Test: Valkyria Chronicles 2 (Rollenspiel)

von Benjamin Schmädig



Valkyria Chronicles 2
Entwickler:
Publisher: Sega
Release:
03.09.2010
Spielinfo Bilder Videos
Der Krieg ist vorbei - es lebe der Krieg! Und was sollte man im Genre des martialischen Schachschiebens auch anderes erwarten? Nur ist es diesmal nicht der Zweite Europäische Krieg, sondern eine Rebellion, die den Gallianern zu schaffen macht. Löblich, dass Sega der PSP mal keine Vorgeschichte und keinen Ableger, sondern eine waschechte Fortsetzung zudenkt! Bleibt die Frage, ob Valkyria Chronicles II beim Sprung von PS3 auf PSP Federn lassen muss?

Live dabei

Ein Bäcker! Man überlege sich das mal: Da gewinnt Welkin Gunthers Truppe den Krieg um ein frei erdachtes Europa quasi im Alleingang und was ist zwei Jahre später aus dem großen Taktiker geworden? Ein Bäcker! Gut, genau genommen streift er durchs Land und fotografiert die Fauna und seine inzwischen mit ihm verheiratete Kameradin Alicia schmeißt die Backstube. Ja, das hat ziemlich wenig damit zu tun, dass im Nachfolger Kadett Avan Hardins und seine Mitschüler im Rampenlicht stehen. Deren Geschichte ist allerdings genauso hanebüchen. Der neuerliche Sprechblasenquatsch übertrifft sogar den zumindest grundsätzlich ernsthaften Vorgänger. Vielleicht spielt die Handlung ja deshalb kaum eine Rolle, weil sich alles um die witzig in Szene gesetzten Figuren dreht.

Video: Avan macht sich bereit für den Krieg - mit viel Schwung und guter Laune.
Denn die müssen immerhin eine Rebellion innerhalb Gallias unterdrücken, während Welkins ehemalige Kameraden anderswo zur Sicherung des erst zwei Jahre jungen Frieden abgestellt wurden. Doch welcher der Charakterköpfe ist für welchen Einsatz am besten geeignet?

Die Eigenheiten der Kämpfer entstammen ebenso dem PS3-Erstling wie die wichtigste spielerische Besonderheit: die Mischung aus Rundentaktik und Echtzeitkampf. Hier werden keine starren Symbole über eine Landkarte gezogen, hier bewegt man die zu setzende Einheit live und per Schulterblick über das Schlachtfeld. Natürlich finden im Moment des Zugs nicht sämtliche Truppenbewegungen in Echtzeit statt. Man steuert die gewählte Einheit aber manuell, geht hinter Sandsäcken oder Mauern in Deckung und gerät sogar unter Beschuss, weil Truppen mit Gewehren und Pistolen automatisch das Feuer eröffnen. Jeder Zug kostet einen Kommandopunkt und um eine gute Wertung zu erhalten, muss man je nach Auftrag möglichst schnell alle Feinde ausschalten oder die gegnerische Basis einnehmen. Hier kommt eine weitere Besonderheit ins Spiel: Jede Einheit darf theoretisch in jeder Runde so viele Züge ausführen wie Kommandopunkte vorhanden sind. Mit jedem folgenden Zug kann sie zwar weniger weite Strecken zurücklegen, trotzdem kann das mehrmalige Ziehen wichtig sein.

Stück- statt Gesamtkunstwerk

Anders als auf PS3 finden die Gefechte dabei nicht in weitläufigen Arealen statt. Stattdessen führt der Weg durch enge, verwinkelte Schauplätze, die in zwei oder drei kleine Gebiete unterteilt sind. Ist die Handheld-Weiterführung dem Original also unterlegen, weil man lediglich im richtigen Augenblick mit den richtigen Truppen das Ziel stürmen muss? Nein, im Gegenteil sogar. Es stimmt zwar, dass die fehlende Freiheit das Geschehen wesentlich überschaubarer macht - das Gefühl, als großer General zu dirigieren, kommt nie auf. Im Kleinen geben aber gerade gut befestigte Positionen richtig schwere Kopfnüsse auf. Ähnliches gilt für die Teilung der Einsatzgebiete, denn natürlich ist es ernüchternd, nur in kleinen Arealen zu taktieren. Das wird dadurch ausgeglichen, dass man seine
Bis auf kleine Änderungen gleichen die Kämpfe denen des PS3-Vorgängers.
Einheiten meist schon vor dem Kampf an verschiedenen Lagern absetzen darf. So könnte man über die gut verteidigte Brücke direkt zum Ziel marschieren, den langen Weg wählen oder den Feind gar in die Zange nehmen. Ähnlich wie im ersten Valkyria Chronicles kann man später dann an jedem eroberten Lager ungenutzte Einheiten in den Kampf schicken. Anders als auf PS3 gibt es jedoch bedeutend mehr Lager und gewählte Kämpfer werden sofort eingesetzt, anstatt erst im folgenden Zug das Spielfeld zu betreten. Die taktischen Möglichkeiten sind damit vielfältiger.

