Dragon's Lair 3D11.04.2004, Paul Kautz
Dragon's Lair 3D

Im Test:

Ein Mann, ein Schwert – und natürlich eine entführte Prinzessin. Das sind die Zutaten, die Dragon´s Lair seit genau 20 Jahren am Leben halten. Wie Ritter Dirk in der Neuzeit den Säbel schwingt, und ob man je herausfinden wird, warum Prinzessin Daphne eigentlich entführt wurde, erfahrt ihr aus der ritterlich schimmernden Review.

Tausend Mal gestorben..

Ältere PC-Spieler dürften sich problemlos an das Laserdisk-Spiel Dragon´s Lair erinnern: 1983, im Zeitalter von Giganto-Pixeln und Piepstönen, steuerte man Ritter Dirk indirekt durch bildschöne und voll animierte Grafiken, und erlebte einen unfairen Bildschirmtod nach dem anderen. Das Spiel brillierte seinerzeit mehr wegen der unglaublichen Optik aus der Meisterhand von Don Bluth (Titan A.E., Feivel der Mauswanderer) und weniger durch ein ausgereiftes Spielprinzip: Man gelangte von Bildschirm zu Bildschirm, und musste innerhalb sehr kurzer Zeit den Joystick in die richtige Richtung bewegen bzw. den korrekten Knopf drücken, damit Dirk einer tödlichen Gefahr ausweicht. Ging das in die Hose (und das tat es am laufenden Band), bekam man eine schicke Todesanimation zu Gesicht, und das Spiel war vorbei.

Heutzutage gilt so was zurecht als kaum zumutbarer Anachronismus, weswegen das grundlegende Spielprinzip für Dragon´s Lair 3D generalüberholt wurde: Ihr trabt jetzt in Action-Adventure-Manier durch die Levels, in denen es mehr auf Köpfchen als auf ultraschnelle Reaktionen ankommt.

Nicht allen Zwischengegner könnt ihr sofort an den Kragen - vorher müsst ihr erstmal an sie rankommen! (PC)

Sprungfreudiger Ritter

Während das Spiel anfangs wie ein stupides Ich-laufe-durch-die-Levels-und-schlitze-alle-Monster-auf-Gemetzel wirkt, bekommt es schon nach kurzer Zeit etwas mehr Adventure-Flair: Ihr geratet in einen Raum, die Tür schließt sich, und ihr müsst herausfinden, wie ihr da wieder rauskommt. __NEWCOL__

In jedem der mehr als 250 Abschnitte lauern neue Gefahren, die gleichermaßen Köpfchen wie Mausklickfinger beanspruchen: So müsst ihr entfernte Schalter per Wurfmaschine bedienen, eine scheinbar unüberwindliche Flammenmauer passieren und die unvermeidlichen Hebelspielereien bewältigen. Natürlich kommen auch die Sprungeinlagen nicht zu kurz; die gewinnen im Laufe des Spiels deutlich an Härte, und erfordern dann pixelperfektes Sprungtiming. Das bedeutet natürlich auch, dass so was oft daneben geht, und ihr zusehen dürft, wie Dirk verkohlt, ertrinkt, zerquetscht oder zerhackstückt wird – nach einer witzigen Animation werdet ihr fairerweise jedoch kurz vor den Todespunkt versetzt, um das Problem erneut anzusehen. Netterweise verfügt ihr über unendlich viele Leben, außerdem darf munter gespeichert werden.

Gewöhnt euch an dieses Bild - das werdet ihr öfters zu sehen bekommen.. (PC)

Neben all den Puzzles und Hüpfereien erwarten euch vielerlei Kämpfe: Ihr schwingt Euer Schwert bzw. verschießt eure Pfeile gegen kleine und große Monster, Bücher, gemeingefährliche Tische, kampfstarke Ritter und vielerlei Endgegner.  Diese Mega-Ritter und Giganto-Fledermäuse erfordern spezielle Kampftaktiken, hinterlassen nach ihrem Ableben aber auch so genannte Drachen-Essenzen. Mit diesen speziellen Spielzeugen kann Dirk besser kämpfen oder kurz fliegen, und damit sein hartes Ritter-Dasein ein wenig erleichtern. Allerdings wird zum Einsatz der Essenzen Mana benötigt, welches sich genau wie Lebensenergie in kleinen Containern aufsammeln lässt.

