Tiger Woods PGA Tour 1003.07.2009, Benjamin Schmädig
Tiger Woods PGA Tour 10

Im Test:

Mit Golfspielen bin ich inzwischen eigentlich gut vertraut: Everybody's Golf, Tiger Woods, We Love Golf - der Name ist Programm. Aber diesmal stehe ich wirklich im Regen. Und nein, das ist kein Sprichwort; ich bin tatsächlich klitschnass! Denn zum ersten Mal weht und stürmt es nicht nur auf den Fairways von EA Sports. Zum ersten Mal regnet es auch so, wie es die reale Wetterauskunft berichtet. Doch was noch erstaunlicher ist: Die "großen" PS3- und 360-Versionen können mir in diesem Jahr zum ersten Mal glatt gestohlen bleiben!

Der Meister aller Klassen...

Ein Blick in die Welt des virtuellen Golfs abseits von drolligen Comic-Kerlen und spaßigen Chip-In-Serien: EA dominiert den simulierten Sport. Herausforderer gehen so schnell wie sie gekommen waren. Kein einziger Anwärter rang in den vergangenen Jahren auf spielerischer Augenhöhe mit dem Champion. Selbst die einst viel versprechenden Mitstreiter aus dem eigenen Haus erreichten nicht die Klasse des HD-Sports. Zu wenig kann die Remote ein Gamepad ersetzen, zu groß sind die technischen Einschränkungen - zu sehr hat sich getäuscht, wer diese beiden Paradigmen in Stein gemeißelt hatte!

Denn Nintendo legt nach; MotionPlus heißt das Extra an Präzision. Und EA Sports legt nach; Tiger Woods PGA Tour 10 (ab 4,99€ bei kaufen) heißt das Extra an Spieltiefe. Und wo auch ich bis zuletzt noch fleißig gemeißelt habe, überkam mich plötzlich eine

Neue Spieler, neue Kurse: Wii-Golfer schlagen auf ganzen 27 Kursen ab!kalte Dusche. Denn wer in diesem Jahr nämlich mit dem übergezogenen Remote-Kondom abschlägt, der erlebt ganz großes Golfen! Wie sich schon in der vergangenen Saison abgezeichnet hat, ist die Wii-Fassung dabei auch inhaltlich ihren hoch auflösenden Geschwistern inzwischen ebenbürtig. Um es vorweg zu nehmen: Das Wii-Golfen ist die bislang beste Simulation ihrer Art!

Der spielerische Spiegel

Doch was bedeutet inhaltsgleich? Schaut der Tiger in ein Spiegelbild, wenn er von 360 oder PS3 auf die Wii blickt? Nein, denn die Entwickler in Tiburon nutzen gezielt die jeweiligen Stärken der verschiedenen Systeme, wobei sich die beiden leistungsstarken Fassungen natürlich kaum unterscheiden. Bemerkenswert aber, wie einladend die Links auf der technisch schwächsten Plattform aussehen: Starke Texturen, eine überzeugende Weitsicht und romantische Sonnenuntergänge zeichnen auf Wii glaubwürdige Abbilder der idyllischen Vorbilder. Im Regen ergrauen die Kulissen zwar lediglich, dafür zeigt die Richtung des Wolkenbruchs die Windrichtung an.

Inhaltsgleich bedeutet aber ebenso, dass ich die Tenniskarriere auch auf Wii mit der umfangreichen Erstellung meines Alter Ego beginne und meine Fähigkeiten später stetig steigere. Ich darf auch wie im HD-Editor zwischen verschiedenen Schlagbewegungen wählen, die sich natürlich nur optisch auswirken. Sollte mir der Sinn danach stehen, manipuliere ich mithilfe vorgegebener Regler außerdem nur auf Wii meine eigene Animation: Zu welchem Zeitpunkt der Aushol- und Schlagbewegung soll meine Figur in die Knie gehen, wann dreht sie wie weit den Schläger ein? Ärgerlich nur, dass die untere Zahnreihe meiner selbst erstellten Figur beim Lachen durch die Unterlippe und einen Teil des Kinns zu sehen ist! Zum Glück lässt sich das Aussehen jederzeit ändern - ärgerlich ist der Faux Pas trotzdem.              

