Homefront16.03.2011, Michael Krosta
Homefront

Im Test:

Ein vereinigtes Korea, das in die USA einfällt? Genau dieses fiktive Szenario wird in THQs Homefront (ab 9,99€ bei kaufen) grausame Realität! Aber es braucht mehr als diesen ungewöhnlichen Ansatz, um es mit Schwergewichten wie Call of Duty oder Battlefield aufzunehmen. Schaffen die Kaos Studios das Kunststück, dem Shooter-Genre inhaltlich neue Impulse zu verleihen und dabei gleichzeitig technisch zu begeistern?

Das neue Amerika

Langsam fährt der Bus die Straße entlang. In Handschellen gefesselt hocke ich auf einem der Sitze und schaue mir das unmenschliche Chaos und die Gewalt an, die die Koreaner in die USA des Jahres 2027 tragen. Menschen werden aus ihren Häusern vertrieben, in Arbeitslager abgeführt oder auf offener Straße hingerichtet. Beim Blick aus dem Fenster werde ich u.a. Zeuge, wie zwei Koreaner ein hilfloses Elternpaar vor den Augen ihres kleinen Sohnes eiskalt abknallen, der nur noch weinend vor zusammengesackten Körpern steht und nicht fassen kann, was da gerade passiert ist! Es sind harte, verstörende Szenen, mit denen THQ die Kampagne von Homefront einleitet. Sie zeigen einen Feind, der keine Gnade kennt - und eine gebeutelte Nation, die dem offensichtlich nichts entgegen zu setzen hat. Wo sind Amerikas Verbündete in diesen schwierigen Zeiten? Schaut der Rest der Welt einfach weg? Auch wenn sich die Geschichte rund um die neue Großmacht Korea und von Szenarien anderer Shooter absetzen kann, kämpft sie mit einigen Logiklöchern und billigen Ausreden. Russland, Europa und China werden aufgrund "eigener Probleme" einfach als handlungsunfähig abgestempelt, während die USA nicht nur mit einem tödlichen Virus zu kämpfen, sondern mit dem Importieren von koreanischen Chips für Regierungssysteme ihr Schicksal schon im Vorfeld besiegelt hatten. Was für ein Unsinn: Das wäre etwa so, als würden die Amerikaner heute den Iran bitten, eine Software für das Verwalten ihres nuklearen Arsenals zu entwickeln. Man sollte also nicht zu lange über die hanebüchene Hintergrundgeschichte von Homefront nachdenken, sondern sich einfach in die Action stürzen...

Der Weg zur Freiheit

Ich übernehme die Rolle des Piloten Robert Jacobs, der von Kämpfern des amerikanischen Widerstandes aus der koreanischen Gefangenschaft befreit wird. Der Plan: Die bewaffneten Zivilisten wollen ein Lager der Feinde überfallen und Tanklaster kapern, mit denen sie die US-Armee bei ihrer Gegenoffensive im Raum San Francisco unterstützen wollen. Leichter gesagt als getan, denn die Koreaner sind den Rebellen nicht nur zahlenmäßig überlegen, sondern verfügen auch über modernes Equipment wie automatisierte Wachtürme oder tödliche Kampfhubschrauber. Gerade Erstere verlangen immer wieder ein Flankieren, damit man sie von hinten mit einem gezielten Granaten-Wurf zerstören kann. Wer sich dagegen zu lange in ihrem Scheinwerferlicht aufhält, wird binnen weniger Sekunden durchsiebt. Beim ersten Mal ist es noch spannend, von einer Deckung zur nächsten zu huschen und sich dem Ziel langsam zu nähern. Doch spätestens beim vierten Mal hat sich das Element der Wachtürme abgenutzt.

