Test: Scrap Metal (Rennspiel)

von Mathias Oertel



Scrap Metal
Entwickler:
Publisher: Microsoft
Release:
10.03.2010
Spielinfo Bilder Videos
Die House Party auf Xbox Live Arcade geht weiter: Nachdem Toy Soldiers bereits als Tower Defense-Variante mit Action-Kick punkten konnte und nur knapp an Gold scheiterte, muss sich jetzt  Scrap Metal in der Arena beweisen. Was haben die explosiven Auseinandersetzungen auf vier Rädern auf dem Kasten?

Explosive Micro Machines 

Ich möchte darum bitten, sich kurz zu erheben. Danke schön! Und jetzt dürfen sich alle wieder setzen - bis auf diejenigen, die Sonys Twisted Metal-Serie kennen. Nein, man muss sie nicht zwingend gespielt haben, nur kennen. Und von diesen bleiben bitte alle stehen, die Micro Machines kennen. Hmmm. Und jetzt setzen sich bitte alle, die nichts mit dem Namen Rock'n'Roll Racing anfangen und daher auch nicht den damaligen Entwickler nennen können - richtig: Es war Blizzard, seinerzeit noch unter dem Namen Silicon & Synapse! All diejenigen, die jetzt noch stehen, dürften wie ich mit Scrap Metal glücklich werden, vereint es doch die herausragenden Eigenschaften der drei genannten Titel.

Irgendwo zwischen Twisted Metal und Rock'n'Roll Racing: Willkommen in der Welt von Scrap Metal.
Man ist zwar nicht mit Spielzeug-Karren wie in Micro Machines unterwegs, doch die sehr steile Vogelperspektive ist nicht nur übersichtlich, sondern weckt auch visuelle Erinnerungen an die Mini-Racer von Codemasters.
Twisted Metal entliehen hingegen ist der ausufernde Einsatz von Waffen: Jedes der Fahrzeuge im gut ausgestatteten Fuhrpark ist mit einem "Schrottmacher" ausgerüstet, deren Repertoire von einfachen MGs bis hin zu potenten Granatwerfern reicht.
Und mit Rock'n'Roll Racing, dem Urahn vehikulärer Schrottorgien, hat man schließlich den knackigen Metal-Soundtrack, das Aufrüsten der Fahrzeuge sowie die brachiale Attitüde gemeinsam, die insgesamt nicht ganz so düster  wie in Twisted Metal wirkt, sondern eher witzige Untertöne hat.

Redundante Missionsvielfalt

Dies sind jedoch nur die Grundzutaten. Denn das Salz in der Einzelspieler-Suppe sind die Missionen, die an jedem der überschaubaren, aber mit Kreuzungen, Sprüngen und fiesen Kurven versehenen Kurse erledigt werden können.
Dabei geht man weit über das normale "Gewinne das Rennen" oder "Mache alle Gegner platt" hinaus. Diese gibt es in ihrer Rohform zwar auch, doch mit zahlreichen Varianten wie z.B. Last Man Standing (Eliminierung nach jeder Runde), Schutzmissionen (ein bestimmtes Fahrzeug darf nicht zerstört werden), Bosskämpfen oder Allein-gegen-Alle (man ist natürlich der "Allein"), um nur einige zu nennen, wird ein beachtliches Potenzial angezapft.
Allerdings hat man etwa zur Hälfte der brachialen Auseinandersetzungen nahezu alle Varianten kennen gelernt und wird nicht mehr so überrascht wie in der Anfangsphase. Und ab diesem Moment fallen einem auch die Schwächen von Scrap Metal deutlicher ins Auge.
Dazu gehört z.B. die KI, die zwar nur höchst selten offensichtliche Gummiband-Allüren zeigt, so dass man sich gehörig anstrengen muss, um nach einem kapitalen Fehler wieder an die Spitze zu preschen. Doch dafür rast sie mitunter unnötig in die nächste Bande, lässt sich ebenso unnötig von einem Reifenstapel durcheinander bringen und reagiert vor allem in den Destruction Derbys mit Waffeneinsatz im wahrsten Sinne des Wortes als Kanonenfutter. Fährt man hier weitestgehend im Kreis, kann man nicht nur sicher sein, dass sich die KI-Fahrer gegenseitig das Licht auspusten, sondern auch, dass sie irgendwann ihre Skriptstrecke abfahren, auf der man sie relativ leicht aufs Korn nehmen kann.

