DragonBall: Raging Blast25.11.2009, Jan Wöbbeking
DragonBall: Raging Blast

Im Test:

Es wird wieder hektisch vorm Bildschirm: Gemäß der Serientradition dreht sich auch im zweiten HD-Aufguss der Dragon Ball-Saga alles um blitzschnelle Supermoves, knallbunte Explosionen und die grimmigsten Augenbrauen der Galaxis. Leider hat Entwickler Spike bei all der flotten Action die Übersicht aus den Augen verloren.

Urlaub fürs Gedächtnis

Die Versoftungen zur beliebten Anime-Serie von Akira Toriyama bieten schon seit einigen Jahren einen angenehmen Kontrast zum Prügel-Mainstream: Die Serie bedient sich nämlich nicht beim klassischen Street-Fighter-Prinzip, bei dem ein Kämpfer rechts, sein Kontrahent links steht und beide sich mit einem Wust von Tastenkombinationen bearbeiten.

Die Charaktere sehen ihren Anime-Vorbildern erfreulich ähnlich...
Stattdessen fliegen ansehnlich gestaltete Manga-Krieger durch große dreidimensionale Arenen und kennen nur eine überschaubare Anzahl von Grundattacken, welche durch ein paar Kombos und Super-Attacken verfeinert werden.

Ein gigantischer Energiestrahl lässt sich z.B. durch ein einfaches Drücken des rechten Analogsticks in eine von vier Richtungen auslösen. Die mächtige Attacke taucht die komplette Kulisse dann in ein anderes Licht und setzt dem Gegenüber gehörig zu, leert aber auch die eigene Leiste mit der "Ki" genannten Angriffs-Energie. Dank der einsteigerfreundlichen Mechanik ist Dragon Ball: Raging Blast wie geschaffen für Kampfsportler mit schwachem Gedächtnis - wichtiger als das Auswendiglernen von Tastenkombinationen ist der taktisch kluge Einsatz der Angriffe sowie präzise abgestimmtes Ausweichen und Aufladen der Ki-Anzeige.

Ja wo kämpfen sie denn?

Doch gerade weil gutes Timing der Bewegungen so wichtig ist, fällt das große Manko des Spiels stark ins Gewicht: die nervöse und oft völlig unbrauchbar platzierte Kamera. Im Prinzip ist es nichts Neues für Sayajins, sich kurzzeitig unsichtbar zu machen - sie können schließlich derart schnell von A nach B flitzen, dass nur das geübte Auge die Bewegungen noch erfasst.

...kämpfen aber vor tristen Kulissen
Doch diesmal verschwinden die galaktischen Raufbolde auch deshalb von der Bildfläche, weil die Kamera die Action aus dem falschen Winkel einfängt. Mal löst sich die eigene Figur auf, weil sie neben einer Wand steht, ein anderes mal ist der Gegner nicht mehr zu sehen, weil er sich zu hoch, zu tief oder hinter einem der zerstörbaren Hügel befindet. Dadurch lässt sich natürlich schwer abschätzen, was der Computer gerade im Schilde führt.

Gelegentlich dreht sich sogar die komplette Arena wie ein Kreisel. Einen besonders hübschen Eindruck machen die Kulissen übrigens nicht: Den eintönigen Wiesen und kahlen Berglandschaften fehlt es an Details. Außerdem wird die Bewegungsfreigheit der Charaktere viel zu oft durch nervige Quicktime-Events eingeschränkt. Wird die eigene Figur gerade in von einem Berg zum anderen geprügelt, kann man sich z.B. durch wilde Kreisbewegungen aus der Bredouille befreien. Auch bei gleichzeitig ausgeführten Attacken startet eine Sequenz mit eingeblendeten Knopfkombinationen. Währenddessen schrabbelt eine derart kitschige Mischung aus Gitarrenriffs und Blechbläsern aus den Boxen, dass ich schon nach wenigen Minuten sämtliche Kollegen aus dem Konsolenbüro verjagt hatte.        

Mehr Modi, mehr Spaß?

Spielerisch ist Raging Blast im Vergleich zu seinen Vorgändern ein Rückschritt, doch immerhin hat Spike nicht beim Umfang geknausert. Statt gut 20 Charaktere wie in DragonBall Z: Burst Limit verpassen sich diesmal rund 70 intergalaktische Krieger (inklusive Transformationen) gegenseitig warme Ohren - wahlweise mit englischer oder japanischer Sprachausgabe. Der Wii-Ableger DragonBall Z: Budokai Tenkaichi 3 bot mit über 160 Charakteren aber noch mehr Auswahl. Neu dabei ist Vegeta als Super Saiyan 3, welcher in dieser Form noch nie in der Serie auftauchte. Steuerung, Fähigkeiten und Super-Attacken der Krieger lassen sich ausgiebig konfigurieren.