Trotzdem fällt die Kampagne insgesamt abwechslungsreich aus und bietet angenehme Tempo- und Einsatzwechsel: Anstatt nur unentwegt zu ballern, bewegt man sich auch mal ohne Waffen durch das Camp der Rebellen oder ein Arbeitslager und unterhält sich mit anwesenden Personen. Leider laufen die Gespräche nach Knopfdruck automatisch ab - ein Multiple Choice-System wäre angenehmer gewesen. Trotzdem bekommt man vor allem in diesen ruhigen Momenten einige schöne Einblicke in das zivile (Über-)leben, wenn Kinder in ihren Schlafsäcken vor dem Kamin liegen, ein Windrad für Energie sorgt und im Garten die notwenigen Nahrungsmittel angebaut werden. Überhaupt bietet Homefront immer wieder Szenen, die man so noch nicht oder selten in Videospielen gesehen hat: Da gilt es z.B. eine Mutter mit ihrem schreienden Kind auf dem Arm inmitten eines Gefechtes zu beschützen oder sich durch ein Flammenmeer zu schlagen, während von allen

Die Koreaner kontrollieren einen Großteil der USA.
Seiten brennende Menschen auf einen zugerannt kommen. Solche Bilder bleiben im Gedächtnis - genau wie eine Situation, bei der man sich in einem Massengrab zwischen den Leichen vor den Koreanern verstecken muss.

Krachende Action?

Leider bilden solche intensiven Momente die Ausnahme, denn davon abgesehen ist die Action sehr gewöhnlich: Zwar gibt es sowohl kurze Stealth- als auch Sniper-Abschnitte und Railsequenzen, doch zum einen kennt man das bereits von Genre-Kollegen und zum anderen werden diese dort sehr viel besser umgesetzt. So beschränkt sich der "Schleichanteil" bei Homefront z.B. nur darauf, seinem Anführer hinter zu laufen, wenn er es sagt. Man muss also selbst gar nicht aufpassen, ob man sich im Blickfeld der Feinde befindet oder nicht. Obwohl nicht sonderlich fordernd, sorgt eine Hubschrauber-Sequenz gegen Ende für die größte Abwechslung, bei der man einen Konvoi beschützen muss. Das war's dann aber leider schon in Sachen Vehikel - hier hatte der inoffizielle Vorgänger Frontlines mehr zu bieten. Dronen spielen hier ebenfalls keine Rolle mehr; einzige Ausnahme ist das unbemannte Kampffahrzeug Goliath, über das man zwischendurch die Kontrolle übernehmen kann. Die beschränkt sich allerdings darauf, Ziele für die Raketensteuerung zu markieren - eine direkte Steuerung ist nicht möglich.     

Teamwork im Quartett

Die meiste Zeit ist man in einem kleinen Team unterwegs, das aus dem Draufgänger Connor, dem koreanisch-stämmigen Techniker Hopper sowie der Quotenfrau Rianna besteht. Der Vorteil: Alle Begleiter sind unsterblich und agieren selbstständig, man braucht sich also nicht als Babysitter und Sanitäter zu betätigen. Der Nachteil: Großartige Unterstützung leistet das Trio nicht unbedingt, denn genau wie die Intelligenz der Feinde ist auch ihre eigene höchstens durchschnittlich. Teilweise laufen sie einfach an Gegnern vorbei, treffen diese selbst auf kurze Distanz nicht oder verweigern sogar eine Feuerunterstützung. Da man ohnehin meist zu viert unterwegs ist, hätte sich eigentlich ein Koop-Modus angeboten, doch hat man bei Kaos die Chance leider nicht genutzt. Die koreanische Seite greift dagegen zu unfairen Mitteln, indem sie stellenweise immer wieder neue Gegner ins Feld schickt, bis ich einen bestimmten Trigger auslöse. Ich habe an einer Stelle sogar erlebt, wie Koreaner plötzlich aus dem Nichts in einem Haus vor meiner Nase erschienen sind. Wann gehört diese dämliche Respawn-Methode endlich der Vergangenheit an? Zudem erfährt man nicht gerade viel über die Charaktere, so dass die

Mit dem Goliath lassen sich Ziele für Raketenangriffe markieren. Die Geschütze feuern automatisch.
Figuren - einschließlich des Protagonisten Jacobs - insgesamt viel zu blass bleiben. In diesem Zusammenhang mag man es kaum glauben, dass THQ für die Geschichte mit John Milius einen renommierten Drehbuchautoren verpflichtet hat, der immerhin für den Klassiker "Apocalypse Now" und "Die rote Flut" verantwortlich zeichnet.

