Dust: An Elysian Tail27.08.2012, Jens Bischoff
Dust: An Elysian Tail

Im Test:

Mal wieder Lust auf ein klassisches Action-Adventure in 2D? Auf malerische Kulissen, liebevoll animierte Sprites und hüpffreudige Kämpfe? Dann könnte Dust: An Elysian Tail genau das Richtige sein. Wie gut es wirklich ist, verrät der Test.

Fabelhafte Odyssey

Dust ist nicht nur der Titel des Spiels, sondern auch der Name des tierischen Protagonisten, der irgendwo im Wald zu sich kommt und sich an nichts erinnern kann. Zusammen mit einer sprechenden Klinge und deren besorgten Wächterin Fidget macht sich Dust auf den Weg ins nächste Dorf, wo er sich Antworten über seine Vergangenheit erhofft, die weit düsterer und blutiger scheint als gedacht...

Es beginnt eine Odyssee quer durchs Fabelreich Falana, die ihm nicht nur sich selbst, sondern auch einer irgendwie mit ihm verknüpften Bedrohung immer näher bringt. Dust durchstreift malerischer Kulissen voller Gegner und anderer Hürden, die es zu überwinden gilt. Mal muss nur eine Felswand zertrümmert, mal einem Schneesturm getrotzt, mal einer ganzen Armee standgehalten werden.

Mit der Zeit erlangt Dust nicht nur kostbares Wissen über sich und seine Welt, sondern wird auch im Kampf immer stärker, im Überwinden von Hindernissen immer geschickter. Er lernt sich seine Umgebung zu nutze zu machen, in dem er explosive Früchte zweckentfremdet, aus gesammelten Materialien neue Ausrüstung zu basteln sowie durch enge Tunnel zu rutschen, sich an glitschigen Ranken festzuhalten oder sich hoch in die Lüfte zu schrauben.

Spannende Entdeckungsreise

Die Figuren sind alle tierischer Herkunft und bitten Dust oft um Hilfe bei persönlichen Dingen.
Die Figuren sind alle tierischer Herkunft und bitten Dust oft um Hilfe bei persönlichen Dingen.
Mit jeder neu erworbenen Fähigkeiten dringt Dust noch tiefer in die Spielwelt vor, entdeckt noch mehr Schätze und Geheimnisse und wird noch stärker und entschlossener. War er ein skrupelloser Killer? Ein Massenmörder? Ein Rassist? Und wenn ja, warum? Er ist doch eigentlich eher ruhig, mitfühlend und hilfsbereit. Hin und wieder nimmt er sogar Aufträge aufgebrachter Dorfbewohner an, die seltene Kräuter suchen, Nachrichten übermitteln oder fiese Monster aus dem Weg geräumt haben wollen.

Nichts allzu Spektakuläres, aber der Lohn ist manchmal gar nicht ohne und das meiste kann man sowieso locker nebenbei erledigen. An Widersachern und Beutemöglichkeiten besteht aber auch so kein Mangel. Praktisch ist, dass man alles, was man einmal verscherbelt hat, fortan dauerhaft im Sortiment geführt und regelmäßig aufgestockt wird. Der bis zu den entlegensten Orten reisende Händler bietet aber nicht nur weiterverarbeitbare Rohstoffe, sondern auch regenerative Speisen, schützende Rüstungen, magischen Schmuck und durchschlagskräftige Waffen-Upgrades feil.

Zudem darf man bei jedem Stufenanstieg entweder seiner Lebensenergie, Abwehr, Angriffsstärke oder Feuerkraft einen kräftigen Boost verpassen. Fürs Schießen ist übrigens Begleiterin Fidget zuständig, die anfangs lediglich Windsalven, später aber auch Flammen und Blitze spucken kann. In Kombination mit Dusts Klingenwirbel-Attacke können sich sogar regelrechte Hagelstürme, Feuersbrünste und Blitzgewitter zusammenbrauen, die ganzen Horden von Angreifern den Garaus machen.

Elegantes Schnetzeln

Während sich Dust auf sein Schwert verlässt, feuert Begleiterin Fidget elementar geladene Geschosse ab.
Während sich Dust auf sein Schwert verlässt, feuert Fidget elementar geladene Geschosse ab.
Ansonsten schlitzt sich Dust den Weg mit schnellen, eleganten Klingenhieben frei, die sich nahtlos mit Sprüngen, Würfen, Wirbelattacken, Beinfegern und Ausweichmanövern kombinieren lassen. Die Steuerung ist dabei angenehm handlich und intuitiv. Selbst für mächtige Konter muss man einfach nur im richtigen Moment die Angriffstaste etwas länger gedrückt halten und schon richtet man beim kurz benommenen Gegner verheerenden Schaden an.