Ritter-Cartoon

Grafisch war das Ur-Dragon´s Lair seiner Zeit weit voraus, heute sind die Spieler natürlich nicht mehr so leicht zu beeindrucken. Dennoch hinterlässt die Optik einen guten bis sehr guten Eindruck: die einfallsreich gestalteten Feinde sind klasse animiert, Dirk selbst bewegt sich butterweich durch die farbenfrohen, im Comic-Stil designten Szenarien – man merkt sehr deutlich, dass Don Bluth ein Profi ist. Nette Lichteffekte und witzige Rendervideos verstärken den guten Eindruck, der lediglich durch gelegentliche Grafikfehler und etwas leere Umgebungen geschmälert wird. Die PS2-Version leidet außerdem unter einer arg niedrigen Auflösung, aufgrund derer Freund und Feind etwas grob verpixelt aussehen; außerdem beliebt hier die nicht eben spektakuläre Optik gelegentlich zu ruckeln – GameCube und Xbox bleiben davon verschont.

Jungfrauen retten, Drachen schlitzen - das Ritterleben hat tägliche Höhepunkte. (GameCube)

Auch in Sachen Akustik haben sich die Entwickler nicht lumpen lassen: der orchestrale Soundtrack wummert grandios, die englische Sprachausgabe (mit mäßigen deutschen Untertiteln) erinnert an Cartoons. Und zu guter Letzt passen die Soundeffekte wie der Helm auf den Ritterskopf - klirrende Schwerter, schnarrende Feinde, zischende Flammen; alles harmoniert wunderbar mit dem Spiel.__NEWCOL__

Schwert-Krämpfe

Die Steuerung ist auf Tastatur und Maus ausgelegt, und funktioniert problemlos: Ihr habt allerlei Schlagmöglichkeiten inklusive Drachenessenz-Spezialattacken, könnt Gegner blocken oder aus dem Sprung heraus angreifen. Darüber hinaus dürft ihr euch auch auf Feinde ausrichten und an Ketten oder Seilen herumturnen. Die präzise Steuerung wisst ihr besonders in den Momentan zu schätzen, in denen plötzlich der Boden unter euch zusammenzubrechen beginnt, euch die Decke entgegenkommt oder ein Bücherregal auf euch zu kippen droht.

Um Gegenstände tragen zu können, muss Dirk sein Schwert einstecken - lästig, wenn just in dem Moment Gegner angreifen. (PS2)

Allerdings müsst ihr beispielsweise um Leitern oder Seile erklimmen zu können euer Schwert wegstecken. Das kann euch am Zielort in Verlegenheit bringen, wenn es dort vor Feinden wimmelt und ihr eine Sekunde benötigt, um den kalten Stahl wieder zu ziehen. Gelegentlich müsst ihr auch Gegenstände transportieren, dürft währenddessen aber nicht kämpfen – dazu muss der Gegenstand abgelegt und das Schwert gezogen werden, was etwas umständlich ist.

Fazit

Dragon´s Lair 3D ist unerwartet gut – wer hier ein aufpoliertes Revival der ollen Laserautomaten-Drückspielchen erwartet, liegt vollkommen falsch. Hier habt ihr ein herausforderndes Action-Adventure, das sowohl nach grauer Masse als auch schnellen Reflexen verlangt. Eine schöne, und eine Zeit lang auch sehr spaßige Mischung, bis dann die Hüpfeinlagen reichlich haarsträubend und die Gegner immer unfairer werden. Ab da erinnert das Spiel doch wieder an den spaßfreien Urvater – wer jedoch die Zähne lang genug zusammenbeißen kann, bekommt mit Dragon´s Lair 3D einen anspruchsvollen Geschicklichkeitstest. Alle anderen erhalten eine coole Grafik- und Sounddemo, die allerdings nicht mehr den Wow-Effekt früherer Jahre vermitteln kann.

Pro

<P>
gute Comic-Atmosphäre
exzellente Animationen
kreativ gestaltete Gegner
anspruchsvolle Sprungeinlagen
intelligente Puzzles
einfache Steuerung
tolle Musik
witzige (englische) Sprachausgabe</P>

Kontra

teilweise haarsträubend schwer
tausend Tode zu sterben
leere Umgebungen
viele extrem zeitkritische Aufgaben
fiese Gegner
auf Dauer abwechslungsarm
umständliche Schwertaktionen
gelegentliches Ruckeln (PS2)

Wertung

PlayStation2

GameCube

XBox

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