Leider taucht dieses Problem auch immer wieder bei den Bosskämpfen auf: Hat man einmal die Route eines Gegners ausbaldowert, kann man sich immer wieder an der gleichen Stelle auf die Lauer legen, den Boss unter Beschuss nehmen
In der Solo-Kampagne warten zahlreiche gut gestaltete Strecken mit abwechslungsreichen Missionen.
und sicher sein, dass er demnächst wieder ahnungslos vorbei rauschen wird... Reagierende KI sieht definitiv anders aus. Es hätte auch nicht geschadet, wenn man den KI-Rowdys erlaubt hätte, Power-Ups wie Schilde oder Sonderwaffen wie Öllachen zu benutzen. Die sind jedoch nur den Fahrern vor dem Bildschirm vorbehalten.

Das ändert jedoch nichts daran, dass Scrap Metal insgesamt für Solisten fordernd ist, wobei die KI-Macken gelegentlich auch für unfaire Momente sorgen, die sich allerdings in überschaubaren Bereichen aufhalten und nur selten an der Motivation nagen.

Steuerungs-Probleme

Doch darüber könnte man angesichts der kurzweiligen und explosiven Action, die sich auf dem Bildschirm entwickelt, weitestgehend problemlos hinwegsehen. Wenn, ja wenn es nicht immer wieder Probleme mit der Kontrolle des eigenen Untersatzes geben würde.
Dass man dank eines Upgrade-Systems sowie einer gut eingesetzten und innerhalb der Spielwelt glaubwürdigen Physik mit hochgezüchteten Karren Schwierigkeiten hat, diese auf der ohnehin nicht besonders mit Haftung ausgestatteten Straße zu halten, ist in Ordnung und sorgt für zusätzliche Herausforderung.

Mit der "relativen" (Fahrzeug bewegt sich in die Richtung, in die man den Stick drückt) sowie der "absoluten" Steuerung (quasi klassisch: über Links-/Rechts-Bewegung steuert man das Fahrzeug, als ob man drin sitzt), die man auch aus Micro Machines kennt, werden zwei Varianten angeboten - was grundsätzlich lobenswert ist und alle Geschmäcker zufrieden stellen sollte.
Nur: Beide haben leider mit Problemen zu kämpfen. Die relative Variante z.B. lässt nicht zu, dass man den Rückwärtsgang über eine Stick-Bewegung entgegengesetzt zur derzeitigen Fahrtrichtung initiiert - was beim ersten Lesen vielleicht kompliziert klingt, aber angesichts der gewählten Steuerung logisch wäre. Stattdessen muss eine Schultertaste gedrückt werden. Sicher: Es ist nur ein kleiner Aufwand. Da man aber vergleichsweise häufig rückwärts fahren muss (und sei es nur, um sein Fahrzeug nach einer Karambolage wieder in die richtige Richtung schlittern zu lassen), ist diese Methode unglücklich - obwohl die relative Steuerung an sich sehr eingängig ist.

Die absolute Variante hingegen erfordert etwas Eingewöhnung und über den kompletten Zeitraum hinweg ein gewisses Maß an Konzentration. Vergisst man auch nur einen Moment, dass man aus der Vogelperspektive steuert, kann man schneller in der Mauer landen, als einem lieb ist.

Partyspaß?