Wer nicht aufpasst, kann aber auch im Nu selbst heftige Gegentreffer kassieren, während besonders geschickte Schwertschwinger immer Schwindel erregendere Trefferserien landen und immer fettere Erfahrungsboni kassieren. Das spiel an sich kann man jedoch vielfältig an seine eigenen Vorlieben anpassen. So lässt sich nicht nur der Schwierigkeitsgrad in vier Stufen regulieren, sondern auch die Spielanzeigen individuell skalieren und platzieren sowie Stufenaufstiege, Heilungen, Schusssalven oder gar Konversationen automatisieren.

Gesprochen wird ausschließlich englisch, wenn auch mit diversen Dialekten und Akzenten. Untertitel gibt's hingegen auch auf deutsch. Übersetzung und Sprachausgabe

Die liebevoll gestalteten Kulissen könnten Zeichentrickfilmen entstammen.
Die liebevoll gestalteten Kulissen könnten Zeichentrickfilmen entstammen.
sind dabei sehr hochwertig, wobei wirklich jede einzelne, noch so unbedeutende Dialogzeile vertont wurde. Der Atmosphäre tut das sehr gut und auch die gefühlvolle musikalische Untermalung kann sich absolut hören lassen.

Eindrucksvolle Spielwelt

Die grafische Inszenierung im Zeichentrickstil ist ebenfalls über jeden Zweifel erhaben und zaubert neben prächtigen Kulissen auch ungemein stimmungsvolle sowie Spiel beeinflussende Wind-, Wetter- und Lichteffekte auf den Bildschirm. Es sieht nicht nur toll aus, sondern fühlt sich auch bedrohlich an, wenn sich Dust auffrischenden Windböen entgegenstemmt, vor heranrollenden Lawinen flüchtet oder leuchtende Pflanzen durch stockfinstere Höhlen wirbelt.

Das Leveldesign ist wirklich erstklassig und bietet trotz recht kompakt gehaltener Areale samt praktischer Kartenfunktion viel zu entdecken und zu bewältigen. Dadurch, dass man immer wieder neue Fertigkeiten erlernt, lassen sich auch in bekannten Gebieten später noch lukrative Schätze finden. Neben Geld, Rohstoffen und anderen Gegenständen findet man hin und wieder auch besonders gut verschlossene Truhen, in denen Helden anderer

Die Bossgegner können immensen Schaden verursachen, wenn man nicht rechtzeitig ausweicht oder kontert.
Bosse können immensen Schaden verursachen, wenn man nicht rechtzeitig ausweicht oder kontert.
Spiele wie Braid, Spelunky, The Maw oder Super Meat Boy eingesperrt wurden. Wer diese befreit, tut nicht nur Gutes, sondern erhält auch dauerhafte Gesundheitsboni.

In der Regel gehen den ungewöhnlichen Befreiungsaktionen auch noch entsprechend gestaltete Spielabschnitte voraus. Die jeweilige Hommage an Fez, Bastion oder The Dishwasher ist zwar kurz, aber wie auch die sporadischen Bosskämpfe und Story-Sequenzen liebevoll implementiert. Für ambitionierte Punktejäger gibt es hingegen spezielle Wettkampfarenen, in denen man unter Zeitdruck eine Reihe von Hindernisparcours bewältigen und die Ergebnisse anhand von Online-Ranglisten vergleichen kann. Auch der allgemeine Spielfortschritt lässt sich so mit dem von anderen messen. Langeweile dürfte so schnell jedenfalls keine aufkommen.

Fazit

Dust ist nicht nur ein exzellentes 2D-Abenteuer für Fans klassischer Action-Adventures im Stile von Metroid und Castlevania, sondern eine unglaublich charmante Liebeserklärung an das gesamte Genre. Hier wird traditionelle Spielmechanik in attraktive Tücher gehüllt und als stimmungsvolles Ganzes serviert: Es spielt sich herrlich rund, sieht verdammt gut aus und motiviert ungemein. Story, Umfang sowie Inszenierung überzeugen und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Lediglich das Questdesign präsentiert sich streckenweise etwas eintönig, das umso attraktivere Leveldesign macht dieses Manko aber mehr als wett. Bis alle Orte entdeckt, Hindernisse bewältigt, Schätze geborgen und Geheimnisse gelüftet sind, wird man jedenfalls bestens unterhalten und aufzuhören fällt äußerst schwer. Bitte mehr davon!

Pro

attraktives Leveldesign
intuitive Kampfaction
reizvolle Charakterentwicklung
interessantes Szenario
zauberhafte Inszenierung

Kontra

eher unspektakuläres Questdesign

Wertung

360

Fabelhaftes 2D-Abenteuer alter Schule, attraktiv verpackt.

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