Test: Alice: Madness Returns (Action-Adventure)

von Paul Kautz



Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
16.06.2011
2011
16.06.2011
Spielinfo Bilder  
Tod durch Steckenpferd!

Das abgefahrene Artdesign des Spiels ist seine größte Stärke: Die fünf langen Kapitel sind höchst abwechslungsreich und teilweise sehr inspiriert gestaltet.
Das abgefahrene Artdesign des Spiels ist seine größte Stärke: Die fünf langen Kapitel sind höchst abwechslungsreich und teilweise sehr inspiriert gestaltet.
AMR bietet fünf sehr lange Kapitel, die von einem Ausflug in die britische Realität eingeleitet werden - diese Echtwelt-Abschnitte bereiten den thematischen Weg für den danach folgenden Wunderland-Besuch. Das Ganze resultiert in einem ungewöhnlich langen Spielerlebnis: Zwischen 15 und 20 Stunden sollte man je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad einplanen. Los geht's im paradiesischen Wunderland, das sich schnell in eine Art Steampunk-Welt verändert - danach tummelt sich die Heldin u.a. unter Wasser, besucht eine Art surreales Japan, eine Himmelswelt voller Kartenhäuser sowie in der Zwangsjacke und mit rasiertem Schädel ein Irrenhaus. Überall gibt es etwas zu finden: Leuchtende Erinnerungsfragmente aus ihrer Vergangenheit, Flaschen (die Artworks freischalten), Zähne (mit denen sich Waffen-Upgrades bezahlen lassen) sowie schwebende Schweineschnauzen, die, sofern angeschossen, den Weg zu Geheimnissen weisen. Das Problem mit diesen versteckten Dingen: Sie sind zum größten Teil viel zu einfach zu finden, liegen meist auf dem direkten Weg. Und da es nur einen gibt, das Spiel ist komplett linear, sind sie kaum zu übersehen.

Schon nach kurzer Zeit lernt Alice den Schrumpf-Trick, den sie danach jederzeit auf Knopfdruck ausführen kann. In diesem Zustand kann sie nicht nur kleine Türen betreten, sondern hickst auch zwerchfellzermürbend und sieht Dinge, die sie vorher nicht sah - Hinweise auf Fundsachen oder Wegweiser. Das ist damit eine Art eingebautes Cheat-Tool, das das Spiel nochmals einfacher macht, denn auch die Kämpfe sind nicht der Weisheit letzter Schluss: Anfangs hat man nur ein gut schlitzendes Messer, später gesellen sich noch eine Pfeffermühle (ein würziges MG), ein Steckenpferd (quasi ein großer Vorschlaghammer) sowie eine langsam feuernde Teekanne unter Alices Rock. Alle Waffen lassen sich, genügend gefundene Zähne vorausgesetzt, jeweils vierfach aufrüsten, was nicht nur ihr Design, sondern auch die Durchschlagskraft leicht verändert. Zusätzlich gibt es noch Hilfsmittel: Eine Hasikopf-Zeitbombe, die sich fernbedienen lässt sowie ein Schirm, mit dem man gegnerische Geschosse reflektieren kann. Ist Alices Lebensenergie niedrig, kann man per Klick auf den linken Analogstick (bzw. Tastendruck) den »Hysterie«-Modus aktivieren, in dem die gute Frau für kurze Zeit unverwundbar ist und weitaus mehr Schaden anrichtet.

Wiedersehen macht Freude?