Logiklöcher

Nachdem mich das im vergangenen Jahr eingeführte Trainieren der Fähigkeiten zu etlichen Wiederholungen der immer gleichen Übungen gezwungen hat, bin ich hingegen froh, dass die Wii-Karriere zu dem von früher bekannten Prinzip zurückkehrt. So bezahle ich mehr Präzision beim Putten, zusätzliche Kraft beim Abschlag oder mehr Drall mit Erfahrungspunkten. Das ist zwar herkömmlich, funktioniert aber als Anreiz für ambitionierte Sportler. Etwas bitter stößt mir nur weiterhin auf, dass auf allen drei Systemen der Kauf bestimmter Kleidungsstücke verschiedenen Werten einen Boost verleiht. Mit einer Simulation hat dieser Unsinn nichts gemein und im schlimmsten Fall muss ich mich für ein hässliches Karo-Hemd entscheiden, anstatt das schnittige Polo-Shirt zu kaufen.

Regen - Charaktere - Kleidung: So löblich die neuen Wetterwechsel auch sind, so inkonsequent werden sie umgesetzt. So deutlich spürbar die Physik nämlich auf einen Wolkenbruch reagiert, so wenig tun es die Golfer. Die Profis verhalten sich jedenfalls selbst im schlimmsten Regen wie bei Sonnenschein, ihre Haare bleiben trocken und ich wünschte, ich könnte ihnen eine zweite Vorgabe mit entsprechender Kleidung in den Schrank hängen... Wer latscht denn bitte mit Flip-Flops durch das Rough, wenn das Gras längst unter Wasser steht? Übrigens: Man muss nicht darauf hoffen, dass das reale Wetter am realen Ort des Geschehens endlich wieder auf Sonnenschein steht. Wer will, schaltet die Online-Abfrage des Wetterdienstes einfach aus, lässt den Zufall entscheiden oder legt seine meteorologische Präferenzen fest. Richtig realistisch ist Darstellung des Wetters ohnehin nicht, denn alle drei Versionen unterscheiden nur zwischen leichtem und spielerisch kaum bedeutendem sowie sehr starkem Regen. Während ein Loch gespielt wird, bleiben die Bedingungen dabei stets gleich.

Der richtige Dreh?

Aber egal, ob man wegen Sintflut-Verhältnissen weiter schlagen muss, ob der Ball nur kurz über den Rasen rollt oder ob bei eitel Sonnenschein lediglich der Wind die Flugbahn beeinflusst, werden Hobby-Golfer auf Wii zu echten Profis! Das Prinzip ist wie im Vorjahr furchtbar simpel: Das Alter Ego ahmt meine Ausholbewegung nach und je nachdem, wie weit ich die Remote zum Zeitpunkt des anschließenden Schlags nach links oder rechts drehe, so weit dreht der Ball in die entsprechende Richtung ab. Neu ist dabei die Präzision, mit der MotionPlus selbst kleinste Drehungen voneinander unterscheidet. Was im vergangenen Jahr entweder "links" oder "gerade" war, kann dank des neuen Aufsatzes deshalb ein feinfühliger Drall sein. Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad gleicht die Automatik dabei leichte Verdrehungen zu geraden Schüssen aus oder gibt mir die komplette Kontrolle über Fade bzw. Draw. Im leichten All-Play-Modus sehe ich vor dem Schlag sogar präzise, wie der Ball fliegen und rollen wird. Wenn ich mich unsicher fühle, kann ich hingegen in jedem Modus zunächst unbegrenzt viele Probeschläge ausführen. Selbstverständlich unterscheidet das Spiel zudem zwischen Links- und Rechtshändern. Nach kurzer Eingewöhnung dürfte somit jeder Remote-Golfer den Dreh bald raushaben!

