Test: International Athletics (Sport)

von Jens Bischoff



International Athletics
Entwickler:
Release:
kein Termin
28.11.2008
25.07.2008
16.09.2009
Spielinfo Bilder  
International Athletics ging bereits letztes Jahr anlässlich der Olympischen Spiele in Peking auf Kundenfang - allerdings nur auf PSP und etwas später auf DS. Kurz nach der Leichtathletik-WM in Berlin dürfen sich jetzt auch Wii-Sportler im Zehnkampf und ein paar weiteren Disziplinen messen. Besser spät als nie?

Zurück zu den Wurzeln

Wer erinnert sich noch an Leichtathletik-Klassiker wie Decathlon oder International Track & Field , die in geselliger Runde trotz oder gerade wegen ihrer simplen Spielmechanik für unvergessene Stunden vor dem Bildschirm gesorgt haben? Kraft oder Geschwindigkeit aufbauen und einen perfekten Abwurf- oder Absprungwinkel zu bestimmen, war alles was man brauchte.
Klassische Disziplinen und Steuerungsmethoden machen Laune, die rückständige Technik leider nicht. 
Klar, das primitive Stick-Rütteln oder Tastenrubbeln war der Tod vieler Joysticks bzw. -pads, aber irgendwie war's das am Ende doch auch wert. Ich weiß noch, wie kreativ manche wurden, um noch ein paar Extra-Zehntel oder -Zentimeter raus zu holen: Anfangs kassierte jemand, der sich plötzlich seinen Socken über die Hand stülpte noch hämisches Gelächter. Als ihm der Erfolg Recht gab, rubbelten aber plötzlich alle mit blankem Fuß und Strumpfbandagen, missbrauchten ihre Kappen oder gingen mit gezückten Feuerzeugen an den Start.

International Athletics besinnt sich zurück auf diese schnörkellosen Brachialtugenden. Kein Nachahmen komplexer Bewegungsabläufe, kein Auswendiglernen irgendwelcher Befehlsketten, einfach nur wie blöd Remote und/oder Nunchuk schütteln, ein gut getimter Knopfdruck und dann hoffen, dass man besser als die anderen war. Und das gute daran: Es geht nichts dabei kaputt! Zumindest keine Controller - Muskelkater oder Sehnenscheidentzündungen sind hingegen nicht auszuschließen. Doch keine Sorge, nicht alle Disziplinen setzen auf brachiale Rüttelkünste. Beim 1.500-Meter-Lauf ist man sogar heilfroh, dass man nicht dreieinhalb Minuten lang ein Drumsolo mit konstant über 300 Beats per Minute hinlegen muss.

Das wichtigste vergessen

Aber muss die Alternative ausgerechnet ein grenzdebiles Rhythmusspiel für Koma-Patienten sein? An und für sich hätte man die Disziplin ja auch ganz weglassen können, aber sie gehört halt nun mal zum klassischen Zehnkampf dazu. Genauso wie 100-Meter, 400-Meter, 110-Meter-Hürden, Weitsprung, Hochsprung, Stabhochsprung, Kugelstoßen, Diskuswerfen und Speerwerfen.
Beim zehrenden 1.500-Meter-Lauf ist glücklicherweise eher Timing als Ausdauer gefragt.
Hinzu kommen Hammerwerfen, Bogenschießen sowie Pistolenschießen auf stationäre und Gewehrschießen auf bewegliche Zielscheiben. Ein solides, wenn auch nicht allzu üppiges Angebot aus Lauf-, Sprung-, Wurf- und Schießwettbewerben. Doch jetzt kommt der große Dämpfer: Es können maximal zwei menschliche Teilnehmer antreten. Nicht einmal zusätzliche KI-Athleten sind im Multiplayer erlaubt. Hallo? Wer zur Hölle hat sich das denn ausgedacht? Damit wird einem eigentlich ausschließlich als Partyspiel funktionierenden Titel jegliche Existenzberechtigung genommen!

