Nervtötender Tauchgang
Die Abzweigungen im Story-Verlauf unterscheiden sich allerdings kaum: Kurz danach muss Kate trotzdem noch persönlich am Meeresgrund auf einen schrecklich zähen Tauchgang gehen. Auf der Suche nach weggeschwemmten Teilen der maroden Schleusentore erreicht die Kameraregie einen neuen Tiefpunkt und blendet noch wirrer um als sonst. Auch anderswo halten sich die Unterschiede der Handlungsstränge in Grenzen: Reagiert Kate etwa flapsig auf die sadistische Ader von Dr. Olga, wird sie zwar mit einer Betäubungsspritze ins Land der Träume geschickt, danach ändern sich die Rätsel aber nicht. Später steht auch ein Besuch im verseuchten Baranour an, in dem man mitunter zwischen der Steuerung von Kate und einem humanoiden Automaten – also einer Art Steampunk-Roboter – wechselt, der bei Serienfans ein Deja-vu auslösen dürfte. Er kann radioaktiv verseuchte Gebiete erschließen, um z.B. mit Hilfe eines gefundenen Saitenschneiders ein Dach zu öffnen oder die wild gewordenen mechanischen Hunde abzuwehren.
Die Hunde in Baranour leiden nicht unter Eisenmangel.
Letztere streunen seit der misslungenen Evakuierung nach einem Supergau in der Stadt herum. Schön, dass ein bekanntes Wahrzeichen hier auf coole Weise in die Rätsel einbezogen wird. Schade allerdings, dass man sich vorher so lange durch Valsembor quälen muss, bevor man in die verfallene Zone gelangt. Am vom Fallout verschonten Ausgangsort muss Kate sich nämlich nicht nur mit der feindseligen Regierung herumschlagen, sondern auch einige Verbündete für sich gewinnen, darunter ein von Schuldgefühlen zerfressener Kapitän oder der Uhrmacher Steiner.
Tooktook, spihid!
Die Youkol zeigen sich von Anfang an sehr hilfsbereit, auch wenn ihre nach oben verrenkten Köpfe oder wilden „Tooktook“-Ausrufe etwas arg albern anmuten. Für noch mehr unfreiwillige Komik sorgt die zerhackte deutsche Synchro: Etwa jeder fünfte Satz wird nicht komplett ausgesprochen, sondern nach ein paar Sekunden einfach abgeschnitten. Auch mitten im Satz kommt es immer wieder zu bizarren Sprechpausen – zumal manche Sätze auch ohne die technischen Probleme nicht gerade passend betont werden.
Ein Blick aufs Camp der Youkol und ihre heiligen Schneestrauße.
Auf der „gewöhnlichen“ PlayStation 4 leidet das Gesamtbild zusätzlich unter starkem Ruckeln, auf dem PC und der PS4 Pro läuft es immerhin etwas flüssiger. Die Steuerung ist primär auf das direkte Laufen per Analogstick des Controllers ausgelegt. Wer möchte, kann stattdessen auf eine noch umständlichere und schwammigere Mausvariante umsteigen. Dann wird per Tastatur die Laufrichtung vorgegeben, während mit der Maus Hebel bewegt oder Gegenstände in Schubladen zur Seite geräumt werden. Zudem lassen sich einige Komfort- und Hilfefunktionen an- oder abwählen. Dazu gehören z.B. die grobe Vorgabe der nächsten Aufgabe oder kontextbezogene Hinweise, die zeigen, an welchen Orten sich Gegenstände einsetzen lassen. Ich empfehle allerdings, alles aktiviert zu lassen. Wie bereits erwähnt sind die Rätsel an sich ziemlich einfach gestrickt – der nervige Such- und Probier-Marathon zieht sich ohne die Hilfsmittel aber noch weiter in die Länge. Glücklicherweise werden die Nerven währenddessen immerhin etwas von Inon Zurs sphärischem Soundtrack beruhigt – viel retten kann aber auch das nicht mehr.