Unglücklich löst Tiger Woods auf Wii jedoch das Einstellen der Zielmarkierung. Dass man nur über den Analogstick herein- und - was bedeutend wichtiger wäre - herauszoomen kann, ist mindestens eine ausgesprochen unglückliche Lösung. Wer will denn schon ein Nunchuk anschließen,

EA bietet wie zu Grand Slam Tennis zwar ein Bundle an, dem MotionPlus beiliegt, doch was, wenn ihr ohne die Hardware-Erweiterung abschlagen wollt? Kein Problem! Auf Draw und Fade müsst ihr dann zwar verzichten - Anfängern erleichtert dies allerdings sogar die Arbeit. Nur beim Disc Golf wirkt die mangelnde Präzision so störend, dass ihr ohne Erweiterung lieber darauf verzichten solltet.
wenn er kurz darauf mit voller Kraft die Remote durchziehen muss? Immerhin führen nur kraftvolle Bewegungen zu einem starken Schuss; sowohl Konzentration als auch die Stärke sind also von entscheidender Bedeutung! Abgesehen davon passiert es unter bestimmten Umständen, dass man den Schläger wechselt, um die Schlagweite zu erhöhen - will man darauf hin die Richtung des kommenden Schlags ändern, wird der Zielkreis allerdings wieder zurückgesetzt. Und nicht zuletzt zeigt die automatische Voreinstellung bei Schüssen aus dem Rough mitunter auf unerreichbare Ziele. Alles in allem geht das Markieren zwar leicht von der Hand, gelegentlich habe ich aber den Komfort der HD-Steuerung herbei gesehnt.

Ähnlich bitter schmecken die manchmal falsche Berechnung der benötigten Schusskraft sowie kleine physikalische Ungereimtheiten. So ist es mir vor allem auf dem Grün beim Chippen oder Pitchen passiert, dass ich mit der laut Anzeige richtigen Stärke geschlagen habe, der Ball aber bedeutend weiter flog. Eine andere Auslegung des Prinzips "Physik für Querulanten" zeigte der Ball, als er das Loch nur am rechten Rand streifte - und daraufhin nach rechts abdriftete. Diesen Kniff habe ich noch nirgendwo gesehen.... Das sind natürlich nur Kleinigkeiten und sie zerstören nicht den Spaß am Golfen. Es sind aber unnötige Wermutstropfen in der ansonsten sauberen Simulation.    

Preiswert Golfen

Letztlich hält sich meine Euphorie auch deshalb in Grenzen, weil der Unterschied zwischen MotionPlus sowie der weniger sensiblen Steuerung im vergangenen Jahr spielerisch weniger gewichtig ausfällt als es den Anschein hat. Wer die ganze Stärke der neuen Bewegungsfreiheit in Aktion erleben will, darf nämlich nicht aufs Golfen setzen - sondern sollte sich am neuen Disc Golf versuchen! Ich muss gestehen, es ist das erste Mal, dass ich mit dieser ungewöhnlichen Variante in Kontakt komme: Da wird ein Frisbee über alle 27 Kurse geschossen, anstatt wie üblich einen weißen Ball zu schlagen. Auf dem Grün steckt schließlich eine Art Basketballkorb im Loch: Wer seinen Frisbee möglichst schnell darin versenkt, erhält auch hier Birdies oder Eagles; landet die Plastikscheibe im Sand, wird der Wurf hingegen doppelt gezählt. Und auch wenn es hierfür keinerlei Meisterschaft oder ähnliches gibt: Das Frisbee-Werfen gehört zu den wirklichkeitsgetreuesten Bewegungen, die ich je auf Wii ausgeführt habe! Anstatt die Remote zu schmeißen, lasse ich natürlich nur den B-Knopf im richtigen Moment los - doch abgesehen davon fühlt sich mein Controller-Frisbee einschließlich aller möglichen Neigungswinkel und seinen Flugeigenschaften im Wind verblüffend realistisch an.

Zu schade, dass diese Variante ohne Turniere und ohne Kommentar wie ein nachträgliches Anhängsel wirkt und dass ich sie nicht online spielen kann, was auch für die Mini- und die im letzten Jahr eingeführten Partyspiele wie das Jonglieren eines Balls oder das Treffen bestimmter Ziele gilt. Während für diesen Ausgleich vom nüchternen Golf-Alltag unpraktischer Weise jeder Spieler seine eigene Remote benötigt, werden im Internet ausschließlich gewöhnliche Schlagspiele oder die neuen Live-Turniere ausgetragen. Diese sind im Grunde normale Partien, in denen allerdings die zuletzt erzielten Punkte echter Profis neben denen der virtuellen Golfer in

Erst vor der richtigen Kulisse können virtuelle Golfer wirklich entspannen! (Wii)
der Tabelle stehen. Dass diese von virtuellen Cracks freilich schnell deklassiert werden, macht den Modus im Grunde überflüssig - ich bin trotzdem neugierig wie ich mich im "realen" Vergleich schlage!

