Die Abenteuer von Tim und Struppi: Das Geheimnis der Einhorn02.11.2011, Jens Bischoff
Die Abenteuer von Tim und Struppi: Das Geheimnis der Einhorn

Im Test:

Steven Spielbergs und Peter Jacksons Verfilmung von Tim und Struppi lockte seit dem Start Ende Oktober bereits zahlreiche Besucher in die deutschen Kinos. Wer will, kann im gleichnamigen Videospiel nun auch selbst in die Rolle des abenteuerlustigen Comic-Reporters schlüpfen. Bekommt man dabei mehr als den üblichen Lizenzmurks geboten?

Auf den Spuren des Films

Erzählerisch folgt das Spiel der Handlung der Filmvorlage. Um das Geheimnis der Einhorn zu lüften, verschlägt es Tim, Struppi und Kapitän Haddock an entsprechend vertraute Schauplätze wie Schloss Mühlenhof, das orientalische Bagghar oder die Bretagne, die es meist in klassischem 2D zu erkunden gilt. Dabei wird gehüpft, geklettert, geknobelt und gekämpft. Neben offenen Schlagabtauschen, kann man sich auch unbemerkt an Gegner heranschleichen, sie aus leeren Fässern oder Ritterrüstungen heraus überrumpeln oder sie mit Wurfobjekten wie Bällen, Töpfen oder Bananenschalen herrlich albern animiert zu Fall bringen.

Hin und wieder müssen auch Hindernisse bewältigt, Apparaturen in Gang gesetzt oder Tauchgänge absolviert werden. Dazwischen erwarten einen aber auch immer wieder Einsätze als waghalsiger Pilot oder fechtender Pirat, während man sich als Struppi durch enge Schächte zwängt, Fährten liest und Wege frei buddelt. Während man auf PC und Konsole auch ein paar weitläufigere 3D-Areale erkundet oder auf dem Motorrad durch die Gegend heizt, schauen Handheld-Spieler in die Röhre oder werden mit öden Ruder- und Kanonenduellen abgespeist. Ansonsten sind Spielverlauf und Leveldesign bis auf kleinere Kürzungen und Vereinfachungen weitgehend identisch.

Die meisten Spielabschnitte präsentieren sich als klassische Plattform-Action in 2D.
Seit Pitfall-Zeiten bewährt: Die meisten Spielabschnitte präsentieren sich als klassische Plattform-Action in 2D.
Doch auch bei Übersicht und Präsentation muss man beim mobilen Abenteuer deutliche Abstriche machen: Der Bildausschnitt ist teils wesentlich kleiner, statt vertonter Zwischensequenzen gibt es textbasierte Comic-Bildchen und auch während des Spiels wird gänzlich auf atmosphärische Sprachausgabe verzichtet, was nicht nur bei den verbalen Rundumschlägen von Frantz und Kapitän Haddock auf die Stimmung schlägt. PC- und Konsolenspieler freuen sich hingegen über die deutschen Originalstimmen aus dem Film samt entsprechendem Humor.

Gelungener Bonus

Abseits des nicht nur auf dem 3DS recht kurzen Story-Abenteuers wartet das Spiel noch mit einer Reihe an Bonusabschnitten auf, die auch kooperativ angegangen werden können. Hier darf man neben Tim und Struppi auch andere Charaktere wie Haddock, Madame Castafiore oder Detektiv Schultze direkt steuern und von deren einzigartigen Fähigkeiten Gebrauch machen. Selbst Tim verfügt hier über zusätzliche Ausrüstung wie einen Greifhaken, mit dem er sich durch die Lüfte katapultieren kann, während Frantz von Hadoque durch Bilderrahmen gleitet, Madame Castafiore Glas zersingt oder Detektiv Schultze mit seinem Spazierstock Geschosse ablenkt.