Was die Kämpfe so uninteressant werden lässt, ist ihre Redundanz, ihre Belanglosigkeit: Anfangs macht es noch Spaß, einer spinnenbeinige Teekanne zuerst das Auge zu pfeffern und sie anschließend mit dem Messer zu zerlegen - nach dem 40ten Mal beginnt die Faszination zu bröckeln. Immergleiche Gegner, die sich auf immergleiche Weise fertig machen lassen, werden
Zu schade nur, dass das eigentliche Spiel da nicht mithalten kann: Belanglose Kämpfe, uninteressante Sprungpassagen, kaum Puzzles. Und in Sachen Technik von teilweise grausam niedrig aufgelösten Texturen geplagt.
Zu schade nur, dass das eigentliche Spiel da nicht mithalten kann: Belanglose Kämpfe, uninteressante Sprungpassagen, kaum Puzzles. Und in Sachen Technik von teilweise grausam niedrig aufgelösten Texturen gepeinigt.
das ganze Spiel über genutzt - bissige Ölklumpen, beflügelte Schrauben oder Japano-Wespen. Selbst die dickeren Kaliber sind keine echte Herausforderung. Denn Alice kann jederzeit, auch mitten im Sprung, eine von blau flatternden Schmetterlingen begleitete Ausweich-Bewegung machen sowie sich auf einzelne Widersacher fokussieren. Später lernt sie dann noch den »Mach mich groß!«-Trick, mit dem ihre dann jämmerlich kleinen Feinde gleich in Massen fallen.

Den größten Teil seiner Zeit im Wunderland verbringt man mit Springen: Jede Menge Plattformen schweben hin und her oder müssen per Schalterumstellung dazu gebracht werden. Jede Menge Dampfgeneratoren katapultieren die junge Dame weit in die Luft, von wo aus sie gemütlich, dem großen Rock sei Dank, zur Erde schweben darf. Zwischendurch kann sie sich noch etwas mehr Airtime verschaffen, denn mitten in der Luft sind weitere Sprünge möglich, die für etwas mehr Höhe sorgen. Allerdings sind die Geschicklichkeitstests nie anspruchsvoll, und eine Bestrafung fürs Danebenlanden gibt es auch nicht - wer in der glühenden Lava oder der tiefen Schlucht endet, materialisiert eine Sekunde später wieder in der Nähe. Zusätzlich gibt es immer wieder mal kleinere Ablenkungen in Form von Minigames - wie einem Sidescroller, einem Bilderschieberätsel oder sogar einem kleinen Rhythmusspiel.

Akustisch entfernt sich AMR nie sehr weit von den Pfaden, die im Hauptmenü ausgetrampelt wurden: Einsame Klaviere und Violinen bestimmen die ruhigeren Momente des Spiels, gelegentlich flankiert von einem wagemutigen Glockenspiel - in den actionreicheren wird der Sound deutlich Perkussions-lastiger. Die Sprachausgabe ist auf 360 und PS3 über die Konsolensprache wählbar, auf dem PC entscheidet die Art des Downloads darüber - das Spiel läuft über EAs Origin-System. PC-Spieler, die AMR vorbestellt haben, erhalten (genau wie alle Konsolen-Erstkäufer) außerdem das erste Alice-Spiel kostenlos dazu. Wer das Spiel auf 360 und PS3 gebraucht erwirbt, kann sich einen entsprechenden Download-Schlüssel für zehn Euro dazukaufen. Lediglich Käufer der normalen PC-Ladenversion gehen komplett leer aus - in dieser Fassung ist das Original-Alice nicht enthalten. Das Spiel ist nach wie vor ein faszinierendes Abenteuer, sieht aber mittlerweile ziemlich alt aus - die Quake 3-Engine wird halt auch nicht jünger...

