FIFA 1012.11.2009, Michael Krosta
FIFA 10

Im Test:

Auf der PS3 und Xbox 360 avancierte FIFA 10 (ab 1,99€ bei kaufen) in dieser Saison zum Meister des virtuellen Fußballs! Doch auch auf der PSP und selbst der betagten PS2 bittet EA wieder zum Anstoß. Macht man sich noch die Mühe für Verbesserungen oder stagniert die Serie einmal mehr auf ihrem seit Jahren bekannten Niveau?

Fühlt sich vertraut an

Wer bereits in der Vergangenheit in den PS2- und PSP-Stadien von FIFA eingelaufen ist, erlebt auch in diesem Jahr keine großen Überraschungen: Zwar sind die Torwart-KI sowie die Verteidiger etwas besser auf zack, so dass nicht mehr so viele Schüsse

Tore lassen sich jetzt nicht mehr so einfach erzielen, da die Defensive aufmerksamer geworden ist.
im Netz landen, doch insgesamt fühlen sich die Partien so an wie in FIFA 09, die sich ihrerseits schon so angefühlt haben wie in FIFA 08. Folglich wirkt die Ballphysik mittlerweile veraltet und das runde Leder immer noch zu leicht. Und auch wenn die Spieler-KI insgesamt einen guten Eindruck hinterlässt, gibt es manchmal auch Totalaussetzer, bei denen der Torwart des Gegners in brenzligen Situationen auch schon mal unerwartet an der Eckfahne herum turnt. Die Steuerung wurde 1:1 vom Vorgänger übernommen und bietet bekannte Finessen wie First Touch bei der Ballannahme, Täuschungen und die Möglichkeit, Schüsse anzuschneiden. Heber, Flanken und Doppelpässe finden sich selbstverständlich auch im Repertoire, wobei man für einen gehobenen Anspruch Schussstärke und Richtung komplett manuell durchführen kann. Umgekehrt dürfen Gelegenheitsspieler auf eine vereinfachte Steuerung umschalten, bei der sie sich nur um das Passen, Schießen und eventuell Grätschen kümmern müssen - die Laufarbeit wird automatisch von der KI übernommen. Ein altes Problem aber bleibt: Vor allem beim Sprint legen sich die Spieler den Ball viel zu weit nach vorne und auch bei niedrigem Tempo fällt es schwer, ihn präzise vor den Angreifern abzuschirmen. So stehen schnelle Ballverluste an der Tagesordnung und die Defensive scheint leicht bevorteilt zu sein. Positiver Nebeneffekt: Zusammen mit der überarbeiteten Torwart-KI fallen nicht mehr so viele Tore wie früher. Eine kleine, aber sinnvolle Neuerung sind die Scout-Berichte, die schon vor dem Spiel über die taktischen Gewohnheiten und die Schlüsselspieler des gegnerischen Teams informieren. So kann man sich prima auf die Begegnung einstellen und dabei auch mit den ebenfalls neuen Teamstilen experimentieren. Je nach gewählter Aufstellung forciert man z.B. eine Überzahl im 16er oder an den Flügeln, spielt auf Abseitsfalle oder schwenkt von der Mann- auf eine Raumdeckung um. Obwohl manche der verfügbaren Teamstile selbsterklärend sind, wären zusätzliche Beschreibungen nicht schlecht gewesen, welche Folgen die entsprechende Wahl nach sich zieht. Taktiken wie "Vollblutkicker" oder "Die Lücke" werfen einige Fragen auf, die auch das Handbuch nicht beantworten kann... Diese bekommt man eher zufällig, wenn auch der Gegner von ihnen Gebrauch macht und der Talent-Scout die Formation anhand eines animierten Schaubilds darstellt.

Neue Spielmodi?

Neben einem schnellen Spiel findet man mit den Turnieren, Manager und Be a Pro die bekannten Modi des Vorgängers. Wie gehabt lassen sich auch PSP- und PS2-Versionen miteinander verbinden, um Manager-Daten untereinander auszutauschen. Die Be a Pro-Karriere, in der man sich vom Nobody bis zum Star der Nationalmannschaft hoch kämpfen und wie in einem Rollenspiel Erfahrungspunkte sammeln kann, wurde inhaltlich leicht erweitert, aber bietet spielerisch nichts Neues. Während sich PS2-Besitzer in einem Editor eigene Kicker erschaffen können, fehlt eine

