G-Force: Agenten mit Biss23.10.2009, Jens Bischoff
G-Force: Agenten mit Biss

Im Test:

Pünktlich zum Kinostart des Animationsstreifens G-Force: Agenten mit Biss (ab 24,80€ bei kaufen) schickt Disney auch das gleichnamige Videospiel ins Rennen. Wer von den Meerschwein-Spionen nicht genug bekommt, kann die Ereignisse der Leinwandvorlage hier nochmals nachspielen - auf PS3 und 360 sogar in 3D. Was haben die einzelnen Versionen sonst zu bieten und wie viel Spaß kann man mit den kleinen Nagern haben?

Wie im Kino?

Zugegeben: Die Möglichkeit das Spiel mit einer der beiliegenden Brillen wie den Film in 3D zu erleben, klingt durchaus reizvoll. Im Endeffekt ist die plastische Tiefenwirkung aber nicht mehr als ein nettes Gimmick, das man schnell wieder deaktiviert, da die traditionelle Darstellung einfach klarer und übersichtlicher ist; bedrohliche Bildschirmaustritte gibt es auch nicht.

Das Musikvideo zeigt nicht nur Darwin beim Tanzen, sondern auch Ausschnitte aus dem Spielgeschehen.Trotzdem ist es natürlich schade, dass lediglich 360- und PS3-Besitzer mit diesem Feature bedacht wurden. Mag sein, dass der DS und eventuell auch die PSP dafür zu wenig Leistung bieten, aber dass auch PC-User außen vor bleiben, ist unverständlich. Zudem dürfte es den einen oder anderen PC-Spieler ärgern, dass Microsofts 360-Controller für Windows trotz identischer Xbox-Version nicht unterstützt wird - weder als spezielles Eingabegerät mit angepassten Tastensymbolen noch als herkömmlicher Controller mit Standardsymbolen.

Wer keinen passenden Controller besitzt, muss mit Maus und Tastatur ran, was zwar funktioniert und beim Zielen durchaus Vorteile hat, aber bei einem Jump'n'Run-lastigen Titel wie G-Force eben nicht optimal ist. Ansonsten gibt es zwischen den von Eurocom entwickelten PC- und Konsolenfassungen quasi keinerlei Unterschiede - weder spielerisch noch technisch. Man folgt den Ereignissen des Films aus der Sicht Darwins, der als einziger Meerschwein-Agent spielbar ist. Hin und wieder ist man zwar auch als Hightech-Stubenfliege Mooch unterwegs, die restlichen Teammitglieder treten aber lediglich passiv in Aktion. Langeweile kommt trotzdem keine auf, da Darwin ein wahres Multitalent ist und Mooch immer dann zum Einsatz kommt, wenn Darwin feststeckt.

In der Eurocom-Produktion ist es zwar jederzeit möglich mit Mooch Aufklärungsflüge zu unternehmen, im Prinzip braucht man ihn aber nur, um unerreichbare Schalter umzulegen, Daten einzulesen oder Gegner zu betäuben. In den von Keen Games entwickelten Handheld-Versionen sind die Einsätze hingegen strikt vorgegeben.

Der motivierende Einsatz aufrüstbarer Schusswaffen bleibt PC- und Konsolenspielern vorbehalten. Eine optionale 3D-Darstellung samt Brille gibt's sogar nur auf Konsole.
Zudem wurde der mobile Mooch um die Fähigkeit beraubt, die Zeit zu verlangsamen, was die entsprechenden Abschnitte deutlich unspektakulärer erscheinen lässt. Wo man bei Eurocom noch surrende Ventilatoren und schnappende Türmechanismen passieren, sich vor tödlichen Insektenfallen hüten oder schnell rotierende Codewalzen entschlüsseln musste, fliegt man hier nur noch von A nach B und weicht gelegentlich ein paar Hindernissen aus.

