Star Wars: The Clone Wars - Republic Heroes15.10.2009,
Star Wars: The Clone Wars - Republic Heroes

Im Test:

Noch bevor es losgeht, fasst eine markige Stimme nicht nur die Ereignisse der letzten Star Wars-Wochen zusammen, sondern dröhnt gleich die komplette Einleitung der folgenden Episode in 30 Sekunden ins Mikrofon. Ganz ehrlich: Gut erzählt ist anders. Das Schlimmste aber: Star Wars ist anders! Das war es jedenfalls mal. Nein, ich bin kein Fan dieser TV-Verwurstung. Sie ist oberflächlich und ihr fehlen neben sympathischen Charakteren vor allem die guten Geschichten - sie ist roher Mais statt Popcorn. Aber so gesehen ist Republic Heroes immerhin die perfekte Serien-Umsetzung!

Zu irgendeiner Zeit...

Es ist wohl Krieg - irgendwann lange vor unserer Zeit und irgendwo ganz weit weg. Falls wir uns zeitlich und geografisch noch im bekannten Lucasversum befinden, denn eine gute Einführung fehlt ebenso wie der markante Schriftzug. Und nachdem Anakin Skywalker (das ist der tragische Sympathieträger, welcher später der Macht des dunklen Metall-Kostüms verfällt) und seine Schülerin Ahsoka (die ihn einfach nur Skyguy nennt - putzig!) im Tutorial gelernt haben, wie man voll automatisch über schmale Plattformen springt, das Lichtschwert gegen kleine und große Droiden schwingt, auf schwebenden Ein-Mann-Gleitern über Abgründe fliegt und Droiden... ähm... droidnappt, dröhnt die bekannte markige Stimme ihren Abriss der Mission über den Äther. Anschließend war ich kaum schlauer als

VIDEO. Jedi oder Klon? So sieht es aus, wenn man als Vorgänger eines Stormtroopers gegen die Separatisten kämpft.vorher. Einige Levels später wusste ich aber, dass mich ein Abenteuer mit zahlreichen aus der Serie bekannten Figuren erwartet. Und immerhin: Für zwischendurch ist so ein roher Kolben Reis nicht mal die schlechteste Alternative.

Jedi-Helden und Klon-Helfer

Die Abschnitte, in denen ich Anakin, Obi-Wan, Plo oder einen der Klon-Krieger begleite, sind dabei nicht länger als eine Viertelstunde - eine gute Dosis, um in das Comic-Universum abzutauchen. Wenn ich einen Level später wiederhole, darf ich sogar wählen, welche Figur ich verkörpern will. Selbst Charaktere, die sonst nicht im Spiel vorkommen, sitzen dann auf der umfangreichen Ersatzbank. Wobei sich das Angebot unterscheidet: Es gibt Abschnitte, die nur Jedi sehen dürfen, während in anderen Passagen ausschließlich Klon-Krieger unterwegs sind.

Der Grund dafür sind spielerische Unterschiede, denn wo sich Jedis hauptsächlich als Action-Abenteurer und Jump&Runner betätigen, schießen sich Klone als Helden in Schultersicht durch die stets engbahnigen Gebiete. Sie können in Deckung gehen, Granaten auflesen, werfen und sogar aktiv Terminals hacken, indem sie gleichfarbige Sektoren unterschiedlich vieler Kreise übereinander drehen. Auf Wii scheint all dies Zuhause, da ich mit Remote direkt ins Bild ziele, durch Schütteln des Nunchuks in Deckung gehe oder beim Hacken die Fernsteuerung drehen muss. Dass ich ständig an den mich begleitenden Klon-Kameraden hängen bleibe, steht der Action allerdings in den Weg. Davon abgesehen ist die Wii-Fassung den restlichen Versionen auch ganz allgemein einen Schritt voraus; die Klon-Passagen wirken ohne Remote-Kimme nämlich ein ganzes Stück banaler. Ich darf zwar per Knopfdruck oder mit dem rechten Stick (falls vorhanden) schießen, aber nicht frei zielen. Statt wie in einem eigenständigen Zwei-Stick-Shooter wirkt die Steuerung deshalb wie von Wii herunterkonvertiert.

Automatisch vielseitig

Und obwohl ich als Jedi gegen die rebellischen Separatisten kämpfe (zur Erinnerung: Die Klone sind zu dieser Zeit noch keine Stormtrooper, sondern Verbündete der demokratischen Republik) kommen auf Wii dezent eingestreute Gesten zum Einsatz. Das Lichtschwert schwingt z.B. auf Anweisung der Remote, während ich einigen der gekaperten Droiden durch Drehen der Fernsteuerung Schwung verpasse. Alles in allem wirkt die Steuerung aber auf sämtlichen Systemen träge und ungenau, was durch viele die Übersicht behindernde Kamera-Perspektiven verstärkt wird. Nennenswerten Frust verhindern zwar Checkpunkte, die sich stellenweise schneller ablösen als man "Zwischenspeichern" sagen kann - Spannung kommt genau deshalb allerdings ebenso

Als behänder Jedi muss man hingegen viel klettern und erkunden.
wenig auf. Selbst wenn man im Kampf gegen einen großen Gegner versagt: Man wird umgehend wieder direkt ins Geschehen "gebeamt". Aber auch die halb-automatische Steuerung will mir hilfreich unter die Arme greifen. So muss ich etwa ein schmales Geländer nicht präzise anvisieren, sondern lande auf Knopfdruck wie von selbst am Ziel.