Scheinbar gingen ihm nach dem Grundgerüst aber die kreativen Ideen aus, was man noch alles mit dem Szenario und den Figuren anstellen könnte. So beschränkt sich die Geschichte mit ihren sieben Kapiteln darauf, dass man aus der besetzten Stadt ausbricht, die Tanklaster mit einem Peilsender markiert, von ein paar durchgeknallten Amerikanern einen Helikopter stiehlt, den Konvoi der Koreaner überfällt und das Finale auf der Golden Gate Bridge in San Francisco austrägt. Hört sich überschaubar an und das ist es auch, denn schon nach knapp fünf Stunden ist die Kampagne vorbei. Wiederspielwert? Quasi null - es sei denn, man möchte den kurzen Ritt in einem höheren der vier Schwierigkeitsgrade noch mal erleben. Viele Gründe, die ansonsten dafür sprechen, gibt es nicht: Zwar ist die Kampagne stellenweise unterhaltsam und abwechslungsreich, doch genau wie bei Medal of Honor hat man auch hier immer wieder das Gefühl, man will wie Modern Warfare sein, aber schafft es einfach nicht.

Kein Drama

Enttäuschend ist die im Vorfeld großartig angekündigte Drama-Engine, die ihrem Namen nur selten gerecht wird. Dabei handelt es sich schlichtweg um geskriptete Sequenzen, wie man sie schon tausendmal in anderen Spielen gesehen hat: Da stürzt z.B. ein Wachturm ein, die Action wird kurz auf Zeitlupe umgeschaltet oder ein Mitstreiter erledigt einen Koreaner in einem ansehnlichen Nahkampf. Das ist ja alles ganz nett - aber es haut mich nicht vom Hocker, weil man das alles schon besser gesehen hat.

Einen großen Anteil an der Ernüchterung hat die Technik, die trotz oder wegen der Unreal Engine nicht mehr zeitgemäß wirkt: Da ploppen alle paar Meter Texturschichten und Schatten auf Objekte, es gibt kaum Physik oder Zerstörung, die Figuren- sowie Fahrzeugmodelle wirken grob und schwach animiert. Dazu brennt sich vor allem an der PS3 ein widerliches Kantenflimmern in die Augen und viele der Texturen wirken verwaschen. Deutlich besser sieht es am PC aus, bei dem die Kulissen nicht nur aufgrund der höheren Auflösungen, sondern auch der größeren Sichtweite und V-Sync wesentlich ansprechender wirken. Trotzdem sieht Homefront auch hier nicht wie ein moderner Shooter aus, obwohl sich die Lichteffekte auf allen drei Plattformen sehen lassen können. Was mich außerdem stutzig macht, sind die vielen unsichtbaren Grenzen in den Schauplätzen. Eigentlich kann man die Bewegungsfreiheit halbwegs clever durch Hindernisse wie Mauern, Zäune oder andere Objekte begrenzen. Bei Homefront ist es dagegen oft so, dass man von einer unsichtbaren Wand

Der Widerstand lässt es ordentlich krachen.
davon abgehalten wird, weitere Stellen zu erkunden, obwohl sie zugänglich wirken. Immerhin gilt es insgesamt 61 Zeitungsartikel zu finden, in denen anhand von billig präsentierten Texten versucht wird, die Hintergrundgeschichte halbwegs plausibel zu erklären.