Da fehlt doch was

Doch auch das Aktionsrepertoire von Darwin wurde teils deutlich beschnitten: Als Gadgets stehen dem Handheld-Nager lediglich Jetpack und Elektropeitsche zur Verfügung, während auf PC und Konsolen auch diverse Schusswaffen, Greifarm und G-Force-Mobil zum Einsatz kommen. Vor allem der Verzicht auf jegliche Schusswaffen macht sich negativ bemerkbar. Die Kämpfe gegen die originelle Gegnerschar wie Amok laufende Waffeleisen, Mixer oder Radiowecker machen mit nur einer Waffe nur halb so viel Spaß, das Ausnutzen individueller Schwachpunkte fällt fast völlig weg. Zudem ist das Sammeln von Chips und versteckten Disks auf PSP und DS reichlich witzlos, da man damit lediglich bereits gesehene Story-Sequenzen und belanglose Bildchen freispielen kann. Auf PC, PS3 und 360 dienen diese hingegen zum Aufrüsten von Schusswaffen und Charakterwerten sowie zum Auffrischen von Munitionsreserven und Lebensenergie.          

Darüber hinaus mussten auch Level- und Aufgabendesign auf den Handhelds Federn lassen, was sich sowohl negativ auf den Abwechslungsreichtum als auch den Umfang auswirkt. Dass dadurch auch der Schwierigkeitsgrad deutlich niedriger ausfällt, dürfte jüngeren Spielern wohl eher gelegen kommen.

Meerschwein gegen Aktenvernichter: Das Gegnerdesign wirkt angenehm unverbraucht und verlangt oft taktisches Vorgehen.
Frustmomente sind aber ohnehin selten, da es in allen Versionen jede Menge Rücksetzpunkte und bei Eurocom sogar verschiedene Schwierigkeitsgrade gibt, auch wenn man hier den aktuellen Spielabschnitt nach dem Verlust sämtlicher Leben nochmals von vorn beginnen muss. Die Möglichkeit einzelne Levels nochmals gezielt zu wiederholen, um verpasste Sammelobjekte einzuheimsen, gibt es allerdings nur auf PSP und DS.

Schwacher Trost

Ein weiteres Schmankerl für Handheld-Spieler ist das aktive Hacken von Terminals via auflockernder Minispiele. Wo PC- und Konsolenspieler einfach nur einen Knopf drücken, dürfen PSP-Besitzer ihr Geschick in einem kurzen Reaktionstest à la Dance Dance Revolution unter Beweis stellen, während DS-Spieler in einer Pipe Mania -Variante vorgegebene Schaltkreise schließen. Darüber hinaus können sich Handheld-Agenten auch in die Körper bestimmter Gegner hacken, um diese aus sicherer Entfernung gegeneinander kämpfen zu lassen oder bei der Bewältigung bestimmter Hindernisse einzusetzen. Unterm Strich ist das zwar eher ein schwacher Ersatz für all die anderen Abstriche und Einschränkungen die Handheld-Spieler in Kauf nehmen müssen, aber immerhin beweisen die Entwickler, dass sie ein Spiel nicht nur kürzen, sondern auch erweitern können.

Grafisch präsentiert sich G-Force bis auf die holprige Bildrate auf dem DS auf allen Plattformen recht solide, aber weitestgehend unspektakulär. Auch die auf allen Systemen verfügbaren Zwischensequenzen sind wenig imposant. Lob verdient hingegen die professionelle deutsche Synchro. DS-Besitzer müssen hingegen mit Texteinblendungen und einer auch sonst deutlich abgespeckten Soundkulisse vorlieb nehmen, was nicht nur spürbar an der Atmosphäre nagt, sondern vor allem jüngere Spieler verärgern dürfte, da die Texte gerade bei den Sequenzen nur sehr kurz angezeigt werden und man Dialoge und Anweisungen während des laufenden Spielgeschehens parallel mitlesen muss. 

Ungleiches Paar: Neben Darwin steuert man hin und wieder auch Hightech-Fliege Mooch, um an für Meerschweinchen unerreichbare Orte zu gelangen.
Zwar gibt es auch eine praktische Nachlesefunktion via Gesprächsprotokoll, auf die man aber, während man das Spiel pausiert, schlauerweise keinen Zugriff hat...