Schnappt man sich wahlweise drei weitere menschliche Crash-Fahrer für zünftige Splitscreen-Duelle oder sucht sich im Internet ebenfalls maximal drei weitere Gegner, werden frei nach dem Motto "Geteiltes Leid ist halbes Leid" die Steuerungsmankos relativiert.
Wahlweise kann man auch per Splitscreen ins Gefecht ziehen oder die Xbox Live-Welt zum Kampf herausfordern - leider ist online die Teilnehmerzahl ebenfalls auf vier begrenzt.
Dafür jedoch hat man mit anderen Kleinigkeiten zu kämpfen: Offline ist die Übersicht durch den geteilten Bildschirm nicht ganz optimal. Online hingegen gibt es erstaunlicherweise kaum Spieler. Zumindest in den Tagen, in denen ich mich auf den Test vorbereitet hatte, war es zwar nicht unmöglich, Sessions zu finden, aber es hat lange gedauert. Weiterhin ist schade, dass auch online nur maximal vier menschliche Fahrer Platz finden, während in vielen Rennen der Solo-Kampagne deutlich mehr KI-Piloten unterwegs sind.Dafür allerdings gab es keinerlei Lags zu verzeichnen.
Das wäre angesichts der größtenteils nur zweckmäßigen Kulisse, die bei den Umgebungen häufiger mit maximal durchschnittlichen Texturen auffällt, auch verwunderlich. Auch die eigentlichen Stars, die Boliden, wachsen hinsichtlich aufwändiger Details nur selten über sich hinaus, zerfallen aber bei ständigem Beschuss nach und nach formvollendet in ihre Einzelteile, bevor schließlich eine gleißende Explosion das Ende der aktiven Rennteilnahme bedeutet.

    

Kommentare

RPG-Gamer schrieb am
Das erinnert mich an das Rockn Roll racing auf dem ehrwuerdigen Snes.Mir gefiel die Demo,nur fuer 1200 MS warte ich lieber auf kommende Highlights wie:
Final Fight1,Sonic4,Sonic Adventure 1 ,Rocket Knight Adventures und earthworm Jim1
panikdaemontool schrieb am
Naja, natürlich müssen die Entwickler auch was verdienen.
Die Frage ist nur, ob man nicht mehr Spiele für 800Points verkaufen würde, als für 1200.
Denn das ist so ein Psychologischer Schwellenwert und war im übrigen auch ein Grund für mich, das Spiel nicht zu kaufen.
Man muss alles in Relation sehen...
SiegerTyp schrieb am
Lord_Zero_00 hat geschrieben:Immer dieses "1200" sind zuviel für XBLA Games.
Ich muss mir nur anschauen was am Anfang für XBLA alles für 400-800 Points erschienen ist (worüber sich keiner beschwert hat) und wie wenig diese Spiele im Vergleich zu vielen heutigen XBLA Titeln bieten.
Gut, auf diesen Titel mag es nicht ganz zutreffen (mein Fall war die Demo auch nicht).
Falls es dir nicht aufgefallen ist, ist es überall so. Alle weinen aus irgendeinem Grund rum, weil sie etwas zu teuer finden. Das Menschen mit solchen Sachen ihren Lebensunterhalt verdienen, daran denkt natürlich keiner, geschweige denn an die Arbeit die hinter solchen Sachen manchmal steckt. Naja ist eh nichts anderes zu erwarten, so läuft das halt wenn man nicht nachdenkt und erstmal seinen scheiss niederschreibt. Kann gleich losgehen bin schon fertig, bin gespannt wie oft das Wort "Microsoft" und "Abzocke" in den kommenden Postings vorkommt.
Lord_Zero_00 schrieb am
Immer dieses "1200" sind zuviel für XBLA Games.
Ich muss mir nur anschauen was am Anfang für XBLA alles für 400-800 Points erschienen ist (worüber sich keiner beschwert hat) und wie wenig diese Spiele im Vergleich zu vielen heutigen XBLA Titeln bieten.
Gut, auf diesen Titel mag es nicht ganz zutreffen (mein Fall war die Demo auch nicht).
Grauer_Prophet schrieb am
Ich fand die Demo schon bescheiden ich hols mir nicht
schrieb am