Mach mit, mach's nach, mach's besser!

Das alles bietet natürlich auch der HD-Tiger; auf PS3 und 360 geht die Online-Anbindung sogar noch einen ganzen Schritt weiter. Schließlich kann ich wie schon in der vergangenen Saison jederzeit eine der nahtlos ins Spiel eingebundenen GamerNet-Herausforderungen meistern, indem ich einfach entsprechend gut schlage. Und ich kann jederzeit eigene Herausforderungen erstellen. Dazu drücke ich nach einem Schlag einfach die eingeblendete Taste, lege die Siegbedingungen fest und schon dürfen weltweit alle Golfer versuchen, meine Weite oder einen Hole-in-One zu überbieten. Nicht zuletzt bietet mir EA Sports auf den großen Konsolen zahlreiche Turniere an - der Mehrspieler-Abschlag gelingt den Entwicklern erneut mit Auszeichnung!

Die alte Klasse

Doch der verdiente schon im letzten Jahr ähnlich viel Lob; das Gleiche gilt für die akkurate Physik, die hervorragende Geräuschkulisse sowie die ausgezeichnete Charaktererstellung, für die ich sogar eigene Fotos als Vorlage nehmen kann. Schade nur, dass ich nicht mein bereits vorhandenes Alter Ego importieren darf. Immerhin kostet das Editieren und Berechnen des eigenen Fotos u.U. mehr als eine halbe Stunde - ganz zu schweigen von den Fähigkeiten, die ich erneut mühsam aufpäppeln muss, bevor ich in hohen Schwierigkeitsgraden mit der Konkurrenz mithalten kann. Leider übernimmt Ausgabe '10  nämlich das sehr zähe Abspulen der immer gleichen Übungen. Schön, dass Tigers Trainer Hank Haney weiterhin dabei ist! Weniger schön, dass EA Tiburon die Karriere nahezu unangetastet lässt.

Neu ist die Möglichkeit, dass ich meine Schläger jetzt nicht nur im separeten Club Tuner an meine Spielweise anzupassen kann, sondern in Trainingsspielen jederzeit auf den Tuner zugreifen darf. Weil ich in diesen Sitzungen einen Schlag beliebig oft wiederholen kann, sehe ich deshalb sofort, wie sich eine Änderung z.B. der Schlaghöhe oder des Dralls auswirkt. Schade, dass dies auf Wii noch nicht möglich ist, obwohl auch Nintendo-Golfer den separaten Club Tuner nutzen. Gut hingegen, dass ich auf 360 und PS3 vor jedem Turnierwochenende eine Trainingsrunde spielen darf und dass der Wind jetzt ständig dreht, anstatt während eines Lochs starr in dieselbe Richtung zu wehen. Die neue Tiger Challenge ist dagegen in beiden Karrieren neu: Anstatt wie zuletzt diverse Abwandlungen eines normalen Schlagspiels gegen namhafte Konkurrenten zu gewinnen, ruft EA diesmal legendäre Momente ins Gedächtnis zurück. So muss ich z.B. besonders gelungene Putts nachahmen oder eine starke Birdie-Serie wiederholen. Das ist zwar weniger abwechslungsreich als die vergangenen Challenges, im Gegenzug erinnert sich Woods aber in kurzen Videos an diese Augenblicke, was der Atmosphäre sehr zuträglich ist.     

Millimeterarbeit am Stick

Das ist gewohnt gutes Golfen aus dem Hause EA. Es gibt zwar zu wenig Neues zu entdecken und selbst die eher lieblose Farbgebung im Menü sowie der weniger eigenständige Soundtrack - beides sowohl im Vergleich zum letzten Jahr als auch zur Wii-Fassung - verstärken den Eindruck eines vernachlässigten Stiefkindes, doch das wäre kein Beinbruch.