Die Scouts decken Taktiken des Gegners auf und erleichtern es so, sich auf ihn einzustellen.
solche Funktion auf der PSP und man muss mit den bekannten Akteuren der etwa 30 Ligen Vorlieb nehmen. Doch selbst die erkennt man auf dem kleinen Bildschirm kaum und auch die Nahansicht in Zeitlupen lässt oft Ähnlichkeiten zu den realen Stars vermissen. Etwas besser sieht es auf der PS2 aus, wo auch das Publikum im Hintergrund nicht so extrem grob ausfällt wie auf der PSP. Allerdings hat die Konsole gerade bei Be a Pro in der Standard-Perspektive (von oben nach unten) im Gegensatz zur Tele-Kamera mit einigen Slowdowns zu kämpfen. Der Herausforderungsmodus der PSP, bei dem man bestimmte Ziele wie eine vorgegebene Tordifferenz erfüllen muss, wurde komplett gestrichen. Auch das lustige Minispiel in Quizform erlebt man nur in der Handheld-Fassung - frühere Zusatzinhalte wie z.B. Ball-Jonglieren oder Torwandschießen, fehlen aber erneut. Dafür darf man ab sofort auch auf der PSP Standardsituationen trainieren, während der Modus "Die Saison" auf beiden Systemen neu, aber inhaltlich nicht spektakulär ist. Hier spielt man - wie der Name es schon sagt - lediglich ein Jahr mit seiner ausgewählten Lieblingsmannschaft in der Liga sowie nationalen und internationalen Pokalwettbewerben, ohne sich dabei um Finanzen, Transfers und Trainingseinheiten kümmern zu müssen. Es zählt also nur, was auf dem Platz passiert, wo es bis auf ein paar neue Animationen in Zweikämpfen nicht viel Neues zu sehen und zu hören gibt. Leider wird das Geschehen ab und zu von leichten Rucklern und unnötigen Fehlern gestört, bei denen z.B. der falsche Torschütze eingeblendet wird oder die Kollisionsabfrage für einen Moment versagt und folglich zwei Spieler ineinander verschmelzen. Das Kommentatoren-Duo leistet sich ebenfalls ein paar Patzer und kommt vor allem auf der PSP kaum hinterher. So werden z.B. die Spielzüge bis zum Tor noch "in Echtzeit" von den beiden analysiert, obwohl man schon wieder den nachfolgenden Anstoß hinter sich gebracht hat. Darüber hinaus haben die beiden noch die gleichen Sprüche drauf wie vor ein paar Jahren. Wer die Serie schon etwas länger kennt, kann schon fast mitsprechen...oder gähnen.

Online-Ungerechtigkeit

Hat man bei EA mittlerweile vergessen, dass man auch mit der PS2 online gehen kann? Anders ist es wohl nicht zu erklären, denn obwohl vor einigen Jahren Features wie die interaktive (Online-)Liga auf der PS2 eingeführt wurden, wird wie schon im letzten Jahr die Breitband-Verbindung zum Online-Fußball gestrichen! Zumindest darf man aber bis zu zwei Multitaps aus der Versenkung hervor kramen und so mit bis zu acht Spielern dem Leder hinterher jagen. Auf der PSP wird die Adhoc-Session dagegen auf zwei menschliche Kicker begrenzt, doch dürfen Handheld-Besitzer zusätzlich auch online um den Sieg kämpfen und sich über den EA Messenger untereinander verständigen sowie Freundeslisten führen. Zwar kommt es immer noch hin und wieder zu Verbindungsabbrüchen, doch ist der Netzcode insgesamt deutlich stabiler als im Vorjahr. Dabei werden Siege und Niederlagen in einer Online-Statistik und Bestenlisten festgehalten. Leider sind nur Einzelspiele möglich - Online-Turniere, Meisterschaften oder die interaktive Liga gibt es hier nicht. 

Fazit

Na, hört ihr dieses Zischen? Kein Wunder, denn so langsam ist die Luft aus den PSP- und PS2-Versionen von FIFA raus, weil man kaum Neues bieten und die Serie sich offensichtlich nicht mehr großartig weiter entwickeln kann. Wer die Vorgänger sein Eigen nennt und auf die aktuelle Lizenz pfeift, kann bei beiden Sony-Plattformen guten Gewissens beim FIFA 09 bleiben, das auch ohne neue Features wie den Scout, den etwas überflüssigen Saison-Modus oder die Team-Stile nicht viel schlechter ausfällt und sich zumindest technisch auf einer Höhe mit FIFA 10 befindet. Besonders PS2-Besitzer dürften sich mittlerweile leicht veräppelt vorkommen, wenn selbst die Handheld-Variante mit zusätzlichen Herausforderungen und dem Online-Modus mehr zu bieten hat. Zumindest bleibt ein leichter Steuerungsvorteil, da sich die Kicker mit einem Controller immer noch besser steuern lassen als mit den beschränkten Möglichkeiten der PSP. Trotzdem hätte man sich ruhig daran versuchen können, die neuen 360 Grad-Dribblings der PS3 und 360 auch für die alten Plattformen umzusetzen. Neulinge bekommen mit FIFA 10 den gewohnt soliden Fußball, während sich Serien-Veteranen zurecht fragen dürfen, warum sie sich bei so wenigen Fortschritten Jahr für Jahr eine neue Vollversion kaufen sollen.   

Pro

aktuelle FIFA-Lizenz
gelungene Soundkulisse
leicht erweiterte Spielmodi
gute Steuerung
immer noch ansprechende Präsentation
Onlinemodus (PSP)
überwiegend stabiler Netzcode (PSP)
bessere Defensiv-KI

Kontra

veraltete Ballphysik
kein Online-Modus (PS2)
weniger Minispiele (PSP)
deutliche Slowdowns (Be a Pro) (PS2)
kein Spieler-Editor (PSP)
Kommentare passen nicht immer
kein Herausforderungs-Modus (PS2)

Wertung

PSP

Die PSP-Fassung bietet mehr Inhalte als das PS2-Pendant und ermöglicht auch Online-Partien.

PlayStation2

Kaum Fortschritte, kein Onlinemodus & Technik-Recycling: Auf der PS2 hat FIFA scheinbar das Ende der Fahnenstange erreicht!

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