Die auch kooperativ spielbaren Bonusabschnitte wissen zu gefallen.
In den auch kooperativ spielbaren Bonusabschnitten hat man mehr Möglichkeiten.
Neben der größeren Charakter- und Aktionsvielfalt sowie der nur hier verfügbaren Koop-Funktion punkten die auch allein spielbaren Bonusabschnitte vor allem mit cleverem Leveldesign. Gerade PC- und Konsolenspieler freuen sich über dynamische Interaktionsmöglichkeiten, gelungene Sammelreize und maßgeschneiderte Bosskämpfe. Auf dem 3DS sind die Teamausflüge hingegen nicht nur zahlenmäßig überschaubarer, sondern auch deutlich kürzer und unspektakulärer. Statt kreativer Hindernisbewältigung und motivierender Schatzsuche geht es hier eher darum, möglichst schnell ans Levelende zu gelangen, um seine Bestzeiten via StreetPass mit anderen, unterwegs getroffenen Spielern zu vergleichen.

Einsamer Wettstreit

Minispiele wie Flug- und Fechteinlagen sind weniger gelungen.
Minispiele wie Flug- und Fechteinlagen sind weniger gelungen.
Auf den Wettkampfmodus, wo man die aus der Story bekannten Fecht-, Flug- und Fahreinlagen in verschiedener Form auf Punktebasis wiederholen kann, müssen Handheld-Spieler sogar komplett verzichten. Das ist aber nicht weiter tragisch, da die Minispiele vergleichsweise plump sind, nur allein bestritten werden können und recht schnell langweilen. Wer sich trotzdem dafür begeistern kann, darf die einsame Highscore-Hatz alternativ auch mit Move-, Kinect- oder Wii MotionPlus bestreiten, was die Punkteausbeute aber eher schmälert als steigert - vor allem als Pilot.

Dass man das Zubehör trotzdem nicht auch in den entsprechenden Passagen des Story-Modus' bemühen darf, ist jedoch seltsam - genauso wie die stiefmütterliche Nutzung der Maus am PC, die selbst beim Fliegen ignoriert wird. Wer kann, sollte also lieber gleich zum Pad greifen - was bei einem 360-Controller sogar mit passenden Tasteneinblendungen belohnt wird. Wer unbedingt in 3D spielen will, kann das neben dem 3DS auch auf PC und PS3 tun, Wii- und Xbox-Besitzer bleiben außen vor. U-Play-Nutzer schauen hingegen nur auf Wii und 3DS in die Röhre - alle anderen können entsprechende Punkte verdienen und damit alternative Kostüme und andere Extras erwerben.

Fazit

Tim und Struppi machen auch in spielerischer Form keine schlechte Figur. Man erlebt in dem primär als 2D-Plattformer nacherzählten Kinoabenteuer zwar nichts Außergewöhnliches, wird aber solide unterhalten. Es wird geklettert, gehüpft, geknobelt und gekämpft, während sporadische Flug-, Fecht- oder Taucheinlagen für Abwechslung sorgen. Die leider recht knappe Spielzeit von drei bis vier Stunden wird durch gelungene Bonuslevels mit Sammelreizen, die auch kooperativ spielbar sind, wieder wettgemacht - zumindest auf PC und Konsole. 3DS-Spieler müssen sich hingegen nicht nur mit deutlich abgespeckten Spielinhalten zufrieden geben, sondern auch bei Übersicht und Präsentation merkliche Abstriche machen. 3D gibt's auch auf PC und PS3, während die eingeschränkte MotionPlus-, Move- bzw. Kinect-Unterstützung eher Nach- als Vorteile bringt.

Pro

solide Plattform-Action
kooperativ spielbare Bonuslevels
deutsche Originalsprecher (nicht 3DS)

Kontra

relativ dröge Minispiele
kurzes Abenteuer (vor allem 3DS)

Wertung

360

Solides, aber kurzes Plattform-Abenteuer, das vor allem in den auch kooperativ spielbaren Bonusabschnitten zu gefallen weiß.

PC

Solides, aber kurzes Plattform-Abenteuer, das vor allem in den auch kooperativ spielbaren Bonusabschnitten zu gefallen weiß.

3DS

Solides, aber kurzes Plattform-Abenteuer, das bei Inhalt, Übersicht und Präsentation deutlich Federn lassen musste.

Wii

Solides, aber kurzes Plattform-Abenteuer, das vor allem in den auch kooperativ spielbaren Bonusabschnitten zu gefallen weiß.

PlayStation3

Solides, aber kurzes Plattform-Abenteuer, das vor allem in den auch kooperativ spielbaren Bonusabschnitten zu gefallen weiß.

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