Das neue Putten könnte man sogar loben, denn es funktioniert auf Wii ganz ausgezeichnet! Und im Allgemeinen ist es auch für das HD-Grün der richtige Schritt, dass die maximale Weite, die der Ball rollen kann, nicht von der Entfernung zum Loch abhängt, sondern stets unverändert bleibt. Während mich die Remote allerdings präzise einlochen lässt (vorbildlich!), muss ich mit dem Analogstick allerdings oft buchstäbliche Millimeterarbeit verrichten, um dem Ball nicht zu viel Schwung zu verleihen; die vertikale Toleranz reagiert ähnlich übersensibel. Ich habe mich deshalb gegen das glaubwürdigere System entschieden und nutze auf den technisch fortschrittlichen Konsolen weiterhin die herkömmliche Methode.

Der Champion strauchelt

Unterm Strich tut die nach wie vor erstklassige Simulation einfach zu wenig, um sich nach dem beinahe Gold-würdigen Vorgänger spürbar weiterzuentwickeln; unter einem weiteren Gesichtspunkt macht Tiger Woods 10 sogar einen Schritt zurück! Ich habe zumindest nicht schlecht gestaunt, als die Fairways, die Grüns und selbst die Bäume plötzlich eine ganze Ecke unschärfer aussahen als zuletzt. Verwaschene Oberflächen, einheitliche Grüntöne statt abwechslungsreicher Flora; nur das Rough sieht dank schönerer Grashalme eine Idee besser aus als im Vorgänger. Ich bin kein Grafikfetischist, aber gerade beim entspannten Golfen spielt die visuelle Idylle eine große Rolle. Liegt es am neuen Wetter, das sich auch auf PS3 und 360 wahlweise an den realen Bedingungen orientiert? Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, dass es ganze acht neue Golfkurse gibt - das im Gegenzug aber auch ganze acht der 16 Kurse des vergangenen Jahres gestrichen wurden. Offenbar verlangt die neue spielerische Abwechslung eine grafische Neuausrichtung, die sowohl bei Sonne als auch bei Regen leider schlechter aussieht als im Vorjahr.

Vielleicht liegt es außerdem an den zahlreichen Bemerkungen, die man wegen des neuen Wetters aufnehmen musste, dass Scott Van Pelt in diesem Jahr für alle Plattformen an der Seite von Kelly Tilghman moderiert. Das Zusammenspiel zwischen Sam Torrance und Tilghman ließ in Ausgabe 09 zwar zu wünschen übrig, Torrances markantere Stimme verlieh dem Kommentar allerdings mehr Eigenleben. Neu sind auch interessante Fragen

Klitschnass sehen die Golfer zwar nicht aus - spielerisch spüren sie den Regen aber. (Xbox 360, PS3)
und Antworten aus dem offiziellen Regelwerk, durch die ich auf Knopfdruck nach jedem Schlag blättern darf. Und neu ist nicht zuletzt, dass ich sehe, wenn es einen neuen (virtuellen) Spitzenreiter in der laufenden Runde gibt. Auch weil man in den entsprechenden Momenten ein fernes Jubeln hört, fühlt man sich diesmal viel mehr wie mitten im Turnier als bisher. Und nicht zuletzt darf ich schließlich zum ersten Mal auch in den US Open antreten. Alles Kleinigkeiten - alles sehr willkommene Neuerungen.

Die böse Stiefmutter

Nein, es liegt nicht nur daran, dass der Remote-Schläger in diesem Jahr so gut in der Hand liegt. Es liegt auch nicht daran, dass die "kleine" Version mit fast doppelt so vielen Kursen protzt. Vielmehr sind es die "größeren" Versionen selbst, die mich in diesem Jahr im Regen stehen lassen - und zwar nicht nur buchstäblich, sondern vor allem im übertragenen Sinne. Schön, dass EA das Potential der Wii ausschöpfen will! Weniger schön, dass man dafürdie ebenso potenten Platzherren so stiefmütterlich behandelt.    