Doch damit nicht genug: Es lassen sich auch keine individuellen Wettkämpfe erstellen. Neben dem klassischen Zehnkampf gibt es gerade mal drei vorgefertigte Turniere, bei denen die zu bestreitenden Sportarten nicht geändert werden können. Wer nur Lust auf seine Lieblingssportarten hat, muss diese als zusammenhanglose Einzelwettkämpfe bestreiten. Geht's eigentlich noch? Immerhin haben Solisten die Möglichkeit sich mit sieben Computer-Rivalen in drei Stufen zu messen, wobei die Stufe "Profi" kurioserweise niedriger angesetzt ist als "Fortgeschritten"... Aber egal, wer will schon einen Titel wie International Athletics gegen KI-Konkurrenten spielen? Medaillen kann man zudem nur in Einzelwettstreiten gewinnen, wer bei einem Turnier Goldränge erreicht oder Rekorde bricht, geht leer aus - Spitzenidee!

Glanzloser Untergang

Ähnlich clever hat man sich bei den Bedienungshinweisen und Ladezeiten angestellt. Statt letztere durch erstere zu kaschieren, wird zuerst die Steuerung in Wort und Bild erklärt und erst danach beginnt der unverständlich lange Ladevorgang mit einer Statusanzeige, die genauso willkürlich ist wie die vorwiegend aus der Luft gegriffenen Weltrekordsdaten.
Die Schießdisziplinen lockern den Leichtathletik-Alltag etwas auf, sind aber keine Highlights.
Warum es überhaupt so lange dauert, bis die mickrigen Kulissen und klobigen Athleten samt holprig-träger Mageranimationen geladen sind, ist mir sowieso ein Rätsel. Die Soundkulisse besteht auch nur aus ein paar verrauschten 08/15-Samples, Sprachausgabe fehlt gänzlich, die Grafik wirkt geradezu vorsintflutlich und ein nennenswertes Rahmenprogramm gibt es auch nicht. Selbst die Siegesfeiern sind ein Witz.

Nicht einmal der Charaktereditor weiß mit seinen bescheidenen Anpassungsmöglichkeiten zu überzeugen und Online-Features sucht man sowieso vergebens. Ranglisten gibt es aber auch offline nicht, genauso wenig wie motivierende Freispielmöglichkeiten. Darüber hinaus nerven auch noch viele Kleinigkeiten wie z. B. die dürftige Windanzeige beim Bogenschießen sowie schwammige oder missverständliche Spielhinweise. Doch all das hätte man vermutlich ertragen, wenn die Partytauglichkeit des Spiels gestimmt hätte, die man allerdings durch den witzlosen Mehrspielermodus, das statische Turnierangebot und die belanglose Präsentation sang- und klanglos zu Grabe getragen hat.   

Kommentare

Steppenwaelder schrieb am
Klar, man erinnere sich nur an die PS2. Da war das ganze noch schlimmer. Da waren 9 von 10 Spielen schon zu schade zum ankoten...
,was ja nicht heißt dass die PS2 keine guten Spiel hatte. :wink:
Mac-EichelHea schrieb am
hier werden aber auch echt nur die absoluten schrott titel getestet, die eh kein schwein intressieren...kein wunder dass da nix bei rum kommt!
4P|Jens schrieb am
Salvathras hat geschrieben:Mir tun ja die armen Redakteure Leid, die allen Ernstes zu diesem Müll einen Test schreiben müssen. Wie macht man das eigentlich in der Redaktion ? Wird da eine Art Glücksrad gedreht oder wirds ausgewürfelt, wer die neueste miserable Minispiel-Sammlung testen muss ?
danke fürs mitgefühl ^^
in der regel bekommt natürlich jeder die spiele zum testen, die er mag bzw. mit denen er sich auskennt. wenn's keine freiwilligen gibt, liegt aber auch einfach mal so was wie international athletics auf dem schreibtisch, ob man will oder nicht XD
Ksueleman schrieb am
tja, low budget hin low budget her, es gibt immer Leute die es kaufen, weil sie es nicht besser wissen...ist halt ne Firmen Strategie, kleinstmögliche Ausgaben, größtmöglichste Gewinne einfahren...hatte ich auch manchmal bei den alljährlichen EA Updates das Gefühl...
schrieb am