Es fehlt der Wumms

Zumindest kann der Audiobereich im Gegensatz zur grafischen Darstellung mehr überzeugen. Zum einen untermalt der Soundtrack im typischen Hans Zimmer-Stil die Action nicht nur mit orchestralen Klängen, sondern auch die Soundeffekte können sich vor allem bei markerschütternden Explosionen hören lassen. Den gewaltigen Rumms-Faktor eines Battlefield: Bad Company 2 oder zuletzt Medal of Honor erreicht man aber nicht - die beiden EA-Produktionen, aber auch Mitbewerber wie Killzone 3 bringen den Subwoofer spürbar mehr ins Schwitzen und bieten einen differenzierteren Raumklang sowie die bessere Abmischung. Die deutschen Sprecher leisten eine solide, aber nicht immer überzeugende Arbeit - vor allem die Stimme von Rianna nervt schon nach den ersten Minuten. Die englische Fassung, die sich ebenfalls auf der Disk befindet, hinterlässt einen besseren Eindruck. Allerdings nerven zwei Dinge: Zum einen werden Dialoge manchmal einfach mittendrin abgebrochen und zum anderen wiederholen sie sich manchmal ständig, wenn man lieber noch nach Zeitungsartikeln suchen möchte anstatt sich zum Sammelpunkt zu begeben. In diesem Fall bekommt man im Abstand von etwa zehn Sekunden immer wieder die gleichen Sätze zu hören. Was ich ebenfalls nicht verstehe: Im Intro wird schon nach kurzer Zeit ein großer Schriftzug mittig eingeblendet, dass man den Film mit einer Taste abbrechen kann. Das hätte man sehr viel dezenter und weniger störend einbetten können.     

Die andere Seite

Die ernüchternde Kampagne ist zum Glück nur ein Teil von Homefront. Genau wie schon bei Frontlines liegt die wahre Stärke im Mehrspieler-Modus, in

Rianna ist die Quotenfrau im Team. Viel erfährt man allerdings nichts über sie - genau wie auch über die anderen Figuren.
dem auch auf den Konsolen bis zu 32 Spieler gegeneinander antreten können. Neben dem Team-Deathmatch liegt der Fokus vor allem auf dem neuen Modus Ground Control, der sich an Frontlines orientiert und an die Battlefield-Reihe erinnert. Hier gilt es, im Team drei Basen auf der Karte unter Kontrolle zu bringen und diese so lange wie möglich zu halten. Ist ein Team erfolgreich, gewinnt es allerdings nicht gleich die ganze Partie, sondern nur eine von maximal drei Runden. Dabei verschiebt sich mit jeder Runde die Front und es müssen drei weitere Basen erobert werden, die sich an anderen Stellen auf der Karte befinden. Das Team, das als erstes zwei Runden für sich entscheidet, geht als Gesamtsieger hervor. Eine besonders interessante Variante ist der Battle Commander-Modus, der später sowohl beim Team Deathmatch als auch bei Ground Control zur Verfügung steht. Hier analysiert ein General im Hintergrund den Spielverlauf und gibt Sonderaufträge. Jeder Spieler kann mit bis zu fünf Sternen ausgezeichnet werden, wenn er z.B. eine beeindruckende Kill-Serie hinlegt ohne dabei zu sterben. Gleichzeitig erhält er von seinem Battle Commander Belohnungen wie Splitterwesten, schnelleren Sprint oder ein verbessertes Radar.

Doch genau das hat er auch nötig, denn die Erfolge alarmieren auch den gegnerischen KI-Kommandanten, der den Lauf stoppen will und deshalb die Position dieses Spielers für Mitglieder seines Teams markiert. Je mehr Sterne er bekommt, desto mehr Gegner erfahren seine Position. Wer die Bedrohung ausschaltet, kann sich über ein lukratives Kopfgeld freuen.

Punktesammler

Die Währung bei Homefront sind die so genannten Kampfpunkte, die man auch für das Töten von Feinden, dem Einnehmen von Basen oder Unterstützungs-Kills auf seinem Konto gutgeschrieben bekommt. Das Schöne daran: Die Punkte lassen sich schon während einer Schlacht sinnvoll in bis zu zwei Gadgets investieren, die man bereits im Vorfeld für jede Klasse (Schütze, Scharfschütze etc.) neben der Bewaffnung festlegen kann. Dadurch hat man z.B. die Möglichkeit, sich