Abstriche gibt es leider auch bei der Kameraführung, die Handheld-Spieler lediglich rotieren dürfen und selbst in der praktischen Hinweisansicht, die einem auf Knopfdruck die Richtung des nächsten Zielpunkts anzeigt, ist die Höhenjustierung nur sehr eingeschränkt möglich. PC- und Konsolenspieler genießen hingegen zu jeder Zeit freie Rundumsicht und können bei Bedarf sogar eine Infrarot-Kamera aktivieren und diverse Objekte scannen, um hilfreiche Zusatz-Informationen zu erhalten. Eine Kartenfunktion, die man für ein paar zusätzliche Chips mit aktuellen Umgebungsdaten und Disk-Fundorten füttern kann, gibt es ebenfalls nur auf PC, PS3 und 360. Trotzdem werden letztendlich auch Handheld-Spieler noch befriedigend unterhalten, wobei die DS-Adaption trotz gelungener Pipe Mania-Einlagen, die man via drahtlosem Multi-Karten-Spiel auch mit bis zu drei Freunden bestreiten kann, am wenigstens zu empfehlen ist. Zwar ist der Schwierigkeitsgrad hier am moderatesten, aber dafür flotte Lesekenntnisse vonnöten, was natürlich alles andere als gut zusammen passt. Geübte Action-Adventure-Fans sollten die Handheld-Adaptionen hingegen komplett meiden, da es hier kaum nennenswerte Herausforderungen gibt und auch Umfang sowie Abwechslungsreichtum spürbar geringer ausfallen.         

Fazit

Für ein Lizenzspiel schlagen sich die kleinen Nager von G-Force ganz ordentlich: Vor allem auf PS3, 360 und PC wird ein schmackhafter Action-Cocktail serviert, der trotz weitestgehend konventioneller Spielmechanik zu unterhalten weiß. Greifarme, Jetpacks, aufrüstbare Waffen oder Droneneinsätze sorgen zwar kaum für Aha-Erlebnisse, fügen sich aber stimmig ins Spielgeschehen ein und Gegner wie Amok laufenden Bügeleisen, Toaster oder Aktenvernichter wirken erfrischend anders. Konsoleros dürfen das Abenteuer auf Wunsch sogar in 3D bestreiten - entsprechende Brillen liegen dem Spiel bei. Das Ganze ist zwar nicht mehr als ein nettes Gimmick, warum aber nicht wenigstens auch PC-User in den 3D-Genuss kommen, ist nur schwer nachvollziehbar. Auf den Handhelds bekommt man im Prinzip dasselbe Spiel in abgespeckter Form serviert. Teils gibt es sogar ein paar zusätzliche Features wie das Absolvieren von Minispielen beim Hacken von Computern oder die Möglichkeit vorübergehend die Kontrolle über bestimmte Gegner zu übernehmen. Insgesamt zieht man gegen den großen Bruder aber klar den Kürzeren: Das auf Schusswaffen komplett verzichtende Kampfsystem ist nur noch ein Schatten seiner selbst, die Sammelreize verlieren mangels Upgrade-Funktion jeglichen Reiz, die Levels sind teils deutlich kleiner, die Flugeinsätze stark vereinfacht und Fahrabschnitte fehlen gänzlich. Auf dem DS kommt auch noch hinzu, dass die Atmosphäre nicht nur aufgrund der systembedingt deutlich schwächeren Grafik, sondern auch der komplett fehlenden Sprachausgabe erheblich leidet. Zudem ist die Bildrate auf Nintendos Handheld alles andere als flüssig. Gerade jüngere Spieler dürften mit den mobilen Meerschweinchen aber trotzdem besser fahren, da Anforderungen und Schwierigkeitsgrad hier deutlich niedriger sind.

Pro

solide Actionkost…
originelles Gegnerdesign
auflockernde Hack-Einlagen (DS & PSP)

Kontra

…die kaum Neues bietet
teils holprige Bildrate (DS)
keinerlei Sprachausgabe (DS)
witzlose Sammelreize (PSP & DS)
primitives Kampfsystem (PSP & DS)

Wertung

360

Gelungene Leinwandadaption, die auf Wunsch auch in 3D spielbar ist.

PlayStation3

Gelungene Leinwandadaption, die auf Wunsch auch in 3D spielbar ist.

PSP

Solide, aber inhaltlich deutlich abgespeckte Meerschwein-Action für unterwegs.

PC

Gelungene Leinwandadaption zum Schnäppchenpreis, aber ohne 3D.

NDS

Solide, aber atmosphärisch und inhaltlich deutlich abgespeckte Meerschwein-Action für unterwegs.

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