Was die Grundlage für gelungene Geschicklichkeitstests ist, in denen ich über alternative Pfade immer wieder Extras wie Währung (für große Köpfe, Masken sowie stärkere Angriffe), Unverwundbarkeit oder ähnliche vergängliche Hilfen erreiche, versagt jedoch gelegentlich seinen Dienst: So gibt es Fälle, in denen Anakin und Konsorten einfach nicht dort landen, wo sie es dem Gefühl nach sollten. Oft genug ist dabei natürlich die erwähnte Ansicht Schuld an den Misshüpfern. Dem Doppelsprung kommt in übrigens eine besonders merkwürdige Rolle zu, denn dieser dient nicht dem Erreichen großer Höhen, sondern wird meist "nur" zum Kapern feindlicher Droiden gebraucht. Die Jedi können die Roboter nämlich kurzzeitig in Beschlag nehmen, wenn sie auf ihren Deckeln, Verzeihung: Köpfen, landen sind und ihre Lichtschwerter in selbigen versenken. Auf diese Art schießen sie für einige Sekunden mit starken Lasern, legen Minen oder lösen ein Beben aus, das sämtliche Feinde in Blickrichtung dauerhaft zu Boden wirft.     

Mach mal Druck!

Das klingt abwechslungsreich und unterhaltsam, ist es aber nicht. Jedenfalls nicht auf lange Sicht. Kurzfristig macht das Droidnapping durchaus Spaß, zumal ich auf ähnliche Weise auch Hover-Bikes in Besitz nehme, mit denen ich anschließend wie in einem (unübersichtlichen) Vertikal-Shooter über den Planeten brause. Allerdings sind sämtliche Levels so gestaltet, dass eine Gegnerwelle nach der nächsten auf meine Helden einstürmt, die noch dazu immer wieder mal aus dem sichtbaren Spielfeld verschwinden. Nicht

Inszenierung und Spielgefühl sind auf der technisch schwächeren Wii eine ganze Ecke besser!
zuletzt lässt die Auswahl unterschiedlicher Roboter außerdem zu wünschen übrig. Viele werden nämlich hauptsächlich zum Lösen kleiner Rätsel der Marke "Durchbreche diese marode Wand mit diesem vor dir stehenden Droiden!" benötigt; kaum eine Hand voll kann man im hitzigen Gefecht als effektive Waffe gebrauchen. Schade! So ist es unterhaltsamer, per Tastendruck unter den Blechkameraden hindurch zu rutschen und sie von unten wie eine Sardinenbüchse zu teilen. Was für ein cooler Angriff! Der leider nicht immer praktikabel ist, weil man dafür erst im richtigen Winkel auf die Droiden zu laufen muss.

Richtig ärgerlich finde ich als Kombo-Fetischist übrigens die starke Druckwelle, mit der meine Macht-Künstler alles vor sich stehende kurzerhand gen Bildschirmrand blasen - eindrucksvoll! Doch leider kann ich weder durch diese mächtige Attacke noch beim Kapern oder mit Sprungangriffen meine Komboleiste füllen. Ich habe also die Wahl zwischen den richtig coolen Moves und dem Beackern der normalen Angriffstaste... Auch hier haben Wii- und PSP-Version die Nase zumindest ein Stück weit vorn, denn in den technisch schwächeren Versionen ist die Druckwelle deutlich harmloser. Spielerisch ist das ein kleiner, aber feiner Vorteil.

Das hässliche Entlein

Und noch einen Aspekt meistern die "Kleinen" besser als ihre großen Geschwister: Die Kamera bietet zwar meist eine ähnliche, hin und wieder aber auch eine minimal bessere Perspektive auf das Geschehen. Das führt so weit, dass ich auf Wii und PSP einen kleinen Schacht hinunter rutsche und dabei durch Sprünge nach links und rechts Währung einsammele. Auf PS3, 360 und PC darf ich den Schacht zwar betreten, daraufhin schaltet die Kamera aber automatisch nach unten. Das im Schacht liegende Extra kann ich dann sogar noch sehen - aber nicht mehr auflesen! Und wo ich den ersten Zwischengegner auf PSP und Wii durch einen Sprung auf und einen Hieb in den Blechkopf erledige, schneide ich dem "Eisenhauer" auf PC, 360 sowie PS3

Das Kapern der Droiden bringt Abwechslung in die Gefechte.
lediglich seine drei Lasergeschütze ab. Daraufhin fällt er plötzlich um - aha. Solche Kleinigkeiten machen deutlich, wie viel Liebe in den Umsetzungen für die leistungsstarken Systeme steckt...