Fazit

Welch ein Photo Finish! Im letzten Jahr war der Tiger auf 360 und PS3 noch eine Haaresbreite von der seiner Goldmedaille in dieser Konsolengeneration entfernt - doch bevor die HD-Hausherren in diesem Jahr endlich zugreifen können, schnappt ihnen der technisch unterlegene Wii-Rivale den Award vor der Nase weg! Zu behäbig stehen die Hausherren am Platz; in Anbetracht des heute noch deutlich schöneren Vorgängers, stolpern sie sogar einen Schritt zurück. Das kann auch der Regen nicht entschuldigen, der zumindest technisch niemandem ein "Wow!" entlockt. Das kann aber ihr Wii-Pendant nutzen, das im Regen zwar ähnlich unspektakulär wirkt, unter strahlend blauem Himmel aber meine Gedanken auf Urlaubsreise schickt. Spielerisch zeigen sich PS3 und 360 natürlich unbeeindruckt: Noch immer simuliert der True Swing präzise genug und die nahtlose Einbindung der Online-Herausforderungen macht aus virtuellen Fairways lebendige Spielwiesen. Nur bei dem über kurze Distanzen zu ungenauen Putten strauchelt der große Tiger; ihm fehlt insgesamt einfach der spielerische Biss, um seinem Wii-Pendant in diesem Jahr die Zähne zu zeigen. Der neue Champion nimmt's gelassen! Denn wenn er den virtuellen Schläger an den Spieler übergibt, fühlt sich die Remote fast wie ein Driver an! Die Online-Anbindung lässt zwar Finessen wie GamerNet oder das verblüffend spaßige Disc Golf missen, kleine physikalische Ungereimtheiten sowie mangelnde Übersicht kratzen zudem immer wieder mal an der perfekten Illusion und der Figureneditor erschafft gelegentlich Zombies. Unterm Strich ist PGA Tour auf Wii aber dort angekommen, wo eine große Simulation sein muss. Bei diesem Spielgefühl, satten 27 Kursen, einer umfangreichen Karriere und der sinnvollen Charakterentwicklung bleibt mir jedenfalls nichts anderes übrig: Ich schnappe meine Remote, trete auf den Platz - und genieße den befreienden Regen!

Der Test in Kurzform: Zum Video-Fazit!

Pro

<P>
realistisches Putten
US Open erstmals Teil der Karriere
leichter oder schwerer Regen&nbsp;- wahlweise reale Bedingungen
nachspielen markanter Momente als separate Herausforderungen
enorm umfangreiche Charaktererstellung
variabel einstellbarer Realismus und Schwierigkeitsgrad
umfangreiche und physikalisch meist einwandfreie Simulation
hilfreiches Tunen der Schläger
Zusammenstellen eigener Loch-Abfolgen in separaten Partien
acht neue Kurse - insgesamt 16 (360, PS3)
umfangreiche Online-Anbindung (360, PS3)
Wind dreht sich leicht im Spiel (360, PS3)
Schläger können direkt im Training getunt werden (360, PS3)
ausgezeichnete akustische Kulisse (360, PS3)
Einbringen eigener Fotos (360, PS3)
wirklichkeitsgetreue Steuerung (Wii)
mehr als 27 Golfkurse (Wii)
spannendes Disc Golf (Wii)
Erstellen eigener Schlagbewegungen (Wii)
idyllische Kulissen (Wii)</P>

Kontra

<P>
weniger markanter Kommentar als zuletzt
Regen wirkt sich nicht auf Kleidung, Haare oder Animationen aus
für eine Simulation unpassend: Kleidung stärkt Fähigkeiten
grafisch eine Stufe schlechter als der Vorgänger (360, PS3)
neues Putten ist zu hakelig und fehleranfällig (360, PS3)
Trainingseinheiten wiederholen sich ständig (360, PS3)
acht Kurse des Vorgängers wurden gestrichen (360, PS3)
Minispiele und Disc Golf nicht online spielbar (Wii)
mangelnde Übersicht beim Einstellen des Ziels (Wii)-&nbsp;selbst erstellte Charaktere&nbsp;ähneln sich oder haben Fehler (Wii)
mitunter falsche Angaben zur Schlagstärke auf dem Grün (Wii)</P>

Wertung

360

Regen und ein neues Putten sind zwar sinnvolle Ergänzungen, alles in allem bleibt in diesem Jahr aber alles beim Alten.

PlayStation3

Technisch ein kleiner Rückschritt, spielerisch zu wenig Fortschritt: Der Tiger tritt auf der Stelle.

Wii

MotionPlus und der enorme Umfang stechen trotz kleiner Schwächen die HD-Konkurrenz aus!

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