu neuen Charaktermodellen, Reittieren sowie zusätzlichen Waffen. Zwar kann man Schießeisen  und Pferde auch getöteten
Mit Sicherheit wird sich Rockstar der Probleme noch annehmen - die Xbox Live-Version des Online-Spiels leidet derzeit allerdings unter großen Problemen. So machen unverhoffte Verbindungsabbrüche manchen Ausflug in den Multiplayer-Western praktisch unmöglich.

Hoffentlich haben die Entwickler schnell eine Lösung dafür parat!
Gringos abnehmen bzw. einfach von der Weide stehlen - ein geklautes Pferd hat sich beim nächsten Start aber glatt wieder verdrückt und Rockstar: Der lahme Esel für Greenhorns ist wirklich ganz furchtbar gemein!

Ich habe es richtig genossen, in dieser großen Lobby herumzureiten und kleine Orte von Banditen zu befreien. Unterm Strich stehen dann aber doch jene gewöhnlichen Schusswechsel im Mittelpunkt, die an eingegrenzten Arealen der aus der freien Welt bekannten Siedlungen ausgetragen werden. Die Jagd nach dem Gold ist für mich die unterhaltsamste Variante: Es kommt einfach viel Schadenfreude auf, wenn man die auf der Karte verstreuten Goldbeutel sucht und zur markierten Kiste bringen muss. Einem armen Schlucker kurz vorm Ziel noch seine drei Säckchen abluchsen? Herrlich! Teamspiele starten hingegen mit einem brachialen Shootout, bei dem sich beide Parteien zunächst gegenüberstehen: Wer hat die stärksten Nerven und überlebt als einziger den Massen-Showdown? Eine gute Idee ist auch das Verschwinden der Markierung eines Gegners, sobald der sich nicht bewegt oder schießt. So muss man stets auf einen Hinterhalt gefasst sein und kann sich mit etwas Planung selbst in eine gute Position für einen hinterhältigen Abschuss bringen...    

Kommentare

No Cars Go schrieb am
Hab's nun nachgeholt. Nach dem dramaturgisch unterirdischen Einsteig stand ich schon kurz davor, das Spiel auf der Stelle wieder zu verkaufen, glücklicherweise rettet es sich im Verlauf ein wenig.
Das Spiel scheitert an seinen eigenen Ansprüchen, allen voran dem Anspruch, sich selbst so ernst zu nehmen; während man in GTA einfach mal seinen unernsten Ballerspaß in einer satirischen Welt haben darf, dokumentiert und bewertet RDR die Taten des Spielers in Form von Moral und Fame-Metern - spiele ich ein rücksichtsloses Arschloch, wird sich die Moral-Anzeige aber nicht im allergeringsten auf die Cutscenes auswirken, in denen Marston sich stets höflich und besonnen, teils sogar weise gegenüber Gutmeinenden beträgt.
Die große Spielwelt mit ihrer gigantischen Weitsicht ist (gerade für das Jahr 2010) atemberaubend schön, aber immer, wenn ich mich gerade mit meinem Pferd in der Atmosphäre verlieren möchte, kommt aus irgendeiner Ecke ein Algorithmus, der meint, er müsse mein unterstelltes ADHS mal wieder mit irgendeinem random event wie Banditen am Wegesrand usw. wegstupsen;
Kontakt mit Wasser über Lendenhöhe hinaus bedeutet den sofortigen Tod; manchmal fallen zwei Quests dramaturgisch so ungünstig auf demselben lokalen Fleck zusammen, dass eine Cutscene, in der Marston einen freundlichen Plausch hält, vor dem Hintergrund eines Dutzends Banditen stattfindet, die ihm gerade eigentlich den Kopf wegschießen wollen.
Ein anderes Mal werde ich von mehreren NPCs jäh auf offener Straße beschossen, ohne einen einzigen roten Blip auf der Minimap vorzufinden. Wehre ich mich, riskiere ich, dass die Polizei auf der Stelle mit einer ganzen Kavallerie nach mir fahndet, obwohl mir das Spiel im Laufe der Story an anderen Stellen weismachen will, dass die Polizei ihre Bürger nicht richtig schützen könne und unterbesetzt sei.
Innerhalb von Storymissionen kann ich alles und jeden über den Haufen schießen, ohne dass es jedwede moralische Konsequenz für mich hat. Außerhalb von Storymissionen...
johndoe1197293 schrieb am
Hatte bisher die PS3 Variante zu dem Game ausgeliehen und fand es sehr gut. Die relative durchschnittliche Grafik und die teilweise kellerigen FPS gingen mir aber auf die Nerven. Habe mir heute die GOTY Version für die Xbox geholt und freue mich schon nacher auf`s Zocken!
Shadow22 schrieb am
Ich habe es letzte Woche endlich mal gespielt! Aufgrund finanzieller und zeittechnischer Knappheit, habe ich es aufgrund des Tests erstmal liegen lassen.
Ich bin so froh, dass ich es gespielt habe! Was ein Wahnsinsspiel! Sicher, es ist nicht perfekt und teilweise kann man dei Kontrapunkte des Tests nachvollziehen. Das wird aber imo alles wieder ausgeglichen, durch die (über weite Strecken) sehr gute Story, den coolen Helden, die grandiose Kulisse und vor allem: dem Reiten. Rockstar hat die Bewegungen des Pferdes absolut toll hinbekommen und als ich meinen ersten Rappen gefangen hab, war das einfach ein geiles Gefühl.
Weltklasse Spiel und vor allem hat es mir viel besser gefallen als z.B. GTA IV, welches einfach überbewertet wurde.
Genauso wie Bayonetta - omg.
schrieb am