Aus der Luft kann man der Infanterie am Boden ordentlich einheizen.
auf Knopfdruck (und gegen Bezahlung) mit einer Panzerfaust ausstatten zu lassen, wenn man als einfacher Schütze plötzlich mit einem Panzer konfrontiert wird. Während man sich bei einer solchen Bedrohung in anderen Spielen schon auf das vorzeitige Ableben und den anschließenden Respawn einstellt, kann man hier noch Gegenwehr leisten, was den Schlachten insgesamt mehr Dynamik verleiht. Im Gegensatz zur Kampagne spielen hier außerdem auch die Vehikel wie Humvees, Panzer und Hubschrauber eine größere Rolle. Auch die Dronen sind endlich wieder mit von der Partie, so dass man ferngesteuerte Mini-Helis oder bewaffnete Roboter losschicken kann. Selbst das Anfordern gezielter Luftschläge wird möglich, sobald man eine gewisse Serie hingelegt hat. Vor allem später, wenn das Kampfpunkte-Konto entsprechend angewachsen ist, schwenkt der Fokus immer mehr von Infanterie- zu Vehikel-Scharmützeln um, weil man sich das entsprechende Equipment leisten kann. Die meisten Fahr- und Fluggeräte sind für mehr als einen Spieler konzipiert, so dass Aufgabenteilung angesagt ist. Während der eine fährt, kümmert sich der andere z.B. um die Kanone. Wer will, kann nach einem Tod sogar direkt im Vehikel eines Mitspielers erneut in die Schlacht einsteigen. Um Campern entgegen zu wirken, gibt es außerdem eine Kill-Cam, die die Position des Spielers verrät, der einen gerade um die Ecke gebracht hat.     

Motivierendes Rangsystem

Während die Kampfpunkte nur auf das jeweilige Match begrenzt sind und sich folglich nicht langfristig anlegen lassen, sieht es bei den Erfahrungspunkten anders aus: Sie bestimmen den Rang und damit auch die Ausrüstung, die zur Verfügung steht, denn je höher der Rang, desto mehr Equipment wird in dem komplexen System freigeschaltet. Wer z.B. als Scharfschütze erfolgreich ist, kann sich vornehmlich über neue Sniper-Ausrüstung freuen, während Experten für schweres Gerät mit Belohnungen ausgezeichnet werden, die zu ihnen und ihrem Spielstil passen. Zusätzlich bekommt man Zugriff auf weitere Dronen-Varianten und Spezial-Equipment wie eine Wärmebild-Kamera sowie Tarnmuster oder Uniformen. Außerdem stehen insgesamt 18 Infanterie-Fähigkeiten zur Auswahl auf die man seine begrenzten Fähigkeitspunkte verteilen kann. Dazu gehören z.B. eine höhere Nachladegeschwindigkeit, schnellere Gesundheitsregeneration oder eine Tarnung gegen Aufklärungsdronen. Auch hier gilt: Je höher der Rang, desto mehr Punkte stehen für den Erwerb von Fähigkeiten zur Verfügung. Das führt folglich dazu, dass ranghohe Spieler den Anfängern allein durch ihr Equipment überlegen sind, doch steigt man relativ schnell auf und kann damit ebenfalls aufrüsten. Die Auswahl an sechs Karten fällt etwas mager aus, obwohl sie relativ groß sind und viel Abwechslung bieten - 360-Besitzer können sich über eine exklusive Zusatz-Map freuen.

Project 10$ aka Kampfcode

Bei THQ hat man sich offenbar von EAs Project 10$ inspirieren lassen, denn genau wie beim Mitbewerber muss man auch hier einen so genannten "Kampfcode" eingeben, wenn man über Rang fünf hinaus an den Mehrspieler-Partien teilnehmen möchte. Für Erstkäufer liegt der Code selbstverständlich der Packung bei, wer das Spiel gebraucht kauft und online Karriere machen möchte, muss sich online allerdings kostenpflichtig einen neuen Code besorgen.

Was aber vor allem im Mehrspielermodus gar nicht geht, ist die z.T. stümperhafte Übersetzung: Da wird aus dem Guthaben der Kampfpunkte (engl. Balance) einfach mal das in diesem Sinn völlig falsche Wort "Ausgewogenheit" verwendet, während ein Respawn auf Homefront-Deutsch "Entstehung" heißt. Erst hab ich noch gelacht, dann nur noch mit dem Kopf geschüttelt. Selbst die Kampagne ist vor Schnitzern dieser Art nicht sicher, wenn z.B. einer der Begleiter ein freudiges "Hölle, ja" nach dem englischen Vorbild "hell yeah" ausruft. Kontrolliert bei der Lokalisation eigentlich niemand diesen Blödsinn?  