Kommentare

johndoe1260640 schrieb am
Bin gerade zum ersten Mal durch und schlichtweg begeistert.
Krasses Level-Design, schräge Charaktäre, coole Waffen und super OST.
Als Anspruchslos habe ich da eigentilch überhaupt nichts empfunden, die Kämpfe waren zum Ende hin teilweise sogar etwas tricky aber nie unfair. Zumindest auf Normal.
Die Spielzeit ist wirklich beachtlich und mir war keine 5 Minuten langweilig.
Bekommt von mir 9/10 Punkten. Lange nicht mehr so gut unterhalten worden :-)
P.s.: Mit dem Inspektor und SGSSAA & Co kann man das Ding ganz schön aufwerten. Klar die Texturen sind teilweise nicht der Hammer aber ansonsten sieht das "Wunderland" damit wirklich fantastisch aus.
WizKid77 schrieb am
Mal wieder ein Titel der bei vielen Testern völlig unterbewertet wurde.
Das Spiel ist vom Design ein Kunstwerk. Die Stimmen der englischen Sprecher sind genial.
Die Kämpfe machen Spass und die Hüpfeinlagen sind sicherlich nicht so gut wie ein Mario unterhalten aber dennoch.
Ich hätt Alice ne 80 gegeben.
Ach ja und wenn ich so peinliche Themen wie Busenwunder von Spielen sehe:
Alice sieht einfach nur Spitze aus. Für mich die hübscheste animierte Heldin die ich bisher gesehen hab!
Blitze schrieb am
Also das Fazit kann ich ja mal überhaupt nich nachvollziehen. Das Spiel ist der Hammer die verschiedenen Wesen sprich Den Hasen oder den Hutmacher besitzen solche Details wie Falten, Narben etc. genau das gibt dem Spiel eine so einzigartige Atmosphäre. Mann kann Alice nicht einfach halbherzig drauflos spielen mann muss die Welt verstehen Alice ihr Leben mit was sie zu kämpfen hat das macht Alice aus. Die angeblichen Grafikfehler, die mann aber nur findet wenn mann sucht, sind genau die gleichen wie in fast 0jedem anderem gottverdammten Spiel , als wenn das mich auch nur in geringster weise stören würde. Das Spiel besitzt so viel eigenes dieser Flair allein schon wenn ich irgend welche Plakate oder Schriftzüge im Spiel selbst betrachte steh ich nicht vor einem englischen Text sondern sehe wirklich einen deutschen Text auf einem durch die Zeit gealtertes Anzeigebrett. Das is genau das was so vielen Spielen fehlt diese herzlose Portierung sei es Übersetzung oder Konsole auf Pc oder umgekehrt.
Ich bereue es in keinster Weise das Spiel für den vollen Preis gekauft zu haben schon lange nicht mehr so viel Spass und Zeit mit einem Einzelspieler Spiel verbracht.
Zockerperlen schrieb am
Schade dass hier soviele Grafikhuren ohne Niveau, Geschmack und Intelligenz unterwegs sind... :roll:
Cytasis schrieb am
@ Kuchenfresser,
bissher hat sich noch niemand über meine Spieleempfehlungen beschwert;)
Ich meine das mit der Sichtweise so das es damals einfach eine andere Zeit war und es auch nicht wirklich "viele" Spiele als vergleich zu McGees Alice gab, will das Spiel ja nicht schlecht reden, im Gegenteil! ich für meinen Teil war halt noch jünger und mich hat das alles zum teil noch "mehr" begeistert als heute.
Nur Vergleicht man beide Teile hat man doch wirklich gut an den Vorgänger angeknüpft und es zumindest nicht verschlimmbessert.
Ich bin halt der Ansicht das AMR sehr gut an den Vorgänger anknüpft, ich versteh einfach nicht wo das Spiel seine Macken hat...
Es ist einfach gestrickt dafür sehr sehr hübsch verpackt, ich hatte nur einen einzigen Bug der nicht gravierend war und wurde bis zum Ende wirklich gut unterhalten.
Das AMR keine gameplaytechnischen Maßstäbe setzt ist mir wohl bewusst aber ich finde es weitaus besser als manch 80er Titel den man hier findet!
Finde es nur schade das es keine Demo gibt damit jeder sich ein Bild machen kann, nix für ungut @Kuchenfresser, hab mich halt in das Game verguggt irgendwie:) aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und zu deinem Satz "Nach heutigen Maßtstäben" sage ich nur: Es gibt Kunst die einfach Zeitlos ist, so auch der Stil von Alice will ich meinen.
So nun aber gut nacht, die schaffe schafft mich=)
schrieb am