Nicht zuletzt wirken selbst die technisch unterlegenen Kulissen stimmiger, da ihre glaubwürdigere Farbgebung besser zu den Schauplätzen passt. Allerdings ändert selbst das nichts daran, dass die Serien-Umsetzung auf allen Plattformen munter ins Stottern kommt. Davon sind zum Glück meist Filmszenen betroffen; durchgehend stotterfrei läuft Republic Heroes nur auf schnellen Rechnern. Am schlechtesten kommt die PSP-Fassung weg, denn die scheint nicht nur haarscharf einem Bildraten-Kollaps zu entgehen, sie verzichtet auch auf die Star Wars-Datenbank, mit der sich Fans immerhin einen kurzen Überblick zur Technik und den Charakteren verschaffen können. Schlimmer noch: Beim Wiederholen eines Levels dürfen PSP-Jedis nicht zwischen den zahlreichen Figuren wählen, die in den anderen Fassungen zur Verfügung stehen. Und am schlimmsten: Das kooperative Spiel, für das ein Freund oder eine Freundin jederzeit ein- oder aussteigen kann, bietet zwar ohnehin kaum mehr als das Solo-Abenteuer - PSP-Besitzer dürfen sich trotzdem ärgern, dass es ihnen nicht einmal angeboten wird!

Zu guter Letzt hätte ich mir außerdem gewünscht, dass ich separate Herausforderungen auch unabhängig vom Hauptspiel angehen darf. Immerhin ist es eine willkommene Abwechslung, dass mein Jedi-Kumpel (egal, ob menschlich oder elektronisch) und ich einige der gemeisterten Arena-Kämpfe noch mitten im Spiel beliebig oft wiederholen dürfen. Es hagelt zwar viel zu schnell Gold- und sogar Platinauszeichnungen; ein Menüpunkt zum direkten Anwählen der Herausforderungen vom Hauptmenü aus wäre trotzdem hilfreich gewesen. 

Fazit

Star Wars ist einfach nicht mehr das, was es mal war! Popcorn-Kino hin oder her: Muss man einen der bekanntesten Science Fiction-Konflikte inhaltlich dermaßen oberflächlich behandeln und langweilige Action in den Vordergrund stellen? Man bekommt zwar keinen kreativen oder gar fordernden, aber immerhin einen abwechslungsreichen Mix aus Kampf und Jump&Run. Es macht trotz der trägen Steuerung und vieler unübersichtlicher Perspektiven durchaus Laune, mit dem Lichtschwert um, auf und unter den Droiden zu tänzeln! Ein paar flotte Sprüche von Ahsoka hier, ein wenig Lightgun-Atmosphäre da, sogar die Vertikal-Shooter sind vertreten - warum nicht? Spätestens bei den Abschnitten als Klon-Soldat schwächeln allerdings besonders die Fassungen jenseits der Wii-Remote, denn als Kopie eines gewöhnlichen 3rd-Person-Shooters wirkt Republic Heroes sehr bemüht. Das Gleiche gilt für einige unlogische Kamera-Schnitte sowie die stotternden Bilder aller Fassungen. Nur PC-Jedi mit flottem Prozessor kommen glimpflich davon. Die PSP-Variante erwischt es hingegen am schlimmsten: Kein gemeinschaftlicher Mehrspieler-Modus, keine Charakterwahl, keine Datenbank - Helden der Sony-Republik ziehen eindeutig den Kürzesten. Unterm Strich bleibt ein actionreicher Ausflug in den Comic-Ableger der Star Wars-Saga. Ein Ausflug, der jedoch in sämtlichen Belangen einfach zu unausgereift und schnell vergessen ist.

Pro

sehr abwechslungsreiche Levels
jeder Level mit etlichen Serien-Charakteren spielbar
Checkpunkte verhindern Frust...
sinnvoller Einsatz von Remote und Nunchuk...
jederzeit kooperatives oder Solo-Spiel
spezielle Herausforderungen in den Levels...
einige coole Jedi-Tricks
Bessere Perspektiven & Spielabläufe auf Wii & PSP

Kontra

zu ungenaue Steuerung
Perspektive lässt oft nur wenig Übersicht zu- ... und nehmen die Spannung- ... dafür bleiben Klone an Kameraden hängen (Wii, PSP)
kein kooperatives Spiel auf PSP
... die nicht separat wählbar sind
Handlung spielt keine nennenswerte Rolle
Gegner verschwinden mitunter aus dem Bild
weder Charakterwahl noch Star Wars-Datenbank auf PSP 

Wertung

360

Sehr abwechslungsreiche Mischung aus Action und Geschicklichkeit - die leider in allen Bereichen den Feinschliff missen lässt.

Wii

Obwohl technisch unterlegen, macht dieser Klon-Krieg dank Remote-Steuerung und mehr Liebe zum Detail am meisten Laune.

PSP

Die PSP-Fassung ist ihren Pendants inhaltlich deutlich unterlegen: U.a. fehlen der kooperative Modus sowie zusätzliche Charaktere.

PC

Die Windows-Version ist inhaltsgleich mit den 360- und PS3-Fassungen, wirkt technisch aber sauberer.

PlayStation3

Sehr abwechslungsreiche Mischung aus Action und Geschicklichkeit - die leider in allen Bereichen den Feinschliff missen lässt.

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