Fazit

So bescheuert die Hintergrundgeschichte mit der Großmacht Korea und ihrer Invasion in den USA auch klingt: Damit unterscheidet sich Homefront von den zig Einsätzen in altbekannten Krisenherden wie Afghanistan, Vietnam oder den Schauplätzen des Zweiten Weltkriegs. Doch was die Kaos Studios zusammen mit Drehbuchautor John Milius aus dieser Idee gemacht haben, ist ernüchternd: Zwar ist die viel zu kurze Kampagne durchaus abwechslungsreich, aber unterscheidet sich bis auf wenige emotionale sowie intensive Momente nicht von einem mittelmäßigen Shooter. Mit einer durchschnittlichen, z.T. sogar miesen KI und den grafisch angestaubten Kulissen kann man weder inhaltlich noch technisch Glanzpunkte setzen - selbst beim Sound muss man sich der Konkurrenz wie Battlefield: Bad Company oder der CoD-Serie geschlagen geben. Die Charaktere spielen angefangen beim Protagonisten bis hin zu seinen Begleitern keine große Rolle und man erfährt praktisch nichts über sie. Zudem fehlt ein greifbarer Antagonist in den koreanischen Horden, denn Machthaber Kim Jong-un sitzt sicher auf seinem Thron in Pjöngjang und tanzt sicher nicht auf der Golden Gate Bridge herum. Doch so enttäuschend die Kampagne auch sein mag, kann Homefront in einem anderen Bereich begeistern: Wie schon beim inoffiziellen Vorgänger Frontlines ist auch hier der Mehrspielermodus ein Anschaffungsgrund für alle, die nach einer Alternative zu Battlefield & Co suchen. Neben dem motivierenden Rangsystem und vielen freischaltbaren Extras sind es vor allem die Kampfpunkte, die den Schlachten eine tolle Dynamik verleihen. Innovationen wie der Battle Commander sorgen außerdem für eine frische Brise, während der Modus Ground Control zwar nur eine Erweiterung von Frontlines darstellt, aber immer noch spannende Gefechte garantiert - vor allem, wenn sich 32 Spieler auf den wenigen, aber abwechslungsreichen Karten tummeln.       

Pro

interessantes Szenario...
abwechslungsreiche Einsätze
solide Sprecher...
Einblicke ins zivile Leben
z.T. gelungene Inszenierung...
hervorragender Mehrspielermodus (bis zu 32 Spieler)
Battle Points-System sorgt für Dynamik
umfangreiches Waffenarsenal (vor allem im Multiplayer)
motivierendes Online-Rangsystem
Systemlink & dedizierte Server werden unterstützt

Kontra

...mit einigen Logik-Löchern
angestaubte Technik
...aber auch manche Totalaussetzer
mittelmäßige KI
...aber nur, wenn geskriptet
Kampagne relativ kurz (ca. fünf bis sechs Stunden)
Dialoge werden abgebrochen
z.T. grausige Übersetzungen
starke Flimmerkanten (PS3)
grobe Charaktermodelle (hauptsächlich Konsolen)
z.T. unendlicher Gegner-Respawn
aufploppende Texturen
und Schattenschichten (vor allem Konsolen)
blasse Figuren
unsichtbare Schauplatzgrenzen
unspektakuläres Finale
relativ wenige Mehrspieler-Karten

Wertung

360

Auf der 360 präsentiert sich Homefront technisch merklich schwächer als auf dem PC.

PC

Ernüchternde Kampagne, toller Mehrspielermodus: Homefront ist genau so gespalten wie das heutige Korea.

PlayStation3

Mehr Flimmerkanten, dafür eine höhere Sichtweite und z.T. bessere Beleuchtung: Vor- und Nachteile gegenüber der 360-Version halten sich die Waage.

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