Ein Großteil der Action spielt sich in luftiger Höhe ab.
Die Zahl der Spielmodi und Einstellungen übertrumpft seinen Vorgänger. Im Hauptmenü wartet ein ganzer Wust an Herausforderungen auf den Spieler. Das Kernstück bilden die Story-Schlachten, in welchen Handlungsstränge von DragonBall und DragonBall Z sowie alternative "Was-wäre-wenn"-Szenarien nachgespielt werden. Leider gibt es zwischen den Gefechten nur triste Textfenster zu sehen. Am flottesten sind die Kämpfe in den Arcade-Modi vorbei: Mal wartet einfach eine Reihe von Gegnern auf eine Abreibung, ein anderes mal geht es ums Überleben mit begrenzter Energie oder um Punktrekorde. In einem der zahlreichen anderen Spielvarianten lassen sich die Anime-Helden für möglichst ausgewogene Tagteam-Matches zusammenstellen. Die beiden Versionen für Xbox 360 und PS3 ähneln sich übrigens grafisch und inhaltlich wie ein Ei dem anderen.

Flüssige Online-Schlachten

Wem der Overkill an Einzelspieler-Modi nicht ausreicht, darf sich die Zähne an menschlichen oder unmenschlich starken Gegnern im Netz ausbeißen. Entweder versammeln sich bis zu 16 Spieler zu einem Turnier oder Duellen vor der Konsole oder es geht online zur Sache. Hat man es nach ein paar Fehlemeldungen geschafft, sich mit einer Lobby zu verbinden, laufen die Kämpfe traumhaft flüssig ab - sogar, wenn das Gegenüber in Japan oder den USA sitzt. Die Spielsuche lässt sich aber auch auf deutsche Gegner beschränken. Zur Wahl stehen unbewertete und Ranglisten-Duelle sowie Turniere für bis zu acht Teilnehmer, welche wahlweise mit Computer-Gegnern aufgefüllt werden. Auch hier glänzt der Titel mit vielen Einstellungsmöglichkeiten - so lässt sich z.B. bestimmen, ob konfigurierte Charaktere zugelassen werden.     

Fazit

Über 70 Krieger, ein Wust an Spielmodi und flüssige Online-Kämpfe: Auf den ersten Blick bietet Dragon Ball: Raging Blast alles, was das Herz eines Anime-Fans begehrt. Doch sobald die Schlacht beginnt, offenbaren sich schon nach wenigen Sekunden die Schwächen des aktuellsten Serien-Ablegers: Die hektische unübersichtliche Kamera macht die blitzschnellen Gefechte zur Geduldsprobe. Auch die häufigen Quicktime-Events stören den Rhythmus. Ein großes Versäumnis ist zudem die schrecklich lieblos nacherzählte Rahmenhandlung. Gerade bei einer Anime-Versoftung muss mehr drin sein als kahle Textboxen. Greift lieber zu einem der durchdachteren Vorgängern, die es mittlerweile zum Schnäppchenpreis gibt.

Pro

<P>
blitzschnelle Zweikämpfe
einfache Grundattacken plus individuelle Feinheiten
zahlreiche Modi
passendes Comic-Design
actionreiche Inszenierung mächtiger Angriffe
flotte und lagfreie Online-Duelle
jede Menge Konfigurationsmöglichkeiten</P>

Kontra

<P>
sehr unübersichtliche Kamera
nervige Quicktime-Events
etwas schwammige Steuerung
Story-Missionen sehr schlicht inszeniert
detailarme Kulissen
brutal kitschiger Japano-Soundtrack
Musikstücke wiederholen sich oft
Verbindungsprobleme in den Online-Lobbys
zahlreiche lange Ladepausen
viel zu langatmiges Tutorial</P>

Wertung

360

Der aktuelle DragonBall-Prügler bietet einen großen Umfang und flüssige Online-Matches, leidet aber stark unter handwerklichen Fehlern wie der extrem unübersichtlichen Kamera.

PlayStation3

Der aktuelle DragonBall-Prügler bietet einen großen Umfang und flüssige Online-Matches, leidet aber stark unter handwerklichen Fehlern wie der extrem unübersichtlichen Kamera.

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