Dazu tragen auch die neue Moral und die veränderte Verarztung bei: Wird ein Kadett verletzt, muss man zwar immer noch binnen drei Runden einen Kameraden zu ihm oder ihr schicken, um den Verwundeten im Krankenlager wieder aufzupäppeln. Kommt die Rettung zu spät, stirbt der Verwundete allerdings nicht mehr, sondern wird drei Missionen lang im Lazarett kuriert. An die Stelle von Verzweiflungstaten rückt also die Entscheidung, ob man die Rettung riskieren sollte. Die allgemeine Moral wirkt sich hingegen auf die Kampfkraft aller Einheiten aus. Sie wird nicht nur von der Anzahl der Abschüsse bestimmt, sondern auch von der Menge der eroberten Lager. Gerade später könnte es deshalb wichtig sein, erst den Siegeswillen zu steigern, bevor man eine feindliche Stellung angreift. Andererseits sollte man auf keinen Fall dem Feind zu viele Lager überlassen.

    

Kommentare

LucaBlight schrieb am
also ihr hält mich bestimmt für verrückt,aber ich spiele mehr psp als ps3!
|Chris| schrieb am
Sag nicht du fandest den Anime zu Teil 1 besser als das Spiel, war doch genau inhaltsgleich Oo
Der Anime war noch etwas flacher, da konnte auch Sylvaria nicht gegensteuern ;) Ich wollte damit nur sagen, das ich mir nicht beides zuzulegen brauche.
$tranger schrieb am
Sag nicht du fandest den Anime zu Teil 1 besser als das Spiel, war doch genau inhaltsgleich Oo
Das wird sich (sofern es denn eine Umsetzung geben wird) bestimmt auch im nächsten Ableger nicht ändern ;)
|Chris| schrieb am
Ich war bereits beim ersten Teil kein Freund des (typisch für viele Spiele aus Japan) unglaubglich naiven Umgangs mit der Thematik. Ich erwarte kein 'Die Brücke' aber zumindest nicht die Stimmung und den Spannungsbogen eines Schulausflugs.
Ich warte dann auf den Anime.
Jimbei schrieb am
ShaneRR hat geschrieben:Sony soll mal endlich eine PSP-Emulation für die PS3 raus bringen. [...] Ich hoffe Sony bringt doch mal einen Emu raus. Gerne auch für $$$. :)
Sony ist sich doch allein schon dafür zu fein, die bereits von nahezu Anfang an fertige PS2-Emulation nachzupatchen (die sie ja frecherweise einfach mal entfernt hatten). Ich frage mich echt, was die reitet... Geldgier: ja, kann ich verstehen (verachten tu ich's trotzdem). Aber die PS2 wird in keinem Geschäft mehr in meiner Stadt verkauft. Die werden's vielleicht gar nicht mehr veröffentlichen, weil es sich halt nicht mehr finanziell lohnt (=sie kriegen kein Geld hinterhergeschoben) - eine Schweinerei, wie ich finde (und da sagt man MS ist böse und geldgierig - und ja, ich habe beide Konsolen, sogar noch die Wii). Aber wer weiß, vielleicht "vertröstet" Sony uns ja mal mit tollen upgescalten 'Remakes'. Wayne, PS2 anschmeißen und mittels Homebrew und YUV-Kabel auf 480p skalieren, ist auch nicht übel.
Und zur PSP-Emulation: :lol:
@Spiel: 'Nen Zehner, dass sie's auf PS3 portieren, wer setzt mehr?
schrieb am